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16.03.13, 16:57
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#1
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
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Zur Rettung Zyperns werden auch Bankkunden kräftig zur Kassa gebeten
Zitat:
„Das ist eine Katastrophe“
Zur Rettung Zyperns vor der Pleite werden in einem beispiellosen Schritt auch Bankkunden kräftig zur Kasse gebeten - im Gegenzug gewährt die Euro-Zone Finanzhilfen von bis zu zehn Mrd. Euro. Alle Konten bei zypriotischen Banken werden mit einer einmaligen Zwangsabgabe belegt. Das Geld wird direkt von den Konten abgebucht. Die Bankkunden reagierten schockiert und wollten sofort an ihr Geld kommen.
So erfuhren die Zyprioten Samstagfrüh nach dem Aufwachen, welche Kompromisse ihre Regierung in der Nacht in Brüssel für internationale Finanzhilfe eingegangen war. Bei Einlagen unter 100.000 Euro wird eine Abgabe von 6,75 Prozent fällig, bei höheren Beträgen sind es fast zehn Prozent - das trifft nicht nur reiche ausländische Anleger wie russische Oligarchen, sondern auch Pensionisten und andere Kleinsparer des Inselstaats. Ein bisher einmaliger Vorgang im Kampf gegen die Euro-Krise.
Lange Schlagen vor Bankomaten
Bereits am frühen Morgen hatten sich in der Hauptstadt Nikosia, der Küstenstadt Larnaka und in anderen Städten Schlangen vor den Bankomaten gebildet. Bankgenossenschaften, die im Normalfall auch am Samstag geöffnet sind, blieben geschlossen. Das Onlinesystem der Banken war außer Betrieb gesetzt. „Das ist eine Katastrophe“, sagte ein 45-Jähriger, der in Nikosia Geld abhob, um sein Erspartes in Sicherheit zu bringen.
Entsprechende Beträge „eingefroren“
Doch das Vorhaben der vielen verärgerten Bankkunden sollte sich als effektlos erweisen: Es habe keinen Sinn, jetzt Geld vom Bankkonto zu holen, erklärte Marios Skandalis, Vizepräsident des zypriotischen Buchhalterverbands: Von der Maßnahme betroffene Konten seien bereits in der Höhe der Sonderabgabe gesperrt, die Guthaben könnten nicht mehr transferiert werden. „Liebe Depotinhaber, der Zeitpunkt, um vor Euren Banken Schlange zu stehen, war letzte Woche, jetzt hat es keinen Sinn. Eure Depots sind jetzt sehr, sehr sicher!“, kommentierte Analyst Sony Kapoor über den Onlinenachrichtendienst Twitter.
Und auf Twitter machten auch verärgerte Tweets die Runde: „Der Zypern-Deal ist genau der Grund, warum ich mein Geld nicht mehr auf der Bank anlege. Brüssel kann einfach so Euer Geld beschlagnahmen“, schimpfte ein Nutzer im Internet. „Die Briten und Russen werden es sich jetzt zweimal überlegen, sich in der Sonne zur Ruhe zu setzen und ihr Geld auf eine zwielichtige Bank einzuzahlen“, kommentierte ein anderer.
Banken müssen gestützt werden
Die zyptiotische Regierung in Nikosia benötigt die Finanzhilfen vor allem, um ihre Banken zu stützen, die wegen des Schuldenschnitts in die Klemme gerieten - und die Bürger sollen kräftig mitzahlen: Ein Pensionist mit 100.000 Euro auf der hohen Kante hat also am Dienstag, wenn die Banken nach einem Feiertag wieder öffnen, fast 10.000 Euro weniger auf dem Konto - und das trotz einer in der gesamten EU geltenden Einlagensicherung für Guthaben für bis zu 100.000 Euro.
Wenigstens habe er Einschnitte bei Löhnen und Renten verhindern können, sagte Zyperns Finanzminister Michalis Sarris. „Wir gehen auf harte Zeiten zu, und die Gürtel werden enger geschnallt.“ Die Regierung in Nikosia hatte mit Eilmaßnahmen dafür gesorgt, dass der fällige Betrag blockiert wird. „Die zyprische Regierung hat bereits mit der Umsetzung begonnen“, sagte das Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Jörg Asmussen, als die Abgabe in der Nacht in Brüssel verkündet wurde.
Zyperns Finanzminister Michalis Sarris deutete an, die Zwangsabgabe könne möglicherweise in Aktien der betroffenen Banken umgetauscht werden. Als Finanzminister sei er nicht glücklich über die Gebühr. „Aber die Aufgabe, den Wohlstand der Menschen und die Stabilität des Systems zu schützen, ließ uns keine andere Wahl.“
Für Nikosia eigentlich „rote Linie“
Eigentlich hatte die zypriotische Regierung bis zuletzt eine Sonderabgabe für Bankkunden zu einer „roten Linie“ erklärt, die nicht überschritten werden dürfe. Doch nach den Verhandlungen sah alles anders aus: Das finanziell marode Land werde mit zehn Milliarden Euro unterstützt, erklärte Euro-Gruppe-Chef Jeroen Dijsselbloem in der Nacht zum Samstag nach mehr als zehn Stunden zäher Verhandlungen in Brüssel - als Bedingung wurde jedoch die Beteiligung der Bankkunden hineinverhandelt.
Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen des Finanzministeriums auf Zypern erfuhr, soll es bei den Verhandlungen zu dramatischen Szenen gekommen sein. Mindestens dreimal soll die zypriotische Delegation bei der Euro-Gruppe kurz davor gewesen sein, abzureisen. Die anderen Europäer hätten Zypern vor die Alternative gestellt, entweder der Sonderbesteuerung der Geldeinlagen zuzustimmen oder zur früheren Währung des Landes, dem Zypern-Pfund, zurückzukehren, berichteten zypriotische Reporter.
Treibende Kräfte hinter der Einlegerbeteiligung waren laut Agenturberichten neben dem IWF auch Deutschland, Finnland und die Niederlande. Asmussen sagte, mit der Steuer würden auch die ausländischen Bankkunden erfasst. Russen und Briten sollen einen großen Teil der auf rund 70 Mrd. Euro geschätzten Bankguthaben halten.
„Gerechte Lastenverteilung“
Dijsselbloem begründete den Beschluss mit der im Vergleich zur sonstigen Wirtschaft des Landes außergewöhnlichen Größe des zyprischen Bankensektors. Die Sonderabgabe zielt auch nicht vorrangig auf die Zyprioten, sondern auf reiche Bankkunden aus dem Ausland - die Insel gilt als beliebte Finanzoase für wohlhabende Russen, aber etwa auch für britische Anleger. Daher sieht Dijsselbloem in der Sondersteuer eine „gerechte Lastenverteilung“: „Wir haben die Lastenverteilung sehr sorgfältig geprüft“, versicherte Dijsselbloem. „Wir bestrafen Zypern nicht“, meinte der Niederländer.
Die Steuer soll 5,8 Milliarden Euro einbringen - das ist aller Voraussicht nach bedeutend mehr, als der Internationale Währungsfonds (IWF) zur Rettung des Landes vor der Pleite beitragen wird. Laut Dijsselbloem soll die Absichtserklärung in der kommenden Woche fertiggestellt werden, so dass die Abstimmungen darüber in den nationalen Parlamenten vollzogen werden könnten.
Unternehmenssteuersatz wird angehoben
Zuvor stimmte Zypern nach den zähen Verhandlungen außerdem zu, seinen rekordniedrigen Unternehmenssteuersatz von zehn auf 12,5 Prozent anzuheben. Zusammen mit Irland hat die Insel damit noch immer die niedrigste Besteuerung, mit der Unternehmen angelockt werden sollen. Russen und Briten sollen einen großen Teil der fast 70 Milliarden Euro Guthaben auf zypriotischen Banken halten. Seit längerem halten sich Vorwürfe, Zypern locke mit niedrigen Firmensteuern und einer lockeren Finanzaufsicht Schwarzgeld an - Zypern bestreitet das.
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16.03.13, 17:06
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#2
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Süchtiger
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Beiträge: 823
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Super, jetzt wird jeder reiche sein Geld aus Gefährdeten Ländern abziehen und damit ist in den jeweiligen Ländern noch weniger Kapital vorhanden.... Also welcher Idiot ist denn nur auf diese Idee gekommen? Der Bankensektor ist Zyperns größter Wirtschaftsbereich, bzw, war es jetzt wohl mal....
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17.03.13, 01:49
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#3
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Profi
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schlau, das ganze erst bekannt zu geben, nachdem die sperren eingerichtet wurden 
dadurch bringt das abheben nix mehr (wie bereits im artikel erwähnt)
was ich nur nicht verstanden habe: der staat enteignet seine bevölkerung, weil die EU das verlangt. soweit klar. aber die meisten bank auf zypern sind private banken....wie kann der staat seiner bevölkerung das geld wegnehmen, das auf privaten banken liegt?
um mal einen vergleich anzustellen: deutschland geht pleite und der staat enteignet bei porsche die fahrzeuge, um sie dann im ausland zu verkaufen.
vergleich passt zwar nciht so genaz genau, aber schon ziemlich suspekt das ganze
Zitat:
Zitat von DragonSinS
Deutschland! Gib endlich die Drecks EU auf, Schaff den Scheiß Euro ab und hau wieder die D-Mark raus! Dann gehts Deutschland in 5 Jahren wieder Richtig gut und wir müssen keine Bettelnden Volltrottel Länder mehr mit Geld vollstopfen weil die zu dumm sind ihre scheiß Länder richtig zu verwalten!
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was hat denn bitteschön die nachricht über zypern mit deutschland zu tun? des weiteren: rate mal, wieso es deutschland momentan so gut geht? warum die wirtschaft abgeht wie schmidts katze! wenn deutschland die EU verlassen würde, wären wir innerhalb von 10 jahren auf dem stand von italien
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18.03.13, 18:01
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#4
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Chuck Norris
Registriert seit: Sep 2009
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Zitat:
Zitat von luluk
Deutschland sollte der EU austreten und unabhängig werden, den Euro aber beibehalten und die Grenzen offen lassen. So hat man das Problem mit den Export auch gelöst.
Die EU geht zwar ringsum Pleite aber müssen für die Unfähigen Länder nichts mehr Zahlen.
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Was machen wir denn mit den ganzen Arbeitsplätzen in der Exportbranche? Ist scheinbar ein ziemlich endliches Konzept.
Zitat:
Zitat von bambamfeuerstein
was ich nur nicht verstanden habe: der staat enteignet seine bevölkerung, weil die EU das verlangt. soweit klar. aber die meisten bank auf zypern sind private banken....wie kann der staat seiner bevölkerung das geld wegnehmen, das auf privaten banken liegt?
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Eine Sondersteuer auf Einlagen ist normalerweise kein Problem, aber ich kenne auch das zypriotische Gesetz nicht. Es ist sowieso unerheblich, da
Der eigentliche Knaller ist, dass wir hier wieder eine Kapitalflucht auslösen, die wir ja glaubten entschärft zu haben. Die Schweiz darf sich jedenfalls freuen, ebenso wie jede andere Steueroase auf diesem Planeten. Das bringt wieder die Banken der Krisenländer ins wanken -> noch mehr Rettungsgelder. Und Schäuble hat nichts besseres zu tun als die Schuld der neuen zypriotischen Regierung in die Schuhe zu schieben, was angesichts der Faktenlage wohl glatt gelogen ist. Es ist wohl eher so, als ob die üblichen Verdächtigen aus wieder diesen Schritt ausdrücklich wollten.
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17.03.13, 21:39
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#5
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Mitglied
Registriert seit: Apr 2011
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Na ist doch super das die Menschheit immer an den Verlusten teilhaben darf und bei Spekulationsgewinnen nicht mal einen fuffie Bonus auf sein Konto bekommt weil Managertaschen soooo unglaublich viel Fassungsvermögen haben.
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18.03.13, 05:27
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#6
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Süchtiger
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Wenn auf meinem Konto minus 1.000 stehen ziehen die mir dann auch die 6,75 % ab?
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18.03.13, 09:21
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#7
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Chuck Norris sein Vater
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Das Schweizer Beispiel hinkt hier schon gewaltig
Die Schweiz hat sich durch bilaterale Verträge und Abkommen schon stark der EU genähert.
Einzig der Franken und die vielbeschworene Neutralität (welche aber nicht mehr den gleichen Hintergrund wie 1291 hat  ) hält den Volkeswillen von einem Beitritt ab.
Durch die Eurokrise muss auch die SNB ihren Franken kostenaufwändig niedrig halten, was die Wettbewerbsfähigkeit im Euro-Raum noch immer schwierig macht.
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18.03.13, 21:00
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#8
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Legende
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Zitat:
Vernichtende Kritik von allen Seiten
Späte Einsicht, aber nicht bei allen
Nach dem Aufschrei in Zypern über die Zwangsabgabe auch für kleine Sparer im Zuge des EU-Rettungspakets kommt mittlerweile aus ganz Europa vernichtende Kritik. Die Maßnahme sei „unsensibel“, „unnötig“ und auch „gefährlich“, sind sich Wirtschaftsforscher und Analysten einig. Vor allem hatte die EU vor knapp zwei Jahren mit einer erhöhten Einlagensicherung ihre Sparer schützen wollen. Auch Politiker, sogar solche, deren Regierung dem Paket zugestimmt hatte, äußerten Kritik. Finanzministerin Fekter (ÖVP) und die deutsche Regierung meinten indes, Zypern sei selbst schuld an der Regelung.
Analysten und Wirtschaftsforscher einig
Noch am 20. Juni 2011 hat die EU hoch und heilig versprochen, die Sparer besser zu schützen. Im Fall einer Bankenpleite solle ihnen nichts passieren, die gesetzliche Deckungssumme für Sparer, die bereits im Zuge der Finanzkrise auf 100.000 Euro angehoben wurde, sollte auf dieser Höhe bleiben. Knapp zwei Jahre später bricht die Euro-Gruppe und damit die EU selbst ein Tabu und hebelt diese Regelung bei der Zypern-Hilfe aus.
Der immerhin einstimmige Beschluss der 17 Finanzminister der Währungsunion - inklusive des Vertreters des betroffenen Landes Zypern - stimmte einer Regelung zu, wonach Spareinlagen bis zu 100.000 Euro teilenteignet werden können, um den Staat vor der Pleite zu retten.
Sanfte Kritik von Faymann
Nach dem Aufschrei aus Zypern machte sich auch in ganz Europa Kritik breit - teilweise auch von Politikern aus Regierungen, deren Finanzminister das Paket mitbeschlossen hatten. So meinte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), es sei Aufgabe der EU, „Antworten zu finden, die die kleinen Leute und die Durchschnittseinkommen verschonen“. Das sagte Faymann bei einem gemeinsamen Treffen mit dem luxemburgischen Premierminister Jean-Claude Juncker mit österreichischen Sozialpartnern und hochrangigen Wirtschaftsvertretern.
Juncker befürchtet Vertrauensverlust
Denn wenn man versuchen wolle, „russische Oligarchen zu treffen, die sich auf einer kleinen Insel breitgemacht haben, fast schon im rechtsleeren Raum, dann muss man schon sagen, der zypriotische Arbeiter kann da eigentlich nichts dafür“, fügte der Bundeskanzler hinzu. Juncker selbst befürchtet nach dem Hilfspaket einen Vertrauensverlust. „Ich habe die große Besorgnis, dass es zu Vertrauenseinbrüchen nicht nur der Banken, sondern auch der Bürger kommt.“ Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) meinte, die Lösung sei sicher nicht das „Gelbe vom Ei“.
Fekter: „Eingriff notwendig“
Einigermaßen unbeirrt blieb nur Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP): Zypern sei ein „Sonderfall und keinesfalls mit der Situation in Österreichs Banken oder Staatsfinanzen zu vergleichen“, sagte Fekter am Montag. „Österreichs Banken stehen mit gesunden Beinen auf festem Grund“, der Staatshaushalt sei „am Reformpfad in Richtung Nulldefizit“, zudem „lassen wir unsere Sparer nicht im Stich“, die Einlagensicherung bis 100.000 Euro garantiere die kleinen Guthaben.
Demgegenüber sei der Eingriff in Spareinlagen in Zypern „notwendig, um die Pleite des Staates abzuwehren“, wobei Fekter darauf hinwies, dass die Aufteilung der Belastung zwischen großen und kleinen Sparguthaben von der zypriotischen Seite entschieden worden sei. Die EU hätte eine Staffelung von 3,5 bis 12,5 Prozent vorgesehen, die Europäische Zentralbank (EZB) habe allerdings „massiv Druck gemacht“, dass hohe Guthaben „signifikant nicht zweistellig“, also deutlich unter zehn Prozent, belastet werden.
Opposition empört
Bei den Oppositionsparteien in Österreich ist die Empörung über die Belastung von Sparern in Zypern groß. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache fordert von der Regierung eine Garantieerklärung für die Sparkonten der Österreicher. Seiner Ansicht nach „wäre Zypern ein idealer Kandidat für ein Euro-Ausstiegsszenario“. BZÖ-Chef Josef Bucher sieht in der Maßnahme einen „Sündenfall“ und "ist empört über die Zustimmung von Fekter.
Die Grünen plädierten für Nachbesserungen beim Zypern-Hilfspaket. „So wie es jetzt da liegt, werden die Grünen nicht zustimmen“, sagte Vizeklubchef Werner Kogler. Er plädiert bei der Sonderabgabe auf Spareinlagen für eine Freigrenze von 25.000 Euro. Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar glaubt, dass „eine derart drastische Maßnahme zu diesem Zeitpunkt nicht nötig war“. Die Zwangsabgabe müsse gedeckelt werden, ab einer Einlage von 100.000 Euro befürwortet Lugar aber „durchaus eine ‚kräftige‘ Zwangsabgabe“.
Deutschland gibt Zypern selbst die Schuld
In Deutschland übte nicht nur die SPD Kritik, auch Regierungsmitglieder äußerten sich skeptisch. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) habe sich „sehr kritisch“ dazu geäußert, berichtete der „Spiegel“ (Onlineausgabe). Die Ablehnung einer Freigrenze verstehe kaum noch jemand, sagte Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Wenn jemand 10.000 oder 20.000 Euro in seinem Leben angespart und dafür Verzicht geleistet habe, verdiene er Unterstützung.
Allerdings hatte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) betont, dass die Einbeziehung der Kleinsparer kein deutscher Vorschlag gewesen sei. Die deutsche Regierung hätte vielmehr die Einlagensicherung respektiert, die für Konten bis zu 100.000 Euro gilt, sagte er der ARD. Die Verantwortung dafür schob er der zypriotischen Regierung, aber auch der EU-Kommission und der EZB zu. Diese müssten die Lösung nun dem zypriotischen Volk erklären.
Merkel lobte Einigung
Am Montag wiederum sah Deutschland die Schuld allein bei Zypern selbst: „Wie das Land den Beitrag aufbringt, wie es das staffelt, das war und ist Sache der zyprischen Regierung“, sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert. Deutschland habe sich auch eine andere Staffelung vorstellen können, „aber es ist nicht unsere Entscheidung“.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor die Einigung gelobt. „Damit werden (...) die Verantwortlichen zum Teil mit einbezogen und nicht nur die Steuerzahler anderer Länder“, sagte sie in Mecklenburg-Vorpommern. „Es ist ein guter Schritt, der uns eine Zustimmung zu einer Hilfe für Zypern sicherlich leichter macht.“
WIFO: „Unsensibel und unnötig“.
Kritik kam von Wirtschaftsforschern: Der renommierte US-Ökonom Paul Krugman schrieb in der „New York Times“: „Das ist, als ob die Europäer ein Neonschild hoch halten, geschrieben in Griechisch und Italienisch, mit den Worten: ‚Es ist Zeit, einen Ansturm auf die Banken aufzuführen.‘“
Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), Karl Aiginger, begrüßte prinzipiell den Rettungsversuch: „Alle Investoren sollen wissen, dass wir kein Euro-Mitgliedsland im Stich lassen“, so Aiginger. Das sei ein wichtiges Signal. Die Reform des Bankensektors müsse nun europaweit vorangetrieben werden. Dass auch die kleinen Sparer zur Kasse gebeten werden, bezeichnete er aber als „unsensibel und unnötig“.
Wirklich „einmalig“?
„Meiner Meinung nach hätte man den Anlegerschutz für Beträge unter 100.000 Euro nicht antasten dürfen“, kommentierte der Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS), Christian Keuschnigg, die jüngsten Pläne für eine Zwangsabgabe auf zypriotische Bankguthaben. Interveniert hätte aber auf jeden Fall werden müssen. Der Anlegerschutz sei ein Grundpfeiler für die Systemstabilität. Das Zypern-Paket sei zwar als „einmalige“ Maßnahme paktiert worden, ob das glaubhaft sei, sei aber eine andere Frage.
Das Hilfspaket sei dringend notwendig gewesen, sagte jedenfalls der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny. Man müsse eingreifen, weil das Bankensystem für Zyperns Wirtschaft eine ungewöhnlich zentrale Rolle spielt. Die Gefahr, dass durch Zypern ein Dominoeffekt ausgelöst wird, sieht er nicht - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Ökonom Schulmeister „über Dummheit empört“
„Ich bin empört über die Dummheit der EU-Eliten, weil sie nicht das Geringste von Wirtschaftsgeschichte zu wissen scheinen“, so der Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister. Die Euro-Politiker hätten keinen Fehler ausgelassen, der zwischen 1930 und 1933 gemacht worden sei - da wäre etwa die Sparpolitik generell, die Länder gegeneinander auszuspielen und Volkswirtschaften, die sich als Firmen begreifen. „Die Paradoxie besteht darin, dass es die Politiker gut gemeint haben“, so Schulmeister.
Für den Wirtschaftsforscher kann es einfach nicht angehen, dass ohne demokratische Legitimation über ein Wochenende beschlossen wird, die Spareinlagen mit einer Sondersteuer zu belegen.. „Da habe ich Olivenbauern und vergleichsweise kleine Hoteliers genauso wie russische Oligarchen, die ihr Schwarzgeld deponiert haben“, so Schulmeister. Es sei auch demokratiepolitisch „ein Wahnsinn“, die Leute derart „auszutricksen.“
Bank-Austria-Chef: Vertrauensbruch auf Zypern
Die Bank Austria macht zwar auf Zypern keine Geschäfte. Dennoch äußerte sich der Vorstandsvorsitzende der UniCredit-Tochter, Willibald Cernko, der auch dem heimischen Bankenverband vorsteht, kritisch zum EU-Kurs gegenüber dem Euro-Land Zypern - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Auch international waren Analystenstimmen vernichtend: Die Zwangsabgabe auf Bankeinlagen in Zypern hat nach Einschätzung der Ratingagentur Moody’s schwerwiegende Folgen. Auch für Gläubiger von Banken anderer europäischer Länder ergäben sich negative Implikationen, schreibt die Agentur. Unter anderem erhöhe die Entscheidung das Risiko der Kapitalflucht aus anderen Euro-Krisenländern. Zwar dürften die unmittelbaren Auswirkungen der Zwangsabgabe in Zypern begrenzt bleiben, schätzt Moody’s. Allerdings zeige der Beschluss, dass die Entscheidungsträger im Währungsraum offensichtlich gewillt seien, Verwerfungen auf den Finanzmärkten in Kauf zu nehmen.
„Spiel mit dem Feuer“
Die deutsche Berenberg Bank sieht ein Spiel mit dem Feuer. Im Juli 2011 hätten die Versicherungen der EU, dass es sich beim Schuldenschnitt in Griechenland um eine absolute Ausnahme handle, die Panik auf den Anleihemärkten nicht verhindern können, warnte Chefökonom Holger Schmieding. Das Risiko, dass die Zwangsmaßnahmen in Zypern zu Kapitalflucht in anderen Euro-Krisenländern führten, sei hoch.
Mit der Enteignung von Bankkunden tritt die Vertrauenskrise nach Einschätzung des Bankhauses Metzler in eine neue Phase. Die prozentualen Anteile seien bereits von den Spareinlagen abgezogen, obwohl das Parlament in Nikosia erst abschließend über die Maßnahme abstimmen müsse. „Die Zwangsenteignung wurde also durchgeführt, bevor sie national rechtskräftig wurde.“ Die Metzler-Experten interpretieren das offenbar als Form einer neuen Rettungsradikalität: „Der Markt muss geschützt werden, die Ängste und Nöte der ‚normalen‘ Bevölkerung werden bei den politischen Entscheidungen in Brüssel nur noch sehr am Rande berücksichtigt.“
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Zitat:
Börsen sacken ab
Investoren abwartend
Die Kurse an Europas Börsen sind nach dem Beschluss des Rettungspakets für Zypern am Wochenende zum Auftakt der neuen Woche auf Talfahrt gegangen. An der Frankfurter Börse notierte der DAX um 1,48 Prozent unter dem Schlussniveau von Freitag bei 7.924,04 Punkten. Auch der ATX an der Wiener Börse sackte um 1,7 Prozent ab.
Bis Mittag erholten sich die Börsen etwas, tendierten aber weiterhin schwach. Der Euro Stoxx 50 gab deutliche 42,88 Einheiten oder 1,57 Prozent auf 2.682,84 Punkte ab. Der DAX notierte gegen 13.30 Uhr mit 7.964,27 Punkten und einem Minus von 78,58 Einheiten oder 0,98 Prozent. Der FTSE 100 der Börse London ermäßigte sich um 39,25 Zähler oder 0,60 Prozent auf 6.450,40 Stellen. Unter Druck geriet auch der Euro - sein Tagestief erreichte die Gemeinschaftswährung in der Früh bei 1,2881 US-Dollar und damit etwa zwei Cent unter dem Richtkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) vom vergangenen Freitag. Im Tagesverlauf konnte sich der Euro etwas erholen und tendierte dauerhaft über 1,29 Dollar.
Wall Street eröffnet im Minus
Auch an der Wall Street eröffneten alle drei großen Indizes im Minus. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab in den ersten Minuten 0,5 Prozent auf 14.439 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,8 Prozent auf 1.548 Zähler. Der Index der Technologiebörse NASDAQ fiel um 0,7 Prozent auf 3.225 Punkte. Am stärksten betroffen von dem Abwärtstrend waren die Anteilsscheine großer Banken.
Auch die asiatischen Börsen hatten zuvor mit Abschlägen auf den Beschluss zum Rettungspaket reagiert. Alle wichtigen asiatischen Aktienmärkte verzeichneten Verluste. Der Nikkei gab 2,7 Prozent nach, das ist der stärkste Kursrückgang seit zehn Monaten, der MSCI-Index für die Märkte außerhalb Japans verlor so viel wie seit Ende Juli nicht mehr.
Russische Bankentitel rasseln in den Keller
Aktien russischer Banken gerieten am Montag wegen des starken Engagements der Institute in Zypern unter Verkaufsdruck. Die Papiere der beiden größten Institute Sberbank und VTB brachen jeweils um rund fünf Prozent ein und notierten mit 99,43 beziehungsweise 0,05 Rubel auf dem niedrigsten Stand seit zwei Monaten.
Offenbar fürchteten Investoren, dass die geplante Zwangsabgabe auf Einlagen in Zypern die russische Konjunktur beeinträchtige, sagte Investmentstratege Slawa Smoljaninow von Uralsib Capital. Der Ratingagentur Moody’s zufolge summierten sich die Einlagen russischer Banken in Zypern Ende 2012 auf zwölf Milliarden Dollar. Hinzu kämen weitere 19 Milliarden Dollar auf zypriotischen Konten russischer Unternehmen.
„Vorsichtsverkäufe“
„Was geschehen ist, kann man als Vorsichtsverkäufe auf den Märkten beschreiben“, sagte Ric Spooner, Chefanalyst bei CMC Markets in Sydney. Einige Investoren hätten auch Gewinne mitgenommen. Der Nikkei schloss bei 12.220 Punkten. Der breiter gefasste TOPIX gab 2,2 Prozent auf 1.028 Zähler nach. Der MSCI-Index außerhalb Japans notierte um 1,9 Prozent schwächer bei 468 Zählern.
Zypern hatte sich am Wochenende mit EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) grundsätzlich auf ein Hilfspaket im Volumen von zehn Milliarden Euro geeinigt. Die Parlamente müssen dem Paket aber noch zustimmen, strittig ist besonders die geplante Zwangsabgabe für alle Kontoinhaber des Landes.
Flucht ins Gold
Zunächst müsse man sehen, ob das zypriotische Parlament den Maßnahmen zustimme, sagte CMC-Experte Spooner. „Falls sie es zurückweisen, dann dürfte sich auf dem Markt zumindest etwas Unsicherheit während der nächsten Verhandlungsrunde ausbreiten.“ Investoren flüchteten in Gold, der Preis stieg hier zeitweise um ein Prozent auf 1.608 Dollar für eine Feinunze. Auch japanische Staatsanleihen waren gefragt: Die Rendite bei zehnjährigen Papieren lag mit 0,585 Prozent so niedrig wie seit zehn Jahren nicht. Der Euro gab nach.
Auf den Aktienmärkten verzeichneten besonders die Exportwerte Kursverluste: Die Aktien von Toyota, Honda, Sony und Canon verloren zwischen 2,1 und 6,7 Prozent. Zu den wenigen Kursgewinnern gehörten die Panasonic-Aktien mit einem Plus von 0,6 Prozent. Eine Zeitung hatte zuvor berichtet, das Unternehmen wolle sich aus dem Geschäft mit Plasmafernsehern zurückziehen.
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18.03.13, 22:44
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#9
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Echter Freak
Registriert seit: Jun 2010
Beiträge: 2.209
Bedankt: 3.944
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"Wenn man das politische Klima für Aufstände in Südeuropa anheizen will, dann ist das genau der richtige Weg"
quelle:Financial Times
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19.03.13, 15:44
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#10
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Stammi
Registriert seit: Nov 2010
Ort: Misanthropien
Beiträge: 1.020
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Jetzt bieten sich schon Konzerne an um Zypern zu "retten"
Zitat:
Medien berichteten, dass der russische Gasmonopolist Gazprom zu Finanzhilfen bereit sei – im Gegenzug für Rechte zur Gasförderung auf Zypern.
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16.03.13, 17:26
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#11
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Echter Freak
Registriert seit: Sep 2010
Beiträge: 2.395
Bedankt: 3.163
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Zitat:
Zitat von DragonSinS
.......weil die zu dumm sind ihre scheiß Länder richtig zu verwalten!
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Die haben die Bilanzen gefälscht und die Bücher geschönt, damit die Griechen auch den Euro haben konnten. Die waren von Anfang an nicht für die Währungsreform geeignet. Dann kommt noch die Korruption und Vetternwirtschaft hinzu, der den Todesstoss gegeben hat.
Und es ist das allerletzte, den Bürgern in Zypern, die Ihr Geld auf der Bank haben zum Teil zwangsenteignen. Die haben es ja nicht verbockt, wenn es den Banken so schlecht geht.
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16.03.13, 19:29
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#12
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Banned
Registriert seit: Aug 2010
Beiträge: 1.177
Bedankt: 1.376
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Dieser ganze Eurowahnsinn wird immer perverser... jetzt werden schon die Bürger enteignet. Hoffentlich regnet es jetzt Klagen an sämtlichen Gerichten der EU.
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16.03.13, 19:58
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#13
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Chuck Norris
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Ob jetzt der Hebel EU heißt oder sonstwie, ist doch egal. Hier geht es um Fremdkapital das zu Eigenkapital der Banken wird. Das ist letztlich Ziel der Aktionen der letzten Jahre. Und das wird auch nicht besser wenn man an Symptomen rumdoktert oder kritisiert, dass das Geld nicht vorher über Steuertöpfe lief. Die Marschrichtung ist immer die Gleiche, und die Profiteure sind die Gleichen.
Zypern ist erpressbar geworden, und genau das wollten wir doch. Das die Krisenstaaten "ihre Hausaufgaben machen", "ihre Finanzen in Ordnung bringen" und sich "den Sachzwängen unterwerfen". Wir wollten Kleinstaaterei - divide et impera. Was hat man denn nun erwartet? Natürlich wird hier jedes Kapital herangezogen, und je Schwächer und unorganisierter die Opfer sind desto besser.
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16.03.13, 23:05
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#14
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Der schon wieder
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Zitat:
Zitat von DragonSinS
Deutschland! Gib endlich die Drecks EU auf, Schaff den Scheiß Euro ab und hau wieder die D-Mark raus! Dann gehts Deutschland in 5 Jahren wieder Richtig gut
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Du weist schon wie es dann bei uns aussieht? Genau wie bei den Schweizern. Deutschland ist extrem abhängig vom Export und Import. Sollte Deutschland der EU austreten und die D-Mark wieder einführen ist uns auch nicht geholfen da dann die D-Mark einfach zu viel wert wäre und alles nur noch Teuer machen würde.
Mein Vorschlag wäre:
Deutschland sollte der EU austreten und unabhängig werden, den Euro aber beibehalten und die Grenzen offen lassen. So hat man das Problem mit den Export auch gelöst.
Die EU geht zwar ringsum Pleite aber müssen für die Unfähigen Länder nichts mehr Zahlen.
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17.03.13, 13:47
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#15
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Stammi
Registriert seit: Feb 2009
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Zitat:
Zitat von luluk
Du weist schon wie es dann bei uns aussieht? Genau wie bei den Schweizern.
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Negativ.
Schweiz lebt von seiner Neutralität und Unabhängigkeit und hat kaum Schulden.
Deutschland lebt vom Export, wenn wir uns europäisch isolieren gehts steeeeeil bergab, dann brauchen uns die Griechen um nix mehr beneiden.
@bambam: Ist wirklich ziemlich suspekt, vielleicht hängt es damit zusammen, dass die privaten Banken weiträumig stark verschuldet sind und gerettet werden wollen.
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