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22.06.12, 16:50
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Legende
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Strickprotest zwingt Olympia in die Knie
Zitat:
Stricken doch nicht „respektlos“
Dass olympische Komitees keinen Spaß verstehen, wenn es um den heiklen Bereich der Sponsorenrechte und der Marke „Olympia“ geht, zeigt sich erneut im Vorfeld der Spiele von London: Das erstaunlich große Strick-Social-Network Ravelry hatte zu Strickwettbewerben während der Spiele aufgerufen - und bekam prompt böse Post vom olympischen Komitee der USA: Die „Ravelympics“ seien „respektlos“ und würden den „wahren Charakter“ der Olympischen Spiele verunglimpfen. Verärgerte Handarbeiterinnen wetzten ihre Stricknadeln - und zwangen die Verantwortlichen tatsächlich in die Knie.
„Zwei Millionen mit spitzen Nadeln“
Zum dritten Mal hat das Soziale Netzwerk Ravelry dazu aufgerufen, die Olympischen Spiele strickend zu begleiten: Die 2,2 Millionen Nutzer - und vor allem Nutzerinnen - wurden zu den „Ravelympics“ aufgerufen, also während sie die Spiele in London im Fernsehen sehen, sollen sie stricken. Und auch von der vollen Härte der olympischen Bestimmungen ließen sie sich nicht abschrecken.
Der Name „Ravelympics“ würde gegen die geistigen Eigentumsrechte verstoßen, hieß es in einem Schreiben des olympischen Komitees der USA an die Betreiber von Ravelry. „Auf freundlicher Basis“ forderte das Komitee auf, den Namen nicht mehr zu verwenden. Bilder mit gestrickten Olympiamustern sollten von der Site genommen werden.
Respektloser „Pullovertriathlon“?
Große Marken wie Nike und Ralph Lauren hätten große Summen bezahlt, um Namen und Logo verwenden zu dürfen. Andere Unternehmen, die das US-Team nicht unterstützen, dürfen es demnach auch nicht verwenden.
Die Athleten des US-Teams hätten einen Großteil ihres Lebens für die Möglichkeit trainiert, an den Spielen teilzunehmen und ihr Land dabei zu repräsentieren. Und die „Ravelympics“ könnten mit vorgeschlagenen Bewerben wie „Schalhockey“ und „Pullovertriathlon“ den „wahren Charakter“ der Olympischen Spiele verunglimpfen. In diesem Sinne wäre es respektlos gegenüber den besten Athleten des Landes und würde deren harte Vorbereitung nicht genug würdigen.
„Zwei Millionen Strickerinnen mit spitzen Nadeln“
In der Strickszene löste der veröffentlichte Brief Empörung aus. Auf Ravelry umfassten die Kommentare mehr als 100 Seiten, auch per Twitter und auf etlichen Blogs lassen die Strickerinnen ihrem Unverständnis freien Lauf. Ihr Stricken sei keineswegs eine Beleidigung der Sportler, hieß es da. Die Fertigkeiten bei der Handarbeit würden ebenfalls einiges an Training bedürfen, wie auch anhand von Bildern dokumentiert wird. „Ravelympics“ seien einfach eine Spaßveranstaltung - kein Wettbewerb, und niemand wolle sich damit eine goldene Nase verdienen. Das Komitee verstehe keinen Spaß und zeige noch dazu keinen Sportsgeist.
Eine Mailprotestwelle kam ins Rollen. Sie würden die offiziellen Sponsoren boykottieren, heißt es darin etwa. „Zwei Millionen Strickerinnen mit spitzen Nadeln sind verärgert über das olympische Komitee der USA“, schreibt eine Bloggerin. Und einige schlagen sogar - wohl nicht ganz ernsthaft - vor, man sollte sich bemühen, dass Stricken sogar eine olympische Disziplin werden sollte.
Facebook-Protest zeigt Wirkung
Als schließlich die Facebook-Site des olympischen Komitees mit Postings überflutet wurde und erste Medien darüber berichteten, lenkten die Verantwortlichen ein: Das Schreiben sei nur eine Standardmahnung gewesen, man habe freilich nicht die Strickcommunity angreifen oder ihr unterstellen wollen, sie würden das US-Team nicht unterstützen, ließ Sprecher Patrick Sandusky auf der Homepage verkünden.
Und auf die Entschuldigung folgte noch die Aufforderung, den Sportlern Gestricktes auf den Weg nach London mitzugeben. Doch die Handarbeiterinnen zu beleidigen und dann noch nach Gratisschals zu fragen, sollte keine allzu prächtige Idee gewesen sein: „Ich stricke nicht für Leute, die nicht nett zu mir sind“, hieß es etwa in einem Posting.
Entschuldigung in zwei Anläufen
Und musste das Statement noch einmal ergänzt werden: Das Komitee würde die unsensiblen Formulierung zutiefst bedauern. Natürlich hätten die Strickerinnen die olympische Bewegung nicht verunglimpfen wollen: „Wir hoffen, Sie akzeptieren diese Entschuldigung und unterstützen die Olympischen Spiele weiterhin.“
Die entrüsteten Strickerinnen haben damit einmal mehr die Macht von Protesten per Sozialen Netzwerken demonstriert. Denn rein rechtlich hätten sie wohl keine Chance gehabt: Das Komitee hat einen ähnlichen Fall schon vor Gericht gewonnen. Die 1982 erstmals als veranstalteten „Gay Omypics“ speziell für homosexuelle Sportler mussten nach einem Urteil 1994 in „Gay Games“ umbenannt werden.
Ungeahnter Erfolg
Die Plattform Ravelry wurde 2007 vom Ehepaar Casey und Jessica Forbes - er Programmierer, sie leidenschaftliche Strickerin und Bloggerin - in Boston gegründet. Geplant war eigentlich eine Datenbank für Gestricktes, daraus wuchs aber schnell eine wachsende Onlinecommunity: Aus den Einladungen an ein paar hundert Bekannte wurden bald Tausende Interessenten und Interessentinnen, auf Wartelisten mussten sie ausharren, bis die Serverkapazitäten mit Spendengeldern entsprechend aufgestockt waren.
Mittlerweile wird Ravelry mit einschlägigen Inseraten finanziert und hat 2,2 Millionen registrierte User. Diese tauschen sich nicht nur über die neuesten Strickmuster, Wolle und Garne aus, auch andere Themen werde rege diskutiert. Und schließlich bietet die Plattform die Möglichkeit, die eigenen Strickprojekte zu dokumentieren und zu teilen. Der Erfolg liegt laut einem Bericht des Onlinemagazins Slate aber vor allem im respektvollen Umgang miteinander.
Ravelry: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Statement from USOC Spokesperson Patrick Sandusky: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Olypiafans droht Facebook Abstinenz: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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