[TinyTimm]

Gefühlt leben wir in einem Zeitalter der Gefühle. Schon immer waren Gefühle stark. Aber jetzt scheinen sie endgültig die Macht übernommen zu haben. Inzwischen gibt es sogar gefühltes Wissen. Kein Wunder, dass die Politik sich entmachtet fühlt und ein Stück zurückhaben will von ihrem alten Einfluss. Was liegt da näher, als mit Gefühlen Politik zu machen, mit Heimat oder Einsamkeit oder Gerechtigkeit? Und wenn es so weitergeht, wird es irgendwann noch ein Ministerium gegen Angst geben und eines für Freiheit.

Dass Themen in der Politik angekommen sind, zeigt sich, wenn sie es in die Briefköpfe von Ministerien geschafft haben. So wie jetzt der Heimatminister im Bundestag sein Haus vorgestellt hat, gefühlig natürlich, indem er von Zusammenhalt und Geborgenheit gesprochen hat. Halt brauche doch jeder in der Gesellschaft, sagte Horst Seehofer und schob ein „auch wir“ hinterher. Aus Gefühlen Ministerialabteilungen zu machen, ist nun so eine Sache. Es liegt nahe, darin einen politischen Reflex zu sehen, blitzschnell und instinktiv, tiefe Gedanken kann man sich ja später noch machen.

Zu Institutionen gewordene Gefühle sollen Diagnose und Heilungsversuch in einem sein. Doch schon beim Befund gibt es große Deutungsunterschiede. Ums Heimatgefühl etwa geht es im Heimatministerium nur bedingt. In seiner Behaglichkeit klingt Heimat jedoch besser als Ministerium zur Angleichung der Lebensverhältnisse oder erst recht als das, was es wohl am ehesten ist: ein Ministerium zum Erhalt und Ausbau der Daseinsvorsorge in strukturschwachen Regionen. Schließlich geht es darum, sich zu kümmern, dass die ärztliche Versorgung auch auf dem Land noch gewährleistet ist, dass wenigstens noch Busse regelmäßig fahren und das Internet funktioniert.

Ein besseres Gefühl

Weil das Alleinsein in Großbritannien als großes gesellschaftliches Problem gesehen wird und 200.000 Senioren höchstens einmal im Monat mit einem Freund sprechen, gibt es jetzt dort eine Ministerin für Einsamkeit. Nur stellen sich hier die gleichen Fragen wie in der Heimat: Was kann eine Behörde ganz oben tun, um bei Menschen vor Ort ein besseres Gefühl entstehen zu lassen? Und geht es nicht eigentlich um konkrete Sachpolitik, die genauso gut in einem Sozial- oder Verkehrsministerium stattfinden könnte, vielleicht sogar noch eher auf der Landesebene, weil die näher dran ist? Sind die Namen solcher Ministerien also Etikettenschwindel? Oder gar populistisch?

Zwei Gründe sprechen dagegen. Den einen hat die für Einsamkeit zuständige britische Ministerin Tracey Crouch genannt. Es gehe um „ganzheitliche Ansätze“. Für grundlegende gesellschaftliche Probleme muss es ein vernetztes Denken und Handeln geben, und wenn diese Vernetzung in einem Ministerium wirklich geleistet wird, wenn Wissen zusammengetragen und daraus Projekte erstellt werden, ist das alles andere als vergebene Mühe.

Der andere Grund ist der Macht der Gefühle geschuldet. Dem Eindruck entgegenzutreten, dass besonders schwere Gefühle, nämlich Sorgen, nicht ernst genommen werden, ist ein legitimes politisches Vorgehen. Das darf auch mit einem sprachlich vereinfachten Kümmererbegriff geschehen. Auch das mag ein Gefühl sein, dennoch: Politische Empathie scheint so wichtig zu sein wie lange nicht. Ausdruck dessen war auch das Bedürfnis nach Ostdeutschen im Bundeskabinett, weil es manchmal eben auf geteilte Erfahrungen ankommt und den passenden Zungenschlag.

All die Benutzung von Gefühlen in der Politik entbindet nun überhaupt nicht von der Verantwortung, sich um die wirtschaftliche Situation zu kümmern, um Gesundheit, Bildung, Sicherheit, Sozialsysteme. Ganz im Gegenteil. Mit ihrer emotionalen Aufladung setzen sich politische Handelnde selbst einem zusätzlichen Risiko aus. Dem, mit Gefühlen nur ein taktisches Spiel zu veranstalten. Die Enttäuschung, die daraus entstünde, wäre so schnell nicht heilbar.

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[nachtmasse]

Ich wünsche mir ein Ministerium für Hinterfragung.

Brauchen wir überhaupt den Verbrennungsmotor noch? Brauchen Menschen eigentlich soviel Pharmaka? Brauchen wir Arbeit die vielen Menschen zusetzt und Krank macht und deswegen Mutter und Vater in ihren letzten Jahren abgeben? Braucht es soviel Rüstung? Braucht man Produkte die irrsinnig viel Verpackung haben und so gebaut sind, dass sie möglichst schnell kaputt gehen und/oder schlecht repariert werden können (Geplante Obsoleszenz)?

Brauchen wir Politiker die Karriere machen? Ich wünschte mir eine viel größere Rolle der Wissenschaft in der Politik. Nicht nur beratend, sondern auch mit einer gewichtigen Stimme. Sie sollte mehr Gewicht haben als das der Interessen aus dem Wirtschafts- und Finanzsektor.

[ash2]

Ohne Diesel kackt die dtsche.Industrie momentan ab.Die Ärzte verdienen prima an Pharmaka(inkl. Konzerne).Arbeiten bis zum umfallen-nennt sich Manchesterkapitalismus.Ich brauche keine Rüstung,aber Konzerne und Politik verdienen blendend dran.Produkte müssen immer schneller kaputtgehen,ansonsten klappt das nicht mit Wachstum,Zinsen bedienen etc.
Nun lehne ich mich wieder zurück und gucke Fussballergebnisse

ash

[Silent Rob]

Zitat von ash2

Nun lehne ich mich wieder zurück und gucke Fussballergebnisse

Apropos Profilfußball. Dort ist es doch nicht anders. Die Vereine machen einen auf Heimat und spielen geschickt mit den Gefühlen der Fans, damit diese die überteuerten Merchendise-Artikel kaufen. Auf dem Feld treten überbezahlte "Wanderarbeiter" an, denen im Grunde es völlig egal ist, was mit dem Verein geschieht - man zieht dann halt weiter, wenn es nicht mehr gut läuft.
Und im Hintergrund zieht in vielen Ländern die Wettmafia die Fäden, und das bereits seit einigen Jahrzehnten.

[ash2]

War ironisch gemeint,sollte bloss aufzeigen wie der Mensch im allg.tickt.Ich gucke kein Fussball.

ash

[Silent Rob]

Zitat von ash2

War ironisch gemeint,sollte bloss aufzeigen wie der Mensch im allg.tickt.

Das war mir schon klar.
Ich wollte trotzdem darauf hinweisen, dass auch der Profifußball bzw. der Profisport im allgemeinen schon lange seine "Jungfräulichkeit" verloren hat.

[Caplan]

Das alles ist erst einmal angebotene Konsumware.
Und der Konsument hat eine Entscheidungmoeglichkeit@ brauchen wir dies und das und jenes alles?!?!
Scheinbar ja, sonst waere die Anbieter allesamt vom Markt.


Aber thematisch sind wir sicherlich im Hafen der grossen Emotionen und Empathien angekommen. Nur spiegeln diese sich fuer den Otto Normalverbraucher kaum in seinem Alltag wieder.
Selbst einige Politiker/innen fordern zu Empathien gegenueber einer Situation auf, die sich hier zu Lande kaum noch wiederspiegeln lassen, als sei es mittlerweile ein Ausstattungsmerkmal von noeten fuer jede Persoenlichkeit.

Waren es einst vor jahren schon Rennfahrer, als sie weinend am Wegesrand sassen nach einem Crash und somit so langsam die neue Order zu Unterhaltung der grossen Emotoin ein Weg bereitet...so lebt sich das ganz im TV -format von heute aus. Vor lauter...so emotional...usw usw..wird einem schon fast schwindelig. Zeitgeister a la Roche Gonzales und Bruce Darnell heben foermlich ab bei der Interpretation Aber ist das gelebter Alltag? Es ist nur ein Wickeltuch..Nebenher kommen diese Faxen wie ..gruppenkuscheln und sonstige- hach du Aermst- noch dran. Oberflaechlich, daemlich und verlogen.
Aber wenn es schee macht. Dafuer verkaufen wir gerne die Seele.

[ash2]

Ähnliche Sichtweise von mir.Letzte Sendung "Verstehen Sie Spass?".Ein junger Mann(mein Sohn sagte er ist bekannt als Comedian) hat einen gefakten Einberufungsbefehl.Der heult im TV?Warum heulen junge Männer wenn sie zur Armee müssen?Er ruft seine Mutter an,die soll ihm helfen?
Das war nicht gespielt,es gibt offensichtl. ein Problem,das Männer nicht einen geewissen "Reifeprozess" durchlaufen,in dem Sachen ohne Flennen,jammern oder Diskussionen gemacht werden.Ich weiss nicht wie ich das beschreiben soll,mein Eindruck ist,das ein Teil der hauptsächl. einheimischen männl. Bevölkerung sich irgendwie nicht lösen kann.Die Lebensweise ist sehr behütet.

ash