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06.04.10, 19:37
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vivre et laisser vivre.
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USA: Die Verlierer seid ihr!
Zitat:
Wirtschaftskrise hin oder her: Unser Land, die USA, bleibt das wohlhabendste, lebendigste und ideenreichste Land der Welt, und ihr in Europa habt das Nachsehen. Eine Vision von Joel Kotkin
Als 2008 die Finanzkrise zuschlug, kamen viele Beobachter schnell zu dem Schluss: Womöglich ist das europäische Wirtschaftssystem doch anpassungsfähiger als das amerikanische. Inzwischen muss man aber sagen: Diese Theorie sollte beerdigt werden. Die Folgen für den Arbeitsmarkt waren in Europa teilweise größer als in den USA – auch wenn sie beispielsweise in Deutschland durch teure Subventionen für Kurzarbeit verdeckt werden. Die Unruhen in Griechenland oder Spanien sprechen für sich. Die Europäer, nicht die Amerikaner haben die schwersten Folgen der Krise erlebt.
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Leider sind auch die künftigen Chancen für einen wirtschaftlichen Aufstieg Europas nicht rosig.
Europa war ja schon bisher nicht sonderlich erfolgreich. Seit 1970 ist der Anteil der 15 Kernländer Europas an der Weltwirtschaft von 35 Prozent auf etwa 27 Prozent gefallen, während der Anteil der USA bemerkenswert stabil bei 27 Prozent geblieben ist. Das amerikanische Wirtschaftswachstum war in den vergangenen zehn Jahren deutlich kräftiger als das in Deutschland. In diesem Jahr sieht es wieder danach aus.
Viel ist in den vergangenen Monaten davon geredet worden, dass Europas Institutionen, sein Steuersystem und seine Aufsichtsstrukturen Vorteile hätten. Deutschland und andere Länder im Norden Europas können wirklich manche Erfolge im Bereich der Ausbildung und im Ausbau ihrer Exportfähigkeit vorweisen. Doch das ist auf Dauer von geringem Wert. Es sind nämlich vor allem zwei Faktoren, die in den kommenden Jahrzehnten die unterschiedlichen Schicksale Europas, der USA und Ostasiens bestimmen werden: Kultur und Demografie.
Der Arbeitsmarkt für die so gründlich ausgebildeten Kräfte in Deutschland wird demnächst dramatisch austrocknen. Mehr und mehr Arbeitssuchende werden dann Migranten sein, deren Integration alles andere als perfekt ist. Auch ist überhaupt nicht klar, ob künftige Generationen von Deutschen (oder Dänen, Schweden, Niederländern) eine ähnliche Arbeitsmoral an den Tag legen werden wie frühere. In Schweden zum Beispiel setzen sich heute manche Endzwanziger als Arbeitsunfähige zur Ruhe. Und das deutsche Exportwunder? Einige Stammkunden an der Peripherie Europas werden sich künftig weit weniger leisten können. Neue Mächte wie China und Indien konkurrieren hart um hochwertige Marktsegmente.
Konservativ gerechnet, werden 2050 mindestens 400 Millionen Menschen in den USA wohnen. In Europa und im Großteil Ostasiens wird die Bevölkerung dagegen stagnieren oder abnehmen. Ob eine rapide alternde Gesellschaft wie die deutsche wohl gut für das Wirtschaftswachstum, für die Vitalität der Gesellschaft ist? Es stimmt natürlich, dass auch in den USA die Bevölkerung im Durchschnitt altert, aber langsamer. 2050 werden wohl an die 40 Prozent der Menschen in Japan und Deutschland älter als 65 Jahre sein, in den USA rund 25 Prozent. Auch die Bevölkerung Chinas wird dann älter sein als die der USA, und das in einem Land mit einem kaum entwickelten Rentensystem.
Noch eine andere Berechnung: Die für die wirtschaftliche Entwicklung und für die Entfaltung einer neuen Dynamik besonders wichtige Altersgruppe zwischen 15 und 44 Jahren dürfte von 2000 bis 2050 in den USA um 44 Prozent wachsen. In der EU schrumpft sie aber wohl um 25 Prozent, in Japan um mehr als 40 Prozent, und in China um zehn Prozent.
Die Amerikaner – man muss sie sich im Jahr 2050 deutlich anders vorstellen als zu Beginn des Millenniums. Der Großteil des Bevölkerungswachstums wird in den Minderheitengruppen der Asiaten und Latinos stattfinden, und schon heute ist die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe in den USA diejenige der gemischten Ethnien.
Ja, Deutschland hat auch erhebliche Einwanderung erlebt, aber die Eingliederung von Neuankömmlingen war weitaus weniger erfolgreich als in den USA. Migranten verdienen weniger und sind viel öfter arbeitslos als Angestammte.
In den USA aber ist Einwanderung eine Erfolgsgeschichte. Zwischen 1990 und 2005 haben Einwanderer und ihre Kinder ein Viertel aller von Investitionsfonds gestützten, öffentlich notierten Unternehmen gegründet. Auch Konzerne werden zunehmend von Menschen geleitet, die in anderen Ländern ihre Wurzeln haben, darunter 14 Chefs der größten hundert Unternehmen.
Amerikas so heterogene Bevölkerung der Zukunft wird Ideen, Innovationen und neue Formen des kulturellen Ausdrucks hervorbringen. Sie wird die Fabriken, Farmen und Labors des 21. Jahrhunderts betreiben. Sie wird die wachsende Zahl von Kindern ausbilden und die wachsende Zahl von Alten pflegen. Die Konsequenzen:
Die USA behalten ihre militärische Vorherrschaft. Eine schlagkräftige Armee bedarf einer jungen Bevölkerung. Doch wahrscheinlich macht das Land nicht viel Gebrauch von dieser Armee. Die Kriege in Vietnam, im Irak und in Afghanistan haben die Grenzen dieser Art von Superpower gezeigt.
Die USA werden ihren Einfluss durch technologische und kulturelle Innovationen geltend machen, gespeist von ihrer pluralistischen Gesellschaft. Das verspricht mehr Erfolg in einer Welt, in der sich Technologie schnell ausbreitet, in der der wirtschaftliche Wettbewerb hart ist und die Kriegsführung unkonventioneller wird.
Das robuste Bevölkerungswachstum in den USA und der auch dadurch zu erwartende nächste Wirtschaftsboom werden die Geografie transformieren. Neue Städte und Gemeinden müssen entstehen, um all die Menschen zu beherbergen. In Europa kennt man nichts dergleichen, und das wird auch so bleiben.
Die Ruinen, die die gegenwärtige Krise hinterlässt, verschwinden. Einst desolate Innenstädte werden mit neuem Leben gefüllt, neue Vorstädte entstehen, das amerikanische Kernland wird neu besiedelt. Um dies möglich zu machen, werden in den USA auch viel umweltfreundliche Technologie und Infrastruktur entstehen.
Fazit: Im Jahr 2050 sind die USA ein erneuertes Land. Doch das Ideal, das von Beginn an seine Entwicklung bestimmte, wird dann immer noch gelten: eine Ablehnung des Fatalismus und der hierarchischen Erstarrung, die man in den meisten älteren Gesellschaften findet.
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