[lilprof]

Viele Kinder in NRW können nicht schwimmen. Das Land will etwas dagegen tun und schickt demnächst mobile Container los. Darin kann dann Schwimmunterricht stattfinden.

Von Christian Wolf

Jedes fünfte Kind im Grundschulalter kann nicht schwimmen - dieses Umfrageergebnis sorgte Anfang des Jahres für Schlagzeilen. Da war die Coronapandemie, die dafür sorgte, dass Schwimmunterricht ins Wasser fiel. Und da ist das "Bädersterben", wie es die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nennt. Wenn es vor Ort kein Schwimmbad mehr gibt, wird es auch mit dem Schwimmen lernen schwierig. Trockenübungen reichen nicht aus.

"Schwimmoffensive" angekündigt
Auch der NRW-Landesregierung ist das Problem bekannt. So heißt es im Koalitionsvertrag von CDU und Grünen: "Die Bewegungs- und Schwimmfähigkeit ist rückläufig. Durch Corona wurde diese Tendenz noch verschärft." Angekündigt wurde eine "Schwimmoffensive", bei der "neue Wege" gegangen werden sollten.

Wie genau das aussieht, wurde am Montag deutlich. Da hat die für Sport zuständige Staatssekretärin Andrea Milz (CDU) ihre Pläne für mobile Schwimmcontainer vorgestellt. Eine flächendeckende Lösung wird es aber vorerst nicht geben. Denn: In einem Modellvorhaben sollen zunächst nur fünf große Container angeschafft werden, die mit Wasser befüllt dabei helfen sollen, dass das Schwimmen gelernt wird.

Für jeden der fünf Regierungsbezirke in NRW soll es einen Container geben. Sie sollen alle vier bis sechs Wochen den Standort wechseln und für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter da sein.

Land gibt drei Millionen Euro
"Zentrales Ziel der Landesregierung ist es, die Schwimmfähigkeit von Kindern zu erhöhen, Aufmerksamkeit auf die lebenswichtige Kulturtechnik Schwimmen zu lenken und mehr Wasserflächen vor Ort in mobiler Form zur Verfügung zu stellen", hieß es am Montag. Das Projekt mit dem Namen "narwali" sei zunächst auf zwei Jahre angelegt und werde mit drei Millionen Euro finanziert.
Wann genau es los geht, ist noch offen. Milz sagte: "Schon bald werden wir alle Kommunen und Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und offene Ganztagseinrichtungen auffordern, sich bei unseren Projektträgern zu bewerben." Damit sind konkrete Sportvereine oder -bunde gemeint, die sich in dem jeweiligen Regierungsbezirk um die Container kümmern - und das nötige Personal für Schwimmunterricht.

Der Kreissportbund Düren hat bereits einen ehemaligen Übersee-Container umrüsten lassen, einschließlich Wasseraufbereitungsanlage, Wärmepumpen und Umkleidekabinen. Darin lernen Mädchen und Jungen nun das Schwimmen. Die ersten Rückmeldungen der Kinder sind positiv.

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Klar sind die ersten Rückmeldungen positiv - (fast) jedes Kind plantsch lieber im Wasser als Mathe oder Englisch zu pauken.
Allerdings fehlt mir im Hinblick auf die Gegebenheiten der Glaube an den Erfolg der Aktion. 4 - 6 Wochen sollen die Container an einem Ort stehen. Gehen wir mal von 5 aus, das bedeutet 5mal (1 x pro Woche) mit Klassen von 25 Kids in ner besseren Badewanne Schwimmenlernen. Das ist was für Schwimmkurse im Verein, nicht für Grundsvchulen.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] gibt's übrigens nen Film über so'n Ding. (Ihr müsst in dem Beitrag runter scrollen)

[muavenet]

Austeritätsschwimmbäder für die Rotzer. Hammer.

[karfingo]

Platzangst voprogrammiert.

[elise]

es gibt ernsthaft zu wenig hallenbäder? kann ich mir ja kaum vorstellen...

dann ab innen fischteich... geht im sommer auch ;-)

[MunichEast]

Also bei uns sind Hallenbäder genug in München Stadt und Kreis, es fehlen aber die Schwimmlehrer`*innen. Bin bei der Container Idee eher skeptisch, wie lilprof auch schrieb, richtiges lernen erwarte ich da nicht.

[MunichEast]

Zitat von lizard0815

Bewegungs- und Schwimmfähigkeit rückläufig? Hm woran das bloß liegen kann?!?!?

An der Pandemie in dem Fall nicht. Das Problem war davor schon so gravierend das der Totalausfall kaum noch in´s Gewicht fällt.

STUTTGART. Marode, geschlossen oder überfüllt: Experten sehen ein wachsendes Problem darin, dass es immer weniger Bäder gibt und die Bäder weniger Zeiten zum klassischen Schwimmenlernen reservieren. Beispiel Baden-Württemberg: Mittlerweile müssen Eltern und Kinder zum Teil länger als ein Jahr auf einen Schwimmkurs warten. Ein weiteres Problem: An Grundschulen fehlen Sportlehrer mit der nötigen Ausbildung.



Die Schwimmverbände und der Verband DLRG fragten in diesem Sommer unter etwa 250 Vereinen, wie lange man dort auf die Teilnahme an einen Schwimmkurs warten muss. Das Ergebnis: Rund 40 Prozent gaben an, dass es bei ihnen Wartezeiten gebe, die länger als ein Jahr seien. Jeweils 30 Prozent gaben Wartezeiten von 6 bis 12 Monaten beziehungsweise von bis zu 3 Monaten an. Der Geschäftsführer des Badischen Schwimm-Verbandes, Holger Voigt, erklärte, es gebe zu wenig Wasserfläche zum Schwimmenlernen. Dabei spiele die Schließung von Bädern eine Rolle, aber auch der Trend zur Wassergymnastik und zu anderen Angeboten in Bädern, die Wasserfläche blockierten.

Eisenmann: „Die Schule ist dafür zuständig, Schwimmen zu üben“

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte zu dem Thema kürzlich die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht. Demnach gibt es an rund einem Viertel der Grundschulen im Land keinen Schwimmunterricht – vor allem deshalb, weil kein Bad in der Nähe ist.[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[csesraven]

Man muss sich klar machen, dass man nicht in der Schule schwimmen lernen kann. Gesetzt den Fall das Schwimmbad ist fußläufig erreichbar oder per Bus innerhalb von 15min.

Gehen wir von einer Doppelstunde aus sind wir von den 90min abzüglich hin und rückweg schon bei 60min. Davon mindestens 10min umziehen * 2. Dann Ansprache vom Lehrer was getan werden soll. Dann hat man 30min fürs Schwimmen ... bei uns saß man aber davon auch oft am Rand ...

Schwimmen lernt man bei den Eltern ... oder im Verein. Aber nicht in der Schule

[muavenet]

Zitat von csesraven

Man muss sich klar machen, dass man nicht in der Schule schwimmen lernen kann.

Doch, das geht eigentlich ganz gut.

Ich hatte Schulschwimmen für zwo Schuljahre (KS 3 und 4). War ein Vier-Stunden-Modul. Und du hattest nur Hinfahrt- oder Rückfahrtzeit, nie beides. Entweder biste pünktlich zum Frühmodul gleich in die Schwimmhalle, oder nach der Schwimmhalle nachmittags gleich nach Hause, etc. An große Ansprachen kann ich mich auch nich erinnern; die Überzahl hat fast immer nur Wasserball gespielt. Schöne Zeit.

Das war aber Großstadt, nich die Pampa. Bei uns im Stadtteil bauen se grad 'ne neue Schwimmhalle. Die ist praktisch einen Steinwurf von 'nem Kindergarten und 'ner Schule entfernt. Und zur nächsten Schwimmhalle sind's auch nur fünf Minuten Fußweg.

[MotherFocker]

Der Staat muss nun kompensieren, was die Eltern eigentlich versäumten...
In so einem beengten Container kann man höchsten lernen, nicht zu ertrinken. Aber Schwimmen lernen ...?

Mein Vater nahm mich im zarten Kindesalter mit an den Badesee und meinte: "Bub, heute lerne ich Dir schwimmen!".
Nach ein paar Anläufen klappte es.

[lilprof]

csesraven hat die tatsächliche Wasserzeit bei ner Doppelstunde schon ziemlich realistisch aufgebröselt. Von den 30 min hat man - wenn's keine Ansprache gibt - 5 min Aufwärmspiel und 5 min Abschlussspiel, dazwischen halt 25 Kids mit 2 Kolleg*innen, also pro Kollege 12 Kids. Das braucht Zeit.

Was die Schwimmbäder betrifft, im 10 km-Umkreis meiner Heimatstadt gab es lange Zeit mindestens 3 schuleigene Lehrschwimmbecken, z.T. mit versenkbarem Boden. Die sind alle in den letzten 10 Jahren dicht gemacht worden. Geblieben sind in einem20 km-Umkreis 3 Hallenbäder, die aber alle im Jahr wg Renovierungsarbeiten und aus Ersparnisgründen mehrere Wochen geschlossen sind und das Schulschwimmen immer wieder vor große Probleme stellt.
Das Schwimmbadsterben ist ein alter Hut, das war schon vor den Corona-Problemen hinlänglich bekannt - siehe [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] z.B.

Es wäre den Schulen schon viel geholfen, wenn die Eltern wenigsten die Vorbereitungen für einen erfolgreichen Schwimmlehrgang legen würden:
Wassergewöhnung, Angst vor dem Wasser nehmen, Spaß an der Bewegung im Wasser vermitteln, Badengehen als einen regelmäßigen, lustbetonten Zeitvertreib erleben lassen - dann ist das Schwimmenlernen nur noch ein kleiner Schritt.
Viele Kinder verbringen schon ab 2 Jahren ihre Nachmittage in der Kita, später in der OGS, müssen also die Institutionen auch für die Wassergewöhnung sorgen?

[csesraven]

Zitat von muavenet

Doch, das geht eigentlich ganz gut.

Ich hatte Schulschwimmen für zwo Schuljahre (KS 3 und 4). War ein Vier-Stunden-Modul. Und du hattest nur Hinfahrt- oder Rückfahrtzeit, nie beides. Entweder biste pünktlich zum Frühmodul gleich in die Schwimmhalle, oder nach der Schwimmhalle nachmittags gleich nach Hause, etc. An große Ansprachen kann ich mich auch nich erinnern; die Überzahl hat fast immer nur Wasserball gespielt. Schöne Zeit.

Das klingt wirklich sinnvoll (abgesehen davon permanent Wasserball zu spielen )

Gabs bei uns nicht. Da war höchstens die Pause danach mit eingerechnet.

[karfingo]

Während des Schwimmunterrichts ist ein 14-jähriger Junge in einem Wiesbadener Schwimmbad ertrunken. Nun ermittelt die Polizei, ob die begleitenden Lehrkräfte ihrer Aufsichtspflicht nachkamen.

27.05.2023, 14.17 Uhr

In einem Wiesbadener Hallenbad ist ein Junge beim Schwimmunterricht tödlich verunglückt. Nach Angaben der Polizei ereignete sich der Unfall bereits Mitte Mai, der Schüler sei jedoch reanimiert worden und lag zunächst im Koma. Nach einigen Tagen sei der Junge schließlich gestorben.

Laut einem Bericht des »Wiesbadener Kuriers« handelte es sich um einen 14-Jährigen, der Mitglied in einem Schwimmverein war und als guter Schwimmer galt. Er soll jedoch unter einer Krankheit gelitten haben. Jetzt ermittelt die Polizei, ob die begleitenden Lehrkräfte ihre Aufsichtspflicht verletzt haben.

Pilotprojekt soll Ertrinkende retten

Der »Wiesbadener Kurier« zitiert den Leiter des Bäderbetriebs, in dem der Unfall geschah. Demnach fand der Vorfall in einer Trainingshalle statt, in der nur Schulen und Vereine Schwimmunterricht anbieten, die die Aufsicht selbst stellen. Nach dem Unglück hätten allerdings die Schwimmmeister bei der Reanimation unterstützt.

Besonders tragisch: In Wiesbaden läuft seit 2020 ein Modellprojekt, das derartige Vorfälle verhindern sollte. Sensoren und Kameras in der Schwimmhalle sollen mithilfe künstlicher Intelligenz einen möglichen Ertrinkenden retten, in dem sie etwa unnatürliche Bewegungsmuster erkennen und Alarm schlagen. Das Becken in der Trainingshalle wurde jedoch laut »Wiesbadener Kurier« im Gegensatz zur öffentlichen Schwimmhalle noch nicht mit der entsprechenden Technik ausgerüstet.
rai/dpa

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[elise]

man schafft das schwimmen-lernen in der schule schon - wenn die kinder lust haben und - und wenn wassergewöhnung schon gelaufen ist (und sie sich alleine umziehen können).

aber schwimmen muss geübt werden - und das muss wann- und woanders laufen, das kann schule nicht leisten!

wo sind eigentlich hier wieder die eltern?

[karfingo]

Zitat von elise

wo sind eigentlich hier wieder die eltern?

Natürlich im Helicopter, was dachtest du denne?

[bambamfeuerstein]

das bädersterben ist ja noch in der startphase.
solange öffentliche bäder gewinn erwirtschaften müssen anstatt einfach nur die lebensqualität wie früher zu erhöhen, wird sich auch nichts mehr ändern.

aber z.B. bei museen werden 90% der kosten vom staat/steuerzahler übernommen, keine ahnung warum das bei den bädern mit der kostenübernahme (der übrigen kosten) nicht funktioniert.

[lilprof]

Hat offensichtlich - zumindest in NRW - ein paar Monate gedauert, eh das Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde. Ab heute schickt das Land mobile Container los, in denen dann Schwimmunterricht stattfinden soll. Bin gespannt auf erste Erfahrungsberichte auf breiterer Erfahrungsbasis.

Ministerpräsident Hendrik Wüst weiht mobilen Schwimmcontainer „narwali“ in Düren ein
Mit dem Modellvorhaben mobile Schwimmcontainer „narwali“ will die Landesregierung im Rahmen der Schwimmoffensive die Schwimmfähigkeit von Kindern erhöhen.

Mit dem Modellvorhaben mobile Schwimmcontainer „narwali“ will die Landesregierung im Rahmen der Schwimmoffensive die Schwimmfähigkeit von Kindern erhöhen. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert das innovative Projekt mit drei Millionen Euro. Ministerpräsident Hendrik Wüst und Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt Andrea Milz werden am 28. September 2023 in Düren einen der mobilen Schwimmcontainer einweihen. Vor Ort sind Einblicke in den praktischen Betrieb des Schwimmcontainers „narwali“ möglich.

Zur Berichterstattung laden wir Sie herzlich ein:

Zeit: Donnerstag, 28. September 2023, 11.00 Uhr

Ort: Schulhof der Grundschulgemeinschaft Lendersdorf/Niederau und vor der Geschäftsstelle des KSB Düren, Kirchfeld 23, 52355 Düren

Hinweis:

Bitte melden Sie sich bis Mittwoch, 27. September 2023, 12.00 Uhr, unter [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] an.

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Wenn ich in der Gegend wohnte, würde ich's mir gerne anschauen.