[karfingo]

»relativ neu ist«
Eine Frau fotografiert am Meer ein seltsames Objekt, das aus dem Sand ragt. Bald kommt heraus: Es ist ein uralter Zahn. Doch sie sucht ihn vergeblich – und es bedarf eines gutherzigen Joggers, um ihn wiederzufinden.

03.06.2023, 10.52 Uhr

Mastodon-Zahn, Aufnahme von Jennifer Schuh:
Mal ehrlich, würden Sie das hier vom Strand aufsammeln?
Foto: Jennifer Schuh / AP

Als Jennifer Schuh am kalifornischen Strand in der Nähe von Santa Cruz spazieren geht, sieht sie auf einmal etwas aus dem Sand ragen. »Es sah irgendwie seltsam aus, fast verbrannt«, erinnert sich die Frau, die oft in der Gegend Urlaub macht. Sie war unterwegs an der Mündung des Aptos Creek am Rio Del Mar State Beach in der Monterey Bay. »Ich war auf der einen Seite des Baches, und diese Frau sprach mich auf der anderen Seite an und sagte: Was ist das da zu deinen Füßen«, erzählt Schuh.

Sie war sich nicht sicher, was sie da gefunden hatte. Also machte sie ein paar Fotos von dem etwa 30 Zentimeter langen Objekt, ging nach Hause und postete die Aufnahmen auf Facebook mit der Bitte um Hilfe.

Irgendwann meldete sich Wayne Thompson, Berater für paläontologische Sammlungen des Santa Cruz Museum of Natural History, das die Geschichte auf seiner Website erzählt. Er hatte die starke Vermutung, dass es sich bei dem Objekt um einen abgenutzten Backenzahn eines ausgewachsenen pazifischen Mastodons handeln könnte, einer ausgestorbenen elefantenähnlichen Art, die oft mit Mammuts verwechselt wird. »Dies ist ein äußerst wichtiger Fund«, schrieb Thompson an Schuh und bat sie um ein Telefonat. Sie trafen sich, und Schuh führte ihn zu der Stelle, wo sie ihre Aufnahmen gemacht hatte.
Doch dann ...

Doch als sie am Strand ankamen, war der Zahn verschwunden.

Sie guckten genauer und fanden nichts. Sie suchten die Umgebung ab – erfolglos. An den folgenden Tagen machten sie sich erneut auf die Suche, doch auch das brachte kein Ergebnis. Daraufhin wandte sich Thompson in den Sozialen Medien an die Bevölkerung, sein Aufruf machte Schlagzeilen.

Am Dienstag rief Jim Smith aus dem nahe gelegenen Aptos das Museum an. Er hatte etwas gefunden.

»Ich war so aufgeregt, als ich den Anruf erhielt«, sagte Liz Broughton, die Leiterin des Museums für Besuchererlebnisse. »Jim erzählte uns, dass er bei einer seiner regelmäßigen Joggingrunden am Strand über den Zahn gestolpert war, aber er war sich nicht sicher, was er gefunden hatte, bis er ein Bild des Zahns in den Nachrichten sah.« Smith spendete den Zahn dem Museum, wo er von Freitag bis Sonntag ausgestellt wird.

Liz Broughton vom Santa Cruz Museum of National History und Jim Smith mit dem Mastodon-Zahn
Foto: Santa Cruz Museum Of Natural History / AP

Das Alter des Zahns ist nicht klar. In einem Bericht des Museums heißt es, dass Mastodons im Allgemeinen vor etwa fünf Millionen bis 10.000 Jahren in Kalifornien lebten. Broughton schätzt den Zahn auf weniger als eine Million Jahre Alter, was nach fossilen Maßstäben »relativ neu ist«, wie sie es ausdrückt. Immer wieder komme es vor, dass Winterstürme in der Region Fossilien freilegen – möglicherweise wurde dieses Exemplar aus höheren Lagen ins Meer gespült.

Es ist erst der dritte Fund eines Mastodon-Fossils, der vor Ort gemacht wurde. Das Museum besitzt noch einen weiteren Zahn sowie einen Schädel, der 1980 von einem Teenager gefunden wurde. Er wurde in demselben Aptos Creek gefunden, der ins Meer mündet. »Wir sind begeistert von dieser aufregenden Entdeckung und den Auswirkungen, die sie auf unser Verständnis des antiken Lebens in unserer Region hat«, sagte Museumsdirektorin Felicia B. Van Stolk in einer Erklärung.

Auch die ursprüngliche Entdeckerin Jennifer Schuh ist glücklich. »Es kommt nicht oft vor, dass man etwas mit so viel Geschichte anfassen kann«, sagte sie. Sie hat den Zahn nicht behalten, er liegt jetzt im Museum. Aber sie hat sich im Internet eine Halskette mit einer Nachbildung eines Mastodonzahns bestellt.

mgo

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Der Bonerush kann jetzt in Aptos Creek starten.