Eine Reise zum Mars soll nur noch drei Monate dauern. Die ersten Fortschritte und Tests des nuklearen Triebwerks wurden bereits absolviert.
In China ist der Prototyp eines Reaktors für einen atomaren Raketenantrieb gebaut und erfolgreich getestet worden. Mit dieser Technologie sollen Reisezeiten zum Mond und Mars stark reduziert werden. Fracht und Besatzung sollen in lediglich drei Monaten den roten Planeten erreichen. Je nach Abstand zwischen Erde und Mars (abhängig von dem Zeitpunkt und der Himmelsmechanik), brauchen Raumsonden mit herkömmlichen Antriebsmodulen etwa sieben bis neun Monate.
Der fertige Antrieb soll irgendwann das Volumen eines Schiffscontainers und ein Gewicht von weniger als acht Tonnen umfassen, heißt es laut der South China Morning Post in einem (nicht verlinkten) Paper der chinesischen Akademie der Wissenschaften CAS (Chinese Academy of Sciences).
Die Spezifikationen des chinesischen Atomantriebs
Zunächst soll das nukleare Triebwerk mit einer Rakete in den Weltraum befördert werden, bevor es sich entfaltet. Dabei soll es die Größe eines 20-stöckigen Hochhauses erreichen. Die nominale Leistung des Reaktors wird mit 1,5 Megawatt angegeben. Durch die Spaltung des Uranbrennstoffs sollen Temperaturen von bis zu 1.276 Grad Celsius erreicht werden.
Flüssiges Lithium soll dabei helfen, den Reaktor zu kühlen. Der Wärmetauscher soll aus einer Wolframlegierung bestehen. Dadurch wird der Reaktor auch vor der gefährlichen Weltraumstrahlung geschützt.
Sicherheitsbedenken sind bei dem chinesischen Raumfahrtprogramm durchaus gerechtfertigt. Immerhin kommt es immer wieder vor, dass Raketenstufen in der Nähe von Siedlungen vom Himmel stürzen. Wie die Sicherheit bei einem möglichen Absturz des Atomtriebwerks auf die Erde gewährleistet wird, bleibt in dem Bericht unbeantwortet. Jedoch wollen die Verantwortlichen des Papers sich diesem Problem im nächsten Schritt der Entwicklungsphase widmen.
Die ersten Tests im Weltall
Der erste Einsatz im Weltraum könnte laut dem chinesischen Bericht in den 2030er-Jahren erfolgen. Mit einer verkleinerten Version des Reaktors könnten neben interstellaren Raumschiffen auch zukünftige Rover für den Mond und Mars mit ausreichend Energie versorgt werden.
Neben der Volksrepublik wird auch in den USA an einem nuklearen Triebwerk geforscht. Die Entwicklungsabteilung Darpa (Defense Advanced Research Projects Agency) des US-Verteidigungsministeriums beauftragte etwa den Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed Martin und den US-Nukleartechnologiekonzern BWX Technologies mit der Entwicklung eines Nukleartriebwerks. Ab Ende 2026 soll der Prototyp eines nuklearen Triebwerks im Weltraum getestet werden.