[ziesell]

Kryptografie: Google schützt Chrome schon jetzt vor Quantencomputern

Google sichert mit dem Browser Chrome aufgebaute TLS-Verbindungen schon jetzt durch ein quantenresistentes kryptografisches Verfahren ab.



Google führt mit Version 116 des Webbrowsers Chrome, deren Veröffentlichung am 15. August erfolgen soll, offiziell einen hybriden Schlüsselkapselungsmechanismus (KEM) ein, der TLS-Verbindungen in Zukunft vor möglichen Angriffen durch Quantencomputer schützen soll. Wie Devon O'Brien, technischer Programmmanager für Chrome Security, kürzlich in einem Blogbeitrag erklärte, setze der Browser dafür auf X25519Kyber768.

Dabei handle es sich um ein Verfahren, das sich aus einem elliptischen Kurvenalgorithmus namens X25519 sowie dem quantenresistenten KEM Kyber-768 zusammensetze. Letzteren Algorithmus hatte das US-amerikanische NIST (National Institute of Standards and Technology) im vergangenen Jahr bereits zu einem sicheren Kandidaten im Hinblick auf quantenresistente Kryptografie erklärt.

Jedoch weist O'Brien ebenso darauf hin, dass die Änderung zu Beginn noch Inkompatibilitäten zutage fördern könne. "Wenn Sie als Entwickler oder Administrator ein Problem haben, von dem Sie glauben, dass es durch diese Änderung verursacht wird, melden Sie bitte einen Fehler", so der Sicherheitsexperte.

Auch Angriffstechniken entwickeln sich weiter

Googles Motivation hinter der Einführung von X25519Kyber768 sei etwa die Tatsache, dass Angriffe auf etablierte Verschlüsselungsalgorithmen im Laufe der Zeit immer besser werden, sodass es hin und wieder erforderlich sei, auf stärkere Verfahren umzusteigen. Insbesondere die Entwicklung von Quantencomputern stelle diesbezüglich eine Gefahr dar, da diese in der Lage seien, "Berechnungen effizient auszuführen, die für die derzeitigen Rechenmethoden unerreichbar sind".

Daher sollen viele gängige kryptografische Verfahren zwar einen ausreichenden Schutz vor Angriffen mit bestehender Technologie bieten, ein leistungsfähiger Quantencomputer könne die damit aufgestellten Sicherheitsbarrieren aber mit Leichtigkeit umgehen. "Quantenresistente Kryptografie muss sowohl gegen Quanten- als auch gegen klassische kryptoanalytische Techniken sicher sein", so O'Brien. Obendrein sei es wichtig, dass sichere Verfahren auch auf handelsüblicher Hardware leistungsfähig genug seien.

Harvest now, decrypt later

Auch wenn ausreichend leistungsfähige Quantencomputer voraussichtlich "erst in 5, 10 oder sogar 50 Jahren zur Verfügung stehen werden", sei es dennoch wichtig, schon jetzt Maßnahmen zu ergreifen. Schließlich animiere der Verzicht auf quantenresistente kryptografische Verfahren Angreifer dazu, potenziell wertvolle Daten schon heute in verschlüsselter Form zu sammeln und sie erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn entsprechende Technik verfügbar sei, zu entschlüsseln.

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]