Flatrate-Handytarife bei O2: Telefónica schmeißt Vielsurfer raus
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Telefónica beendet überraschend Tausende Verträge mit O2-Mobilfunknutzern. Verbraucherschützer vermuten, dass ein Gerichtsurteil die Kündigungswelle ausgelöst hat.
Von Jörg Breithut
27.05.2023, 09.32 Uhr
Christian M. würde seinen Unlimited-Handytarif bei O2 gern behalten. Der Familienvater lebt im Kreis Soest in Nordrhein-Westfalen nur knapp 600 Meter von einem kaum frequentierten Mobilfunkmast entfernt. Das reicht für ein Downloadtempo von durchschnittlich rund 200 Megabit pro Sekunde. Der Vertrag kostet 45 Euro im Monat für drei SIM-Karten, eine davon steckt in einem Router, der mit einer Antenne auf dem Dach verbunden ist.
Rund ein Terabyte pro Monat verbraucht der Haushalt auf diese Art. Dieses Datenvolumen kommt unter anderem dadurch zusammen, dass die Kinder Videogames spielen und sich Filme auf Netflix und Videoclips bei YouTube anschauen.
Doch mit der günstigen Flatrate ist bald Schluss. Telefónica hat dem 50-Jährigen eine Kündigung geschickt. Dem Betriebswirt ist zum Verhängnis geworden, dass er seinen Handytarif als DSL-Ersatz benutzt. »Ich war ziemlich erstaunt über die Kündigung«, sagt M. im Gespräch mit dem SPIEGEL. Das Problem: Er lebt auf dem Land, wo es kaum günstige Alternativen gibt. »Die DSL-Leitung bringt gerade einmal sechs Megabit pro Sekunde, schneller geht es nicht.« Zwar könnte er einen Glasfaseranschluss buchen, der koste an seiner Adresse aber circa 300 Euro im Monat. »Das ist mir zu viel«, sagt M. »Unlimited« ist nicht grenzenlos
Er ist kein Einzelfall: Einem Bericht des Branchenportals »Teltarif« zufolge hat Telefónica 3200 O2-Nutzern mitgeteilt, dass ihre Handyverträge zum Ende der Mindestlaufzeit beendet werden. Betroffen sind Nutzer der sogenannten Unlimited-Tarife, die unbegrenztes Datenvolumen für Smartphones und Tablets im Mobilfunknetz versprechen. Das ist ein ziemlich ungewöhnlicher Schritt. Mobilfunkanbieter wollen Kunden meist halten.
Nicht so Telefónica – das Unternehmen will Vielsurfer so schnell wie möglich loswerden. Auf Anfrage des SPIEGEL teilt der Konzern mit: »In unserer Branche kommt es immer wieder vor, dass Mobilfunkverträge innerhalb der bestehenden Kündigungsfristen durch den Anbieter gekündigt werden«, sagt ein Sprecher. »Angesichts unserer fast 43 Millionen Mobilfunkkunden sprechen wir von sehr wenigen Kündigungen im niedrigen vierstelligen Bereich pro Jahr.« Das Unternehmen bekräftigt, dass bei allen Betroffenen die Vertragslaufzeit eingehalten worden sei.
Ein BGH-Urteil mit Folgen
Gegen den Rausschmiss können sich Betroffene juristisch nicht wehren, sagt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im Gespräch mit dem SPIEGEL. »Das ist rechtlich völlig in Ordnung.« Im Anschluss an die Mindestlaufzeit dürfen nicht nur Verbraucher, sondern auch Anbieter die Verträge kündigen. »Das ist legal, aber natürlich höchst kundenunfreundlich«, erklärt Bradler.
Zu den Gründen wollte sich Telefónica nicht äußern. Doch Verbraucherschützer Bradler geht davon aus, dass die Kündigungswelle mit einem Urteil des Bundesgerichtshofs zusammenhängt. Die Richter hatten vor einigen Wochen einen Absatz in den Telefónica-Nutzungsbedingungen kassiert, der den Einsatz von Handy-SIM-Karten in Routern mit Stromanschluss untersagt. Die Regel ist damit ungültig. »Es gibt längst eine freie Wahl des Endgeräts, das darf das Unternehmen nicht verbieten«, sagt Thomas Bradler.
Offenbar sollen Extremsurfer mit Mobilfunk-Routern nun mit Kündigungen aussortiert werden. »Ich kann mir vorstellen, dass man relativ leicht erkennen kann, ob eine SIM-Karte im Router betrieben wird«, sagt der Rechtsexperte. »Die Datenmengen unterscheiden sich schon deutlich vom klassischen Surfen auf dem Handy.« Schließlich hängen zahlreiche Geräte wie Fernseher, Rechner, Tablets und Spielekonsolen im Heimnetzwerk und saugen am Datenvolumen. Das wird dem Telefonkonzern dann in manchen Fällen zu bunt. Auch der teuerste Unlimited-Vertrag solle höchstens dazu verwendet werden, »mobile Hotspots für mehrere Endgeräte« zu starten, heißt es auf der O2-Website.
O2-Flatrates bleiben für rausgeschmissene Kunden tabu
Wer die Flatrate überreizt hat, soll nun auf einer roten Liste stehen. Denn auch Neuabschlüsse von O2-Mobilfunkverträgen mit unbegrenzter Datennutzung sind laut dem »Teltarif«-Bericht für die Ex-Handykunden künftig tabu. Stattdessen würden DSL- und Glasfaserverträge schmackhaft gemacht. »Die Kunden müssen damit leben«, sagt Bradler. »Die Anbieter dürfen selbst entscheiden, mit wem sie Verträge schließen und mit wem nicht.«
Telefónica bietet drei verschiedene Tarife mit unbegrenztem Datenvolumen an. Die Preise für Neukunden reichen von 33 bis 63 Euro pro Monat. Den preislichen Unterschied machen die maximalen Surfgeschwindigkeiten von 3 bis maximal 500 Megabit pro Sekunde aus. Daran lässt sich auch ablesen, warum sich manche Verbraucher lieber einen Mobilfunk-Router in die Wohnung stellen, als einen Festnetzvertrag zu buchen: Die Preise unterscheiden sich kaum, und DSL kann mit bis zu 250 Megabit pro Sekunde beim Tempo kaum mithalten.
Wer abgelegen wohnt, der macht mit Internet über Mobilfunkmasten möglicherweise einen besseren Deal. Denn einerseits fallen die Kosten für die Eigenbeteiligung am Hausanschluss weg. Zudem werden 5G-Mobilfunkmasten so schnell ausgebaut, dass bereits rund 80 Prozent der Fläche in Deutschland mit schnellem Internet versorgt sind. Beim Glasfaserausbau läuft es weiterhin schleppend: Hier warten noch immer drei Viertel der deutschen Haushalte auf einen Anschluss. Allerdings müssen sich alle Mobilfunknutzer den Datenverkehr einer Funkzelle teilen. Wenn zu viele versuchen, Daten über Mobilfunk zu laden, bricht die Datenübertragung für alle ein.
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Rund ein Terabyte pro Monat verbraucht der Haushalt auf diese Art
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Boah eye!
Bis vor einem Jahr hatte ich mit 'nem iStick 10 GB pro Monat auf win7 und konnte weitere 10 GB für 15 €uronen buchen.
Jetzt auf win 10 mit WLAN nutze ich flache 15-20 GB/Monat für weniger Penunse als zuvor.
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