[Avantasia]

Betrüger kaufen derzeit mit der Netto-App über fremde Paypal-Konten in weit entfernten Filialen ein – oftmals für mehrere Hundert Euro.

Seit Ende Oktober scheinen einige Nutzer der Netto-App mit unerwarteten Einkäufen konfrontiert zu werden, die unbekannte Angreifer über das in der App hinterlegte Paypal-Konto abwickeln. Im Forum des Zahlungsdienstleisters beschwerte sich ein Anwender schon am 23. Oktober 2023 darüber, dass Netto Geld über Paypal eingezogen habe, ohne dass er selbst einen Einkauf getätigt habe. Der Angreifer habe Tabakwaren in einer 400 km entfernten Filiale erworben.

Günter Born verweist in seinem IT- und Windows-Blog außerdem auf noch einen anderen Thread, in dem ein solcher Vorfall geschildert wird. Am 8. November habe der Geschädigte eine Mail von Netto erhalten, in dem sich der Lebensmitteldiscounter für einen Einkauf in Höhe von 100 Euro bedankt habe. Zum Zeitpunkt des Einkaufs sei der Nutzer selbst aber zu Hause gewesen, während die Transaktion 2,5 Autostunden von ihm entfernt abgewickelt worden sei.

Einkäufe für mehrere Hundert Euro

Den Kommentaren unter beiden Threads ist zu entnehmen, dass noch weitere Anwender davon betroffen sind. In den meisten Fällen haben die Angreifer wohl für mehrere Hundert Euro eingekauft – üblicherweise in weit entfernten Netto-Filialen. Auffällig ist dabei auch, dass in den Einkäufen oftmals sehr viele Zigaretten enthalten sind.

Die jüngsten Beschwerden reichen zurück bis zum gestrigen Tag. Folglich ist anzunehmen, dass die Ursache noch nicht behoben ist und in den kommenden Tagen noch weitere Anwender mit unerwarteten Abbuchungen konfrontiert werden. Wie genau die Angreifer in fremde Netto-Konten eindringen und darüber Einkäufe abwickeln, ist noch unklar. Ein Betroffener erklärt, die Polizei habe ihm geraten, die Netto-App nicht mehr zu verwenden.

Paypal scheint eine Erstattung in vielen Fällen zunächst abzulehnen. Einige Betroffene schreiben aber, sie hätten das Geld letztendlich doch zurückbekommen. Manchmal scheint es von Paypal gekommen, in anderen Fällen hingegen scheint Netto das Geld zu erstatten.

Ähnliche Betrugsfälle gab es schon bei Lidl

Auch Lidl hatte im Sommer 2021 im Zusammenhang mit seinem eigenen Zahlungsdienst Lidl Pay mit vergleichbaren Betrugsfällen zu kämpfen. Dem Discounter wurde damals vorgeworfen, die in der Lidl-App hinterlegten Kontodaten für das Lastschriftverfahren nicht ausreichend zu überprüfen – beispielsweise durch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung oder eine Testbuchung.

Infolgedessen war es Angreifern möglich, fremde Bankverbindungen bei Lidl Pay zu hinterlegen und damit zu bezahlen. Das gelang zumindest so lange, bis es zu einer Kontosperrung kam. Bis dahin konnten Betrüger aber durchaus einige Hundert Euro ausgeben.

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