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Globale Nachrichten - Das Sommerloch ist vollgelaufen

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Ungelesen 01.08.21, 12:49   #1
pauli8
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Standard Globale Nachrichten - Das Sommerloch ist vollgelaufen

Zitat:
Globale Nachrichten

Das Sommerloch ist vollgelaufen



Eine Kolumne von Christian Stöcker
>>>
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Seit mehr als 150 Jahren gehört die Vorstellung vom Sommer als journalistischer »Sauregurkenzeit« zu den gesellschaftlichen Grundkonstanten. Das war schon immer kurzsichtig – heute ist der Gedanke schlicht absurd.

01.08.2021, 11.33 Uhr



Foto: Aly Song / REUTERS

»Wenn der Bundestag verreist ist, nur Nowottni Wache schiebt, ist das ›Tagesthemen‹-Thema, dass es keine Themen gibt.«

Rudi Carrell, »Sauregurkenzeit«

Im Jahr 2009 habe ich, damals als Ablenkung vom Redaktionsalltag, zum ersten Mal bei Twitter #Sommerlochtiere gesammelt. Viele Medienmenschen halfen mit, und so kam jedes Jahr eine hübsche Kollektion zusammen: »Elch stürmt im Supermarkt zum kühlen Bier«, »Eichhörnchen betrinkt sich in Pub und randaliert«, »Ziege verursacht ›tierischen‹ Stau«. Es waren, aus heutiger Sicht, friedliche, geradezu unschuldige Zeiten.

Schon damals war die Idee des Sommerlochs an sich längst absurd, immerhin war es das Jahr der Finanzkrise. Den Begriff Sommerloch gibt es nur in Deutschland, die bedeutungsgleiche »Sauregurkenzeit« aber ist bis heute ein internationales Konzept: Es gibt sie in Ungarn und Estland, Kroatien und Island, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden. In Großbritannien tauchte der Begriff »cucumber season« schon im 19. Jahrhundert auf, heute wird diese Zeit dort meist »silly season« genannt. In Schweden heißt sie »Nachrichtendürre« oder »fauliger Monat«, in Frankreich »tote Saison«.

Zitat:
Christian Stöcker >



Foto: SPIEGEL ONLINE

Jahrgang 1973, ist Kognitions¬psychologe und seit Herbst 2016 Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Dort verantwortet er den Studiengang »Digitale Kommunikation«. Vorher leitete er das Ressort Netzwelt bei SPIEGEL ONLINE.
Es gibt keine lokalen Wetterkatastrophen mehr

All die Gurkenzeiten und ihre Verwandten haben etwas gemeinsam: Sie stammen aus einer Zeit, in der das Nachrichten- und das politische Geschäft primär nationale Angelegenheiten waren. Das Sommerloch entsteht durch die parlamentarischen Sommerferien, Sommerpausen im Sport, die Urlaubszeit. In Wahljahren fiel es schon immer kleiner oder ganz aus, aber der Grundgedanke, dass es im Sommer ein paar Monate gibt, in denen wenig los ist, ist bis heute lebendig.

Dabei macht das Weltgeschehen im Sommer selbstverständlich keine Pause. Im Jahr 2021 wird mehr als je zuvor sichtbar, was das Sommerloch in Zukunft ablösen wird: Der Sommer auf der Nordhalbkugel ist jetzt immer auch Katastrophensaison. Klimanachrichten sind stets Nachrichten von globaler Relevanz, ebenso wie ihre Folgen für das unglaublich komplexe System globaler Lieferketten.

Die »Ever Given«-Panne im Suezkanal hat als Momentaufnahme deutlich gemacht, was es für Folgen hat, wenn es im komplexen Räderwerk der globalisierten Wirtschaft irgendwo klemmt. Klimawandel und Weltwirtschaft sind globale Phänomene, beide menschengemacht. Und beiden ist es herzlich egal, ob gerade Juli oder August ist.

Im Rollstuhl vom Tennisplatz

Nicht nur die verheerenden Überschwemmungskatastrophen in Teilen Deutschlands gehören zum Gesamtbild, sondern auch internationale Nachrichten wie die, dass bei den Olympischen Spielen in Tokio Tennisspieler ihre Partien unterbrechen, weil sie sich vor dem Hitzetod fürchten. Eine spanische Spielerin musste nach einem Hitzschlag im Rollstuhl vom Platz gefahren werden. Solche Situationen gibt es jetzt aber überall und immer häufiger.

Ein Freund, der in den USA lebt, schrieb mir diese Woche, er habe sich an die andauernde Gluthitze und den ständigen Brandgeruch in der Luft schon fast gewöhnt. Die Katastrophe wird zum Dauerzustand. Und die »Fire Season« in den USA ist noch lange nicht vorbei.

Der Begriff »Jahrhundertflut« ist längst sinnlos geworden

Überschwemmungen gab es nicht nur bei uns, sondern auch in der chinesischen Provinz Henan. Millionen von Menschen sind von der gigantischen Flutkatastrophe dort betroffen, darunter die Millionenstadt Zhengzhou. Dort fiel in sechs Stunden so viel Regen wie sonst in einem Jahr, in manchen Regionen kam mehr als die Jahresmenge herunter. Die Gegend ist eine Industrieregion, und es ist nicht ausgeschlossen, dass auch diese Katastrophe, die wieder einmal »Jahrhundertflut« genannt wird, sich auf globale Lieferketten auswirken wird.

All die internationalen Katastrophenmeldungen sind nicht nur deshalb auch im selbst katastrophengebeutelten Deutschland relevant. »Wetter-, klima- und wasserbedingte Gefährdungen nehmen durch den Klimawandel an Häufigkeit und Intensität zu«, erklärte Petteri Taalas, der Generalsekretär der World Meteorological Organisation (WMO) kürzlich. Die Rekordhitzewellen in Nordamerika etwa seien »klar mit der globalen Erwärmung verknüpft«
.
Der Amazonaswald kippt

Zu den klimabedingten Katastrophen kommen weitere extrem beunruhigende Vorgänge, die mit ihnen in Wechselwirkung treten. Der östliche Amazonas-Regenwald etwa gibt mittlerweile mehr CO2 ab, als er aufnimmt, und zwar durch »die Intensivierung der Trockenzeit und eine Zunahme der Abholzung«, wie es in einer gerade in »Nature« erschienenen Studie heißt.

Anlässlich des »Erdüberlastungstages«, der 2021 auf den 28. Juli fiel, warnten in einem im Wissenschaftsmagazin »Bioscience« erschienenen Artikel diese Woche 14.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor katastrophalen Folgen. »Es gibt wachsende Anzeichen dafür, dass wir uns Wendepunkten von verschiedenen Systemen der Erde nähern oder diese sogar schon überschritten haben«, sagte einer der Autoren.

Was wäre, wenn alle so lebten wie wir?

Die Menschheit wird 2021 so viele Ressourcen verbrauchen und Schäden anrichten, dass wir 1,7 Erden bräuchten, um all das auszugleichen. Wir überschreiten schon seit den Siebzigerjahren jährlich die sogenannten planetaren Grenzen. Zwar wandert der Tag, an dem wir alles verbraucht haben, was die Erde regenerieren kann, nicht mehr so schnell weiter nach vorn im Kalender wie noch vor einigen Jahren. Und die Coronapandemie hat der Zerstörungs-Zeitreihe des Global Footprint Network sogar eine kleine Delle nach oben beschert.

Das ändert aber nichts daran, dass die Menschheit den Planeten jedes Jahr weiter auslaugt. Gleichzeitig bringen wir mit unseren Emissionen das Erdsystem an sich aus dem Gleichgewicht, das uns etwa 10.000 Jahre lang ein ziemlich stabiles Klima beschert hat.

Die Berechnungen des Global Footprint Network strafen auch all jene Lügen, die darauf beharren, dass Deutschland doch nur einen kleinen Anteil an der Gewalt habe, die wir unserem Planeten und damit letztlich uns selbst antun: Wenn die gesamte Weltbevölkerung so leben würde wie wir Deutschen, wäre der »Earth Overshoot Day« dieses Jahr schon am 5. Mai erreicht gewesen. Lebte die ganze Welt so wie Kanada, Kuwait oder die USA, schon am 14. März. Der Erdüberlastungstag des wegen seiner gewaltigen CO2-Emissionen zu Recht gescholtenen China liegt auf dieser diverse Faktoren berücksichtigenden Rangliste der planetaren Ausbeuter derzeit noch weiter hinten: am 7. Juni.

Sich den planetaren Realitäten stellen

Für das Sommerloch, über das man hierzulande vor ein paar Jahren noch fröhlich Scherze machen konnte, müsste diese neue Weltlage eigentlich das Ende bedeuten: »Nachrichtenarme« Zeiten gibt es nicht mehr. Die wichtigsten Nachrichten sind immer globale Nachrichten. Und diese Nachrichten sind derzeit sehr oft sehr schlecht.

Die schleichende Katastrophe, von der die Menschheit in Wahrheit seit Jahrzehnten weiß, ist nicht mehr zu ignorieren. Und doch ist all das noch immer erst der Anfang. Die Menschheit wird noch viele Katastrophensaisons erleben müssen.

In drei Monaten, beim Weltklimagipfel in Glasgow, wird sich zeigen, ob die wachsende Sichtbarkeit der Arten- und Klimakrise überall auf der Welt auch die Bereitschaft zu entschlossenem politischem und ökonomischem Handeln erhöht.

Und der an der Zerstörung maßgeblich beteiligten Industrie- und Technologienation Deutschland ist eine künftige Bundesregierung zu wünschen, die sich den planetaren Realitäten endlich wirklich stellt.
Quelle mit Querverweisen:

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Geändert von pauli8 (01.08.21 um 13:20 Uhr)
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