[Draalz]

Hungerkrise am Horn von Afrika

Erst sterben die Tiere, dann die Menschen

14. Juni 2022, 4:58 Uhr | Lesezeit: 4 min


Krank und unterernährt: Viele somalische Kinder sind akut vom Tod bedroht - wie dieses Mädchen in einem Krankenhaus in Mogadischu. (Foto: Ed Ram/AFP)

Nach vier Jahren ohne Regen verhungern im zerrütteten Somalia die ersten Kinder. Warum der Krieg in der Ukraine die Katastrophe verschlimmert und auch andere Regionen Afrikas ins Elend stürzt.

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Somalische Ziegen sind äußerst genügsame Tiere, sie stehen Hitze und Trockenheit durch, selbst unter harschen Bedingungen liefern sie noch verlässlich Milch. Doch auch die zähen Paarhufer kommen irgendwann an ihre Grenzen. Wenn erst einmal ganze Ziegenherden verhungern und verdursten, so wie es seit dem Herbst in vielen ausgedörrten Gebieten Somalias zu beobachten ist, dann ist das ein düsterer Vorbote.

Im Nordosten Afrikas weiß man, wie die Zeichen zu deuten sind: Erst sterben die Tiere, dann die Menschen.

Wer aus den Städten hinausfährt, sieht immer wieder Kadaver von Tierherden liegen", sagt der Somalier Mowlid Mudan, schon seit dem Herbst verenden sie in großer Zahl. Und wer hoffte, dass die Regensaison 2022 Erleichterung schaffen könnte, wurde enttäuscht. "Es hat viel zu wenig geregnet in den vergangenen Wochen", sagt Mudan, der gerade aus den Orten Baidoa und Kismaayo in die Hauptstadt Mogadischu zurückgekehrt ist, wo man ihn per Videocall erreicht.

Mudan arbeitet für die Hilfsorganisation Save the Children und er erzählt von bitteren Momenten, die er in diesen Tagen erlebt. Hirten in Not zieht es jetzt in die Städte, in der Hoffnung, dass Verwandte vielleicht noch etwas Geld oder Essen haben; oder dass sie Helfer finden, die Camps für Notleidende betreiben. Mudan sieht eine der Familien noch vor sich, die erschöpft das Team von Safe the Children erreichten, die Eltern suchten nach Hilfe für ihr schwer unterernährtes Baby. Die Helfer waren zur Rettung bereit, aber sie konnten nichts mehr tun. Das Kind war am nächsten Morgen tot.


Sorgt sich um das Wohl der somalischen Kinder: Mowlid Mudan von der Hilfsorganisation Save the Children. (Foto: privat)

"Oftmals kommen die Leute zu spät, es wäre wichtig, die Jüngsten schon zu versorgen, bevor sie in einen so kritischen Zustand verfallen," sagt Mudan. Ohne Milch und Fleisch ihrer Herden droht den Hirtenvölkern am Horn von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] die Katastrophe, viele können nur noch durch Hilfe von außen überleben. Auch die Existenz vieler Ackerbauern ist bedroht, weil ihre Ernten ausfallen werden.

Noch seien es einzelne Kinder, die sterben, sagt Mudan, "aber so wie sich die Dinge entwickeln, muss man damit rechnen, dass die Mortalität rasch nach oben klettern wird". Somalia ist eine jener Regionen, die von den Landwirtschaftsexperten der Vereinten Nationen jüngst als besonders bedrohte Hunger-Hotspots eingestuft wurden. Nach UN-Analyse sind bis zu 750 000 Menschen in diesen Gefahrenzonen vom Hungertod bedroht, außer Jemen und Afghanistan liegen alle diese Gebiete in Afrika.

Am Horn von Afrika ist nun schon die vierte Regensaison mehr oder weniger ausgefallen, und Experten warnen, dass massive und schnelle Hilfe nötig sein wird, um das Schlimmste abzuwenden. "Es ist bereits sehr spät für diese Schritte", sagt die Entwicklungsexpertin Laura Hammond von der School of Oriental and African Studies in London. "Es gibt keinen Zweifel, dass die Hilfe sehr dringend gebraucht wird." Auch unabhängige Experten stützen also die Einschätzungen der Vereinten Nationen.

Das Wasser reicht einfach nicht

Klimaveränderungen und das Phänomen La Niña werden im Wesentlichen dafür verantwortlich gemacht, dass die Dürreperioden am Horn von Afrika schon so lange andauern und ausreichender Regen seit Jahren ausbleibt. "Die Hirten ziehen mit ihren Herden umher, und wenn es dann irgendwo kurz regnet, sammeln sich dort so viele Menschen und Tiere, dass alles, was wächst, sehr schnell wieder verschwindet." Das Wasser reicht einfach nicht.

Aber nun ist da auch noch dieser Krieg in der Ukraine, weit weg von den ausgedörrten Ebenen Somalias, aber in seinen Folgen doch sehr akut für alle afrikanischen Regionen, die auf Hilfe angewiesen sind. "Die schwierige Lage in Somalia ist nicht alleine Ergebnis der Ukraine-Krise", sagt Laura Hammond, aber der Konflikt mache es doch sehr viel komplizierter, die Hungerprobleme zu entschärfen. Ähnliches gilt auch für weitere Krisenherde auf dem Kontinent, wo das Elend zunimmt, besonders alarmierend ist die Lage in Äthiopien und der dortigen Kriegsregion Tigray, sowie dem Sahel-Gürtel, der südlich der Sahara vom Osten des Kontinents bis nach Westafrika verläuft.

Das Land Tschad hat bereits den Notstand ausgerufen, was nicht nur mit klimatischen Verhältnissen zu tun hat, sondern mit den vom Konflikt in der Ukraine getriebenen Preissteigerungen für Lebensmittel und Treibstoff. "Im Sudan und Äthiopien etwa kämpfen die Menschen schon mit Preissteigerungen um 40 Prozent", sagt Ulf Terlinden, Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Nairobi. Wer ohnehin nur ein paar Dollar am Tag hat, um seine Familie durchzubringen, rückt so schnell an den Abgrund.

Auch Düngemittel werden wegen des Ukraine-Kriegs knapp

Hinzu kommt, dass der Ukraine-Krieg zu Engpässen bei Düngemitteln führt und viele Bauern sie nicht mehr bezahlen können. Die Vereinten Nationen rechnen mit schweren Folgen für die kommerzielle landwirtschaftliche Produktion auf dem afrikanischen Kontinent selbst, zumal auch die Spritpreise nach oben geschnellt sind. Das Welternährungsprogramm schätzt, dass alleine in Äthiopien die lokale Getreideernte um 21 Prozent einbrechen dürften.

Um Hunger-Hotspots zu entschärfen, wird, wie Terlinden sagt, "schnelle und massive Hilfe" nötig sein, das Thema müsse auf die Agenda des kommenden G-7-Treffens. Gestiegene Preise und Lieferengpässe werden dabei den Finanzbedarf für die internationale Hilfe in die Höhe treiben. "Die Weltgemeinschaft muss sich klarmachen, dass eine Organisation wie das Welternährungsprogramm WFP für eine fixe Summe an Zuwendungen heute deutlich weniger einkaufen kann als früher", sagt die Entwicklungsökonomin Laura Hammond aus London.

Am Horn von Afrika, das ist schon jetzt absehbar, wird die Entschärfung der Situation an den Hunger-Hotspots sehr kompliziert und mühsam, auch weil regionale Konflikte und Kriege die Verteilung von Hilfe erheblich erschweren. In Somalia stammten früher 92 Prozent des importierten Weizens aus der Ukraine und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], weil diese Zufuhr nun wegbricht und durch andere Quellen ersetzt werden muss, droht auch in den Städten größeres Elend.

Und außerhalb der Städte? "Man wird auch mit der Gruppe al-Shabaab verhandeln müssen, um Hilfe zu den Bedürftigen zu bringen", sagt Omar Mahmood, Somalia-Experte der International Crisis Group. Die radikal-islamistische Miliz, die gegen die Regierung und internationale Truppen kämpft, kontrolliert große Gebiete außerhalb der somalischen Städte.

Womöglich werden viele Menschen versuchen, in Gegenden zu wandern, die von der Regierung kontrolliert sind und wo mit internationaler Hilfe zu rechnen ist. Aber das wird nicht allen Notleidenden gelingen. Insofern bleibt die größte Schwierigkeit, die Nahrung und Hilfe wirklich dorthin zu schaffen, wo sie am dringendsten benötigt wird. Und wie überall in Kriegsgebieten werden bewaffnete Gruppen versuchen, Steuern auf solche Lieferungen einzutreiben - oder einen Teil gleich ganz abzuzweigen. "Das lässt sich in solchen Verhältnissen oftmals gar nicht vermeiden", sagt Ulf Terlinden. Helfer reden nicht gerne über dieses Dilemma, aus dem niemand einen Ausweg kennt.

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[Jason.M]

In den Jahren 1960 bis 2020 stieg die Einwohnerzahl in Somalia von 2,76 Mio auf 15,89 Mio. Dies bedeutet einen Anstieg um 476,7 Prozent in 60 Jahren.

Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre starben 160.383 Menschen pro Jahr in Somalia. Die Anzahl der Geburten lag bei jährlich 594.144.

Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[MunichEast]

... und was willst Du uns damit sagen ? In vielen Länder die von Armut gezeichnet sind stellen die Kinder die Altersabsicherung dar. Mit zunehmendem Lebensstandard und Zugang zu Verhütungsmitteln sinkt die Geburtenrate.

Der Hunger und Wassermangel ist ein Problem was uns alle zu Handlungen zwingen müßte. Es wäre ein leichtes die Welt frei von Hunger zu kriegen, wenn der Wille der Industrieländer zur echten Hilfe und Unterstützung da wäre. Lieber werden Zäune um Europa gebaut und sinnlose Kriege geführt, die Milliarden verschlingen.

[Caplan]

Ja das ist alles sehr loeblich, blendet nur aus, das auch in dieses Land viele Bemuehungen gescheitert sind, was auch dem obigen Bericht deutlich zu entnehmen ist, die erheblich in monitaerer und Leistungsform von Einzelnen und Verbaenden geleistet wurden und das seit Jahrzehnten.
Und das ist Haussache der Laender.

Auf dieser Harfe alle anderen Umstaende zu legalisieren, ist nicht meins.

[MunichEast]

Die Industrieländer haben einen enormen Einfluss, positiv und negativ. Gerade an Afrika sehen wir den stark negativen wirtschaftlichen Einfluß. Europ. Produkte wie Hühnerteile, Überschuss - und Altkleider, Milchpulver und vieles mehr haben die afrikanische Produktion zerstört. Es war unmöglich mit dieser Art der europäischen "Entsorgung" zu konkurrieren. Dann sollte nicht die Ausbeutung der Rohstoffe, wie Erdöl zum Beispiel, aber auch Waffenlieferungen nicht verschwiegen werden.

Die regionalen und machtpolitischen Konflikte werden durch Europa regelrecht befeuert. Wir könnten durch eine Änderung der europäischen Außen- und Handelspolitik viel zum Guten wenden.

[Westgoeseast]

Munich East hat Recht. Europa sollte sich in Afrika mehr einbringen.
So in etwa wie China sich dort einbringt.
Immer nur geben geht nicht. Es sollten schon beide Seiten einen Vorteil haben.

[Caplan]

zu deinem zweiten Statemanet hab ich keine Einwaende Munich, das ist die selbstgefaellige Sauerei, wie man auf der Kehrseite auch Nutzen daraus zieht.

Findet man morgen eine zuckerarme Suesspflanze dort, muss sie in Europa oder in den Industrienationen synthetisch hergestellt werden, sonst koennte am Ende noch ein Geschaeft der Afrikaner entstehen..das hatten wir auch schon ; siehe Stevia wobei das hierzulande en masse produzierte nicht mal annaehernd die Qualitaet hat.
Aber eien Pflicht nehme ich nicht ab; selbststaendig zu werden wider dem religoesen Wahn oder der Korruptionen

[Jason.M]

Zitat von MunichEast

... und was willst Du uns damit sagen ? In vielen Länder die von Armut gezeichnet sind stellen die Kinder die Altersabsicherung dar. Mit zunehmendem Lebensstandard und Zugang zu Verhütungsmitteln sinkt die Geburtenrate.

Der Hunger und Wassermangel ist ein Problem was uns alle zu Handlungen zwingen müßte. Es wäre ein leichtes die Welt frei von Hunger zu kriegen, wenn der Wille der Industrieländer zur echten Hilfe und Unterstützung da wäre. Lieber werden Zäune um Europa gebaut und sinnlose Kriege geführt, die Milliarden verschlingen.

Das Problem existiert seit Jahrzehnten
China löse das Problem mit der 1 Kind Politik.
Da Du aber weit entfernt solcher Lösungen lebst, wird sich auch den nächsten Jahren nichts ändern.
Um den Leuten zu helfen, muss zuerst die Bevölkerung reduziert werden, denn erst dann können die vorhanden Agrarflächen die Menschen wieder ernähren. Mit genug Nahrung, womöglich Überproduktion folgt ein gewisser Wohlstand mit Bildung -und damit durchbricht man den Teufelskreis.
Ein simples Video ueber Armut, das deutich macht, dass Deine Loesung nicht funktionieren wird.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[muavenet]

Zitat von Jason.M

Um den Leuten zu helfen, muss zuerst die Bevölkerung reduziert werden [...]

Dann mach selbst den ersten Schritt; auf Leute wie dich kann sowieso jeder verzichten.

Zitat von Jason.M

Ein simples Video ueber Armut, das deutich macht, dass Deine Loesung nicht funktionieren wird.

Ahaha, Roy Becks hirnamputiertes [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] hat's nun auch hierher geschafft.

[Jason.M]

Danke muavenet, nach solchen Kommentaren geht es mir immer gut.
Sehe ich doch, wie schlecht es Dir geht.
Insbesondere dieser 'hochgeistige Kommentar" über Roy Becks der mal wieder die Person kritisiert, aber dessen Kernaussage stehen lässt. Womit dieser recht hat?

Vielleicht hilft dieser Artikel:
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Doch schauen wir uns Länder an, in denen es Schulen gibt und angeblich niemand hungert.
Wir sogar zum Urlaub machen hinfahren.

Marokko: Von 1960 bis 2020 stieg die Einwohnerzahl in Marokko von 12,33 Mio auf 36,91 Mio
Algerien von 11,06 Mio auf 43,85 Mio.
Tunesien von 4,18 Mio auf 11,82 Mio.
Libyen von 1,45 Mio auf 6,87 Mio.
Ägypten von 26,63 Mio auf 102,33 Mio.
Übrigens zeigt die Krise in der Ukraine, wie es künftig weiter geht.
Nur, bald reicht das Getreide von dort auch nicht mehr.

[muavenet]

Zitat von Jason.M

Insbesondere dieser 'hochgeistige Kommentar" über Roy Becks der mal wieder die Person kritisiert, aber dessen Kernaussage stehen lässt.

Der Wiki-Link geht auf das berühmte Gumball-Video deines rassistischen Champions zur Genüge ein. Du bist und bleibst einfach ein sabbernder Hohlkopp, der auf die dämlichste Grifterscheiße reinfällt, die es unter der Sonne gibt. Aber am Ende sind deine Beiträge sowieso "keinesfalls Tatsachenbehauptungen", sondern deine idiotische Idee von "Satire".

[Westgoeseast]

Nach den Statistiken der UN wird sich die Bevölkerung in Afrika bis zum Jahr 2050 verdoppeln!
Schuld daran ist unter anderm auch ein fehlendes Sozialsystem.
Zum anderen kommt das Geld aus der Förderung von Bodenschätzen und Öl nicht bei der Bevölkerung an sondern versickert in dunkelen Kanälen der Machthaber.
Viele Einheimische Fischer wirtschaften nicht in die eigene Tasche sondern fahren aufs Meer im Auftrag chinesischer Konzerne. Dabei läuft vieles Illegal ab. Der Fang geht natürlich nach China.
Ist ein Teufelskreislauf. Einerseits viele Kinder mit dem Problem diese zu Ernähren.
Und welche Zukunft haben diese im eigenen Land?
Die EU sollte sich in Afrika wirtschaftlich stärker einbringen. Nicht China alles überlassen.
Bringt mehr als ein Sack Reis zu schicken.
Ein Massenexodus nach Europa will doch wohl niemand.

[gerhardal]

Bei Jason.M. (der Käse erinnert mich irgendwie an kleineszickchen) versehentlich bedankt ...