Gedanken zur Nacht...
Gedanken zur Nacht ...
Wie schön:
Wir bleiben freie Menschen. Mit klarer Mehrheit hat der Bundestag den Antrag der Grünen auf ein Tempolimit von 130 kmh auf unseren Autobahnen mit 498 von 631 Stimmen abgelehnt.
Nun möchte man fragen, wie sich dieses Votum mit der Debatte um Klimaschutz verträgt. Die Antwort: Absolut, es passt wie die Faust aufs Auge.
Denn bei diesem Thema geschehen erstaunliche Dinge!
Wohl auch getrieben von der AfD, entdecken insbesondere die regierenden Parteien die Liebe zum kleinen Mann. Wer das Klima retten wolle, brauche dessen Unterstützung. Wer nur mit Zwangsmaßnahmen arbeite, werden das Volk niemals überzeugen. Der Staat dürfe nicht zu dreist ins Private hineinregieren.
Zu diesem Privaten gehört es bei uns, mal richtig Gummi zu geben. Was ja nicht nur die Einheimischen schätzen. Reiche chinesische Touristen machen Urlaub in Deutschland, um zu erfahren, wie sich ihre schicken Limousinen bei Tempo 220 anfühlen. Es geht auch um unsere Industrie. Die deutschen Autohersteller sind zwar dafür bekannt, daß sie ihre Kundschaft in Sachen Schadstoffen bescheißen. Aber sie machen uns noch immer klar: nur Vorsprung durch Technik bringt Freude am Fahren. Hohes Tempo ist ihre letzte Chance, populär zu bleiben.
Der so beschenkte freie Bürger übersieht jedoch einen wichtigen Aspekt. Die Linzenz zum Rasen ist Opium fürs Volk. Denn genauso könnte er fragen, wieso er trotz Wirtschaftsaufschwung real weniger Geld verdient, als vor 20 Jahren.
Er könnte wissen wollen, warum ein höherer Mindestlohn ein Übel sein soll, obwohl er ein selbstbestimmtes Leben leichter macht. Er könnte fragen, warum sich Unternehmen von Tarifen, also Mindestkonditionen für Arbeit, einfach so davonstehlen können, bloß weil ihnen danach zumute ist.
Wen kontrolliert das Volk? Es wäre spannend, die Antwort zu erfragen.
Ach ja, die Gewerkschaft der Polizei befürwortet ein Tempolimit. Damit würde es weniger Unfalltote und – verletzte geben, argumentiert sie.
Schön und gut:
Aber ein bißchen Schwund ist immer und Freiheit hat eben ihren Preis.
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