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Journalismus Pressefreiheit NDR - Anja Reschke: „Es gibt eine Partei, die ich als Geg

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Ungelesen 06.06.21, 00:37   #1
pauli8
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Standard Journalismus Pressefreiheit NDR - Anja Reschke: „Es gibt eine Partei, die ich als Geg

Zitat:
Journalismus Pressefreiheit NDR

Anja Reschke: „Es gibt eine Partei, die ich als Gegner des kritischen Journalismus bezeichnen würde“


• 20 Jahre moderiert Anja Reschke nun schon „Panorama“. Das älteste Politmagazin Deutschlands feiert seinerseits 60. Geburtstag.

• Mächtige zitterten vor dem NDR-Format und bekämpften es.

• Heute steht der kritische Journalismus in Deutschland wieder unter Druck, analysiert Reschke im Interview.

04.06.2021, 21:03 Uhr



Am 4. Juni 1961 lief zum ersten Mal das Politmagazin „Panorama“ im Ersten: Heute ist die kritische Kultmarke das älteste Politik-Magazin im deutschen Fernsehen. Seit 2001 moderiert Anja Reschke die Sendung. In der Jubiläumsausgabe „60 Jahre Panorama“ (Donnerstag, 10. Juni, 21.45 Uhr) blickt die NDR-Journalistin auf Tradition und zukünftige Herausforderungen, vor denen kritische Journalisten in Deutschland gegenwärtig immer mehr stehen.

Anja Reschke ist Mutter zweier Kinder und wurde in den letzten Jahren wegen ihrer Arbeit immer wieder von rechts angefeindet. Seit 2019 leitet sie den Programmbereich Kultur und Dokumentation im NDR, zu dem Kultursendungen, Reportagen und Dokumentationen gehören. Im Teleschau-Interview schätzt Reschke ein, wie real die Gefahr für den kritischen Journalismus in Deutschland ist.

teleschau: Wann hatten es „Panorama“ und der kritische Journalismus schwerer, heute oder vor 60 Jahren?

Reschke: Auch wenn man es vielleicht nicht hören will, weil man ja immer gerne denkt, dass man es gerade sehr schwer hat, würde ich sagen: Das Leben für kritische Journalisten war in den 60-er und 70-er-Jahren wesentlich ungemütlicher. Damals sind Kollegen reihenweise rausgeflogen, weil Parteien, Kirchen oder sonstige Institutionen das so wollten.

Sie sagen also, „die Mächtigen“ hatten damals mehr Einfluss als heute?

Damals musste man sich permanent verteidigen, damit man das berichten konnte, was man recherchiert, geschrieben oder gedreht hatte. Zum Journalistenberuf gehörte zu dieser Zeit eine Menge Risikobereitschaft. Nicht nur bei den Autoren, sondern bis hoch zu den Intendanten. Trotzdem ist es heute auf andere Art ein Stück schwieriger – weil es zunehmend schwerer wird, etwas zu bewahren. Aktuell geht es tatsächlich darum, den kritischen Journalismus, die Unabhängigkeit und Freiheiten, die wir Journalisten haben, zu bewahren.

Ich spüre persönlich keine Angst.
Anja Reschke


Sind die Gegner andere als früher?

Ja. Früher waren meist die Parteien der Hauptgegner. Das ist mittlerweile diffuser geworden. Okay, es gibt eine Partei, die würde ich schon als Gegner des kritischen Journalismus bezeichnen. Die etwa von „Lügenpresse“ redet. Dazu kommt eine sehr heterogene Gruppe, die sich vorwiegend im Internet äußert und die ebenfalls wenig von Pressefreiheit hält.

Ein Vorwurf der Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems ist, dass dort nur eine Teilmenge der Gesellschaft abgebildet wird. Eine eher linke, gebildete und besser situierte Schicht. Ist das pure Propaganda oder ist da etwas dran?

Meinungspluralismus ist ein großes Thema in der ARD, das kann ich aus meinem Arbeitsalltag bestätigen. Es wird eigentlich ständig darüber nachgedacht, diskutiert, gerungen, welche Positionen wie abgebildet werden. Trotzdem halte ich die Debatte, wie sie gegenwärtig oft in den Häusern geführt wird, noch für zu eng.

Ich glaube nicht, dass es nur darum gehen kann, dem wütenden, teilweise rückwärts gewandten und sehr lauten Teil der Bevölkerung mehr Raum im öffentlich-rechtlichen System zu verschaffen. Die Herausforderung der Pluralität ist noch mal eine ganz andere. Wir müssen auch unterschiedliche Geschlechter, Hautfarben, Religionen und so weiter stärker abbilden.

Der letztgenannte Aspekt von Pluralität ist vonseiten der AfD und anderer Kritiker aber wahrscheinlich nicht gemeint, oder?

Unsere Gesellschaft ist heute anders, vielfältiger und bunter als vor 40, 30 oder selbst 20 Jahren. Aber das wird von jener Seite natürlich nicht gesehen oder anerkannt. Wenn es von dort darum geht, wer im öffentlich-rechtlich Fernsehen anscheinend zu wenig gesehen und gehört wird, dann geht es immer um den „Schnitzel essenden Dieselfahrer“, der die Frauenquote falsch findet. So jedenfalls wurde er neulich irgendwo beschrieben.

Vonseiten der AfD wurde auch schon über das „Reschke“-Fernsehen geschimpft. Fühlen Sie sich bedroht, wenn der eigene Name als Feindbild ausgerufen wird?

Ich spüre persönlich keine Angst. Für die AfD bin ich und andere kritische Journalisten, die im Fernsehen sichtbar sind, Aushängeschilder eines Systems, das sie abschaffen wollen.

Das Zitat „Reschke-Fernsehen“ stammt von Herrn Gauland. Die AfD versucht so zu wirken, als würde sie inhaltlich argumentieren. Da geht es dann um Dinge wie den Rundfunkbeitrag. Ich bin der Meinung, man kann über alles diskutieren. Auch über eine Verschlankung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Aber Herrn Gauland und seinen Leuten geht es um eine komplett neue Ausrichtung unseres Landes und nicht um bestimmte Strukturen, die man kritisch hinterfragen kann.

Im April hat „Reporter ohne Grenzen“ die Pressefreiheit in Deutschland erstmals seit langem nicht mehr als „gut“, sondern nur noch „zufriedenstellend“ eingestuft. Ein Warnsignal?

Überraschend war es für mich nicht. Das kann man ja schon länger beobachten. Vordergründig sehen wir das auf Demonstrationen, bei denen immer öfter Reporter angegriffen werden. Noch perfider finde ich allerdings das Herauspicken und Diskreditieren einzelner Journalisten. Bei den „Querdenker“-Demos wurden nicht nur Konterfeis von Christian Drosten oder Angela Merkel in Sträflingsklamotten hochgehalten, unter denen das Wort „schuldig“ stand.

Es waren aber auch – es waren vielleicht zehn – Journalisten auf diesen Plakaten zu sehen: Dunja Hayali, Claus Kleber, Georg Restle oder auch ich. Das ist natürlich absurd, weil ich mit den Corona-Maßnahmen überhaupt nichts zu tun habe.

Sie haben gesagt, sie hätten keine Angst. Warum ist das Diskreditieren von Journalisten für Sie noch schlimmer als die körperlichen Angriffe auf Demonstrationen?

Weil da Menschen einzeln herausgenommen und diffamiert werden. Jede Regional-Journalistin, die vielleicht vor Ort einen kritischen Artikel zu einem Sachverhalt schreibt, den sie recherchiert hat, kann im Internet beleidigt und bedroht werden. Es passiert überall und ist fast schon Usus. Das Ziel ist natürlich Einschüchterung. Ich glaube, es ist wichtig zu begreifen, dass es bei diesen Angriffen eigentlich nie um den einzelnen Journalisten, die einzelne Journalistin geht. # darum, die Freiheit einzuschränken. Die Pressefreiheit, die Meinungsfreiheit. Es ist ein Angriff auf uns alle. Das nehme ich gerade sehr stark wahr – und es kann einem Sorgen machen
.
Ja, wir machen auch Fehler, aber wir sind keine Propaganda-Presse.
Anja Reschke


Wie ist es so weit gekommen?

Das ist ganz klar ein „Erfolg“ der neuen Rechten. Seit fünf Jahren werden Begriffe wie Systempresse, Lügenpresse und ähnliches in alle Kanäle getrötet. Einige sagen, wir müssten das aushalten und sollten uns nicht so anstellen. Andererseits hat es natürlich einen Effekt, wenn man etwas oft und lange genug verbreiten kann, dann sickert es ganz langsam ein. Man muss sich das mal vorstellen – diese Leute bezeichnen den gesamten deutschen Journalismus als manipulative Propaganda. So wie Trump die seriösen Medien als fake news bezeichnet hat.

Deshalb werde ich auch echt fuchsig, wenn mir Leute sagen: Naja, ein bisschen Lügenpresse seid ihr ja schon. Ja, wir machen auch Fehler, aber wir sind keine Propaganda-Presse. Wer so etwas behauptet, greift die Grundfeste unserer Demokratie an. Diese Leute wollen ein anderes politisches System, ein anderes Deutschland.

Wer genau sind „diese Leute“?

Das ist die AfD als parlamentarischer Arm, das ist Pegida, sicher auch Teile der „Querdenker“. Da kann man die neuen rechten Medienmacher dazuzählen, diverse Aktivisten im Netz.

Und in deren neuen Deutschland gäbe es keine Pressefreiheit, richtig?

So sieht es aus. Das sind ja auch jene Leute, die behaupten, unsere Regierung sei eine Diktatur. Als es um die Migranten ging, sagten sie, man wolle das Volk austauschen. Als es um Corona ging, hieß es, man wolle das Volk dezimieren. Es geht auf jeden Fall immer um eine Regierung, die gegen das Volk arbeitet. Das sind die Narrative, über die wir hier sprechen. Ich verbreite hier keine Verschwörungstheorien, sondern das wird wörtlich gesagt und kann gerne nachrecherchiert werden.

Götz Kubitschek, ein Vordenker der neuen Rechten in Deutschland, hat mal die Losung ausgegeben: „Wir möchten nicht am Diskurs teilnehmen, wir möchten ihn zerstören.“ An diesen Satz muss ich oft denken.

Ist der Diskurs schon unwiederbringlich kaputt – oder gibt es eine Chance, dass die Anhänger der Demokratie und der neuen Rechten in Deutschland wieder miteinander reden?

Nein, es ist noch nicht alles verloren. Man muss immer versuchen, den Diskurs aufrechtzuerhalten. Das sehe ich auch als Kernaufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems. Wir werden unter anderem dafür bezahlt, dass wir die Gesellschaft zum miteinander Reden und gemeinsamen Nachdenken bringen. Ich glaube aber auch, dass man sich die Regeln des Diskurses nicht von jenen aufzwängen lassen darf, die diesen Diskurs zerstören wollen. Man muss sich sehr klar positionieren und sagen: Das ist die Grundlage, auf der wir streiten. Wer diese Grundlage ablehnt, mit dem kann man nicht diskutieren. Für mich ist die Grundlage unser Grundgesetz, unsere Staatsform. Also Dinge wie, dass Frauen und Männer gleiche Rechte haben. Ebenso wie Menschen mit anderer Hautfarbe, sexueller Orientierung und so weiter. Wer das ablehnt, mit dem kann man nicht diskutieren, finde ich.

Zum Abschluss noch eine Frage zu „Panorama“. Was war für Sie in 60 Jahren die wichtigste Geschichte des Magazins? Die mit der größten Auswirkung auf dieses Land?

Oh je, ich kann das nicht auf eine Geschichte runterbrechen. Weil ja oft auch kleine Geschichten tatsächlich etwas auslösen. Aber eine immense Wirkung hatte sicher der Beitrag von 1997 über die Steuermilliarden für NS-Verbrecher. Der heutige „Panorama“-Leiter Volker Steinhoff hatte damals aufgedeckt, dass ehemalige SS-Angehörige und sogar NS-Kriegsverbrecher zuhauf sogenannte „Opferrenten“ aus deutschem Steuergeld bezogen. Das war bis dahin völlig unbekannt und löste eine internationale Empörungswelle aus.

Und was war in den 20 Jahren, in denen Sie dabei sind, die persönlich bewegendste Geschichte?

Mich schmerzen immer Geschichten, in denen Menschen zu Unrecht verfolgt und fertig gemacht werden. Bis heute kann ich rechts*******, rassistische Gewalt und unsere Berichte darüber nicht gut aushalten. Das hat auch in 20 Jahren nichts von seinem Schrecken verloren.

RND/Teleschau
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