[sydneyfan]

Mehrere Politiker kritisieren Kanzler Merz für "Drecksarbeit"-Äußerung
18. Juni 2025

Die Äußerungen des Bundeskanzlers zu Israels Angriff auf den Iran sorgen für Kritik aus den anderen Parteien. Merz hatte Israel Respekt für den Angriff ausgesprochen.

Mehrere Politiker haben Bundeskanzler Friedrich Merz für seine Aussage zu Israels Angriff auf den Iran deutlich kritisiert. "Wenn der Bundeskanzler sagt, Israel mache im Iran die Drecksarbeit für uns, ist das mehr als befremdlich", sagte der SPD-Politiker Ralf Stegner dem Spiegel. "Gleichzeitig verrät das ein Verständnis, das meilenweit von dem entfernt ist, wie man das als Sozialdemokrat betrachtet."

Mit einer solchen Diktion suggeriere Merz selbst, dass die militärische Attacke des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gegen den Iran mutmaßlich völkerrechtswidrig war, sagte Stegner. Da sei für einen Vertreter Deutschlands jedwede öffentlich geäußerte Erleichterung völlig unangebracht. "Das gilt erst recht, wenn man die fraglos erheblichen Eskalationsgefahren miteinbezieht", sagte Stegner.
Wagenknecht wirft dem Kanzler Doppelmoral vor

BSW-Chefin Sahra Wagenknecht sprach von einer Entgleisung sondergleichen. Merz legitimiere in unverfrorener Weise einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, dem bereits Hunderte Zivilisten im Iran zum Opfer gefallen seien, sagte sie. Das sei ein Bruch mit der Tradition der außenpolitischen Mäßigung. Sie warf Merz vor, offenbar kein Problem mit einem Kriegseintritt der USA zu haben. "Dass jetzt ein Flächenbrand im Nahen Osten droht, ist dem Kanzler keine Silbe wert", sagte Wagenknecht. Mehr Doppelmoral ginge nicht, sagte sie.

Auch Linken-Bundestagsfraktionschef Sören Pellmann kritisierte die Äußerungen des Bundeskanzlers. "Dass Kanzler Merz jetzt das Völkerrecht über Bord wirft und in die verheerende Logik eines 'Rechts des Stärkeren' einstimmt, ist ein Skandal und beschädigt Deutschlands Ansehen bei den Vereinten Nationen und darüber hinaus massiv", sagte er. Pellmann kritisierte die Äußerungen als eine Absage an rechtsstaatliche und internationale Normen. "Den meisten von uns dürfte noch nicht klar sein, wo das enden kann", sagte Pellmann der Nachrichtenagentur dpa.
Hofreiter hält Merz' Wortwahl für ungeschickt

"Ich halte die Wortwahl für ungeschickt", teilte der Grünenpolitiker Anton Hofreiter mit. Im Iran seien 80 bis 90 Prozent der Menschen gegen das islamistische Regime – "und bei den Angriffen Israels auf den Iran sterben auch Zivilisten", sagte er. "Aber natürlich wäre es wünschenswert für ganz viele Menschen auf dieser Welt und insbesondere auch für die Menschen im Iran und in Israel, wenn das Mullah-Regime fallen würde."

Merz hatte am Rande des G7-Gipfels in Kanada dem ZDF gesagt, dass der israelische Angriff auf den Iran ein Dienst für die westlichen Verbündeten sei. Wortwörtlich sagte er: "Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle." Die Führung in Teheran habe "Tod und Zerstörung über die Welt gebracht, mit Anschlägen, mit Mord und Totschlag, mit Hisbollah, mit Hamas". Zudem äußerte Merz "größten Respekt", dass Israel den Mut dazu gehabt habe, den Iran anzugreifen. Er sprach sich für ein Ende der iranischen Regierung aus.

Israel hatte in der Woche zuvor einen Großangriff auf den Iran gestartet, bei dem es Atomanlagen und militärische Einrichtungen des Landes bombardierte. Dabei wurden zahlreiche führende Kommandeure des iranischen Militärs getötet. Der Iran reagierte auf den Angriff mit Drohnen- und Raketenangriffen auf Städte in Israel. Israel begründete das militärische Vorgehen mit dem weit fortgeschrittenen Atomprogramm des Iran.

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