Willkommen |
|
myGully |
|
Links |
|
Forum |
|
|
|
16.09.24, 10:46
|
#1
|
Super Moderator
Registriert seit: Oct 2012
Beiträge: 8.162
Bedankt: 9.688
|
Land gewinnt, Stadt stagniert
Zitat:
Alternative Energie
Land gewinnt, Stadt stagniert
Eine Kolumne von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Die Zustimmung zur Umstellung unseres Energiesystems ist gewaltig, zeigt eine Studie, allen Kampagnen zum Trotz. Wärmepumpen, Photovoltaik und Stromspeicher sind populär. Ein Ergebnis aber dürfte viele überraschen.
15.09.2024, 16.55 Uhr

Solarmodule auf dem Land: Die Leute sind nicht blöd Foto: iStockphoto / Getty Images
Die wichtigste politische Unterscheidungslinie ist angeblich nicht mehr rechts oder links, alt oder jung, sondern: Stadt oder Land. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] zum Beispiel hat das [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], mit dem er eine Zeit lang durch Bierzelte und Stadthallen tourte: »Nicht Kreuzberg ist Deutschland, Gillamoos/Apolda/sonst wo ist Deutschland.« (Merz setzte jeweils den Ort ein, an dem er gerade sprach.)
Hinterher musste wieder einmal jemand erklären, was Merz damit gesagt haben wollte. Nicht Kreuzberg, sondern Berlin, und: Es lebten doch »sieben von zehn Deutschen« nicht in Großstädten. »Kreuzberg« sei also keine rassistische Chiffre, sondern eine für den Gegensatz Stadt – Land.
Zumindest bis zur nächsten Wahl
Tatsächlich ist dieser Stadt-Land-Gegensatz bei vielen großen Fragen unserer Zeit zentral, auch und gerade was die unumgänglichen Veränderungen unseres Energiesystems angeht. In Städten haben sich die Menschen an [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], aber [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] stehen eher auf dem Land. Eine Verkehrswende weg vom Auto kann sich jemand, der sowieso regelmäßig U- und S-Bahn fährt, leichter vorstellen als jemand, der vom Dorf an seinen Arbeitsplatz pendelt. Und so weiter.
Auf dem Land leben auch die Bäuerinnen und Bauern, die so wütend, ausdauernd und teils rücksichtslos (und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]) gegen Änderungen bei ihren Dieselsubventionen protestiert haben. Insgesamt, so will es das Klischee, ist die Landbevölkerung nicht bereit, bei diesem ganzen Öko-Quatsch mitzumachen. Vermeintlich für sie werden also populistische Phrasen gedroschen, wird das Unvermeidliche als vermeidbar verkauft, zumindest bis zur nächsten Wahl.
Das ist alles ganz anders
Jetzt zeigt eine [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]: Das Gegenteil ist richtig.
Die KfW ließ 6000 Haushalte befragen, und zwar von Ende 2023 bis April 2024, also deutlich nach der gewaltigen [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] von »Bild«, »Welt«, Union, FDP und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Hochgerechnet 12,9 Millionen oder 31 Prozent aller deutschen Haushalte nutzen demnach mittlerweile etwas, das die KfW zu den »Energiewendetechnologien« zählt: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], Photovoltaik- oder [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], Batteriespeicher, Kraft-Wärme-Kopplung, Holzpelletheizungen und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Das sei ein Wachstum um 2,9 Prozent oder 1,2 Millionen Haushalte gegenüber dem Vorjahr. Weitere sechs Prozent der Haushalte planten »die Anschaffung einer Energiewendetechnologie in den kommenden 12 Monaten«.
Der Datensatz enthält einige Überraschungen. Zum Beispiel kommt die private Energiewende vor allem in dem Teil Deutschlands voran, wo die öffentliche Energiewende so [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] (da kann [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] noch so oft [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]): in Süddeutschland. In Bayern zählt die KfW 42 Prozent der Haushalte zu den »Energiewendehaushalten«, in Baden-Württemberg 28 Prozent. Besonders wenige, 24 Prozent, gibt es in Ostdeutschland. Aber dort kommen ja auch [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], AfD und BSW, auf bis zu 49 Prozent der Wählerstimmen.
Mit Händen, Füßen und Abstandsregeln
CSU und Freie Wähler mögen sich mit Händen, Füßen, Propaganda und Abstandsregeln gegen Windkraft wehren (und auch das grün-schwarz regierte Baden-Württemberg ist ein Windkraft-Schlusslicht), aber Photovoltaik oder Wärmepumpen kommen bei Bayern und Schwaben offenbar gut an.
Das hat seine Gründe, und die erklären auch das zweite auf den ersten Blick kontraintuitive Ergebnis: je dörflicher, je ländlicher, desto mehr Energiewende. Die Rangfolge der Bereiche, in denen die KfW besonders viele »Energiewendehaushalte« entdeckte, lautet: Landgemeinde, Kleinstadt, Mittelstadt, Großstadt. Dort also, wo man politisch angeblich am allerwenigsten mit allem als grün verschrienen zu tun haben will, investieren die Leute am ehesten in eine Wärmepumpe, eine Photovoltaikanlage oder ein Elektroauto.
Auf die Dauer konkurrenzlos günstig
Das hat natürlich vor allem mit Eigentümerstrukturen zu tun: Wer sein Haus selbst besitzt, dem leuchtet unmittelbar ein, dass eine Kombination aus Photovoltaik, Batteriespeicher und Wärmepumpe auf die Dauer konkurrenzlos günstig ist (und einen noch dazu unabhängig von Öl- und Gaspreisen macht). Egal, was [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] gerade [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. In »Landgemeinden«, also auf dem Dorf, liegt der Anteil der »Energiewendehaushalte« der KfW-Erhebung zufolge bundesweit schon fast bei 50 Prozent.
Die drei wichtigsten Gründe, die diejenigen nennen, die sich schon eine Energiewendetechnologie zugelegt haben, sind in dieser Reihenfolge: Kostensenkung, Klimaschutz, Unabhängigkeit vom Energieversorger. Bei denen, die eine entsprechende Anschaffung planen, sieht es fast genauso aus, nur liegt auf Platz drei statt der Unabhängigkeit dort »Steigerung des Immobilienwerts«.
Tatsächlich erhöht eine Wärmepumpe oder Solaranlage den Wert einer Immobilie beträchtlich: Um bis zu 43 Prozent, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], die vor einem guten Monat veröffentlicht wurde.
Man könnte auch einfach sagen: Die Leute sind nicht blöd.
In Städten sieht es anders aus
Menschen, die in Städten leben, leben meist zur Miete und haben auf die Gestaltung ihrer Energie- und Wärmeversorgung nur sehr begrenzt Einfluss, daher rührt natürlich die niedrige Energiewende-Quote in Stadt-Haushalten (laut der Studie unter 20 Prozent). Das hat also wenig mit Motivation und politischen Einstellungen zu tun und viel mit der Machtlosigkeit des Mieters.
Die Häuslebauer auf dem Land verhalten sich rational: Sie bauen Technik ein, die Energie spart oder selbst erzeugt, damit laufende Kosten senkt und den Immobilienwert erhöht. Ein Vermieter, der Heizkosten einfach als Nebenkosten an die Mieter durchreicht, ist da weniger stark motiviert.
Für alle, die an sich könnten und wollten, aber trotzdem nicht umsatteln, ist der Grund häufig finanzieller Art: »41 Prozent der Haushalte, die grundsätzlich offen für Energiewendetechnologien sind, berichteten, sich diese nicht leisten zu können«, so die KfW. Das sei vor allem deshalb eine Herausforderung, weil »Haushalte mit niedrigen Einkommen besonders von hohen Energiekosten betroffen sind und überdurchschnittlich oft in energetisch unvorteilhaften Gebäuden wohnen«, sagt der KfW-Ökonom Daniel Römer.
Bei den einkommensstärksten Haushalten liegt die Zahl der »Energiewender« der Studie zufolge schon bei 49 Prozent. Gleichzeitig findet derzeit nur ein knappes Drittel der Befragten die Umsetzung der Energiewende »fair«, und zwar fast unabhängig vom Einkommen.
Die Leute wollen also, aber viele können nicht. Entweder wegen der Kosten oder weil sie einfach keinen Zugriff auf die Gebäudetechnik haben. Das eröffnet eigentlich glasklare politische Gestaltungsperspektiven. Leider scheint die Debatte über und die Kampagne gegen das Gebäudeenergiegesetz eine konstruktive politische Auseinandersetzung vorerst unmöglich gemacht zu haben.
Wo sonst gibt es solche Zustimmungsraten?
Hat die ganze Anti-Wärmepumpen-Kampagne also gar nichts gebracht?
Doch, ein bisschen schon: 2023 hatten die [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] noch 88 Prozent der Befragten für sehr wichtig oder wichtig gehalten – bei der jüngsten Befragung waren es »nur noch« 82 Prozent.
Jetzt wissen wir also: Was Springer und diverse Parteien mit so einer Kampagne erreichen können, ist, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Gleichzeitig aber nur sehr wenige Menschen umzustimmen, was das Inhaltliche angeht. Vor allem dann, wenn es ums eigene Geld geht. Wie gesagt: Die Leute sind eben nicht blöd.
Angesichts einer Zustimmungsrate von weiterhin über 80 Prozent – bei welcher anderen politischen Frage von dieser Dimension gibt es solche Mehrheiten? – fragt man sich doch langsam: Wann geben Union und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] endlich den ideologie- und lobbygetriebenen Widerstand gegen den extrem populären Umbau des Energiesystems hin zu Elektrifizierung, Erneuerbaren und Speichertechnik auf?
Friedrich Merz hat kürzlich [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Das dürfte einiges mit diesen Fakten zu tun haben. Bei [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] muss man in dieser Hinsicht keine Hoffnungen haben: Russland verkauft keine Wärmepumpen.
|
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Dieses Ergebnis überrascht mich nicht. Vor 40 Jahren wurde bei dem Dorf, in dem ich aufwuchs ein Windrad errichtet. Es ist, für heutige Verhältnisse, recht klein (250 MW), aber es dreht sich immer noch. Mittlerweile steht das Dorf nicht unweit eines Windparks.
Seit Jahrzehnten statten Bauern ihre mit großen Dachflächen bestückten Scheunen mit Solarpaneelen aus.
|
|
|
Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei Draalz bedankt:
|
|
Forumregeln
|
Du kannst keine neue Themen eröffnen
Du kannst keine Antworten verfassen
Du kannst keine Anhänge posten
Du kannst nicht deine Beiträge editieren
HTML-Code ist Aus.
|
|
|
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 20:20 Uhr.
().
|