[Draalz]

Reaktion auf Terroranschläge

Gefühlte Bedrohungen und reale Risiken

Eine Kolumne von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Der Anschlag von Solingen ist verabscheuungswürdig. Weist er aber auf eine »nationale Notlage« hin? Bestehen ganze Nationen aus potenziellen Mördern? Wer so redet, spielt Terroristen und Rechts*******n in die Hände.

01.09.2024, 15.54 Uhr


Demonstration nach dem Attentat in Solingen: »Herz statt Hetze« Foto: Clemens Bilan / EPA

Nach Terroranschlägen und anderen Mordtaten ist es noch schwieriger für Akteurinnen und Akteure in der politischen Arena, rational zu bleiben.

Wenn man über die tatsächlichen Risiken spricht, diese Risiken ins Verhältnis zu anderen Risiken setzt, läuft man stets Gefahr, wie ein Zyniker zu klingen, dem die Opfer und ihre Angehörigen egal sind. Trauer, Wut und Ressentiment sind aber keine guten Ratgeber, wenn es um politische Entscheidungen geht. Um die Regeln also, nach denen wir unser Leben und Zusammenleben gestalten. Was viele diese Woche nicht davon abhielt, genau das zu fordern: Politik auf Basis von gefühlter Bedrohung, Ressentiment und Wut.

Welche Risiken betrachten wir?

Dabei muss man gar nicht [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] oder [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] betrachten, zu deren politischer Kern-DNA das Ressentiment gehört. Nehmen wir zum Beispiel den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. Der wollte eine »nationale Notlage« ausgemacht haben, nachdem in Solingen ein mutmaßlich islamistischer Mörder drei Menschen erstochen und acht weitere verletzt hatte, vier davon schwer.

In Deutschland starben in den vergangenen zwanzig Jahren [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] Menschen durch Mord. Islamistische Terroristen töteten seit der Jahrtausendwende in Deutschland etwa zwei Dutzend Menschen, zwölf davon allein der Attentäter, der im Jahr 2016 einen Weihnachtsmarkt in Berlin mit einem gestohlenen Lkw attackierte.

Nationale Notlage Verkehr?

Zum Vergleich also: Bei Verkehrsunfällen starben [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] im Jahr 2023 insgesamt 2839 Menschen. 665 Menschen kamen allein bei sogenannten Geschwindigkeitsunfällen auf Landstraßen und Autobahnen ums Leben. Die Gesamtzahl lag um 51 Todesopfer höher als im Vorjahr. Nachdem die Zahl der Verkehrstoten zuvor viele Jahre lang stetig gesunken war, steigt sie seit Anfang der Zwanzigerjahre wieder langsam an.

Eine »nationale Notlage« beim Thema Verkehrstote hat Friedrich Merz trotz der steigenden Opferzahlen aber nicht ausgerufen. Er hat auch nicht behauptet, dass der Regierung wegen der Zahl der Verkehrstoten die Kontrolle über das Land entgleitet, wie er das diese Woche nach dem Mehrfachmord von Solingen tat.

Es besteht, wie gesagt, immer die Gefahr, zynisch zu wirken, wenn man die Zahl der Opfer von Terroranschlägen, die Opfer entsetzlicher Gewalttaten also, mit anderen Zahlen ins Verhältnis setzt. Das sollte man aber, wenn man die Welt rational betrachten und darauf aufbauend rationale Entscheidungen zur Risikominimierung treffen will.

Trotz der 665 Geschwindigkeitstoten im Jahr 2023 gab es in Deutschland auch keine aufgeregte Debatte über mehr Verkehrskontrollen oder gar einen Vorstoß der Union für ein Tempolimit. Es geht Leuten, die Terroranschläge politisch ausschlachten, in Wahrheit nicht um die Verhinderung von Todesopfern oder um, ein in diesen Tagen wieder oft bemühtes Wort, »Sicherheit«. Es geht um etwas anderes.

Was dieses andere ist, hat Friedrich Merz diese Woche dann auch gleich klargemacht: Er [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] für Menschen aus der Bürgerkriegsdiktatur Syrien und der islamistischen Diktatur Afghanistan (und diverse andere Dinge, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

5800 Ärztinnen und Ärzte

Laut Statistischem Bundesamt leben derzeit fast 3,2 Millionen »Schutzsuchende« in Deutschland, darunter 712.000 aus Syrien. Aus Afghanistan stammen [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Die überwiegende Mehrheit der Geflüchteten, die 2015, also oft infolge des Kriegs in Syrien, nach Deutschland kam, arbeitet (64 Prozent). 60 Prozent dieser arbeitenden Geflüchteten sind Fachkräfte. Dazu zählen zum Beispiel [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] . Allein bis 2022 wurden 86.000 Syrerinnen und Syrer [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Wie sich diese Menschen dieser Tage wohl fühlen, wenn sie die politische Diskussion verfolgen?

Bei den aus Afghanistan stammenden Menschen sieht die Situation [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]: Nur 37 Prozent von ihnen hatten 2023 einen Arbeitsplatz. Aber diese Menschen kommen auch aus einem Land, das von jahrzehntelangem Krieg zerstört ist, wirtschaftlich immer kurz vor dem Kollaps steht, mit einem katastrophalen bis nicht existenten Bildungssystem.

Betrachtet man alle nach Deutschland geflüchteten Männer, die sich seit acht oder mehr Jahren hier aufhalten, ergibt sich ein erstaunliches Bild: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], und damit anteilig mehr als in der durchschnittlichen männlichen Bevölkerung in Deutschland (81 Prozent).

Alle in Mithaftung genommen

Vier Syrer haben, den mutmaßlichen Täter von Solingen eingeschlossen, in denen vergangenen zwanzig Jahren in Deutschland islamistisch motivierte Terroranschläge begangen. Vier von weit über 700.000. Die Tausenden von syrischen Medizinerinnen und Mediziner haben in dieser Zeit mutmaßlich deutlich mehr Menschenleben gerettet, als diese vier Terroristen getötet haben. Von Hunderttausenden Afghanen begingen zwei terroristisch motivierte Gewalttaten.

Der Wunsch aber, alle Syrerinnen und Syrer, alle Afghaninnen und Afghanen, für die Taten dieser sechs Männer in Mithaftung zu nehmen, den Merz diese Woche formulierte, hat mit Sicherheit, Fairness, Gerechtigkeit oder auch nur mit Augenmaß nichts zu tun. Dafür aber mit Rassismus und Ressentiment.

All das bedeutet nicht, dass islamistischer Terror nicht eine ernste Bedrohung ist und bekämpft werden muss, so gut es geht. Er ist eine Gefahr für alle, auch für die überwältigende, friedliche Mehrheit der Musliminnen und Muslime in diesem Land.

Zwietracht säen

Wenn man aber, wie Merz und viele andere diese Woche das wieder einmal taten, Millionen Menschen in Mithaftung für die Gewalttaten Einzelner nehmen will, tut man genau das, was Terroristen wollen: Zwietracht säen, Integration gefährden, Ressentiments schüren, die Gesellschaft spalten.

Die Partei des Ressentiments und der Spaltung, die AfD, dürfte sich bei dem Mörder von Solingen insgeheim bedankt haben. Nicht nur, dass er das Narrativ vom gefährlichen muslimischen Einwanderer in der Woche vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen ganz oben auf die politische Tagesordnung setzte – er brachte auch Leute aus anderen Parteien einmal mehr dazu, genau das zu tun, was die AfD seit vielen Jahren tut: Geflüchtete mit Terror verknüpfen. Also Hunderttausende in Mithaftung nehmen für die Mordtaten einiger weniger. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].

Wenn Spitzenpolitiker wie Friedrich Merz dieses Spiel mitspielen, ist das, so bitter das klingt, ein Sieg für die Terroristen und ein Sieg für die Rechts*******n gleichermaßen, denn genau diese Art von Spaltung streben beide an.

Gefühlte Bedrohungen, reale Risiken

Dazu kommt, dass die Diskussion einmal mehr zu einer Verzerrung der Weltsicht beiträgt, die in Deutschland sehr verbreitet zu sein scheint. So fühlen sich einer Ipsos-Umfrage vom Sommer 2023 27 Prozent der Befragten durch Terroranschläge »persönlich« bedroht – neun Prozentpunkte mehr, als sich vor »Kriminalität in meinem Umfeld« fürchten. In einer Befragung der Universität Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Globale und regionale Studien [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] der Befragten folgender Aussage »völlig« zu: »Durch die Zuwanderung von Flüchtlingen kommen vor allem mehr Gewalttäter in unser Land.« Weitere 37,3 Prozent stimmten »eher« zu. Das ist eine grotesk verzerrte Wahrnehmung der Wirklichkeit.

Diese gefühlte Bedrohung ist selbstverständlich das, worauf Terroristen und ihre Hintermänner [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] – ebenso wie Rechts******* und Rechtsradikale. Demokratische Politiker sollten sich hüten, dieses Spiel mitzuspielen.

Wenn man den Terror, der von einzelnen Männern ausgeht, die sich individuell radikalisieren (solche Verläufe [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]) eindämmen will, helfen weder generelle Verbote von Dingen, die auch als Mordwaffen zweckentfremdet werden können (wie Küchenmesser oder Autos) noch rassistische Ressentiments. Dazu kommt eine bittere Wahrheit: Kein Staat kann absolute Sicherheit garantieren, so entsetzlich das für die Angehörigen von Terroropfern ist.

Was eine Gesellschaft aber versuchen kann ist, alles zu tun, um solche Radikalisierungskarrieren frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. Das geht nur gemeinsam mit Deutschlands Musliminnen und Muslimen, nicht gegen sie.

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Vor Jahrzehnten verrammelte meine Oma auf dem Hof ihres Sohnes jedwede Tür, weil ein Farbiger auf den Hof kam.
Ich finde, Stöcker fährt dieses Thema wunderbar rational herunter. Deutschland braucht keinen Fremdenhass.

[Luke_Sky123]

Mehr als 3.500 Messerattacken in NRW

Stand: 28.08.2024, 16:31 Uhr

Die Zahl der Messerattacken im öffentlichen Raum nimmt in NRW zu. 2023 gab es landesweit über 1.000 Fälle mehr als im Vorjahr. 15 Menschen wurden dabei getötet. Minister Reul will mehr Prävention und Repression gegen Messergewalt.

Von Martin TeiglerMartin Teigeler

Messerattacken in der Öffentlichkeit nehmen laut Innenminister Herbert Reul (CDU) in Nordrhein-Westfalen zu. Im Jahr 2023 kam es nach seinen Angaben zu 3.536 Fällen. Dies war ein Anstieg von 1.057 Fällen (plus 42,6 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2022. Reul stellte am Mittwoch in Düsseldorf ein "Lagebild" zur Messergewalt vor.

Damit lagen die Zahlen in NRW 2023 ungefähr auf dem Niveau des letzten Vor-Corona-Jahres 2019. Damals waren es landesweit 3.420 Messerangriffe in der Öffentlichkeit. In den Jahren vorher waren Messertaten nicht gesondert statistisch erfasst worden.

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Hier srechen wir nur von NRW.
Wer möchte von " Schutzsuchenden " mit dem Messer angegriffen werden? Ich nicht !
Am Samstag war ich meine Frau und mein Enkel im Schwimmbad , ein richtig kleines Bad max. 150-200 Personen total Ländlich ! Und im Wasser eine " Ich nenne sie nicht Deutsche Familie " wir sitzen auf ner Bank in der nähe des Beckens und plötzlich ne volle breitseite aus einem Wassergewehr mir voll ins Aug ! Da iss mir gleich der Kamm geschwollen noch nicht mal ne kurze Entschuldigung ! Sorry und das ist Pille Palle , aber es geht ums prinzip denn ich hätte mich entschuldigt , denen ist es drei Meter am A...h vorbei gegangen.
Aber ich weiß ....alles nur einzelfälle kein Thema , nur wenn es eben 100000 einzelfälle werden wirds schwierig.

[Draalz]

Bei allem Respekt möchte ich Dir doch nahe legen ein Satzzeichen ohne Leerzeichen hinter einen Satz zu stellen, denn wenn ich ohne diese literarische Vorgabe Texte lesen muss, erzeugt das bei mir Augenkrebs.

Zitat von Luke_Sky123

Und im Wasser eine " Ich nenne sie nicht Deutsche Familie " wir sitzen auf ner Bank in der nähe des Beckens und plötzlich ne volle breitseite aus einem Wassergewehr mir voll ins Aug ! Da iss mir gleich der Kamm geschwollen noch nicht mal ne kurze Entschuldigung ! Sorry und das ist Pille Palle , aber es geht ums prinzip denn ich hätte mich entschuldigt ,

Als ich heute zum Einkauf auf meinem E-Bike fuhr kamen mir drei junge Mädels, zwei auf Mountainbikes, eines auf einem E Scooter entgegen. Zwei waren wohl immigrierter Herkunft, eine eher deutschstämmig. Sie fuhren nebeneinander und es gab keinen Platz mehr für mich. Also ging ich voll in die Klötze. Die Mädels bemerkten das und ordneten sich 'fusstechnisich' für ihre Fahrtrichtung rechts ein.
Ein gegenseitiges Lächeln und der Drops war gelutscht.

[elise]

ich möchte von gar niemandem mit einem messer angegriffen werden - es ist sicher genauso schmerzhaft oder tödlich, wenn ein bio-deutscher, ein deutscher mit wurzeln weißderfuchswo oder überhaupt kein deutscher zusticht, ebenso möchte ich weder von mann noch von frau noch von sonstigem geschlecht erstochen werden.

schlichtweg ist es bei uns unnötig, ein messer dabeizuhaben, egal wer oder woher man ist. jetzt hat in solingen ein flüchtling zugestochen und das ist dramatisch. ich mag jetzt nicht suchen, aber wahrscheinlich würde ich auf anhieb auch x attacken von deutschen auf mitbürger finden ... ich habe eine im kopf vor nicht allzu langer zeit zwischen zwei jungs so um die 13.

es ist einfach wichtig, hier die kirche im dorf zu lassen - jeder fall ist schlimm und man wünscht sich sehr, es wäre nicht passiert und jeder hofft, dass es ihm und seiner familie nicht passiert. aber es geschehen jeden tag schlimme dinge, die genauso von anderen "ausländern", von deutschen, von wasweißichwem verübt werden.

[sauger2008]

"schlichtweg ist es bei uns unnötig, ein messer dabeizuhaben"

ein Messer braucht man immer mal, es kann sonstwas passieren.

[Uwe Farz]

War gestern im BILDblog:

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Da darf man schon mal fragen, was diese Schmierfinken mit so einer Strategie bezwecken.
Sowas nützt doch nur einer ganz bestimmten "Partei".