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In der Warteschlange der Gleichwertigkeit

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Ungelesen 06.07.24, 09:27   #1
Draalz
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Standard In der Warteschlange der Gleichwertigkeit

Zitat:
Rechte Narrative

In der Warteschlange der Gleichwertigkeit


Eine Kolumne von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]


Die Angst davor, schlechter behandelt zu werden, ist viel wirksamer als jeder Faktencheck. Jede angebliche Bevorteilung wird als Angriff auf die eigene Existenz empfunden. Es braucht eine Erzählung der Selbstwirksamkeit.

05.07.2024, 19.40 Uhr


Wahlkampfveranstaltung der AfD in Meltingen: Setzen auf Angsterzählungen und Sündenböcke Foto: Michael Bihlmayer / CHROMORANGE / picture alliance

Im deutschen Grundgesetz findet sich als eines der Ziele, gleichwertige und gute Lebensverhältnisse für alle Menschen herzustellen, unabhängig davon, wo sie in [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] leben. Der Staat ist also gesetzlich dazu verpflichtet, regionale Unterschiede, die sich in wirtschaftliche, soziale, infrastrukturelle und ökologische Ungerechtigkeiten übersetzen können, zu verringern, weil eine würdevolle Existenz nicht davon abhängig sein darf, wo man geboren wird. (Weltweit nicht und innerhalb Deutschlands auch nicht.) Das schlichte Ideal: Die eigene Lebenserwartung sollte nicht davon abhängen, ob ich in Ost-, West-, Nord- oder Süddeutschland lebe. Das versucht die Regierung einerseits offensichtlich mit ihrer Politik, andererseits mit Förderprogrammen, die insbesondere strukturschwache Räume unterstützen sollen, beispielsweise beim Erreichen einer besseren hausärztlichen Versorgung oder Kitabetreuung in einer Region.

Zitat:
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Samira El Ouassil
, 1984 in München geboren, ist Schauspielerin und Autorin. Für ihre medienkritische Kolumne »Wochenschau« auf uebermedien.de wurde sie mit dem Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik ausgezeichnet. Jüngst wurde sie vom »Medium Magazin« zur Kulturjournalistin des Jahres gekürt. Im Oktober 2021 veröffentlichte sie zusammen mit Friedemann Karig den Bestseller »Erzählende Affen«.
Nun ist die Frage, wie man die Verbesserung der Lebensbedingungen messen kann, also evaluieren, wie gut die Arbeit der Regierung beim Erreichen dieses grundgesetzlichen Ziels ist? Hierbei geht es nicht nur um eine gute Erreichbarkeit von beispielsweise Bildungseinrichtungen oder eine niedrigere Kriminalitäts- oder Arbeitslosenrate, sondern auch um das Erfassen der Empfindung darüber, ob die Lebensverhältnisse in einem Land gerechter für alle werden.

Der Gleichwertigkeitsbericht

Hier kommt der gestern veröffentlichte und erstmalig umgesetzte Gleichwertigkeitsbericht ins Spiel. Gemeinsam vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) in Auftrag gegeben, soll damit ein Wasserstand der Entwicklung der Lebensumstände geliefert werden. Anhand von 42 Indikatoren, die zeigen, wie gut oder schlecht es sich in einem regional so heterogenen Land wie Deutschland lebt und vor allem, wie groß die Unterschiede sind, oder eben nicht. Zum Beispiel anhand der Stärke der Feinstaubbelastung, der Größe des Gender-Pay-Gaps, der Möglichkeiten, eine Wohnung zu finden. »Jede Bürgerin und jeder Bürger unseres Landes soll in der Region gut leben können, wo sie oder er gerne leben möchte«, heißt es darin.

Aber in die Ermittlungsmethodik kam noch eine weitere, wichtige und notwendige Ebene hinzu, welche die Lektüre dieses Berichts so spannend macht: Zusätzlich zu der Erhebung eines quantitativen Istzustands wurden die Einschätzungen der Bürger:innen zu ihren Lebensbedingungen in allen 400 Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands erfasst und ergänzt um Fokusgruppeninterviews in acht Regionen in Deutschland.

Diese subjektiven Wahrnehmungen wurden dann den objektiven Daten zu den Regionen gegenübergestellt, um Diskrepanzen zwischen objektiver Entwicklung der Lebensbedingungen und empfundener Verbesserung oder Verschlechterung entdecken zu können – so entstehen je nach Kategorie gewissermaßen Deutschlandkarten der Zufriedenheit oder aber Frustration. Man kann zuversichtspenndend feststellen, dass in 27 der gemessenen Indikatoren alle Regionen in Deutschland zueinanderkommen. »Die Schere schließt sich«, konstatierte Bundesfinanzminister [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Und zwar als eine »Aufwärtskonvergenz« der Lebensverhältnisse, also die Annäherung auf ein höheres Niveau, und nicht etwa ein gemeinschaftliches Herabsinken. Man kann besorgt feststellen, dass es noch bei einigen Indikatoren ein Auseinanderklaffen der Entwicklungen gibt, und dieses sich als ein Ost-/West-, Nord-/Süd- oder Stadt-/Land-Gefälle abzeichnet.

Eine Qualität des Berichts ist, durch die Erhebung des Subjektiven und Objektiven die Diskrepanzlücke für politische Projektionen sichtbarer gemacht zu haben. Genau dort, wo eine gefühlte Wahrheit über den empfundenen Niedergang der eigenen Region sich mit den objektiven Daten gar nicht zwangsläufig deckt, wird der Resonanzraum sichtbar, der von Rechtspopulisten mit Angsterzählungen und Sündenböcken gefüllt werden kann und wird. Überall dort, wo diese zwei aufeinanderkollidierenden Wirklichkeiten in der Erhebung zu verzeichnen waren, besteht die Möglichkeit, ein tieferes Verständnis über affektive Polarisierungsprozesse unserer Gesellschaft zu erhalten.

Die Tiefengeschichte

In ihrem Buch »Fremd in ihrem Land – Eine Reise ins Herz der amerikanischen Rechten« (2017) ging die amerikanische Soziologin Arlie Russell Hochschild der Frage auf den Grund, warum Amerikaner:innen der Arbeiterklasse, die damals [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] wählten, damit jemandem ihre Stimme gaben, von dem sie wussten, dass er gegen ihre Interessen anregieren wird. Im Rahmen ihrer qualitativen Interviews entwickelte Hochschild den Begriff der »deep story«, den der deutsche Soziologe Klaus Dörre mit der »Tiefengeschichte« übersetzte. Die Tiefengeschichte ist eine gesellschaftlich geteilte Erzählung über das eigene Selbst, die Geschichte oder Geschichten, welche die Werte, Hoffnungen und Ängste einer Gesellschaft synthetisiert. »Eine Tiefengeschichte«, schreibt Hochschild, »ist die gefühlte Sicht der Dinge, die Emotionen in Symbolsprache erzählen. Sie blendet das Urteilsvermögen und die Tatsachen aus und erzählt, wie Dinge sich anfühlen. Eine solche Geschichte erlaubt es den Menschen auf beiden Seiten des politischen Spektrums, zurückzutreten und das subjektive Prisma zu erkunden, durch das die Partei auf der anderen Seite die Welt sieht.«


»Make America Great Again Rally« in Harrisburg, Pennsylvania: Trump-Wähler unter sich Foto: Alex Wong / Getty Images

Klaus Dörre wiederum hat sich in seinem Buch »In der Warteschlange: Arbeiter*innen und die radikale Rechte« mit einer rechten Tiefengeschichte in Deutschland auseinandergesetzt – und ging ebenfalls mithilfe qualitativer Interviews der Frage nach, warum Arbeiter:innen rechts wählten. Beide Soziologen destillierten aus den Gesprächen eine Geschichte, die davon handelt, in einer Warteschlange zu stehen und übergangen zu werden, dabei zusehen zu müssen, wie Menschen an einem vorbeiziehen, einen überholen, während man artig und arbeitend auf die eigene soziale Mobilität in Form eines schrittweisen Vorrückens wartet.

Die Angst davor und Wut darüber, schlechter behandelt zu werden, ist so viel größer und wirksamer, als dass ein Faktencheck diese gefühlte Wahrheit und empfundene Ungerechtigkeit einfangen könnte. Diese Tiefengeschichte über die Fairness der Warteschlange, die gleichen Chancen für alle, wenn sie sich nur geduldig einreihen, hat den Selbstwert mit einem Aufstiegsversprechen und die eigene Legitimität mit fleißiger Rechtschaffenheit verknüpft. Deshalb wird jede angebliche Bevorteilung, jedes unterstellte Vordrängeln anderer, als Angriff auf die eigene Existenz empfunden.

Man glaubt gewissermaßen zum Selbstschutz daran, dass andere besser behandelt werden als man selbst. Und so wie oftmals nicht für oder gar gegen die eigene Lebenswelt gewählt wird, sondern für ein projiziertes, vermeintlich besseres Leben, so wird subjektiv empfundene Benachteiligung, insbesondere auf infrastruktureller und ökonomischer Ebene, nicht durch die objektiven Zahlen aufgelöst. Aber genau an diese Diskrepanz muss politisch und diskursiv herangegangen werden. Der Bericht ist ein Start, um in diesen Korridor der Sehnsucht zu treten und eine Erzählung der Selbstwirksamkeit, eine Tiefengeschichte, anzubieten, die inspirierender und überzeugender ist als die Vorstellung eines Landes als infrastrukturelle Warteschlange.
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Die Perspektive dieser Beleuchtung ist faszinierend und durchaus treffend.
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Ungelesen 07.07.24, 10:13   #2
Rassalam
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Also mal ehrlich dieses Artikel ist allein schon fragwürdig, da er vom "linken" Medium Spiegel kommt. Und wenn man sich mal ein bisschen den Weg der Autorin anguckt und auf welchen Medien sie sonst noch vertreten ist und was sie sonst noch so für Artikel schreibt, ist sie:

1. Eine Frau die sich zu jedem scheiß äußern will und wenn man die Artikel liest keine Ahnung hat.

und

2. Sich massiv am Narrativ die bösen rechten deutschen abarbeitet.


Wie kann man einen 0815 Artikel so einer Autorin als faszinierend und treffend bezeichnen? Dafür hätte ich gern mal eine Erklärung. Man merkt an der Frau auch das sie Kommunikationswissenschaft studiert hat, sie schafft es in 1000 Wörtern viel zu erzählen, aber absolut nichts auszusagen. Naja das ist ja leider heutzutage typisch für den Spiegel die glorreichen Jahre sind ja nun beim Spiegel schon seit 20 Jahren Geschichte, ist ja eher nur noch nen Medium für Leute die an ihrer Ideologie und Vergangenheit festhalten und die pragmatische jetzige Realität ausblenden. Aber ihr macht ja gern Werbung für den Spiegel und deren Spatenjournalisten.

Geändert von Rassalam (07.07.24 um 10:19 Uhr)
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Ungelesen 07.07.24, 11:46   #3
Draalz
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Zitat von Rassalam Beitrag anzeigen
Wie kann man einen 0815 Artikel so einer Autorin als faszinierend und treffend bezeichnen?
Das ist halt Ansichtssache, man muss ihn ja nicht lesen. Mich interessieren halt seit je her andere Perspektiven und nicht nur die eigene Meinung. Man nennt das Perspektivismus und daraus lassen sich halt Erkenntnisse schaffen.
Zu deutsch heißt das wohl, über den Tellerrand zu schauen.
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