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02.06.23, 13:06
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Neue Probleme bei Boeings Starliner: Schwache Fallschirmleinen, Feuergefahr an Kabel
Zitat:
Neue Probleme bei Boeings Starliner: Schwache Fallschirmleinen, Feuergefahr an Kabel
Die Probleme dess Starliner übertreffen alle Befürchtungen. Boeing versichert, das Programm werde nicht eingestellt – noch?

Vor neun Jahren erhielt Boeing von der Nasa den Auftrag, mit dem Starliner ein neues Raumschiff für den Transport von Menschen zur Internationalen Raumstation ISS zu bauen. Aber in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz ist der im Juli geplante Start nun abermals abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Dabei musste Boeing erstmals mehrfach die ernsthaft gestellte Frage beantworten, ob das Programm überhaupt noch fortgesetzt wird.
Boeing versicherte zwar, dass es keine ernsthaften Überlegungen zur Einstellung des Starliners gebe. Jedoch ist das die ironische Umkehr der Situation von 2016, als Boeing erfolgreich damit drohte, das Programm einzustellen, wenn die Nasa nicht wegen unerwarteter Verzögerungen mehr Geld für die Entwicklung des Starliners zahle. Noch 2012 sprach Boeing von einem ersten Flug im Jahr 2015. Der tatsächliche Erstflug wurde Ende 2019 zur Blamage, wegen nicht durchgeführter Tests der Hard- und Software.
Zu schwache Leinen am Fallschirm
Der erstaunliche Anlass für die aktuelle Verschiebung waren falsch durchgeführte Tests einiger kritischer Leinen der Fallschirme, die damit nicht die geforderten Sicherheitstoleranzen einhielten. Im Fall von Problemen beim Entfalten eines der drei Fallschirme könnte die zusätzliche Belastung zum Reißen dieser Leinen in den verbliebenen Fallschirmen führen, mit katastrophalen Folgen. Beim letzten Testflug fielen diese Probleme nicht auf, weil alle Fallschirme wie geplant funktionierten.
Boeing nahm dabei zumindest einen Teil der Schuld an den zu schwachen Leinen auf sich. Der Grund sollen Fehler in den Testprozeduren von Boeing gewesen sein, die erst vor wenigen Wochen aufgefallen seien. Nun müssen die Leinen neu ausgelegt, ausgetauscht und getestet werden. Unklar bleibt, ob Boeing im Anschluss den gesamten Fallschirm wegen der veränderten mechanischen Eigenschaften der Leinen neu qualifizieren muss.
Anders als bei starren Bauteilen ist das Verhalten von Fallschirmen bis heute schwer zu berechnen. Aus diesem Grund müssen diese sicherheitskritischen Leinen auch wenigstens der doppelten erwarteten Belastung standhalten, um unerwartet hohe Belastungen oder unerwartete Schwachstellen im Material zu kompensieren. Ansonsten beträgt die Sicherheitsmarge in der Raumfahrt nur 40 Prozent.
Feuergefahr durch Hunderte Meter Klebeband
Das zweite festgestellte Problem befindet sich an den Glasfaser-Klebebändern in den Kabelbäumen, deren Kleber sich als feuergefährlich herausstellte. Hunderte Meter von Kabelbäumen im Starliner sollen nun untersucht und mit zusätzlichem Klebeband ummantelt werden, um die Feuergefahr einzudämmen.
Boeing lieferte keinen Hinweis darauf, warum dieses Problem nach elf Jahren Entwicklungsarbeit erst wenige Wochen vor dem ersten Flug mit Menschen aufgefallen ist, zumal feuerfeste Klebebänder überall in Raumfahrtanwendungen zum Einsatz kommen. Erst im März wurden außerdem Berichte über Brandgefahr der Akkus bekannt, die aber erst nach dem nächsten Flug des Starliners ausgetauscht werden sollen.
Starliner fliegt erst nächstes Jahr, wenn überhaupt
Der erste Start des Starliners mit Crew wird sich zumindest um mehrere Monate verzögern, aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr dieses Jahr stattfinden. Boeing gab außerdem Besorgnis darüber bekannt, dass einige Bauteile des Raumschiffs in dieser Zeit ihre maximalen Altersgrenzen überschreiten könnten.
Der Autor meint dazu:
Mit Blick auf die Geschichte des Starliner-Programms ist nicht auszuschließen, dass es noch weitere schwerwiegende Probleme mit dem Raumschiff gibt. Zwar zeigen die Verzögerungen und festgestellten Unzulänglichkeiten, dass die Sicherheitstests vor dem Flug mit Menschen ernster als bei Flügen ohne Menschen genommen werden. Jedoch muss etwa die Brandgefahr der Klebebänder über viele Jahre bekannt gewesen sein.
Wenn solche Probleme dann erst wenige Wochen vor dem Start bekannt werden, deutet das darauf hin, dass die verantwortlichen Angestellten von Boeing erst jetzt im Rahmen der viel stärkeren Sicherheitskontrollen der Nasa einen Weg gefunden haben, ihr Wissen von diesen Problemen an die richtigen Stellen zu vermitteln.
Das zeigt, dass die Sicherheitskontrollen der Nasa funktionieren und die Nasa wichtige Lehren aus den Ursachen des Challenger-Absturzes verinnerlicht hat. Damals gelang es den Mitarbeitern von Thiokol, dem Hersteller der Feststoffbooster, nicht, den Start der Raumfähre zu verhindern, obwohl sie wussten, dass die niedrigen Temperaturen am Starttag zu schweren Problemen mit den Feststoffboostern führen würden.
An der Sicherheitskultur von Boeing sind hingegen weiterhin schwere Zweifel angebracht, wenn kritische Sicherheitsprobleme nur unter enormem Druck von der Nasa an die Öffentlichkeit kommen und erst dann korrigiert werden. Damit könnte aus Fragen nach einer möglichen Einstellung des Starliner-Programms in der Pressekonferenz irgendwann eine berechtigte Forderung nach Einstellung des Programms aus der Politik werden.
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