[bollberg1]

Kurze Hosen tabu
Frankreichs Parlament führt Sakko-Pflicht ein

Für männliche Abgeordnete gibt es im französischen Parlament nun eine Kleiderordnung. Kurze Hosen sind verboten, Sakkos Pflicht.

Im französischen Parlament gilt für die männlichen Abgeordneten künftig eine Sakko-Pflicht. Eine Krawatte wird empfohlen, aber nicht vorgeschrieben. Das hat das Parlament am Mittwoch beschlossen, wie Medien berichteten. Explizit aufgenommen in die Bekleidungsregeln wurde auch das Verbot, kurze Hosen oder Bermudas zu tragen.

Bisher war im Regelwerk nur von Geschäftskleidung die Rede, was kurze Hosen eigentlich bereits ausschloss. "Die Kleidung, die von den Abgeordneten im Plenarsaal getragen wird, muss neutral sein und der Feierlichkeit des Ortes entsprechen", heißt es nun. Sie müsse "angemessen" und dürfe "nicht leger" und erst recht "nicht nachlässig" sein.

Linker fordert Verbot von exorbitant teurer Kleidung

Für ein Verschärfen der Bekleidungsregeln hatten sich konservative Abgeordnete eingesetzt, die an linken Kollegen ohne Krawatte und Sakko Anstoß genommen hatten. Dazu zählte etwa Louis Boyard (Linkspartei), der allerdings in adrettem weißen Oberhemd im Parlament erschien. Er forderte im Gegenzug, exorbitant teure Kleidung und Anzüge in der Assemblée Nationale zu verbieten, um die Kluft zwischen der normalen Bevölkerung und Politikern nicht noch zu vergrößern.

Debatten über den Kleidungsstil der Abgeordneten gab es in Frankreich schon in früheren Jahren. 1997 kam ein frisch gewählter kommunistischer Politiker im Blaumann ins Parlament. Es sei der einzige Vertreter aus der Arbeiterschicht, rechtfertigte er seine Kluft damals.

Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]


wurde bei uns eine kleiderordnung verabschiedet, als die grünen in den bundestag gewählt wurden?

[karfingo]

Bei hier herrschenden 11° wäre es mir in kurzen Hosen zu kalt.
Allerdings bin ich weder im Französischen, noch in irgendeinem anderen Parlament present.

[Uwe Farz]

Wer die sogenannte Würde eines Hauses, in dem verbale Entgleisungen aller Art an der Tagesordnung sind, an Sakkos festmacht, hat sie nicht mehr alle.
Typisch für die Konservativen. Gibt ja sonst keine Probleme.

[karfingo]

Das Äußere macht die Kluft auch nicht enger.

[Melvin van Horne]

Moin,

Zitat von Uwe Farz

Wer die sogenannte Würde eines Hauses, in dem verbale Entgleisungen aller Art an der Tagesordnung sind, an Sakkos festmacht, hat sie nicht mehr alle.

Dann hab ich sie eben nicht mehr alle. Scheiss drauf. Ich bin da altmodisch. Für mich drückt sich in der Kleidung auch die Ernsthaftigkeit aus, mit der man einer solchen Arbeit nachgeht. Abgeordneter zu sein bedeutet für mich, der Repräsentant der Wähler zu sein. Wenn da jemand im Parlament sitzt, als hätte er bei aufräumen des Kellers kurz Pause gemacht um mal eben bei der Sitzung reinzuschauen wirkt das auf mich, als würde diese Repräsentanz nicht besonders ernst nehmen. Das mache ich eben mal so nebenbei mit. Extra dafür umziehen will ich mich nicht. So wichtig ist das doch alles nicht. Wichtig ist die Kohle. Und die krieg ich auch in Bermudas und Flip Flops.

Für mich gibt es Anlässe und Tätigkeiten, die eine besondere, dem Anlass angemessene Bekleidung erfordern. Das man deshalb für verrückt gehalten wird ist mir egal. Ich würde fast sagen, wenn ich mir manche, die sich für "normal" halten angucke, bin ich damit durchaus einverstanden. Wenn die mich für normal halten würden, wäre ich doch etwas beunruhigt. <- Das ist ein Smilie

Was die verbalen Entgleisungen angeht. Wer meint, dass falsches Verhalten eine Rechtfertigung für falsches Verhalten ergibt, der ...

Verdammt! Wie krieg ich den Satz nun zu Ende ? <- Und noch ein Smilie!

[Kneter33]

Dachte auch mal so Melvin,
für meine Hochzeit nen Anzug für 400 Euro gekauft.
Was das Kleid meiner Ex Frau gekostet sag ich lieber nicht.
Für was frag ich mich echt Heute?
Back to Topic:
Mir isses voll egal ob da nen Politiker im Nadelstreifenanzug rum rennt oder in nem Häckel Pullover.
Aber Politik anhand der Kleidung fest zu machen is Blödsinn.

[Caplan]

Sicherlich und zur naechsten Beerdigung mit muellmannoranger Jacke, das keiner sagen kann ..ich hab dich nicht gesehen ..mitsamt zerschnittenen Jeans..
ist auch so ein denk-wuerdiges Ereignis.

[lilprof]

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass mein Vater an mir als Mitzwanziger herumnörgelte, ich können als Lehrer nicht mit Latzhose in die Schule gehen. Genauso dürfte ich keinen Stand auf dem Flohmarkt betreiben - das waren in seinen Augen Aktivitäten, die sich nicht "mit der Würde des Amtes" vertrugen.
Ein anderes Argument war, dass man mit seinem äußeren Auftreten auch eine bestimmte innere Haltung dokumentierte.

Beides focht mich seinerzeit nicht besonders an, weil ich der Meinung bin, ich kann nur mit Taten meine Präferenzen und meine Ideale dokumentieren, nicht mit meinem Aussehen. Angesichts dieses threads hab ich nochmal darüber nachgedacht und komme jetzt zu leicht modifizierten Einsichten.

Nach wie vor halte ich es mit den Ansichten von Uwe Farz und Kneter33 und finde falsch, die Integrität und Ernsthaftigkeit von Politikern an ihrem Äußeren festzumachen. Aber wer denkt noch so? Wir leben im Zeitalter der Video-Clip-Ästhetik, das heißt unzählige visuelle Eindrücke werden spontan und unreflektiert wahrgenommen und verarbeitet. Dadurch kommen (Vor-)Urteile zustande, die mit der Realität nicht viel zu tun haben müssen. Die Konsequenz lautet für viele: Kleider machen Leute - wer Anzug und Krawatte trägt, ist seriös und verlässlich.
(ok, es gibt genügend Negativ-Beispiele, aber das ist ein anderes Thema).

Als zweites zitiere ich Melvin van Horne

Für mich gibt es Anlässe und Tätigkeiten, die eine besondere, dem Anlass angemessene Bekleidung erfordern.

Natürlich kann ich in Jogginghose und Schlapperpulli in eine Konferenz gehen, und alle, die mich kennen, werden daraus keine besonderen Rückschlüsse für meine Einlassungen ableiten. Aber wenn ich mich im Beruf bewusst anders kleide, als in der Freizeit wird für jeden Betrachter deutlich, dass ich jetzt eine andere Rolle einnehme und mir meiner besonderen Verantwortung auch bewusst bin.

Noch deutlicher werden die Zusammenhänge, wenn du dir Polizisten, Knölchenverteiler und ähnliche Zeitgenossen bei ihrer Arbeit in Freizeitkleidung vorstellst.

[Melvin van Horne]

Moin,

Zitat von Kneter33

Für was frag ich mich echt Heute?

Das kann ich Dir nicht sagen. Aber wer auf Deiner Hochzeit war und Euch gesehen hat, dem wurde schon durch Eure Kleidung deutlich, das dieser Anlass etwas besonderes ist. Es ist nicht der Alltag. Also trägt man auch keine Alltagskleidung.

Und so sehe ich das auch bei den Abgeordneten. Sie nehmen durch ihren Beruf eine besondere Stellung ein. Und dadurch das sie keine Alltagskleidung tragen, machen sie deutlich, das sie sich dessen bewusst sind. Wohlgemerkt. Es muss maßgefertigter Anzug aus London sein. Und auch die Schuhe müssen keine handgefertigten Exemplare für 6.000 Eu sein. Die Kleidung kann für mich durchaus dem Alter und dem Geschmack des Trägers oder der Trägerin angepasst sein. Es spricht für mich nichts gegen Sneakers zum Anzug, obwohl ich das ziemlich grausam finde. Auch eine Krawatte ist nicht Pflicht. Bei allem darf man nicht vergessen, dass es sich immer noch um Arbeitskleidung im weiteren Sinn handelt, die man den ganzen Tag trägt. Ein Abendkleid und High Heels passen da nicht. Und ich würde auch nicht verlangen das alle Männer, die etwas braunes tragen um 17:55 Uhr die Sitzung verlassen um sich umzuziehen.
Ich würde nur gerne sehen, das die Arbeitskleidung der Abgeordneten zeigt, das sie sich der Besonderheit ihres Jobs bewusst sind. Ein verwaschenes Donald Duck T-Shirt, Bermuda und Flip Flops zeigen für mich das Gegenteil.

[Uwe Farz]

Ich bin da vorbelastet und ausgesprochen subjektiv. Ich habe was gegen Dress Codes und die damit verbundenen Gruppenzwänge.
Meine zeitlebens ziemlich exzentrische Mama meinte seinerzeit der Bub müsste zur Kommunion einen grasgrünen Anzug tragen und sorgte damit für einen der peinlichsten Momente meines Lebens.
20 Buben in preußisch blau und einer in grasgrün.
Nicht genug damit meinte der unsensible Pfaffe vor versammelter Mannschaft noch süffisant, obs den nach der Kirche auf die Pirsch in den Wald gehen sollte. Da war der Punkt erreicht, wo man unsichtbar sein oder einfach im Boden versinken wollte. Danach sind sämtliche Versuche meiner Erziehungsberechtigten, den Buben in einen Anzug stecken zu wollen, an meinem erbitterten Widerstand gescheitert.
Das sind durchaus prägende Momente.
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Empörungswelle, die durch den konservativen Teil der Republik ging, als Dachlatten Börner den Turnschuh Minister vereidigte:
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Mittlerweile ist zumindest das Schuhwerk kein Thema mehr.

Dachlatten Börner bitte selber googeln.

[nichdiemama]

"Kurze Hosen tabu ... Parlament führt Sakko-Pflicht ein."
Als könnte man nicht sakko zu kurzen hosen tragen. Zumindest im text wurde dann die irreführende überschrift gerade gerückt.
Ich bin zu dem thema hin und her gerissen. Selbst arbeite ich in einem job, der keine berufsspezifische kleidung benötigt wie zb schutz vor feuer, wasser, sturm, schweren lasten die auf die Füße fallen könnten oder die besonders reißfest sein müßte, ich bin nämlich - wie abgeordnete in einem parlament - klassischer schreibtischtäter. In meiner tätigkeit ist es weitestgehend unerheblich, ob ich mann oder frau, dick oder dünn, in jeans oder anzug tätig werde. Wer mich für das eine oder andere mehr oder weniger respektiert oder meint, meine fachliche qualifikation aus dem einen oder anderen ableiten zu können, der liegt falsch.
Auf der anderen seite muss man realistisch sein: menschen sind i.d.R. oberflächlich und beurteilen ihr gegenüber oft nach oberflächlichlichkeiten. Gesellschaftlich ist nach wie vor etabliert, anhand von oberflächlichkeiten auch abzuleiten ob jemand oder etwas (zb ein Anlass) respektiert wird oder "kompetent" wirkt. Dieser Realität muss man sich eben auch stellen, ob man es nun gut findet oder nicht.

[MotherFocker]

Kleiderordnungen in gewissen Bereichen ist gut und trägt erheblich dazu bei, den allgemeinen Umganston positiv zu fördern, bzw. sich auch der Umgebung entsprechend zu verhalten.

Uniformen wie Polizei/Militär/FW/etc. sind aber davon ausgeschlossen, da sie für den Bürger erkennbar nach aussen hin den jeweiligen Status und die Zugehörigkeit repräsentieren.

Andere Beispiele:
Kirchen, Schuluniformen, Post

Im Parlament hingegen ist eine Sache von Anstand und Würde. Klar kann man auch in kurzen Hosen und T-shirt kompetent und parlamentsfähig sein, aber es gehört einfach zum guten Ton. Welcher, wenn er denn mal nicht von den Parlamentariern eingehalten wird, auch mit einer Ordnungsstrafe belegt werden kann. Was auch in kurzer Hose geschehen kann. Aber vielleicht pöbelt es sich einfach in zu legerer Kleidung.

Apropos "Hohes Haus":
Vor Gericht ist auch Usus sich einigermassen gesittet zu kleiden. Und nicht nur die Robenträger

[painjester]

Was ist falsch daran? Wie MotherF schon sagte: eine Sache von Anstand und Würde! Sollte man übrigens auch auf riesige Plakate schreiben und in Urlaubsorten anbringen.

Politiker sind Vertreter und Repräsentanten des gesamten Volkes - nicht nur der Jesuslatschen und Arschritze präsentierende Hose tragenden Minderheit.
Um Politik einfach gemacht zu zitieren:
"repräsentieren" bedeutet dem lateinischen Wortsinn nach "würdig auftreten", "vertreten" oder "vorführen".

Wenn ich es mir finanziell leisten könnte, würde ich mir ein paar Sakkos zulegen. Nicht um jemand zu sein sondern um mich gut zu fühlen.
Andere können es sich leisten und diskutieren noch darüber oder es braucht Debatten und Erlasse. Verrückte Welt.