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Zwei Prozent gegen die Katastrophe

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Ungelesen 23.01.22, 22:58   #1
Draalz
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Standard Zwei Prozent gegen die Katastrophe

Zitat:
Klimaschutz

Zwei Prozent gegen die Katastrophe


Wie viel würde es eigentlich kosten, die Klimakrise aufzuhalten? Viel weniger als viele denken, errechnet Yuval Harari.

Ein Essay von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

20. Januar 2022, 20:30 Uhr


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[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], und allzu viele Menschen schalten von Verleugnung direkt um auf Verzweiflung. Noch vor wenigen Jahren konnte man regelmäßig hören, wie Leute den Klimawandel leugneten, das Ausmaß der Bedrohung herunterspielten oder behaupteten, es sei noch viel zu früh, sich Sorgen zu machen. Inzwischen sagen viele, es sei längst zu spät; [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] und sei nicht mehr abzuwenden.

Verzweiflung ist aber genauso gefährlich wie Verleugnung – und genauso falsch. Die Menschheit verfügt über enorme Ressourcen; setzen wir sie klug ein, dann können wir die ökologische Katastrophe noch verhindern. Aber wie viel genau würde das kosten? Wenn die Menschheit den zerstörerischen Klimawandel aufhalten wollte, wie hoch müsste der Scheck dafür ausfallen?

Ganz genau kann das natürlich niemand sagen. Mein Team und ich haben uns wochenlang durch Gutachten und Fachpublikationen gearbeitet, uns Tag und Nacht mit Zahlen umgeben. Die Rechenmodelle hinter den Zahlen sind enorm kompliziert, aber das Endergebnis gibt Grund zur Zuversicht. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] müsste der Anteil des jährlichen weltweiten Bruttoinlandsprodukts, den wir für Energie ausgeben, nur zwei Prozentpunkte höher sein als jetzt, um eine CO₂-neutrale Wirtschaft zu erreichen. Auch [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] unter Klimaökonomen herrscht weitgehend Einigkeit, dass es nur zwei bis drei Prozent kosten würde. Andere Schätzungen setzen den Preis vielleicht etwas [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] oder [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] an, aber allesamt liegen sie im niedrigen einstelligen Bereich des jährlichen weltweiten BIP.

Besonders günstig: Verhalten ändern

So stellt es auch der Weltklimarat in seinem wegweisenden [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] fest: Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten die jährlichen Investitionen in erneuerbare Energien auf drei Prozent des weltweiten BIP steigen. Da die Menschheit schon jetzt etwa ein Prozent für erneuerbare Energien ausgibt, müsste das Kuchenstück also nur um zwei Prozentpunkte größer werden!

Diese Kostenrechnungen konzentrieren sich auf die Transformation der beiden wichtigsten Sektoren: Energie und Verkehr. Natürlich gibt es auch noch andere Emissionsquellen, etwa Bodennutzung, Forstwirtschaft, Landwirtschaft (die berüchtigten furzenden Kühe). Erfreulicherweise können viele dieser Emissionen aber für kleines [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] reduziert werden, indem wir unser [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]: pflanzliche Ernährung statt Fleisch und Milchprodukten. Mehr Gemüse essen kostet nichts, aber [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] – und das der Regenwälder.

Natürlich kann man endlos über die exakten Zahlen streiten und die Rechenmodelle anders feinjustieren. Aber betrachten wir das große Ganze jenseits der Mathematik. Die entscheidende Botschaft ist: Der Preis für die Verhinderung der Apokalypse liegt irgendwo im niedrigen einstelligen Bereich des jährlichen weltweiten BIP. Ganz bestimmt liegt er nicht bei 50 Prozent, auch nicht bei 15. Vielmehr irgendwo unterhalb von fünf, vielleicht eben bei nur zwei Prozent des jährlichen weltweiten BIP, investiert an den richtigen Stellen.

Prioritäten richtig setzen

Wohlgemerkt: investiert. Es geht also nicht darum, gigantische Geldberge zu verbrennen als Opfergabe an die Erdgeister. Es geht um Investitionen in neue Technologien und Infrastrukturen, etwa verbesserte Speicher für Solarstrom und modernisierte Verteilernetze. Diese Investitionen werden zahlreiche neue Arbeitsplätze und wirtschaftliche Möglichkeiten schaffen; und wahrscheinlich sind sie [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], auch indem die Gesundheitssysteme entlastet und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] nicht mehr wegen verschmutzter Luft krank werden. Wir können die Menschen schützen, die am stärksten von Naturkatastrophen bedroht sind, wir können künftigen Generationen bessere Vorfahren sein, und bei alledem können wir auch noch die Wirtschaft ankurbeln.

Diese großartige Nachricht ist in der hitzigen Debatte über den Klimawandel irgendwie beiseitegedrängt worden. Stellen wir sie in den Mittelpunkt – nicht nur, um den Leuten Hoffnung zu machen, sondern vor allem, weil sich daraus eine klare politische Marschroute ableiten lässt. Seit einigen Jahren brechen wir unser Ziel auf eine Zahl herunter: 1,5 Grad. Die dazu nötigen Mittel können wir ebenfalls in eine Zahl fassen: zwei Prozent. Zwei Prozentpunkte mehr in umweltfreundliche Technologien und Infrastruktur investieren als 2020.

Freilich, im Gegensatz zu den 1,5 Grad – einem wissenschaftlich fundierten Schwellenwert – sind die zwei Prozent nur über den Daumen gepeilt. Begreifen wir sie als Schätzwert, mit dessen Hilfe wir das politische Projekt formulieren können, das die Menschheit angehen muss. Der Schätzwert sagt uns: Die Verhinderung der Klimakatastrophe ist ein ganz und gar machbares, wenn auch sehr teures Unterfangen. Das weltweite BIP liegt derzeit bei etwa 75 Billionen Euro, zwei Prozent davon wären 1,5 Billionen. Um die Umwelt zu retten, müssen wir also nicht die Wirtschaft in den Abgrund stürzen oder zivilisatorische Errungenschaften aufgeben. Wir müssen nur unsere Prioritäten richtig setzen.

[b]Das Geld ist da

Allerdings ist es mit einem Scheck über zwei Prozent des jährlichen weltweiten BIP noch lange nicht getan. Andere Umweltprobleme bleiben ja, etwa Weltmeere voller Plastik oder der stetige Verlust von Biodiversität. Außerdem müssten wir sicherstellen, dass die Gelder auch richtig eingesetzt werden und die neuen Investitionen nicht selbst wieder ökologische oder soziale Folgeschäden verursachen. Wenn wir mit dem Abbau seltener Metalle für die erneuerbaren Energien Ökosysteme zerstören, dann wäre am Ende nichts gewonnen. Auch müssen wir manches an unserem Verhalten und Denken ändern: wie wir essen, wie wir reisen. Das wird alles nicht leicht. Aber genau dafür haben wir doch die Politik: um sich mit Schwierigkeiten herumzuschlagen.

Politikerinnen und Politiker sind sehr erfahren darin, zwei Prozent irgendwelcher Mittel von hier nach dort zu bewegen; das ist schließlich ihr täglich Brot. Die Differenz zwischen rechter und linker Politik beschränkt sich oft genug auf wenige Prozentpunkte des BIP. Zur Bekämpfung ernsthafter Krisen werden auch weitaus größere Geldmengen zügig verschoben.

Was kostet der Regenwald?

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] wandten die USA etwa 36 Prozent ihres BIP für den Sieg im Zweiten Weltkrieg auf. Während der [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] rettete die US-Regierung mit 3,5 Prozent des BIP Finanzinstitute, die man als systemrelevant, als too big to fail erachtete. Könnte die Menschheit nicht auch den Amazonasregenwald als too big to fail einstufen? Was würde es kosten, den Wald, seine Biodiversität und die dort lebenden Menschen vor zerstörerischen Geschäftsinteressen zu schützen? Nach den [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] würde der Aufkauf des gesamten Amazonasregenwalds etwa 700 Milliarden Euro kosten; das entspricht einer Einmalzahlung von weniger als ein Prozent des weltweiten BIP.

Allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 haben Regierungen auf der ganzen Welt [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] in Höhe von knapp 14 Prozent des weltweiten BIP angekündigt, als Reaktion auf die Corona-Pandemie. Üben die Bürgerinnen und Bürger nur genügend Druck aus, kann die Politik der ökologischen Krise ebenso entschlossen entgegentreten; Anlagebanken und Rentenfonds übrigens auch. Rentenfonds halten [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] – nur, was nützt eine Rente, wenn man keine Zukunft hat?

Derzeit aber wollen weder Unternehmen noch Regierungen die zusätzlichen zwei Prozent aufbringen, die zur Abwendung der Klimakatastrophe nötig wären. Wohin fließt das Geld stattdessen?

2020 beliefen sich die Militärausgaben aller Staaten auf [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] – das sind 2,4 Prozent des weltweiten BIP. Die gleiche Menge geht über zwei Jahre für [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] drauf. Außerdem fließen jährlich etwa 440 Milliarden an direkten Subventionen für – Trommelwirbel – fossile Brennstoffe! Umgerechnet also alle dreieinhalb Jahre stellen die Regierungen einen schönen dicken Scheck in Höhe von zwei Prozent des jährlichen weltweiten BIP aus und verehren ihn der [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Schlimmer noch: Rechnet man die sozialen und ökologischen Kosten mit ein, die diese Unternehmen verursachen, ohne dafür zur Kasse gebeten zu werden, dann sprechen wir von sage und schreibe sieben Prozent des weltweiten BIP pro Jahr.

Ein anderes Thema ist Steuerhinterziehung: Die [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] die in Steueroasen versteckten Vermögen auf etwa zehn Prozent des weltweiten BIP. Jahr für Jahr werden Unternehmensgewinne von 1,2 Billionen Euro auf [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], das entspricht 1,6 Prozent des weltweiten BIP. Um die Apokalypse zu verhindern, werden wir wahrscheinlich auch neue Steuern verhängen müssen. Aber wieso nicht erst mal die alten kassieren?

Das Geld ist da. Natürlich ist das alles leichter gesagt als getan: Steuern eintreiben, Militärausgaben kürzen, Lebensmittelverschwendung stoppen, Subventionen streichen; zumal man es dabei mit einigen der mächtigsten Lobbygruppen der Welt aufnehmen müsste. Aber es braucht eben kein Wunder – nur beherztes Gestalten.

Also bitte keine Schwarzseherei! Wenn jemand sagt: "Es ist zu spät! Die Apokalypse steht bevor!", dann antworten Sie: "Von wegen, wir können sie aufhalten, es braucht nur zwei Prozent." Und wenn kommenden November die UN-Klimakonferenz in Ägypten tagt, dann sagen wir den versammelten Regierungen: Vage Absichtserklärungen zum 1,5-Grad-Ziel genügen uns nicht. Sie sollen ihre Stifte rausholen und einen Scheck ausstellen, über zwei Prozent des jährlichen weltweiten BIP.

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] ist der Autor von "Eine kurze Geschichte der Menschheit", "[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]" und "Sapiens". Datenquellen zu diesem Beitrag finden sich auf [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Im Originalartikel findet man interessante Videos, die ich hier nicht verlinken kann.
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Amiganer (25.01.22), Diehl (29.01.22), MunichEast (24.01.22)
 


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