Von der unerträglichen Heuchelei des Westens
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan befürchtet der Westen Racheakte durch diese, sorgt sich um Menschenrechte und ist empört.
Das klingt so, als wäre der Westen im Ausüben von Racheakten ungeübt, geschützt durch seine, sich an moralischen Normen orientierenden, vielgepriesenen Wertvorstellungen. Ein Exportschlager, der besonders gerne ungefragt in andere Länder exportiert wurde und wird.
Die VSA sind nach wie vor unser wichtigster Verbündeter in Sachen "Verteidigung" und "Werteexport" in der NATO. Sie waren es, die nach den Anschlägen vom 9.11.2001 (die bis heute nicht vollständig aufgeklärt wurden) den Bündnisfall ausgerufen haben, in dessen Folge Deutschland seine "Sicherheit am Hindukusch verteidigt" hat (Peter Struck, SPD, 2002). Die VSA haben beeindruckend gezeigt, wie sie mit Menschen umgehen, die im Verdacht (!) stehen, an den Anschlägen vom 9.11. beteiligt gewesen zu sein. Guantanama ist zum Symbol geworden für einen mit fragwürdigen Rechtsauffassungen und mittelalterlichen Foltermethoden operierenden Staat. Whistleblower haben die Weltöffentlichkeit von diesen (und vielen anderen) ungeheuerlichen Vorgängen in Kenntnis gesetzt. Unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Bis heute!
Da fast alle Parteien in Deutschland (bis vielleicht auf die "LINKE"?), einschließlich der gerade besonders angesagten und hoch im Kurs stehenden "Grünen" (deren Verhältnis zur NATO als besonders innig bezeichnet werden darf), am Bündnis mit einem Staat festhalten, der wie kein anderer unermessliches, massenhaftes Leid, Elend und Tod exportiert und nicht davor zurückschreckt, Länder ins Mittelalter zurück zu bomben, die sich weigern, freiwillig ihre dringend benötigten Ressourcen herauszurücken, klingt die geäußerte Besorgnis und Empörung gerade aus ihren Mündern ganz besonders heuchlerisch und entlarvend.
Menschenrechte?
Wenn es um die Sicherung des Zugangs zu wertvollen Ressourcen in Ländern geht, die als militärisch besiegbar eingeschätzt werden, ist jedes Mittel recht. Immer ging und geht es ja darum, die vielgepriesenen "Werte des Westens" zu exportieren und damit die Menschen vom "Joch der Unterdrücker" zu befreien.
Aber zum Glück fallen diese garstigen Widersprüche kaum jemandem auf. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten sind bei diesem Thema weitestgehend "auf Linie". Und wozu sollte es gut sein, die Bevölkerung zu beunruhigen, gerade jetzt, so kurz vor den Bundestagswahlen?
Nebenbei bemerkt:
Das Thema "Abrüstung" und "Austritt aus der NATO" ist in meinen Augen mindestens so wichtig wie das Thema "Klimawandel".
Der mit unerhörter Aggressivität operierende militärisch-industrielle Komplex gehört nicht nur zu den größten Mitweltverschmutzern, sondern bedroht das Fortbestehen der Menschheit sehr kurzfristig und sehr radikal.
Ergänzung
Interessanter Film zum Thema "Militärisch-industrieller Komplex":
"Why We Fight" (Eugene Jarecki, 2005)
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