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myGully |
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13.07.21, 10:27
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#1
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Super Moderator
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Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums fordert »Disziplinierung der Presse«
Zitat:
»Junge Digitale Wirtschaft«
Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums fordert »Disziplinierung der Presse«
Ein Gremium, das Wirtschaftsminister Altmaier berät, will den Medien genaue Vorschriften zur Berichterstattung über Börsengänge machen. Der Deutsche Journalistenverband protestiert, Altmaier bemüht sich um Schadensbegrenzung.
13.07.2021, 10.59 Uhr

Die Börse in Frankfurt (Symbolbild) Foto: Frank Rumpenhorst / dpa
Ein Beirat des [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] will Medien laut einem Positionspapier genaue Vorschriften machen, wie sie über Börsengänge zu berichten haben.
Wie das [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] berichtet, veröffentlichte der Beirat »Junge Digitale Wirtschaft« das Papier auf der Website des Ministeriums. Darin beklagen die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner schwache Börsengänge und sehen eine Mitschuld bei den Medien, demnach ist von einem »IPO- und New-Economy-Bashing« die Rede. Der Staat solle für die »Gewährleistung einer ausgewogenen Berichterstattung« sorgen, heißt es in dem Schreiben.
In dem Positionspapier wird als Teil eines Erlasses von Regeln »zur Vermeidung einseitig diffamierender Artikel« eine »Disziplinierung der Presse zu sachlicher, richtiger und vollständiger Information« gefordert. Zudem fordern die Autorinnen und Autoren eine »Verpflichtung der Presse zur Berichterstattung auch über kleine IPOs«. Betreiber von Internetforen sollten darüber hinaus »zur Offenlegung von Klarnamen der Blogger« verpflichtet werden. Als IPO (Initial Public Offering) werden in der Wirtschaft Börsengänge beschrieben.
Bei [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] wurde [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] geteilt, auf der Seite des Bundeswirtschaftsministeriums war das Dokument jedoch nicht mehr abrufbar.
Der Deutsche Journalistenverband (DJV) reagierte schockiert. Es seien »völlig absurde Forderungen«, teilte der Verband über Twitter mit. »Die Forderungen des Beirats an die Adresse der Medien zeugen von völliger Unkenntnis des Journalismus und seiner Aufgaben in der Demokratie.«
Altmaier ordnet Entfernung des Papiers an
Bundeswirtschaftsminister [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] äußerte sich ebenfalls bei Twitter und schrieb, die umgehende Entfernung des Papiers von der Website des Ministeriums angeordnet zu haben. »Pressefreiheit ist ein herausragendes Grundrecht, dessen Schutz wir verpflichtet sind. Das Positionspapier des Beirats junge digitale Wirtschaft, war mir ebenso wenig bekannt wie seine Veröffentlichung auf der Homepage«, twitterte Altmaier.
Als Unterzeichnerinnen und Unterzeichner nennt das »Handelsblatt« Leo-Sophie Cramer von Amorelie, den Investor Christoph Gerlinger und Alex von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds. Die Ratepay-Gründerin Miriam Wohlfahrt, ebenfalls Mitglied des Beirats, entschuldigte sich stellvertretend. »Ohne Einschränkung bekennt der Beirat sich für die Pressefreiheit. Leider ist uns hier ein Fehler passiert und es wurde eine nicht finale Arbeitsversion veröffentlicht. Wir werden das Papier umgehend austauschen«, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Auch der Bundesverband Deutsche Start-ups erklärte: »Als Startup-Verband stehen wir uneingeschränkt zur Pressefreiheit, sie ist konstituierend für unsere pluralistische Demokratie.«
Der Bereit »Junge Digitale Wirtschaft« beinhaltet Gründerinnen und Gründer und andere Unternehmerinnen und Unternehmer, unter anderem aus der Start-up-Szene, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Demnach berät der Beirat den Bundesminister »aus erster Hand zu aktuellen Fragen der digitalen Transformation«. Der Beirat bringe in »thematischen Stellungnahmen und Handlungsempfehlungen seine praxisnahe Expertise ein«, heißt es auf der Website des Ministeriums, »um zukunftssichere Rahmenbedingungen für die digitale Wirtschaft in Deutschland und Europa zu gestalten«.
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Die folgenden 8 Mitglieder haben sich bei Draalz bedankt:
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13.07.21, 15:04
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#2
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 11.082
Bedankt: 13.143
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Wogegen wird das zitierte Papier ausgetauscht?
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei karfingo:
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13.07.21, 19:12
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#3
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working behind bars
Registriert seit: Apr 2013
Beiträge: 3.217
Bedankt: 13.763
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Ein unglaublicher Vorgang!
Dazu ein Kommentar, auch bei "spon":
Zitat:
Gründer und die Pressefreiheit Blick in den Start-Upgrund
Ein Kommentar von Anton Rainer
Der Vorschlag eines Start-up-Beirats, die freie Presse zu »disziplinieren«, offenbart ein trauriges Verständnis von Pressefreiheit. Und er wirft die Frage auf, wozu ein solches Gremium überhaupt existiert.
Es gibt in der Welt der Start-ups einen Satz, der sich jedem jungen Unternehmen einprägt. Man begegnet ihm auf Messen und Panels, in Pressemitteilungen und E-Mails, manchmal explizit, meistens als permanentes Hintergrundrauschen. Er lautet »Fake it until you make it«, zu Deutsch: Tu auf erfolgreich, dann wirst du es auch.
Gründerinnen und Gründer auf der ganzen Welt haben den Satz verinnerlicht und er hat viele von ihnen weit gebracht. Simple Tretroller wurden durch ihn zu »revolutionären Mobilitätslösungen« und einfache Lieferdienste sammelten so hunderte Millionen Euro an Kapital ein – ungeachtet ihrer wackeligen Bilanzen. In der Start-up-Branche wird dieses Theater nicht nur toleriert, sondern mitunter sogar gefördert. Wer am besten flunkert, wird am Ende belohnt: mit hohen Finanzierungsrunden, teuren Übernahmen und einer Flut an Gratis-PR in den sozialen Medien.
Man wünscht sich Hofberichterstattung
Man kann deshalb verstehen, warum Journalistinnen und Journalisten, die an dieser Fassade kratzen, in der Branche manchmal als Spielverderber gesehen werden. »Wir sprechen nur mit Medien, wenn wir auch was davon haben« ist eine Aussage, die jeder kennt, der schon einmal über die Gründerszene geschrieben hat. Selten aber wird es so explizit wie beim Beirat Junge Digitale Wirtschaft.
In einem Positionspapier schrieben einflussreiche Gründer und Investoren, wie sie sich Artikel über die Börsengänge junger Unternehmen vorstellen. Kurz gesagt: Man wünscht sich Hofberichterstattung. Die Bundesregierung möge »Regeln zur Vermeidung einseitig diffamierender Artikel« erlassen und die Presse verpflichten, über sämtliche Börsengänge zu berichten – egal wie klein, egal wie unwichtig. Es brauche eine »Disziplinierung der Presse«, heißt es in dem Dokument. Anonyme Blogger müssten zu Klarnamen gezwungen werden. Und »horrende« Lizenzgebühren für Nachdrucke von Texten gehörten abgeschafft. Viktor Orbán und Donald Trump hätten die Passage nicht besser formulieren können.
Zurückrudern reicht nicht
Nachdem das »Handelsblatt« über das elfseitige Dokument berichtet hatte, setzte in der Branche eine Art kollektives Zurückrudern ein. Wer auch immer in der Gründerszene etwas zu sagen hat, bekannte sich nun »uneingeschränkt zur Pressefreiheit«, es hagelte Entschuldigungen und Bekenntnisse, mindestens ein Mitglied des Beirats kündigte seinen sofortigen Rücktritt an. Das ist ein erster Schritt – aber er reicht nicht aus.
Wer das Dokument als einmaligen Ausrutscher entschuldigt, als Meinung von Einzelnen, die »über das Ziel hinausgeschossen« sind, wie Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer sagt, versteht viel von Krisen-PR – aber wenig von den Realitäten der Gründerszene. Dafür reicht es, regelmäßig mit jungen Unternehmerinnen und Unternehmern zu sprechen. Wer das tut, lernt eine Form der Inszenierung, der Sprache, des Umgangs kennen, die manchmal wenig mit einem gesunden Verständnis von Pressefreiheit zu tun hat.
Medien werden von vielen Gründern nicht als gleichberechtigte Gesprächspartner wahrgenommen, als Kontrollmechanismen in einer freien Demokratie, sondern als einer von vielen Amplifikatoren in einer lauten Welt. Mit Gründern sprechen und ihre Botschaften verstärken? Darf man gerne. Das Produkt in Aktion sehen? Lieber nicht. Kritische Rückfragen? Wir sind hier doch nicht in der Höhle der Löwen!
Willkommen in Amerika
Wohin das Versteckspiel führen kann, zeigt sich in den Vereinigten Staaten. Marc Andreessen, Investor und Mitgründer des Wagniskapitalgebers Andreessen Horowitz, liefert sich seit Jahren Scharmützel mit kritischen Journalisten, blockiert sie in sozialen Netzwerken oder schließt sie aus Talkrunden aus. Zuletzt gründete der Investor mit »Future« sein eigenes Medium, das seitdem wohlwollende Beiträge über die Lieblingsprojekte des Chefs publiziert. Stellt man sich so freie Medien vor?
Investor Christoph Gerlinger, der die Presse-Passage im Positionspapier des Beirats nach eigener Aussage verbockt hat, will offensichtlich nicht so weit gehen. Er hat sich mittlerweile dafür entschuldigt, er habe einfach »extrem unglücklich und ungeschickt« formuliert.
Auch Wirecard war einst ein Start-up
Das mag sein, doch wie weite Teile der Szene denken, offenbart ein Vergleich, den der Investor schon 2017 in einem Gastbeitrag für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« formulierte – und nun erneut aufgreift. Das Liefer-Start-up Delivery Hero sei bei seinem Börsengang von der Finanzpresse als »überbewertete Luftnummer« zerrissen worden, schreibt Gerlinger, die Restaurant-Kette Vapiano hingegen »als seriös und solide« eingestuft worden. Vapiano ist heute pleite, Delivery Hero 30 Milliarden Dollar wert. Nur, was beweist das?
In erster Linie, wie selektiv Gerlinger auf Medien schaut. Zahlreiche Journalisten und Journalistinnen, auch beim SPIEGEL, wiesen zum Börsenstart von Vapiano auf die hohen Risiken für das mittlerweile insolvente Unternehmen hin – und gaben Delivery Hero Raum für die Erklärung seines Geschäftsmodells. Zum anderen zeigt die Beweisführung ein seltsames Verständnis von journalistischer Arbeit: Sind Berichte und Kommentare nur dann zulässig, wenn sie sich im Börsenkurs eines Unternehmens widerspiegeln? Wer entscheidet über den Wert einer Prognose und zu welchem Stichtag? Auch Wirecard war einst ein Start-up. Als die Aktie noch nach oben zeigte, wurden Journalisten mit ähnlich tumben Argumenten verlacht – und juristisch verfolgt.
Wer braucht so einen Beirat?
Es ist gut, dass sich der Beirat für Junge Digitale Wirtschaft mittlerweile für sein Dokument schämt. Doch auch eine andere Tatsache sollte er sich eingestehen: Offensichtlich interessiert sich kaum jemand für seine Expertisen. Das Dokument mit dem Titel »Börsengänge Deutscher Startups« datiert auf den 15. April, ist also rund vier Monate alt. Gelesen hat es, bis auf die Kollegen beim »Handelsblatt«, offenbar niemand.
Nicht Peter Altmaier (CDU), der den auf der Homepage des eigenen Ministeriums publizierten Text nach eigener Aussage am Montag zum ersten Mal sah. Nicht die Start-up-Szene, die leicht panisch auf die Meldung reagierte. Nicht einmal Mitautorin Lea-Sophie Cramer, die bei der Sitzung, in der das Dokument beschlossen wurde, abwesend war – und den Text, der unter ihrem Namen erschien, offensichtlich nicht gelesen hatte.
Wer braucht so einen Beirat, wem nützt dieses Gremium? Laut Bundeswirtschaftsministerium ermöglicht der Beirat Junge Digitale Wirtschaft einen »direkten und praxisbezogenen Dialog der jungen deutschen Digital- und Gründerszene mit der Politik«. Ein Dialog, bei dem sich offenbar beide Parteien solange die Ohren zuhalten und sich gegenseitig applaudieren, bis mal jemand genauer hinschaut. Besser könnte man »Fake it until you make it« nicht erklären.
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Quelle mit weiteren Links:
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Derartige Tendenzen sind derzeit auch beim ÖR bzw. der ARD in Planung. Die CDU schielt nach Ungarn.
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei Uwe Farz bedankt:
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13.07.21, 22:00
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#4
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Profi
Registriert seit: Feb 2013
Beiträge: 1.848
Bedankt: 3.690
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Zitat:
Wer braucht so einen Beirat, wem nützt dieses Gremium? Laut Bundeswirtschaftsministerium ermöglicht der Beirat Junge Digitale Wirtschaft einen »direkten und praxisbezogenen Dialog der jungen deutschen Digital- und Gründerszene mit der Politik
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.... also auf gut Deutsch : ein Lobbyverband...
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Diskutiere nie mit einem Idioten, denn wenn du dich auf sein Niveau herabläßt, schlägt er dich mit seiner Erfahrung.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei gerhardal:
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14.07.21, 13:51
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#5
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
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Bedankt: 13.143
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Lobbys und Lobbyisten sofort abschaffen!
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei karfingo:
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