[Draalz]

Donald Trump

Der Rachefeldzug

Donald Trump ist zurück auf der Bühne, mit all seinen Lügen und Hass für seine Gegner. Es ist der Start einer Tour, die klären soll: Wer dominiert die US-Republikaner?

Von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], Washington D.C.

27. Juni 2021, 7:36 Uhr


Donald Trump während seiner Rede: In Ohio ist der frühere Präsident, um diejenigen anzugreifen, die ihm in den Rücken gefallen sind. © Shannon Stapleton/​Reuters

Die Playlist ist noch immer die gleiche. Elton John, Village People, ein paar patriotische Kracher – da kann sich jede und jeder gleich wieder wie zu Hause fühlen. Ganz so, als hätte sich nichts verändert. Das gilt auch für die Erzählung hier: Präsident, Ex-Präsident – für alle, die an diesem Abend nach Wellington im US-Bundesstaat [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] gekommen sind, bleibt das eine skandalöse Ungerechtigkeit. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] ist noch immer ihr Präsident. Und wenn der 75-Jährige zu einer Rally lädt – zum ersten Mal seit seinem Auszug aus dem Weißen Haus – kommen seine Anhänger.

Rhythmischer schwingt Trump die geballte Faust seit dem vergangenen Jahr nicht, als er die Bühne betritt, aber weniger angriffslustig ist er auch nicht geworden. Und will er es seinen Anhängerinnen und Anhängern mit Musik, Make-America-Great-Again-Basecaps und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]-Rufen auch schön heimelig machen, geht es bei dieser Rally natürlich um mehr, als den Fans zu winken. Es geht um die Frage, wer die Republikanische Partei in den kommenden Monaten dominieren wird. Und ganz so sicher kann sich auch der Ex-Präsident nicht sein, wie diese Antwort ausfällt. Nach Monaten außerhalb der Schlagzeilen, mit einem Büro aus Florida heraus agierend, fernab des politischen Zentrums in Washington.

Das lässt Trump sich in Wellington nicht anmerken. Der Ex-Präsident feiert sich und seine Erfolge, wiederholt seine Lüge vom Wahlbetrug, spricht über die aus seiner Sicht desaströse US-Regierung von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], die schlimme Lage an der Grenze, über Drogenkartelle, steigende Kriminalität, hohe Benzinpreise, Cancel Culture und Fake News. Es ist so vertraut wie die Musikauswahl.

In Ohio ist Trump, um diejenigen anzugreifen, die ihm in den Rücken gefallen sind. Dazu gehört etwa Anthony Gonzalez. Der republikanische Abgeordnete war einer von zehn konservativen Politikern im Repräsentantenhaus, die im Januar nach dem [url)https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-06/donald-trump-anhaenger-schuldspruch-sturm-kapitol-usa]Sturm aufs Kapitol[/url] für ein Amtsenthebungsverfahren gestimmt hatten. Gonzalez sprach sich außerdem für eine unabhängige Untersuchungskommission aus, um [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Der Vorstoß scheiterte im Senat. Trotzdem steht Gonzales auf der "Verräter"-Liste Trumps.

Deshalb unterstützt Trump Max Miller, der unter ihm einst Berater im Weißen Haus war und der Gonzales im kommenden Jahr bei der innerparteilichen Vorwahl vor den Kongresswahlen gegen den Abgeordneten antritt. "Jeder einzelne Republikaner muss Gonzalez abwählen", sagt Trump und macht kurz Platz auf seiner Bühne für Miller. Der verkündet sogleich, dass Trump 2024 "zum dritten Mal" zum Präsidenten gewählt würde.

Eine Wiese im Nirgendwo

Das ist das Ziel an diesem Abend in Ohio: Illoyalität zu bestrafen und gleichzeitig zu testen, wie viel Einfluss an der Basis Trump noch hat. Der Bundesstaat im mittleren Westen ist kein schlechter Ort, um das herauszufinden. Trump hatte dort gegen Biden gewonnen und damit wurde dieser der erste Demokrat seit John F. Kennedy, der ohne Sieg in Ohio ins Weiße Haus einzog.

Der Swing State ist vor allem im ländlichen Raum verlässlich konservativ. Die Wiese, auf der Trump seine Bühne aufgebaut hat, liegt wie üblich im Nirgendwo. Cleveland als nächstgrößere Stadt ist mehr als 50 Kilometer entfernt. Das schafft ein gutes Umfeld für die Fernsehbilder, die Trump gern kreieren möchte, aber lediglich von One American Network und Newsmax live übertragen werden. Die New York Times hat keinen Vorabbericht gebracht, auf CNN dominiert der Hochhaus-Einsturz in Miami.

Auch die örtlichen Parteimitglieder haben sich nicht vollständig hinter Trump gestellt. So hatten der republikanische Gouverneur Mike DeWine, sein Stellvertreter Jon Husted sowie der republikanische Senator Rob Portman schon vorab angekündigt, sie würden nicht zur Kundgebung kommen. Nächstes Jahr wird Gouverneur DeWine wohl ähnlich hart bei den Vorwahlen kämpfen müssen wie Anthony Gonzalez. Dann wird auch er sich einem von Trump unterstützten Kandidaten stellen müssen, dem ehemaligen republikanischen Kongressabgeordneten Jim Renacci.

"Der größte Betrug des Jahrhunderts"

Zwei Tage vor Trump [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Und verteidigte so deutlich wie nie, warum er sich nicht Trumps Willen gebeugt hatte, als dieser nach der Wahlniederlage von ihm verlangt hatte, die formelle Bestätigung des Ergebnisses im Kongress zu behindern. "Es steht mehr auf dem Spiel als unsere Partei und unser politisches Schicksal in diesem Moment," sagte Pence. "Wenn wir den Glauben an die Verfassung verlieren, werden wir nicht nur Wahlen verlieren – wir werden unser Land verlieren."

Doch folgt die Republikanische Partei dieser Einschätzung nur bedingt. Die Konservativen haben sich von Trump alles andere als befreit. Im Mai gaben in [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] mehr als 50 Prozent der befragten Republikaner an, Trump für den rechtmäßigen Präsidenten zu halten. Die Zahl derjenigen, die glauben, Trump sei die Wahl "gestohlen" worden, ist noch höher.

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Der Trumpismus endet nicht mit dem Ex-Präsidenten und seiner Entscheidung, ob er 2024 noch einmal antreten will oder nicht. Abgeordnete wie [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] – auch sie trat in Ohio auf – fahren bisher gut mit ihrer Trump-Treue. Die parteiinternen Vorwahlen werden nächstes Jahr zeigen, wie viele Trumpisten sich durchsetzen können.

Verfassungstreue oder Trump-Treue

Sie werden der Linie ihres ehemaligen Präsidenten folgen, an der sie in Ohio noch einmal erinnerte. Einwanderung wird eins der Kernthemen werden. Alles, was im weitesten Sinne mit dem Label Identitätspolitik verbunden ist. Und natürlich Wahlbetrug. Immer wieder Wahlbetrug. "Es war der größte Betrug des Jahrhunderts", sagt Trump in Ohio ungerührt. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] und Mitt Romney, prominente Konservative, die sich gegen den Präsidenten gestellt haben, werden vom Publikum entsprechend ausgebuht.

Die Wahllüge ist wohl die gefährlichste [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Denn sie zielt darauf ab, die demokratischen Prinzipen des Landes außer Kraft zu setzen. Sie greift an, was Mike Pence am Donnerstag zu verteidigen suchte: die US-Verfassung.

Die Partei stellt sich nicht konsequent gegen diese Lüge. Sie unterstützt sie gar mit einer unbegründeten [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] und dem Versuch, über Wahlrechtsreformen in mehreren Bundesstaaten Stimmen von Minderheiten gezielt zu unterdrücken. Im Staat Georgia waren die Republikaner mit diesem Vorgehen schon erfolgreich, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Trump bezeichnet das als "Hexenjagd".

In Ohio findet er nach gut anderthalb Stunden teils erratischer Rede ein erstes Ende. Kommende Woche fährt [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] an die Grenze zu Mexiko. Vor dem Nationalfeiertag am 4. Juli will er in Florida auftreten, Mitte Juli dann in Dallas bei einer äußerst rechten Republikaner-Konferenz. Donald Trump ist wieder auf Tour.

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Im Originalartikel findet man ein Video, das ich hier nicht verlinken kann.