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myGully |
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28.05.21, 08:36
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#1
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Survivor
Registriert seit: Jul 2010
Beiträge: 9.381
Bedankt: 174.369
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Deutschland erkennt Kolonialverbrechen an Herero und Nama als Völkermord an
Zitat:
Mehr als 100 Jahre nach den Verbrechen der deutschen Kolonialmacht im heutigen Namibia erkennt die Bundesregierung die Gräueltaten an den Volksgruppen der Herero und Nama als Völkermord an. Die Nachkommen will Deutschland in den kommenden 30 Jahren mit 1,1 Milliarden Euro unterstützen und offiziell um Vergebung bitten. Darauf haben sich Regierungsdelegationen aus beiden Ländern nach fast sechs Jahren Verhandlungen verständigt, wie Außenminister Heiko Maas am Freitag bekanntgab. "Ich bin froh und dankbar, dass es gelungen ist, mit Namibia eine Einigung über einen gemeinsamen Umgang mit dem dunkelsten Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte zu erzielen", sagte er.
Vernichtungskrieg mit zehntausenden Toten
Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia und schlug Aufstände brutal nieder. Während des Herero-und-Nama-Kriegs von 1904 bis 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika begingen die Kolonialherren einen Massenmord, der als erster Genozid des 20. Jahrhunderts gilt. Historikern zufolge wurden etwa 65 000 von 80 000 Herero und mindestens 10 000 von 20 000 Nama getötet.
Bereits seit 2015 verwendet das Auswärtige Amt den Begriff des Völkermords in seinem allgemeinen Sprachgebrauch für den Vernichtungskrieg in Namibia. Jetzt werden die Gräueltaten auch ganz offiziell als Völkermord bezeichnet.
Anfang des 20. Jahrhunderts, zum Zeitpunkt der Gräueltaten gegen die Herero und Nama, gab es diesen juristischen Begriff noch gar nicht. Erst 1948 beschloss die UN-Generalversammlung als Konsequenz aus dem Holocaust die "Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes" und machte Völkermord damit zum Straftatbestand. Die Konvention gilt aber nicht rückwirkend, deswegen ergeben sich für Deutschland aus der Anerkennung des Völkermords auch keine rechtlichen Konsequenzen.
Eine Milliarde als "Geste der Anerkennung des unermesslichen Leids"
Die Bundesregierung hat vor diesem Hintergrund auch immer wieder betont, dass es aus ihrer Sicht keinen Rechtsanspruch auf Entschädigung gibt. Dass sie nun trotzdem eine Summe von 1,1 Milliarden Euro locker macht, sieht sie als politisch-moralische Verpflichtung. Es sei eine "Geste der Anerkennung des unermesslichen Leids, das den Opfern zugefügt wurde", sagte Maas. Das Geld soll über einen Zeitraum von 30 Jahren vor allem in Projekte in den Siedlungsgebieten der Herero und Nama gesteckt werden. Dabei soll es um Landreform, Landwirtschaft, ländliche Infrastruktur und Wasserversorgung sowie Berufsbildung gehen.
Bitte um Vergebung - aber kein Schlussstrich
Das dritte Kernelement der gemeinsamen politischen Erklärung, die in den nächsten Wochen noch feierlich unterzeichnet werden soll, ist die Bitte um Vergebung. Berichten zufolge soll sie durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem feierlichen Akt im Parlament von Namibia ausgesprochen werden. Offiziell angekündigt wurde das vom Bundespräsidialamt aber noch nicht.
"Unser Ziel war und ist, einen gemeinsamen Weg zu echter Versöhnung im Angedenken der Opfer zu finden", sagte Maas. Er betonte aber auch, dass die Vereinbarung mit Namibia keinen Schlussstrich unter die Vergangenheit bedeute. "Die Anerkennung der Schuld und unsere Bitte um Entschuldigung ist aber ein wichtiger Schritt, um die Verbrechen aufzuarbeiten und gemeinsam die Zukunft zu gestalten", betonte er. Ziel ist es, die Zusammenarbeit beider Länder nun deutlich zu intensivieren.
Nicht alle sind zufrieden
Die Verhandlungen wurden von Beauftragten der beiden Regierungen geführt, die Herero und Nama waren aber eng eingebunden. Bei einigen Vertretern der Volksgruppen hatten erste Hinweise auf das Abkommen jedoch bereits Kritik ausgelöst. Es sei nichts weiter als ein PR-Coup Deutschlands und ein Akt des Betruges der namibischen Regierung, hatte es in einer Erklärung der Ovaherero Traditional Authority und Nama Traditional Leaders Association geheißen.
Nach Angaben ihrer deutschen Vertreterin haben beide Gruppen zudem eine entsprechende Petition im Bundestag eingebracht. Die Ovaherero Traditional Authority ist nur eine von vielen Herero-Gruppen, von denen acht offiziell von der Regierung anerkannt und in der namibischen Verhandlungsdelegation vertreten sind. Auch die Nama Traditional Leaders Association ist nicht repräsentativ für alle Nama-Gruppen.
Jahrelanges Geschacher
Deutschland hatte sich ab 1884 Kolonien in Afrika, Ozeanien und Ostasien angeeignet. Es verfügte damit über das viertgrößte koloniale Gebiet und war Besatzungsmacht nicht nur in Deutsch-Südwestafrika (Namibia), sondern auch in Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika (Tansania), im chinesischen Tsingtao und auf Pazifikinseln. Die gewaltvolle Herrschaft der Deutschen führte zu Aufständen und Kriegen. Mit der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg wurden ihre Kolonien dann unter den Siegermächten aufgeteilt.
Die jetzt abgeschlossenen Verhandlungen hingen lange Zeit an der heiklen Frage einer finanziellen Entschädigung für koloniale Ausbeutung und Unterdrückung fest. Über lange Strecken muteten sie wie ein Geschacher um Bedingungen und Umstände für die längst überfällige Entschuldigungsgeste Deutschlands an. Die Bundesregierung habe einer "bedingungslosen Entschuldigung" an die namibische Regierung, ihr Volk und die betroffenen Gemeinden zugestimmt, wolle aber nicht den Begriff "Reparationen" benutzen, hatte Namibias Präsident Hage Geingob noch im vergangenen August geklagt. Auch der Begriff "Heilung der Wunden" wurde als unzureichend abgelehnt.
Aus deutscher Sicht war es wichtig, jetzt noch vor der Bundestagswahl zu einer Einigung zu kommen. Denn auch die beiden Parlamente sollen noch zustimmen. (dpa/ska)
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei mannix70 bedankt:
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29.05.21, 09:22
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#2
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Anfänger
Registriert seit: Mar 2021
Beiträge: 15
Bedankt: 32
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Zitat:
Die Nachkommen will Deutschland in den kommenden 30 Jahren mit 1,1 Milliarden Euro unterstützen
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Peanuts auf 30 Jahre verteilt - Deutschland sollte sich schämen !
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Die folgenden 9 Mitglieder haben sich bei sugarvx bedankt:
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29.05.21, 11:46
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#3
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sauger
Registriert seit: Apr 2010
Beiträge: 388
Bedankt: 690
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Ja, im Mittelalter oder noch früher findet sich bestimmt auch noch was womit man Deutschland zur Kasse ziehen kann.
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei sauger2008 bedankt:
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29.05.21, 14:12
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#4
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Banned
Registriert seit: Jul 2019
Beiträge: 2.614
Bedankt: 2.405
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1,1 Milliarde wird keinen der Toten zurückbringen. Und wer weiß in wessen Taschen dieses Geld verschwindet. Aber vielleicht liege ich ja auch falsch und es kommt den in Namibia lebenden Menschen zugute. Obwohl wohl gemeinsam Projekte vor Ort aufbauen sicher besser wäre.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei Kirkwscks4eva:
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30.05.21, 07:46
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#5
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Newbie
Registriert seit: Jan 2017
Beiträge: 78
Bedankt: 136
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Zitat:
Aber vielleicht liege ich ja auch falsch und es kommt den in Namibia lebenden Menschen zugute.
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Alleine die Ausgaben für Soziale Leistungen liegen in Namibia pro Jahr bei 1 mrd.
Und die bewilligte Summe ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
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Die folgenden 5 Mitglieder haben sich bei SonneMCLV bedankt:
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30.05.21, 10:36
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#6
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Banned
Registriert seit: Jul 2019
Beiträge: 2.614
Bedankt: 2.405
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Deshalb ja doch eher Projekte vor Ort? Dann haben die Menschen Arbeit, die Kids können in den Schulen was lernen, die Sozialausgaben sinken weil die Menschen mehr Geld haben usw.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei Kirkwscks4eva:
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30.05.21, 10:54
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#7
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Anfänger
Registriert seit: Jan 2021
Beiträge: 38
Bedankt: 1.462
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Zitat:
Zitat von Kirkwscks4eva
Deshalb ja doch eher Projekte vor Ort? Dann haben die Menschen Arbeit, die Kids können in den Schulen was lernen -
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genau, vor allem fehlen in ländlichen gegenden schulen.
die kids müssen manchmal mehrere stunden laufen um lernen zu können.
und dann sind die klassen mit über 50 schülern pro klasse oft überfüllt.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei kallee85:
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30.05.21, 11:28
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#8
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Are YOU a people person?
Registriert seit: Apr 2015
Beiträge: 2.775
Bedankt: 4.867
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Also ungefähr 14.666 € für jedes historisch angegebene Mordopfer (machen 489 € pro Kopf pro Jahr). Mit anderen Worten: Nach "jahrelangem Geschacher" 36,67 Millionen € pro Jahr, auf 30 Jahre verteilt, für die 30 Jahre koloniale Ausbeutung, inklusive Genozid (und frühen Konzentrationslagern), seitens Deutschlands.
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30.05.21, 11:55
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#9
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WarRock Idiot
Registriert seit: Sep 2011
Beiträge: 2.396
Bedankt: 3.955
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Zitat:
Zitat von Kirkwscks4eva
Obwohl wohl gemeinsam Projekte vor Ort aufbauen sicher besser wäre.
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Und woher weißt Du jetzt das dieses Geld nicht so genutzt wird?
Bis dieses Geld fließt werden Jahre vergehen aber sofort kommen Dinge wie "Wer weiß wo das landet" usw..
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30.05.21, 15:49
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#10
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Banned
Registriert seit: Jul 2019
Beiträge: 2.614
Bedankt: 2.405
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Weil es oftmals in die Hände von Kriegstreibern und Warlords verschwindet. Gab schon oft genug Berichte darüber. In Namibia hoffentlich nicht. Da geht der Aufbau gut voran wenn man Berichten von Aufbauhelfern die direkt vor Ort sind Glauben schenken darf.
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31.05.21, 07:12
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#11
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Banned
Registriert seit: Sep 2018
Beiträge: 464
Bedankt: 385
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irgendwann wird die kuh deutschland (euterland) keine milch mehr geben (euros).
immer wieder deutschland der rest von europa hat die gräueltaten auch verübt,und sogar noch schlimmer,davon hört man nix
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei samotbre bedankt:
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02.06.21, 09:47
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#12
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Chuck Norris sein Vater
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 5.075
Bedankt: 12.637
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Moin,
weiss man eigentlich etwas über entsprechende Forderungen an die Briten, die Belgier oder die Niederländer? Ist da Geld in vergleichbarer Höhe geflossen?
Die Belgier haben im Kongo um die 10 Millionen Einwohner umgebracht oder verstümmelt. Bleibt man bei den Größenordnungen der Forderungen, dürfte der belgische Staatshaushalt für die nächsten Jahre verplant sein.
Unter diesem Gesichtspunkt verstehe ich, das Deutschland zahlen will aber unbedingt vermeiden will das auch nur der Eindruck eines Rechtsanspruches besteht. Es bleibt eine freiwillige Geste. Dafür finde ich die Summe angemessen.
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Wenn Kik den Preis pro Shirt um einen Euro erhöht um seinen Mitarbeitern ein besseres Gehalt zu zahlen, dann finden wir das alle gut.
Und dann gehen wir zu Takko einkaufen ...
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02.06.21, 11:06
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#13
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Echter Freak
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 2.360
Bedankt: 3.186
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Deutschland macht das Richtige. Andere Staaten, u.a. Frankreich oder England mit Sicherheit nicht.
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02.06.21, 12:21
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#14
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Chuck Norris sein Vater
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 5.075
Bedankt: 12.637
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Moin,
das denke ich auch. Aber man darf natürlich auch die Frage nach dem Anfang und dem Ende nicht unberücksichtigt lassen. Wo fängt es an, wo hört es auf? Jede Abgrenzung die mir einfällt, ist irgendwie willkürlich.
Eine Entschädigung im Wortsinn kann es nicht geben. Dann müsste man eigentlich anfangen von der Entschädigungssumme für die ermordeten den Wert der von der Kolonialmacht errichteten Bauten abzuziehen wobei bei der Wertermittlung natürlich der tatsächliche Wert der Arbeitsleistung der einheimischen Bauarbeiter abzusetzen wäre. Abzüglich des Lohnes der ihnen eventuell gezahlt wurde.
Das kann nichts werden. Unsere Regierung hat entschieden die Taten unserer Vorfahren als Völkermord zu werten und bietet als Geste der Entschuldigung (nicht Wiedergutmachung) eine Entschuldigung und eine Geldzahlung an. Die soll in Projekte in Siedlungsgebite der Nachfahren der Opfer fliessen. Finde ich so in Ordnung.
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