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Die Juristin Camille Kouchner löst mit einem Buch über mutmaßlichen sexuellen Missbrauch in ihrer bekannten Pariser Intellektuellenfamilie erheblichen Wirbel in Frankreich aus. Das Buch von Kouchner, „La Familia grande“ (Dt.: „Die große Familie“), erschien gestern, wie der Seuil-Verlag bestätigte. Die Autorin ist Tochter des früheren französischen Außenministers und Mitgründers der Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen, Bernard Kouchner (81).

Camille Kouchner erzählt in dem Werk in autobiografischer Weise von Ereignissen in ihrer Familie. Die 45-Jährige wirft dabei ihrem Stiefvater Olivier Duhamel vor, vor über drei Jahrzehnten gegenüber ihrem damals minderjährigen Zwillingsbruder sexuell übergriffig geworden zu sein. Der bekannte Politologe und Jurist ging zwar nicht direkt auf die Vorwürfe ein, legte nach deren Bekanntwerden in Medien aber bereits zu Wochenbeginn seine Funktionen nieder.

Politologe will sich nicht äußern

Duhamel begründete das auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit persönlichen Angriffen gegen ihn. Er wolle die Einrichtungen schützen, für die er arbeite. Die Tageszeitung „Le Monde“ zitierte ihn mit den Worten: „Ich habe nichts darüber zu sagen.“ Gegenüber der Zeitschrift „L’Obs“ äußerte er sich ähnlich: „Ich reagiere nicht und ich habe nichts zu sagen.“ Duhamel war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Die Pariser Elitehochschule Sciences Po bestätigte, dass der 70-Jährige nicht mehr Präsident der Fondation Nationale des Sciences Politiques (FNSP) ist. Diese Stiftung legt die Leitlinien für die international bekannte Hochschule fest und ist auch in die Verwaltung eingebunden. Man habe mit Betroffenheit aus den Medien von den Vorwürfen erfahren, so die Hochschule, die in allgemeiner Form sexuelle Gewalt verurteilte. Duhamel war bisher auch regelmäßig in Medien als Kommentator zu sehen und zu hören.

Justiz prüft

Die französische Justiz begann vor dem Hintergrund der Veröffentlichungen eine Untersuchung wegen Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen gegenüber einem Minderjährigen – die mutmaßlichen Vorfälle sind nach Medienberichten aber möglicherweise verjährt. Der Pariser Chefermittler Remy Heitz erwähnte Duhamel in einer Erklärung namentlich. Es werde auch geprüft, ob es möglicherweise andere Opfer gebe, hieß es.

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