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04.01.21, 11:18
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Chuck Norris sein Vater
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Satellitenbild der Woche: Die Weltraumfabrik
Zitat:
Satellitenbild der Woche
Die Weltraumfabrik
Bürgerkriegssoldaten waren da, polnische Einwanderer, Sonnensucher: Doch die Welt würde vom Örtchen Boca Chica kaum Notiz nehmen, wenn Elon Musk dort nicht die Raumfahrt revolutionieren würde.

SpaceX-Produktionsanlagen in Boca Chica auf einem Bild des kommerziellen Erdbeobachtungssatelliten »WorldView-3« des US-Unternehmens Maxar. Es entstand am 10. Dezember 2020 – aus 620 Kilometer Höhe.
Foto: SPACEX / EPA-EFE / Shutterstock
Von Christoph Seidler
04.01.2021, 05.00 Uhr
John Caputa hatte einen Traum. Der Immobilienunternehmer aus Chicago gründete 1967 eine neue Siedlung im Süden des US-Bundesstaats Texas. Polnische Einwanderer sollten dort in der Einsamkeit leben, nur durch ein von Seevögeln bewohntes Gebiet vom Rio Grande getrennt, dem Grenzfluss zu Mexiko. Kennedy Shores, so hieß der Ort, zählte zum Start etwa 30 Häuser. Trinkwasser bekamen sie per Tankwagen aus der nächstgelegenen Stadt Brownsville. Die Fahrt dauert pro Richtung gut eine halbe Stunde.
Dass hier irgendwo im Nirgendwo ein halbes Jahrhundert später die Zukunft der Raumfahrt entwickelt werden würde, daran war damals gar nicht zu denken. Kennedy Shores war abgelegen, aber es war schön. Endlose Sandstrände und die warmen Wasser des Golfs von Mexiko, nur einen Steinwurf von den Häusern entfernt, versprachen den Bewohnern Entspannung und fette Beute beim Fischen.
Außerdem versprachen sie Gefahr. Das zeigte sich schon im September 1967. Da bezog Hurrican »Beulah« seine verheerende Wucht aus der Energie ebenjener warmen Gewässer. Der Ort wurde vom Wüten des Wirbelsturms schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Vom Strand ins All
>Grafik im [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]:
Die Siedlung erholte sich nur langsam von dem Schlag. Auch ein Namenswechsel – im Jahr 1975 hatte der damalige Bürgermeister Stanley Piotrowicz den Ort in Kopernik Shores umfirmiert, in Erinnerung an den Astronomen Nikolaus Kopernikus – brachte keinen Aufschwung. Andererseits starb die Siedlung auch nie aus. Ein, zwei Handevoll Sonnensucher lebten gern hier, genossen die Einsamkeit der riesigen Dünen und die Weite des Meeres.

Dieses Schild am Strand markierte 2006 das Ende des Texas State Highway 4 bei Boca Chica
Foto: HECTOR MATA/ AFP
Irgendwann wurde der Ort wieder umbenannt, sonst passierte nicht viel. Boca Chica Village hieß die Siedlung nun, vom spanischen »kleiner Mund«. Die Dinge änderten sich ab dem Jahr 2014, zunächst aber nur langsam. Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX des Unternehmers Elon Musk hatte bekannt gegeben, bei Boca Chica den South Texas Spaceport zu errichten. Das Kontrollzentrum sollte im Ort selbst untergebracht werden.
Die Idee: Das abgelegene Areal am Golf von Mexiko könnte neben den Weltraumbahnhöfen Cape Canaveral (US-Bundesstaat Florida) und Vandenberg (US-Bundesstaat Kalifornien) der dritte Startplatz der wiederverwendbaren Falcon-Raketen der Firma werden. Mit der Falcon 9 waren Musk und seine Leute gerade dabei, den Markt für kommerzielle Satellitenstarts komplett umzukrempeln, die Falcon Heavy sollte den Transport noch weit schwerer Lasten zu vergleichbar niedrigen Preisen erlauben.
Eine Schlacht ganz ohne Sinn
SpaceX begann also in Boca Chica zu investieren – und den verbleibenden Einwohnern Angebote zu machen, die sie zur Aufgabe ihrer Häuser bringen sollten. Man wollte Baufreiheit. Und seine Ruhe. Aber nicht alle Bewohner ließen sich darauf ein. Zeitungen [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] gar von der »Schlacht von Boca Chica«. Es war auch eine Erinnerung daran, dass es in dem Gebiet tatsächlich einmal eine Schlacht gegeben hatte, genau genommen die wohl letzte des amerikanischen Bürgerkriegs. Im Mai 1865 hatten Truppen der Südstaaten hier einen letzten Triumph über das Unionsheer erzielen können, der wegen des Kriegsendes aber keinerlei Bedeutung mehr hatte.
Der Gewinner der neuerlichen Schlacht um Boca Chica, wenn man diese Formulierung verwenden will, war Elon Musk. Seit 2018 sind die Anlagen von SpaceX massiv gewachsen. Bilder des europäischen Satelliten »Sentinel 2« belegen das eindrücklich. Man sieht, wie der Komplex in Boca Chica immer größer wird, die Zahl der Fertigungshallen immer mehr zulegt.

Der Zeitraffer zeigt Aufnahmen aus der Zeit zwischen Dezember 2018 und Dezember 2020
Foto: Copernicus / Sentinalhub
Die Entwicklung dürfte auch mit einer strategischen Entscheidung zu tun haben. Denn inzwischen ist der Plan vom Tisch, Falcon-Raketen aus dem Süden von Texas zu starten. Stattdessen wird dort an der nächsten Generation der SpaceX-Raumschiffe gearbeitet, den Starships. Diese rund 120 Meter hohen Ungetüme sollen einmal alle anderen Startvehikel der Firma ablösen – und nichts weniger als eine Revolution der Raumfahrt einleiten.
Das Starship wäre nicht nur höher als alle anderen bisher von Menschen gebauten Fluggeräte, die Mondrakete »Saturn V« und das neue Space Launch System der Nasa eingeschlossen. Es wäre auch kraftvoller, bis zu 150 Tonnen Nutzlast ließen sich mit seiner Hilfe in den Erdorbit bringen. Zum Vergleich: Die neue europäische »Ariane 6« soll 21 Tonnen dorthin befördern können.
Wie sehr Boca Chica boomt, belegt das Bild des kommerziellen Erdbeobachtungssatelliten »WorldView-3« des US-Unternehmens Maxar, das ganz oben in diesem Artikel zu sehen ist. Neben den Fertigungshallen liegen auf Freiflächen Bauteile für die nächsten Raumschiffe. Ein gut gefüllter Parkplatz zeigt, wie viele Menschen mittlerweile an dem Projekt beteiligt sind. Und Bauaktivitäten legen nahe, dass der Standort weiter wachsen wird.
Nicht alle Tests gehen glatt, so [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] am 9. Dezember der Prototyp mit der Seriennummer SN8 bei der Landung. Er hatte zuvor immerhin 12 Kilometer Höhe erreicht. Weitere Flüge werden folgen. Bald soll es in den Erdorbit gehen, dann Richtung Mond und später auch zum Roten Planeten. Das macht Musk immer wieder klar. So [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] er nach der fehlgeschlagenen Landung: »Danke, Südtexas, für Ihre Unterstützung! Dies ist das Tor zum Mars.«
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Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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