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16.12.20, 12:30
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#1
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.518
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Gewalt an Kindern oft Teil der Erziehung
Zitat:
Obwohl Österreich von der eigenen Bevölkerung als kinderfreundliches Land wahrgenommen wird, sehen nur 56 Prozent der Österreicher eine gewaltfreie Erziehung als optimale Erziehungsform an. Rund ein Fünftel ist der Ansicht, dass drastische Mittel hin und wieder notwendig seien.
Die Isolation der Kinder aufgrund der Coronavirus-Pandemie verschlechtert laut dem Großteil der Befragten die Situation, heißt es in einer am Mittwoch präsentierten Umfrage der Möwe Kinderschutzzentren. „Auch Personen, die grundsätzlich die gewaltfreie Erziehung als ideal sehen, sagen zu einem großen Teil, dass leichte körperliche Bestrafung durchaus ein Thema ist“, betonte die Studienautorin Gabriele Reithner vom Gallup Institut.
"Viel Luft nach oben
„Wir haben noch echt viel Luft nach oben in der Praxis“, fügte Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der Möwe, an. Denn Gewalt wird in vielen Fällen entweder nicht als Gewalt angesehen oder als notwendig beurteilt.
Fast alle Befragten stufen es als Gewalt ein, wenn ein Kind mit einem Gegenstand geschlagen (94 Prozent) oder verprügelt wird (92 Prozent). Eine leichte Ohrfeige (49 Prozent) oder ein Klaps auf den Po (37 Prozent) wird von weniger als der Hälfte als Gewalt bezeichnet. „Wir fordern eine Thematisierung im neuen Mutter-Kind-Pass, sodass die Eltern gewaltfreie Erziehungsformen erlernen“, sagte Wölfl und wünscht sich dahin gehend eine verpflichtende Schulung für werdende Eltern.
Psychische Gewalt oft unterschätzt
Auch psychische Gewalt hat für viele keinen hohen Stellenwert. Ein Kind demütigen oder beschimpfen sehen rund ein Viertel nicht als Gewalt an. „Es braucht noch mehr Aufklärung und Bewusstseinsbildung“, forderte Wölfl und sieht hier auch die Politik im Zugzwang.
„Es ist nachgewiesen, dass Gewalt und Traumatisierung in der Kindheit mit einer höheren Möglichkeit an psychosomatischen Erkrankungen einhergeht“, erklärte Jutta Falger, Leiterin der Kinder- und Jugendheilkunde am Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf. Einerseits ist die Ärztin froh, dass viele Kinder in der Lage seien selbstständig Hilfe zu suchen, andererseits erkennt sie einen Zuwachs an Gewalt im Zuge der Corona-Pandemie. „Was wir schon sehen, ist, dass der Kontakt zu den niedrigschwelligen Stellen deutlich zugenommen hat“, sagte sie.
Konsequenzen ankündigen und im Rahmen halten
Dass nicht jede Diskussion mit Gewalt gleichzusetzen ist, sei klar. Denn das Deutlichmachen von Grenzen sollte ein zentraler Bestandteil der Erziehung sein. „Wichtig ist, dass man Konsequenzen adäquat ankündigt und in einem Rahmen hält“, sagte Wölfl. „Die Kinder müssen sich trotzdem geliebt und akzeptiert fühlen“, fügte sie an.
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Für das Durchsetzen von Konsequenzen braucht man Ausdauer und ein stabiles Nervenkostüm. Beides ist heutzutage eher Mangelware.
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17.12.20, 07:33
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#2
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Unruhegeist
Registriert seit: Sep 2008
Beiträge: 4.042
Bedankt: 5.696
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Puh, gewaltfreie Erziehung ist schon ein äußerst schwieriges Geschäft.
Ausdauer, Konsequenz und Nerven, die du ansprichst, TT, sind sicher wichtige Variablen, aber das reicht nicht aus.
Zunächst einmal müsste man "Gewalt" genau definieren.
Ist das Durchsetzen von Maßnahmen oder Anweisungen nicht immer auch mit Gewalt verbunden, da der Erziehende - besonders bei kleineren Kindern - nicht auf Logik und Verstand bauen kann. Ziele können da manchmal nur aufgrund der Autorität oder auch der Überlegenheit des Erziehenden umgesetzt werden.
Einfaches Beispiel aus dem Zusammenleben mit einem knapp 4-jährigen Enkel: Er soll erst anfangen zu essen, wenn alle am Tisch sitzen und soll auch erst wieder aufstehen, wenn alle fertig sind. Manchmal geht's mit überreden und beschäftigen, aber immer wieder muss auch darauf bestanden werden und mit irgendwelchen Konsequenzen gedroht werden (=> Gewalt????)
Ein anderes häufig vorkommendes Beispiel ist das Aufräumen. Normalerweise gilt die Regel: Wir fangen was Neues erst an, wenn das Vorhergehende zusammengeräumt ist. Klappt häufig, aber lange nicht immer. Oft wird auch schon eine nächste Kiste ausgeräumt und manchmal dann auch schon eine übernächste, und am Schluss hat er natürlich gar keine Lust mehr zu dem Aufräumen.
Das macht auch deutlich, dass Eltern ihre Maßnahmen quasi wie ein Schachspieler durchdenken müssen: Welche Maßnahme kann welche Folgen haben, was mache ich in dem ein oder anderen Fall weiter, wann reagiere ich, wann ist der "Zug abgefahren"?
Was sind umsetzbare und steigerbare Drohungen?
Wo und wann ist Ende der Fahnenstange?
Erziehung ist schon ein schwieriges Geschäft und hängt von vielen Einflussfaktoren ab.
Wir haben 2 Töchter, mittlerweile haben die beide die 30 überschritten und eigene Familien und Kids. Wir sind ganz zufrieden mit dem, was rausgekommen ist, und ich bin mir nicht sicher, ob wir bei der Erziehung immer so viel nachgedacht haben, wie ich das heute bei den Enkeln tue. Mir kommt der Job heute schwieriger vor - und das liegt m.E. nicht nur an meinem fortgeschrittenen Alter.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei lilprof bedankt:
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17.12.20, 08:39
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#3
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.518
Bedankt: 34.774
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Zitat:
Zitat von lilprof
ich bin mir nicht sicher, ob wir bei der Erziehung immer so viel nachgedacht haben, wie ich das heute bei den Enkeln tue. Mir kommt der Job heute schwieriger vor - und das liegt m.E. nicht nur an meinem fortgeschrittenen Alter.
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In den 70er Jahren ergoss sich eine Flut an Erziehungsratgebern in alle Buchhandlungen, und von dort in die Wohnungen angehender Eltern. Da wurde Schritt für Schritt vorgegeben was, wann, wo und wie zu tun sei, damit die Erziehung perfekt klappt.
Ich habe mich dem verweigert und meinem Gefühl vertraut. Stillen nach der Uhr? Schreien ignorieren weil es die Lungen stärkt? Töpfchentraining nach Vorschrift? Nein. Jedes Kind ist ein Individuum, das man nicht mit dem Rechenschieber ausmessen und nach Plan 08/15 formen kann.
Durch diese Erziehungsratgeber hat man bei vielen Müttern den Instinkt verdrängt, oft auch gewaltsam unterdrückt.
Sicher ist es heute schwieriger ein Kind zu erziehen. Wo soll sich z.B. heute ein Vierjähriger noch austoben können. bevor er brav bei Tisch sitzen bleibt? Um auf dein Beispiel zurück zu kommen. Wie soll sich ein Kind auf ein Spielzeug konzentrieren, wenn es von der Umwelt ständig mit Reizen überflutet wird? Die Familie (egal wie zusammengesetzt) ist keine Insel mehr, sie ist ein Floß im Wildwasser.
Wer wissen will wie heute Gewalt in der Kindererziehung aussieht, die immer mehr Anhänger (zum Glück in den USA und nicht bei uns) findet, soll sich Videos von radikalen Christen ansehen. Das erste was die Babys lernen ist "Blanket Training".
Der Zwerg wird auf eine kleine Decke am Boden gelegt. Schafft er es irgendwie die Decke zu verlassen wird er bestraft und zurück gebracht. So trainierte Kinder bleiben auch als 5jährige stundenlang auf der Decke sitzen.
Das ist nur eine der gewaltsamen Erziehungsmethoden. Wen es interessiert, selbst googlen.
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