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11.11.20, 08:35
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Gewalt in Beziehungen "Die Zahlen sind schockierend"
Zitat:
Die Fälle von Gewalt in privaten Beziehungen stiegen im vergangenen Jahr an. Experten befürchten nun eine weitere Verschärfung der Lage durch Corona-Stressfaktoren.
"Die Zahlen sind schockierend", kommentierte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) den Befund: Im Jahr 2019 sei statistisch betrachtet an fast jedem dritten Tag eine Frau durch die Tat ihres Partners oder Ex-Partners gestorben. Umgerechnet alle 45 Minuten werde eine Frau durch ihren Partner verletzt oder angegriffen.
Die Zahlen steigen seit 2015 an. Damals wurden die Polizeistatistiken erstmals nach Gewaltdelikten in Beziehungen durchforstet. Seither werden sie jährlich aufgelistet.
Demnach wurden zuletzt 117 Frauen und 32 Männer Opfer von tödlicher Partnerschaftsgewalt. Bei 301 Frauen und 93 Männern habe es im vergangenen Jahr einen Tötungsversuch in oder nach Beziehungen gegeben. Insgesamt gab es laut Statistik mehr als 141.000 Opfer von vollendeten und versuchten Delikten der Partnerschaftsgewalt, 0,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Vier von fünf Gewaltopfern in Beziehungen weiblich
Von den Betroffenen waren rund vier Fünftel Frauen und ein Fünftel Männer. Wahrscheinlich zeigten die Zahlen nur einen kleinen Ausschnitt des tatsächlichen Gewaltgeschehens, sind sich die Experten einig: "Das Dunkelfeld ist erheblich", so Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts.
Dennoch müsse die Zunahme der Zahlen nicht zwingend eine Zunahme an Gewalt bedeuten, sondern könne eventuell auch einer gestiegene Anzeigebereitschaft geschuldet sein. Man wisse es aber einfach nicht, räumt Münch ein. Deswegen brauche es eine sogenannte Dunkelfeld-Studie: Eine umfassende Untersuchung zu dieser meist gegen Frauen gerichteten Gewalt, die Giffey und Münch für 2021 ankündigen.
Die bekannt gewordenen Straftaten von psychischer oder körperlicher Gewalt allein in Beziehungen reichen von Stalking über Vergewaltigung bis hin zu Mord und Totschlag. Da sie meist im Verborgenen - in der eigenen Wohnung - stattfinden, werden laut Experten rund 75 bis 80 Prozent nicht aktenkundig, weil sich Opfer nicht trauen, Anzeige zu erstatten: sei es aus Scham, Angst vor weiterer Gewalt oder finanzieller Abhängigkeit. Hochgerechnet würde die angenommene Dunkelziffer zusammen mit den gemeldeten Straftaten jährlich über eine halbe Million Fälle von häuslicher Beziehungsgewalt bedeuten.
Corona-Stress mutmaßlich gewaltfördernd
Die Corona-Krise im laufenden Jahr dürfte das Gewaltproblem noch einmal verschärft haben, sagte Münch bei der Vorstellung der Statistik 2019. Zwar gebe es noch keine aussagekräftigen Zahlen dazu. Man wisse aber aus der Gewaltforschung, dass Stressfaktoren Gewalt fördern. Die gebe es in der Corona-Pandemie in jedem Fall.
Räumliche Enge, die etwa durch Arbeitslosigkeit, Schulschließungen und Home Office entstehe, gehöre dazu - ebenso wie psychische Belastungsfaktoren durch finanzielle Sorgen. Es sei laut Bundeskriminalamtschef "nicht auszuschließen, dass solche psychischen Stressfaktoren zur Erhöhung häuslicher Gewalt führen, die wir nicht sehen können". Denn auch das soziale Umfeld von Betroffenen, ebenso wie Arbeitskollegen und Ärzte bekämen weniger mit.
Studie kam zu ähnlichem Ergebnis
Eine erste repräsentative Studie der TU München dazu kam bereits im Frühsommer zu diesem Ergebnis: Höher sei die Zahl der Opfer sowohl bei Frauen als auch bei Kindern gewesen, wenn sich die Befragten zu Hause in Quarantäne befanden. Selbst die Auswirkungen von Kurzarbeit konnten die Wissenschaftlerinnen als gewaltfördernden Risikofaktor verzeichnen, ebenso Depressionen und Angstzustände. Die meisten Fälle blieben offiziell ungemeldet, ergab die Frühjahrsumfrage.
Dies könne gerade an den Umständen von Isolation durch die Corona-Maßnahmen gelegen haben. Seitdem seien Hilfsangebot ins Internet verlagert und Hilfstelefone stärker beworben worden. "Man kann hoffen, dass die über den Sommer ausgebauten Hilfsangebote jetzt von Betroffenen stärker genutzt werden", sagt Janina Steinert, die für die Studie zuständige Professorin für Public Health im Gespräch mit tagesschau.de.
"Kein Raum, Hilfe zu rufen"
Der Deutsche Frauenrat befürchtet dennoch auch im aktuellen "Lockdown light eine Verschärfung der Situation für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind". Die telefonischen Beratungsstellen verzeichnen derzeit bis zu 20 Prozent mehr Anrufe als im Vorjahreszeitraum. Nicht in jedem Bundesland seien die Zahlen laut der internationalen Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" schon gestiegen, dies ließe sich aber erklären: "Frauen haben in der Isolation keinen Raum, um Hilfe anzurufen, weil der Partner permanent da ist und dadurch noch mehr Kontrolle ausüben kann."
Dass es dennoch mehr Anrufe gebe, könnte vielleicht auch ein gutes Zeichen sein - nämlich nicht für mehr Fälle von Gewalt, sondern mehr Aufmerksamkeit und Anzeigebereitschaft. Diese Hoffnung äußert Petra Söchting, Leiterin des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" - ihr Team verzeichnet auch eine Zunahme an Anrufen aus dem sozialen Umfeld der Opfer.
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