Kakaoanbau in Westafrika: Noch viel Kinderarbeit in der Schokolade
Zitat:
Stand: 12.06.2020 04:56 Uhr
Mehr als 2,2 Millionen Kinder arbeiten auf Kakao-Plantagen in der Elfenbeinküste und Ghana. Dabei versprachen die Produzenten, Kinderarbeit um 70 Prozent zu verringern. Doch es gibt auch Lichtblicke.
Von Norbert Hahn, ARD-Studio Nairobi
Das kleine Mädchen mit den vielen Zöpfen und dem rosa Pullover weint. Die Mutter erklärt schüchtern: "Wir hatten dieses Jahr kein Geld für die Schulgebühren."
Aber für Polizeichefin Rosa Kanda in der Region Aboissa im Süden der Elfenbeinküste kann es keine Gnade geben: "Wir haben Tochter und Mutter mitgenommen. Die Mutter kann uns zeigen, dass das Kind in Klasse zwei gehört und zumindest im vergangenen Jahr zur Schule gegangen ist."
Kontrollen sollen die Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste minimieren. | Bildquelle: Reuters
Kakao-Nationen unter Druck
Gnade vor Recht will sich das Land nicht leisten, denn die USA könnten die mit Abstand größten westafrikanischen Kakao-Nationen Elfenbeinküste und Ghana mit Strafen belegen, wenn zu viele Kinder in die Plantage statt in die Schule gehen. Das wäre nicht nur wirtschaftlich schlecht, sondern würde auch ein negatives Image in der Öffentlichkeit bewirken.
Mit diesem Negativ-Image lebt die Kakao-Industrie seit 2001. Damals strahlte die BBC eine Fernsehdokumentation über Kindersklaven auf Kakao-Plantagen aus, andere Medien folgten.
Mehr als zwei Millionen Kinder arbeiten
Zwei US-Senatoren sahen gute Chancen, ein Gesetz gegen die Ausbeutung der Kinder in den beiden westafrikanischen Ländern durchzusetzen - da lenkten die Hersteller nach langen Kämpfen hinter den Kulissen ein. Freiwillig, so hieß es plötzlich.
Das Ergebnis der Einigung: 70 Prozent weniger Kinderarbeit bis 2015. Später hieß es dann bis zum Jahr 2020.
Die Universität von Chicago untersucht im Auftrag des US-Arbeitsministeriums alle fünf Jahre die Situation. Im Entwurf der jüngsten, noch unveröffentlichten Studie heißt es, 2,26 Millionen Kinder würden derzeit auf den Plantagen der beiden Länder arbeiten. Fast zwei Millionen davon arbeiten demnach unter besonderen Gefahren. Das ist ein Anstieg von 30 auf 41 Prozent der Kinder innerhalb von zehn Jahren (bis 2019).
"Keine Fortschritte"
"Es hat in dieser Zeit keine Fortschritte gegeben", sagt Friedel Hütz-Adams vom kirchennahen Südwind-Institut in Bonn. Das habe auch daran gelegen, dass der Preis in dieser Zeit zeitweise um ein Drittel eingebrochen sei. Ein Bauer in der Region müsste heute mindestens das Doppelte verdienen, um seine Existenz zu sichern. "Den direkten Zusammenhang zwischen Preis und Kinderarbeit haben wir im Kakao-Sektor immer wieder beobachten können."
Für die 30 Gramm Kakao, die man in der Herstellung für eine Standard-Schokolade braucht, zahle man etwa sieben Cent, so Hütz-Adams, mehr sei nicht drin. "Der Preis für die Tafel sagt am Ende nichts darüber aus, ob Kinderarbeit drin ist", sagt Hütz-Adams. Der Wert steigere sich über die Weiterverarbeitung.
Das heißt aber auch: Ein paar Cent mehr könnte die Existenz der Bauern sichern - ohne, dass es der Käufer im Supermarkt richtig spüren würde.
Bei den Kakao-Bauern kommen vom Preis im Supermarkt nur Cent-Beträge an. | Bildquelle: Reuters
Erst zur Schule, dann auf die Plantage
"Es gibt Anzeichen, dass die Lage dort, wo die Industrie mit ihren Programmen und Zertifizierungen unterwegs ist, besser ist als anderswo," meint Torben Erbrath vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie.
Das räumt auch die Studie ein: Wo Familien mit Rat, Tat und möglichst auch Geld geholfen wird, gehe die Zahl der Kinderarbeiter zurück. Allerdings, sagen Kritiker, habe die Industrie verglichen mit ihren Milliarden-Umsätzen bislang nur bescheidene Summen gezahlt, um die Lage für die Bauern zu stabilisieren.
Vor allem haben die Elfenbeinküste und Ghana durch ein besseres Angebot erreicht, dass mehr Kinder zur Schule gehen. Allerdings: Danach gehen sie oft trotzdem noch auf die Plantage.
Forderungen nach Lieferketten-Gesetzen
Die Kakao-Produzenten sehen, dass sie als Branche beim Thema Menschenrechte gescheitert sind. Nun sucht man angeblich den Schulterschluss mit einzelnen Staaten und mit der EU. Lieferketten-Gesetze müssten her, die beim Kleinfarmer anfangen und seine Existenz schützen, aber auch den Wettbewerb zwischen den Unternehmen. Und: Die Erzeugerstaaten müssten stärker in die Pflicht genommen werden.
"Keine nationalen Alleingänge"
"Für den Kakao- und Schokoladensektor und einige andere Agrarsektoren herrscht doch Einigkeit, dass wir gemeinsame Spielregeln brauchen und keine nationalen Alleingänge. Menschenrechte machen nicht an den Grenzen halt," sagt Verbandsvertreter Erbrath entschieden.
Er hofft auf praktische Erkenntnisse aus der unveröffentlichten US-Studie. Die hätte schon längst veröffentlicht werden sollen, heißt es bei Nichtregierungsorganisationen. Aber es werde noch um die Interpretation der Zahlen gestritten. So wie immer, also.
Heute ist der Internationaler Tag gegen Kinderarbeit. Der Artikel von Blacky schildert die Situation in West-Afrika. Ich möchte kein neues Thema aufmachen habe aber drei Artikel die sich auch der Sache widmen.
Der erste Artikel ist vom DLF:
Zitat:
Der Tag Ausgebeutet: Internationaler Tag gegen Kinderarbeit
Rund 152 Millionen Kinder zwischen 5 und 17 Jahren müssen unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Außerdem: Umweltkatastrophe in Sibirien durch 20.000 Tonnen Diesel.
Von Sonja Meschkat
Kinderarbeit in Kobaltminen (picture alliance / Amnesty International / Thomas Coombes) (Audiobeitrag dazu: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ])
Kinder sollten vor allen Dingen eins, nämlich Kinder sein dürfen: lachen, Quatsch machen, Wackelpudding essen, mit dem Teddybär kuscheln. Viele Kinder können genau das machen. Aber es gibt Kinder, für die das nicht möglich ist, weil sie arbeiten müssen und gar keine andere Wahl haben. Armut ist immer noch der Hauptgrund dafür, warum es Kinderarbeit gibt, sagt Wilfried Wunden von Misereor. Aber es gibt auch kleine Lichtblicke.
Sibirien liegt, von Deutschland aus betrachtet, sehr weit weg. Um so wichtiger, nochmal hinzusehen, was sich in der Stadt Norilsk abspielt. Dort sind bereits Ende Mai mehr als 20.000 Tonnen Öl ausgelaufen, in angrenzende Flüsse. Für die Umwelt ist das eine Katastrophe. Deutschlanfunk Moskau-Korrespondent Thielko Grieß liefert die Hintergründe.
UN: Millionen Kindern droht durch Corona-Pandemie Arbeit statt Schule
Die Welt war auf einem guten Weg, die schlimmste Armut zu lindern, immer mehr Kinder aus prekärer Arbeit zu befreien und sie stattdessen in die Schule zu schicken.
Die Corona-Krise droht, Fortschritte zunichte zu machen.
Mehr als 90 Prozent aller Lernenden seien von vorübergehenden Schulschließungen betroffen.
12.06.2020, 2:01 Uhr
Genf. Die verheerenden Folgen der Corona-Pandemie könnten 20 Jahre Fortschritte bei der Reduzierung von Kinderarbeit kaputt machen - davor warnen die Vereinten Nationen zum Internationalen Tag gegen die Kinderarbeit am Freitag. "Millionen Kinder laufen Gefahr, als Folge der Krise wieder in die Kinderarbeit gestoßen zu werden", teilten das Kinderhilfswerk Unicef und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Freitag mit. "Das würde bedeuten, dass die Kinderarbeit zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 steigt."
Die jüngsten ILO-Schätzungen zur Kinderarbeit, veröffentlicht 2017, beziehen sich auf das Jahr 2016. Da arbeiteten etwa 152 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren weltweit. Das waren 94 Millionen weniger als im Jahr 2000. Damals schätzte die ILO, dass die Zahl in diesem Jahr auf höchstens noch 121 Millionen fällt. Bis 2025 wollten die Vereinten Nationen Kinderarbeit eigentlich eliminieren.
1,6 Milliarden junge Menschen von Schulschließungen betroffen
Jetzt gebe es aber schon Anzeichen, das die Kinderarbeit steigt, während weltweit Schulen zur Reduzierung der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus schließen, heißt es in dem Bericht. Konkrete Zahlen können die UN-Organisationen noch nicht vorlegen. Sie verweisen auf frühere Studien etwa in der Elfenbeinküste, Südafrika oder Brasilien, wo die Kinderarbeit nach Konjunktureinbrüchen in die Höhe schnellte.
Mehr als 90 Prozent aller Lernenden seien von vorübergehenden Schulschließungen betroffen, weltweit seien das 1,6 Milliarden junge Menschen. Schulen schützten Kinder auch vor Ausbeutung, diese Kontrolle sei nun weggefallen. “Selbst, wenn die Klassen wieder starten, dürften einige Eltern es sich nicht mehr leisten können, ihre Kinder zur Schule zu schicken”, heißt es in dem Bericht.
Jeder Anstieg der Armut bedeute Anstieg der Kinderarbeit
In der größten Not würden Familien im Kampf um das Überleben oft Kinder zur Mitarbeit heranziehen. Manche Eltern wüssten sich auch nicht anders zu helfen, als Kinder fort zu schicken. Das erhöhe die Gefahr, dass diese jungen Menschen ausgebeutet würden.
40 bis 60 Millionen Menschen könnten nach Schätzungen der Weltbank durch die Corona-Krise in diesem Jahr in ******* Armut rutschen. Sie müssten dann mit weniger als 1,90 Dollar am Tag leben. 2015 betraf das 734 Millionen Menschen - rund zehn Prozent der Weltbevölkerung. Neuere Zahlen gibt es nicht.
Wenn tatsächlich 60 Millionen Menschen in ******* Armut abrutschen, wäre das verglichen mit 2015 ein Anstieg um acht Prozent. Jeder Anstieg der Armut um einen Prozentpunkt bedeute nach Studien ein Anstieg der Kinderarbeit um 0,7 Prozentpunkte.
Berlin. Deutschland will den Kampf gegen Kinderarbeit zu einem Schwerpunkt der bevorstehenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft machen. Ziel der Bundesregierung sei es, die Grundlagen für ein europäisches Lieferkettengesetz zu schaffen, sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) aus Anlass des “Internationalen Tages gegen die Kinderarbeit” an diesem Freitag. “Alle großen Unternehmen wären dann verpflichtet, faire Löhne für die Arbeiter in ihren Lieferketten zu bezahlen und Kinderarbeit zu beenden, dort wo unsere Schuhe, Kleidung, Kaffee produziert werden”, betonte der CSU-Politiker.
“Die Lage ist dramatisch”
Müller sagte, 150 Millionen Kinder müssten täglich auf Kaffeeplantagen oder in Steinbrüchen schuften, fast die Hälfte von ihnen unter gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen. Der Fortschritt für eine Welt ohne Kinderarbeit sei schon vor Corona schleppend gewesen. Durch die Pandemie drohten nun enorme Rückschritte. “Die Lage ist dramatisch”, warnte der Minister.
Durch die Pandemie hätten viele Eltern ihren Arbeitsplatz verloren. Kinder müssten arbeiten, damit die Familien überleben könnten. “Eine Milliarde Kinder können nicht zur Schule gehen und viele verlieren so die einzige Mahlzeit am Tag”, sagte er. Nach Schätzungen könnten durch die Pandemie weitere 40 Millionen Kinder dieses Jahr in ******* Armut geraten. Nach seinen Angaben wachsen derzeit rund 400 Millionen Kinder weltweit in *******r Armut auf.
“Deswegen werden wir die Situation der Kinder in der Welt und den Kampf gegen Kinderarbeit zu einem Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft machen”, kündigte er an. “In Westafrika arbeiten zwei Millionen Kinder auf Kakaoplantagen – auch für unsere Schokolade. Im Kongo schuften Kinder in Minen für Koltan, das wir für unsere neuen Smartphones brauchen. Jeder dritte Grabstein in Deutschland stammt aus Indien, wo 150.000 Kinder in Steinbrüchen schuften”, so der Minister.
“Einfach machen”
“Mit einem Lieferkettengesetz können wir das ändern”, mahnte der CSU-Politiker. 50 renommierte Unternehmen unterstützten ein solches Gesetz in Deutschland. Fast 200.000 Menschen hätten eine entsprechende Petition unterzeichnet. “Wir müssen es jetzt einfach machen. Es sollte sich heute kein Unternehmer mehr hinstellen können und sagen: Ich habe nichts aktiv gegen Kinderarbeit und Sklaverei in meiner Lieferkette getan.”
Müller appelliert auch an die Verbraucher, ihren Beitrag zu leisten. “Ich wünsche mir, dass mehr Kunden sich fragen: Wurde mein T-Shirt oder mein Kaffee ohne Kinderarbeit hergestellt?”, sagte er. Kunden könnten zum Beispiel auf Siegel wie den Grünen Knopf achten oder faire Schokolade kaufen. “So kann jeder von uns mithelfen, die Kinderarbeit einzudämmen”, forderte Müller.
Ein Lieferkettengesetz ist in der Bundesregierung umstritten. Die SPD unterstützt das Vorhaben von Müller, die CDU setzt mit Rücksicht auf die Wirtschaft bisher auf freiwillige Lösungen. Allerdings mehren sich auch in der CDU die Stimmen, die gesetzlichen Handlungsbedarf sehen.
__________________
"Mitleid und Erbarmen hielten Bilbos Hand zurück. Viele, die leben, verdienen den Tod und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben, Frodo? Dann sei nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Selbst die ganz Weisen erkennen nicht alle Absichten. Mein Herz sagt mir, dass Gollum noch eine Rolle zu spielen hat, zum Guten oder zum Bösen, ehe das Ende kommt." (Gandalf zu Frodo)
Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei Wornat1959 bedankt:
Entwicklungspolitik EU-Ratspräsidentschaft: Deutschland will faireren Handel
Gegen Kinderarbeit, sexuelle Versklavung und für faire Löhne: Deutschland will während der EU-Ratspräsidentschaft auch entwicklungspolitische Akzente setzen. Klappt das?
Die Ziele des Entwicklungsministers klingen vollmundig. Gerd Müller (CSU) will "den Kampf gegen Kinderarbeit und sexuelle Ausbeutung zum Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft" machen. Die beginnt Anfang Juli. Deutschland hat dann in der EU ziemlich viel zu sagen und will eigene - auch entwicklungspolitische - Akzente setzen.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] vor. In einer Regierungserklärung Mitte Juni hatte sie im Bundestag klar gemacht, welche Themen sie während der kommenden sechs Monate EU-Ratspräsidentschaft priorisieren will: Klimaschutz, Digitalisierung, globale Verantwortung.
Das alles ist natürlich dem wichtigsten Thema untergeordnet: der Bekämpfung der Corona-Pandemie und dessen Folgen. Das wichtigste außenpolitische Thema werde - neben China - Afrika sein "als Kontinent der Zukunft", wie Merkel sagte. Den Minister für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller, hat das gefreut. Im Plenum nickte er zustimmend: Globale Verantwortung und Afrika - das sind "seine" Themen.
Ratspräsidentschaft: Afrika und globale Verantwortung gehören dazu
Auch der Bundesverband entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen (VENRO) ist im Prinzip zufrieden mit den entwicklungspolitischen Plänen für die EU-Präsidentschaft. VENRO hat fast 140 Mitgliedsverbände; von der AWO bis zur Welthungerhilfe.
Der DW sagte der Vereinsvorsitzende Bernd Bornhorst: "Die Schwerpunkte der Kanzlerin sind deutlich geworden: Klimawandel, Digitalisierung, mehr globale Verantwortung, Afrika. Das sind alles entwicklungspolitisch relevante Bezüge."
Will faire Löhne und ein Ende der Kinderarbeit: Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), hier am 10. Juni in Berlin
Die COVID-19-Pandemie dominiere die Präsidentschaft, sagte Entwicklungsminister Gerd Müller kürzlich nach einem Treffen der EU-Entwicklungsminister. "In der Prioritätenliste ist es das Thema Nummer eins", zitiert ihn die Nachrichtenagentur KNA. Menschen verhungerten, andere Krankheiten würden unzureichend bekämpft und Unsummen an Kapital abgezogen. "Afrika, aber auch Lateinamerika werden um Jahre, vielleicht Jahrzehnte zurückgeworfen".
Nach Schätzungen könnten durch die Pandemie weitere 40 Millionen Kinder dieses Jahr in ******* Armut geraten. Nach Müllers Angaben wachsen derzeit rund 400 Millionen Kinder weltweit in *******r Armut auf. UNICEF und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) zählen [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Den Kindern eine Chance!
Im Entwurf des EU-Papiers zur deutschen und den dann folgenden zwei Ratspräsidentschaften heißt es, man werde sich zur Agenda 2030 der Vereinten Nationen und nachhaltigen Entwicklungszielen gegen Hunger, Armut oder Kindersterblichkeit bekennen. Herausgehoben wird der internationale Handel, der fair und nachhaltig sein soll.
"Jeden Tag werden 250.000 Kinder geboren. Sie alle haben Anspruch auf ein Leben in Würde", erklärte Müller kürzlich in einer Pressemitteilung. Und deshalb sei es so wichtig, dass endlich ein Lieferkettengesetz komme. "Alle großen Unternehmen wären dann verpflichtet, dort wo unsere Schuhe, Kleidung, Kaffee produziert werden, faire Löhne zu bezahlen und Kinderarbeit zu beenden." 150.000 Kinder in Indien arbeiteten in Steinbrüchen. 25 Cent Stundenlohn für Näherinnen in Bangladesch, das alles sei unzumutbar, so der Minister.
Zitat:
Irak: Kinderarbeit statt Schule
(dahinter liegt ein Video)
Arbeitsministers Hubertus Heil (SPD) und Entwicklungsminister Gerd Müller haben dazu für Deutschland gemeinsam einen Gesetzentwurf erarbeitet. Aber der wurde [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] In der Corona-Krise könne man kein Gesetz verabschieden, das Mehrkosten für die Wirtschaft verursache, hieß es aus dem mächtigen Wirtschaftsministerium und von Lobbyverbänden. Dabei würde - einer Studie der EU-Kommission zufolge - ein Lieferkettengesetz die großen Unternehmen nur 0,005 Prozent ihrer Umsätze kosten.
Lieferkettengesetz für Deutschland und ganz Europa
Schon Ende April hatte auch EU-Justizkommissar Didier Reynders für 2021 einen Gesetzentwurf für ein europäisches Lieferkettengesetz angekündigt. Das solle die Unternehmen zur Achtung von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren Wertschöpfungsketten verpflichten. Wichtig dabei: Betroffene können diese Standards einklagen; die Unternehmen bei Nichtbeachtung der Vorschriften bestraft werden.
Müller und Heil - der Christsoziale und der Sozialdemokrat - lassen nicht locker. Sie wollen im Herbst noch einmal ihren Gesetzesvorstoß für ein Lieferkettengesetz in den Bundestag einbringen und anschließend auf der Europa-Ebene; als ein wichtiges Projekt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Zunächst ein nationales und dann ein europäisches Lieferkettengesetz - das ist das Ziel. Deutschland will bei dem Thema eine Vorreiterrolle spielen.
"Ich glaube, die Chance, dass wir so ein Gesetz bekommen, war noch nie so groß wie heute", sagt NGO-Vertreter Bornhorst. "Der Druck - auch zivilgesellschaftlich - steigt." Das zeigten auch die knapp 200.000 Unterschriften (Stand 24. Juni) bei einer Petition der 2019 gegründeten Initiative Lieferkettengesetz, einem Bündnis aus Menschenrechts-, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, Kirchen und Gewerkschaften. "Das Lieferkettengesetz ist im Koalitionsvertrag vereinbart für diese Legislaturperiode", so Bornhorst. Und die endet im Herbst 2021. Außerdem: Frankreich habe es schon vorgemacht. Dort gibt es seit 2017 bereits ein Lieferkettengesetz. Da könne die deutsche Regierung doch nun "glaubwürdig und mit gutem Beispiel vorangehen".
VENRO-Chef Bernd Bornhorst will Taten sehen und nicht nur schöne Worte
Müller will zudem im EU-Finanzplan für die kommenden sieben Jahre die Mittel für Afrika von 42 auf 80 Milliarden Euro erhöhen."Wir können nicht mit Almosen reagieren", so der Minister. Doch für seine Forderungen findet er unter den EU-Entwicklungsministern nicht viele Mitstreiter.
Bernd Bornhorst hält die entwicklungspolitischen Ziele der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in Gänze für durchaus ambitioniert. Es komme nun darauf an, was umgesetzt werde. Man wolle "das an den Taten messen, nicht an den Worten".
__________________
"Mitleid und Erbarmen hielten Bilbos Hand zurück. Viele, die leben, verdienen den Tod und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben, Frodo? Dann sei nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Selbst die ganz Weisen erkennen nicht alle Absichten. Mein Herz sagt mir, dass Gollum noch eine Rolle zu spielen hat, zum Guten oder zum Bösen, ehe das Ende kommt." (Gandalf zu Frodo)
Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Wornat1959 bedankt:
Abgesehen von Kinderarbeit.
Jeder sollte dieses Video von der Elfenbein Küste gesehen haben, in dem Arbeiter von Kakao Plantagen das erste Mal in ihrem Leben Schokolade probieren dürfen. Sie haben keine Ahnung was aus ihrer Ernte hergestellt wird. Wer dabei noch guten Gewissens in einen Schoko Riegel beißen kann, hat ein Gemüt wie ein Fleischerhund.
First taste of chocolate in Ivory Coast
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
In fast jedem Supermarkt gibt es Fair Trade Schokolade. Ich kann das immer nur wieder an's Herz legen. Fair Trade Produkte gibt es nicht nur als Lebensmittel, auch Kleidung und sogar ein Fair Trade Smart Phone.
...mal wieder Mumpitz, vom Kleingeist, äh Freigeist, sorry.
Etwas mehr, oder überhaupt mal - recherchieren, bitte!
Hast Du außer Beleidigungen irgendwas zu bieten ? Du solltest einmal Deine "Recherche" Artikel mal einfach selbst lesen. Es gibt, zu dem Buch das Ausgangspunkt war, eine Stellungnahme.
STELLUNGNAHME ZUM BUCH “THE FAIR TRADE SCANDAL: MARKETING POVERTY TO BENEFIT THE RICH”
Das kürzlich veröffentlichte Buch “The Fair Trade Scandal: Marketing Poverty to Benefit the Rich” von Ndongo S. Sylla bietet intellektuelle Kritik an der Fairtrade-Bewegung, ihren Zielen und Auswirkungen. Wir bei Fairtrade International begrüßen konstruktive Kritik, da wir sie dazu einsetzen können, unser System und unseren Ansatz laufend zu verbessern. Wir sind jedoch der Meinung, dass der Kernpunkt der von Herrn Sylla angebrachten Kritik auf unrealistischen Erwartungen beruht, was Fairtrade leisten kann und sollte.
Herr Sylla kritisiert, dass Fairtrade sich nicht vom "neoliberalen" Handelssystem befreit hat. Er argumentiert, dass Fairtrade eine "Neuauflage des Prinzips des freien Marktes" statt vielmehr eine Alternative zur Marktwirtschaft darstellt. Das ist teilweise richtig. Um den Bauern und Arbeitern bessere Bedingungen verschaffen zu können, muss Fairtrade innerhalb bestehender Marktstrukturen funktionieren.
Einige Elemente der Kritik von Herrn Sylla liegen daher außerhalb der Kontrolle von Fairtrade. Er ist beispielsweise der Meinung, dass die Produzenten einen höheren Prozentsatz des Endverbraucherpreises erhalten sollten. Diesen Grundgedanken unterstützen wir zwar, Fairtrade hat aber aus rechtlichen Gründen kein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Einzelhandelspreise. Wir stellen stattdessen sicher, dass die Produzenten vor Ort für ihre Produkte einen gerechteren Preis erhalten, und zwar ungeachtet des letztendlichen Preises, den die Verbraucher zahlen.
Zu den weiteren Aspekten gehören bewusste Entscheidungen, die wir getroffen haben, um bedeutende Veränderungen und Auswirkungen zu erzielen. Herr Sylla stellt die Entscheidung von Fairtrade in Frage, mit großen Einzelhandelsketten und Unternehmen zusammenzuarbeiten, während er gleichzeitig dafür plädiert, dass die Bauern ihre Absätze zu Fairtrade-Bedingungen erhöhen müssen. Genau aus diesem Grund arbeiten wir mit einer breiten Vielfalt an Unternehmen zusammen - von kleinen Läden bis hin zu großen, etablierten Marken. Aufgrund der groß angelegten Verpflichtungen und globalen Partnerschaften können wir viel mehr Bauern, Arbeiter und Verbraucher erreichen, das Bewusstsein in der Öffentlichkeit stärken und letztendlich die Nachfrage für Fairtrade-zertifizierte Produkte erhöhen. Mit unserem Ansatz wollen wir die Unternehmen dazu ermutigen, den Handel von innen heraus zu verändern.
Herr Sylla kritisiert weiterhin den relativ kleinen Einfluss, den Fairtrade auf die weltweite Armut hat. Wir bei Fairtrade behaupten aber gar nicht, dass unser Ansatz ganze Länder aus der Armut führen könne oder die Armut auf der gesamten Welt angehen könne. In unserer Arbeit konzentrieren wir uns ganz speziell auf Kleinbauern und Arbeiterinnen und Arbeiter, indem wir diese darin unterstützen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und indem wir das Umfeld, in dem sie leben, stärken. Es gibt immer mehr Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass Fairtrade ganz reale Auswirkungen auf das Leben von über 1,4 Millionen Bauern und Arbeitern weltweit hat.
Eine kürzliche Studie vom Centre for Evaluation (CEval) hat beispielsweise die Fairtrade-Zertifizierung mit verbesserten Lebensbedingungen und einer verbesserten Kontrolle der Lieferketten vonseiten der Kleinbauern in Verbindung gebracht sowie mit verbesserten Arbeitsbedingungen für Plantagenarbeiter. Diesem Bericht lagen weitreichende qualitative und quantitative Datenanalysen zugrunde, die anhand von Fallstudien bei sechs verschiedenen Produzentenorganisationen erhoben worden waren.
Fairtrade will letztendlich das Ungleichgewicht im weltweiten Handel durch eine Stärkung der Stellung der Bauern und Arbeiter angehen. Unsere Standards verstehen sich als Werkzeug für gemeinschaftsbezogene Entwicklungsprojekte, die über den Fairtrade-Mindestpreis und die Fairtrade-Prämie hinaus Veränderungen bringen sollen. Indem wir die Produzenten dabei unterstützen, starke Organisationen aufzubauen, können diese auch ihre Kosten reduzieren, eine Struktur zur Produktivitätsverbesserung erstellen und gemeinsam Investitionen tätigen und Verhandlungen führen, zu denen sie sonst nicht in der Lage gewesen wären. Unser System folgt dieser anderen Vision, in der Produzenten eigenständig eine bedeutende Rolle in der globalen Ordnung spielen.
Fairtrade ist ein System, das sich fortwährend entwickelt, und wir tun alles erdenkliche, um den Handel fairer zu gestalten. Wir behaupten nicht, eine perfekte Lösung für die vielen Probleme im internationalen Handel parat zu haben - wir sehen uns vielmehr als Teil dieser Lösung. Mit zunehmendem Wachstum haben wir unser Zertifizierungssytem gestärkt und vertrauen auf die Macht unserer Standards als Werkzeug für die Produzenten, Händler und Unternehmen, fairere Handelsbeziehungen zu gestalten und die Bauern und Arbeiter darin zu stärken, sich im unnachgiebigen internationalen Handel zu behaupten.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]