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Verkehrswende: Brüssels kleine Verkehrsrevolution

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Ungelesen 22.05.20, 11:34   #1
Wornat1959
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Standard Verkehrswende: Brüssels kleine Verkehrsrevolution

Zitat:
Verkehrswende
Brüssels kleine Verkehrsrevolution

Im Zentrum von Brüssel gilt seit dem 11. Mai Tempo 20 für Autos und Vorrang für Fußgänger und Radfahrer. Doch die Verkehrshierarchie umzudrehen, ist nicht so einfach.

Eine Reportage von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], Brüssel

21. Mai 2020, 7:17 Uhr 290 Kommentare


Radfahrer auf einem neuen Fahrradweg in Belgiens Hauptstadt Brüssel © Francois Lenoir/​/​Reuters

Wenn Anwohner Jeremie Alliaume über die neuen Verkehrsregeln in der Brüsseler Innenstadt spricht, wird er leidenschaftlich. Er steigt von seinem riesigen Lastenrad und spielt Situationen nach. Vergangene Woche, sagt er, habe eine Frau am Straßenrand gewartet, weil sie ein Auto kommen sah – Alliaume beugt sich nach vorne, blickt zur Seite, die Hand über den Augen, als halte er Ausschau. Er habe ihr gesagt, sie solle einfach gehen, das sei jetzt ihr gutes Recht, aber sie habe sich nicht getraut. "Die Fußgänger müssen erst noch lernen, dass sie jetzt Priorität haben", sagt er. "Es wird Monate dauern, bis sich alle an die neuen Regeln gewöhnt haben!"

Bislang hatten die Brüsselerinnen und Brüsseler dafür erst wenig Zeit. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Busse und Autos dürfen maximal 20 Stundenkilometer fahren, Fußgänger und Radfahrer haben Vorrang und können die komplette Fahrbahn nutzen. So soll es ihnen leichter fallen, in den teils sehr engen Straßen die Corona-Abstandsvorgaben einzuhalten. Die neuen Regeln sind noch in der [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], nach drei Monaten soll evaluiert werden. Dann aber könnte das, was jetzt als Verkehrsrevolution bezeichnet wird, zum Dauerzustand werden, unabhängig davon, ob noch auf physische Distanz geachtet werden muss oder nicht.

Die Macht der Autos

Die Grenze zur verkehrsberuhigten Zone bildet die Petite Ceinture, die Ringstraße, die das Brüsseler Stadtzentrum umschließt. Auf dessen etwa vier Quadratkilometern, die wegen des fünfeckigen Grundrisses auch [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] genannt werden, befinden sich viele der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt: die Grande Place mit ihren goldverzierten Gildehäusern, Manneken Pis, die Museen auf dem Kunstberg, der mächtige Justizpalast. Aber auch der Boulevard Anspach, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] größte Einkaufsstraße, und das beliebte Ausgehviertel Dansaert sind Teil des Pentagone. Zudem leben rund [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].


Anwohner Jeremie Alliaume und sein Sohn © Nadja Schlüter

Jeremie Alliaume wohnt nahe dem Boulevard Anspach. Es ist ruhig hier für einen Vormittag unter der Woche. Zwar kehrt auch in [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] das öffentliche Leben langsam zurück und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], aber nur vor dem Baumarkt ein Stück die Straße runter hat sich bisher eine Schlange gebildet. Alliaume ist unterwegs, um gemeinsam mit seinem kleinen Sohn übrig gebliebene Lebensmittel bei Restaurants einzusammeln, aus denen eine wohltätige Organisation dann Gerichte für Obdachlose kocht. Er nennt sich selbst einen "militanten Radfahrer" und hat schon an mehreren Critical-Mass-Aktionen teilgenommen, bei denen Radfahrerinnen und Radfahrer in Form einer Demonstration die Straße erobern. In Brüssel, sagt er, herrsche "Krieg" zwischen den Verkehrsteilnehmern.

Das ist drastisch ausgedrückt, aber die Macht der Autos in Brüssel lässt sich nicht wegdiskutieren. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], kommen mehrspurige Verkehrsachsen im gesamten Stadtgebiet, schmale Bürgersteige und löchrige oder nicht existente Radwege. Die neuen Regeln durchzusetzen und die bisher geltende Verkehrshierarchie einfach umzudrehen, wird nicht leicht. Bürgermeister Philippe Close will niemanden ausschließen: "Jeder kann mit dem Verkehrsmittel kommen, mit dem er will", [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Aber die Reihenfolge laute nun eben: erst Fußgänger, dann Radfahrer, dann der Nahverkehr, und zum Schluss die Autos. Kann das funktionieren?

170 Schilder wurden im Pentagone aufgestellt, um auf die neuen Regeln hinzuweisen. Sämtliche Ampeln wurden abgeschaltet, sie blinken nun gelb. Ansonsten ist die Verkehrsrevolution noch nicht überall zu erkennen. Man sieht an diesem Vormittag auch niemanden auf der Straße laufen, obwohl das jetzt ja erlaubt wäre. Alisson Beckers, die gerade ihr [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] vor dem Büro einer Beratungsorganisation für Geburt und frühkindliche Entwicklung, für die sie arbeitet, abschließt, findet die neuen Regeln gut. Sie fährt jeden Tag drei Kilometer ins Zentrum. "Aber die Autofahrer haben sich noch nicht daran gewöhnt, langsamer zu fahren und auf Radfahrer zu achten", sagt sie.

"Normalerweise riskiere ich täglich mein Leben"

Ein paar Hundert Meter weiter Richtung Place Sainte-Catherine schließt eine Verkäuferin ein Brillengeschäft auf. Auch sie ist mit dem Rad hergekommen. Die junge Frau hofft, dass sich nun bald etwas ändert, die Straßen sicherer werden. "Normalerweise riskiere ich täglich mein Leben auf dem Fahrrad, weil ich ein paar sehr gefährliche Kreuzungen überqueren muss", erzählt sie. Aktuell sei weniger Verkehr. "Aber das kann auch einfach daran liegen, dass immer noch viele Menschen im Homeoffice arbeiten."

Genau dieser Umstand macht das Brüsseler Verkehrsexperiment momentan noch wenig aussagekräftig. Die Ausgangsbeschränkungen in Belgien sind noch strenger als in Deutschland, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] sollen Restaurants wieder öffnen und Tagesausflüge im Land möglich sein. Zudem hat bisher keine der in Brüssel angesiedelten EU-Institutionen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückbestellt, die Gebäude von Rat, Kommission und Parlament im Europaviertel stehen weitgehend leer. Was passiert, wenn all diese Menschen zurückkommen, wenn es wieder mehr Touristinnen und Touristen gibt und generell wieder mehr Bewegung und Leben in den Straßen ist, kann keiner vorhersagen.

Fußgänger versus Radfahrer

Paolo, der seinen Nachnamen nicht verrät, ist in der Stadt hauptsächlich zu Fuß und mit der Metro unterwegs. Er wohnt im Dansaert-Viertel in einer Straße, die typisch ist für viele Teile des Pentagone: kurz, eng, Kopfsteinpflaster. Autos würden hier oft viel zu schnell durchfahren, sagt Paolo, während er an einem Auto lehnt und eine Zigarette in der Sonne raucht. "Man muss als Fußgänger immer sehr aufpassen. Übrigens auch auf die Radfahrer. Die beschweren sich nämlich immer, dass die Autos sie nicht respektieren, denken selbst aber, dass sie machen können, was sie wollen", kritisiert er.

Und die Autofahrer? "Für uns ist es schwieriger mit der geringeren Geschwindigkeit", sagt Patrick Goormans auf Deutsch mit weichem flämischem Akzent. Gerade ist er aus seinem weißen Sprinter gestiegen. Er kommt aus Antwerpen, sein Unternehmen wartet Notstromgeneratoren und hat viele Kunden in Brüssel. Er ist es gewohnt, im Stau zu stehen, für die 58 Kilometer von Antwerpen bis hierher braucht er normalerweise eineinhalb Stunden. Aktuell gehe es etwas schneller, weil wegen der Corona-Krise weniger Verkehr sei. In Zukunft, so glaubt er, werden Tempo 20 und weniger Platz für Autos allerdings bedeuten, dass er noch länger braucht, um seine Kunden zu erreichen. "Aber können wir es ändern?", fragt er und grinst.

Theoretisch könnten die Regeln wieder rückgängig gemacht werden, wenn die Testphase endet. Aber schon vor dem Tempo-20-Experiment in der Innenstadt hat die Region Brüssel angekündigt, ab 1. Januar 2021 das gesamte Stadtgebiet, auch außerhalb der Ringstraße Petite Ceinture, zur [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] zu erklären, mit Ausnahme der großen Verkehrsachsen. Während der Ausgangssperre wurde zudem mit dem Ausbau der Radwege begonnen, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].

Auf der Rue de la Loi wurde in den vergangenen Wochen sogar eine ganze Auto- zur Fahrradspur umgewidmet. Die Straße ist eine der Hauptverkehrsadern der Stadt und führt mitten durchs Europaviertel, vom Schuman-Kreisverkehr bis zum Pentagone, vorbei an Kommission und Rat. Hier nun mit ordentlich Tempo entlangzuradeln, während direkt daneben trotz geringerem Krisen-Verkehr eine Stoßstange an die nächste stößt und sich kaum etwas bewegt, ist in einer Autostadt wie Brüssel allein schon eine kleine Revolution, die sich vermutlich so schnell nicht wieder rückgängig machen lässt.
Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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"Mitleid und Erbarmen hielten Bilbos Hand zurück. Viele, die leben, verdienen den Tod und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben, Frodo? Dann sei nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Selbst die ganz Weisen erkennen nicht alle Absichten. Mein Herz sagt mir, dass Gollum noch eine Rolle zu spielen hat, zum Guten oder zum Bösen, ehe das Ende kommt." (Gandalf zu Frodo)
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