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Gersemanns Corona-Dystopie: Wenn die „Welt“ brennt

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Ungelesen 25.03.20, 15:00   #1
BLACKY74
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Standard Gersemanns Corona-Dystopie: Wenn die „Welt“ brennt

Zitat:
Gersemanns Corona-Dystopie
Wenn die „Welt“ brennt
Kommentar Boris Rosenkranz
22. März 2020

Wäre Olaf Gersemann Maler und nicht bloß Ressortleiter Wirtschaft bei der „Welt“, hätte er gestern ein komplett schwarzes Bild vorgestellt, sein neuestes Werk. Er hätte es „Corona“ genannt und bei einer Vernissage in Berlin-Charlottenburg erklärt, dies sei sein aktueller Blick auf die Welt. Die anwesenden Gäste hätten leicht betreten überm Sektglas genickt, einer hätte bedenklich gehustet, und dann wäre das noch eine beschwingte Party gewesen.

Als [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] aber, publiziert in einer großen deutschen Online-Zeitung, wirkt Gersemanns Schwarzmalerei natürlich noch mal anders, zumal sie ein ein größeres Publikum erreicht, dem Gersemann, der Wirtschafts-Analytiker, mal aufgeschrieben hat, was ihm gerade so durch die Birne geht.


Die Welt-Startseite vom 21.3.2020 Screenshot: welt.de

„Corona-Dystopie“ steht über dem Text, da weiß man gleich: Jetzt wird’s nett, hinein ins Vergnügen! Zusehen, wie Gersemann einen „fiktiven Ausblick auf die nächsten Wochen“ wirft, und falls Sie jetzt grundsätzlich fragen, weshalb man überhaupt als Journalist Fiktionen erfinden muss, während die Realität gerade ohnehin unwirklich erscheint – keine Ahnung.

Die „Sehnsüchte der Zwangsvereinzelten und der Zwangsgebremsten“, gestärkt aus der Krise hervorzugehen, „werden sich vielleicht alle erfüllen“, schreibt Gersemann. Vielleicht. „Optimisten würden sagen: wahrscheinlich sogar.“ Aber Optimismus ist Gersemanns Sache nicht. (Okay, der „Optimist“, den er hier verlinkt, ist der sogenannte „Welt“-„Chefkommentator“ Jaques Schuster. Misstrauen ist auch unter Kollegen zuweilen angebracht.)

Es folgen dann endlose Zeilen über die angenommene „Restwahrscheinlichkeit“, die „vermutlich […] nicht ganz klein“ sei, dass die Krise einen „unschönen Verlauf“ nehme. Sie merken, wie butterweich der Grund ist, auf dem Gersemann hier wandelt. Aber er tut es. Und „unschön“ ist, angesichts der Szenarien, die er erdichtet, ein böser Euphemismus.

Netflix weg, dann geht das Land unter

Es beginnt damit, dass Streamingdienste wie Netflix in fünf Tagen aus dem Netz fliegen würden, um so für Entlastung und Kapazitäten zu sorgen, weil ja alle zu Hause wären und dort streamen und videokonferieren. Und wenn Netflix weg ist, das weiß jedes Kind, ist der Boden für einen Bürgerkrieg geebnet.

In einer Woche, prophezeit Gersemann, werde die Zahl der Infizierten „noch etwas rascher“ steigen, „als es die italienischen Vorgaben erwarten“ ließen. Warum, ist Gersemann nicht eingefallen, denn: „Keiner kann genau sagen, warum“. Das ist das Feine an Fiktion. Wenn der Autor etwas nicht erklären oder belegen kann, bleiben die fiktiven Figuren einfach dumm.

Was aber nicht daran hindert, real existierende Personen einzubauen in die Fiktion, zum Beispiel: „Jens Spahn, der Gesundheitsminister der CDU“, dem Gersemann doch noch eine Begründung in den Mund legt. Dass die Zahlen weiter stiegen, liege daran, dass mehr getestet würde. Was Gersemann zum Anlass nimmt, Spahn einen mitzugeben. Denn wie viel getestet werde, wisse man selbst aus Ländern wie Rumänien, doch aus Deutschland nicht.

Aber egal, schnell weiter im Horrorszenario. Höchste Zeit für Tumult, Panik und Vladimir Putin in Gersemanns Fiktion:

„In den Medien reißen unterdessen die Berichte nicht ab über Bürger, die getestet werden wollen, aber nicht vorgelassen werden. Und über Internetdienste wie WhatsApp werden immer mehr Gerüchte gestreut, die wahre Zahl der Infizierten in Deutschland bewege sich längst im sechs-, ja im siebenstelligen Bereich. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, nicht zuletzt Putins Propagandamaschine stecke dahinter.“

Leider ist Gersemann niemand eingefallen, der besonnen gegen Hysterie und Verschwörungstheorien ansteuern könnte. Es gebe „schlicht niemanden, der dem glaubwürdig entgegentreten könnte. Weil es an Testkapazitäten fehlt. Und an statistischen Auswertungen.“ Kurz: Spahn ist schuld. Nix zu machen.

Handschellen, Quexit, Shoppingtour

Ende März gibt es dann in Gersemanns Fiktion strikte Ausgangssperren im ganzen Land, die Infiziertenzahlen „steigen immer noch stark“, TV-Kameras filmen, wie Menschen „in Handschellen“ aus dem Englischen Garten in München abgeführt werden. „Millionen sind genervt.“ Leute treffen sich wieder, wollen einen „Quexit“, haha, außerdem fahren sie in die Niederlande zum Shoppen, weil dort alles so „lax“ sei, und dann gibt’s auch noch Geschenke:

„Mancher Deutsche vom Niederrhein oder aus dem Emsland bringt von der Shoppingtour in Enschede, Venlo und Maastricht volle Einkaufstüten mit nach Hause. Und das Coronavirus noch dazu.“

Anfang April, phantasiert Gersemann, geht es weiter bergab: hohe Arbeitslosigkeit, „vor allem da, wo die Wirtschaft schon vor Corona zu kämpfen hatte, in den industriellen Zentren im Süden der Republik. Aber jetzt eben auch im Rest des Landes“. „Am Ende“ könnten es „vier, fünf, sechs Millionen“ sein, wer weiß das schon so genau, überdies erreiche das Virus nun, am „3. April“, auch Regionen, die es (vermeintlich) „lange verschont hatte“, namentlich „Ansbach und Altötting zum Beispiel oder Olpe, Osnabrück und Nordfriesland“. (Wo das Virus schon heute, ganz real, längst nachgewiesen ist.)

Die Menschen werden ungeduldig. Volkswagen will in China für den europäischen Markt produzieren. Die Kurve der Infizierungen flacht ab. Die Menschen werden ungeduldig. Sie helfen einander. Die, die geheilt sind, gehen wieder raus. Die anderen werden ungeduldig. Der Staat lockert die Maßnahmen. Virologen „dringen nicht mehr durch“, also heiße es nun, Jüngere sollten sich infizieren, denn:

„Das Virus könne sich nicht mehr so leicht verbreiten, die Schwachen seien schon dadurch geschützt, die Vereinzelung werde dann unnötig. Ähnlich hatten im März schon Regierungschef Rutte in Holland, Boris Johnson in Großbritannien und WELT-Kolumnist Thomas Straubhaar in Deutschland argumentiert, sie alle hatten dafür breite und wütende Kritik geerntet.“

Zwei ausländische Regierungschefs und ein deutscher „Welt“-Kolumnist, die argumentieren und dann Kritik bekommen. Sachen gibt’s. Aber Gersemann scheint mit deren Argumenten zu sympathisieren, da ist der Wirtschafts-Journalist bei seinen Leisten: „Man müsse es hinnehmen, wenn bald massenweise Jüngere, Gesunde angesteckt würden, heißt es nun, andernfalls sei der wirtschaftliche Preis zu hoch.“ Eine „Herdenimmunität“ also, die [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] für das Corona-Virus noch nicht erwiesen ist. Aber Gersemann dichtet:

„Es war eine Strategie, die auch darauf abzielte, den wirtschaftlichen Schaden nicht größer werden zu lassen als nötig. Nun, kaum vier Wochen später, ist der Schaden eingetreten, längst ist klar, dass die Rezession, in der die Wirtschaft steckt, die schlimmste in der Geschichte der Bundesrepublik sein wird.“

Anfang Mai ist in Gersemanns Kopf dann alles im Arsch. „Das Virus ist nicht weg.“ Im Gegenteil. Die Ausbreitung explodiert, ist in zwei Wochen von rund 400.000 auf knapp drei Millionen gesprungen, zwar geringe Sterberate, aber, tja, „viele Tote, viel mehr jedenfalls, als die Öffentlichkeit zu akzeptieren bereit wäre“. Wie viele in etwa, schreibt Gersemann nicht. Er konzentriert sich darauf, sich immer neue Infiziertenzahlen auszudenken: „36.713 Infizierte“, „155.621 Infizierte“, „3.512.445 Infizierte“.

Dann rast ein Meteorit auf die Erde hernieder, alles brennt, nur Gersemann tippt noch. Nein, halt. Falsch. Am Ende seiner Fiktion, am fiktiven 7. Mai 2020, sei Social distancing „schon jetzt das Unwort des Jahres“. Aber, naja:

„Aber irgendwie muss es ja weiter gehen.“

Ich bin nicht frei von Angst, ganz und gar nicht. Auch ich schaue mit Skepsis und Sorge in eine Zukunft mit und nach Corona. Ich sehe die Gefahr für die Wirtschaft, ich höre Freunde und Bekannte, die sich fürchten, die schon jetzt in finanzielle oder soziale Schwierigkeiten geraten, die sich um (ältere) Verwandte sorgen, weil wir alle eben nicht wissen, was gerade geschieht.

Aber: Was soll dieses rabenschwarze Textchen, dass der mehrfach preisgekrönte „Welt“-Redakteur, der seit zehn Jahren das Wirtschafts-Ressort verantwortet, da ins Internet geschrieben hat? Gersemann argumentiert nicht, er frönt schlicht seinem Hang zur kleinen Dichterei. Und dabei wird nicht mal klar, wofür er überhaupt plädiert, wo er steht. Vielleicht nur dafür:

„Als entscheidend könnte sich die Fähigkeit erweisen, die einmal gewählte Strategie auch durchzuhalten.“

Aber welche?

Anfangs scheint es noch, als wäre es ein sarkastischer Aufruf, zu Hause zu bleiben, weil nur „soziale Distanzierung […] zehntausende Tote verhindern“ könne, wie es in der Bildzeile über dem Text steht. Zwischendurch scheint es dann so, als würde Gersemann mit einem Modell liebäugeln, das auf bewusste Infizierung (Jüngerer) setzt, also nicht auf Home-Office. Als Beispiel dienen ihm die Niederlande. Doch auch davon bleibt am Ende nichts übrig:

„Den Holländern geht es nicht besser, auch sie erleben einen regulatorischen Regime Change: Während ihre Wirtschaft zunächst einen Absturz in eine Rezession vermeiden kann, hat ihr Land in Relation zur Bevölkerung bald die höchsten Infiziertenzahlen in Europa, selbst Italien verblasst dahinter.“

Gersemann weiß nicht, was richtig ist und was falsch, weil es niemand so richtig weiß derzeit, nicht mal Leute, die sich mit solchen Viren auskennen. Aber Gersemann schreibt einfach mal alles auf, was er an Ideen, Lösungen und Hoffnung nicht hat. Und er schürt damit nur weitere Angst.

„Herr Gersemann, das war ganz einfach unterirdisch“

Es ist eine gute Zeit für Journalismus gerade, so zynisch das zunächst klingt. Das Vertrauen in Medien ist in den vergangenen Jahren in Teilen der Bevölkerung erodiert. Nun melden landauf, landab Verlage und Sender hohe Zugriffszahlen und Einschaltquoten. Menschen wenden sich also vermehrt diesen alten Institutionen zu, um informiert zu sein. Es ist die Zeit, Vertrauen zurückzugewinnen. Texte wie der von Gersemann aber bewirken das Gegenteil.

Das sagen auch etliche Leserinnen und Leser in der Kommentarspalte unter dem Text:

„Ihr Bericht ist nicht Journalismus, sondern aus ihm spricht pure Angst.“

„An die Welt: Sie sollten solche Planspiele die auf nichts als Fantasie beruhen unterlassen und die Bevölkerung nicht noch zusätzlich in Angst versetzen.“

„Vielleicht sollte der Autor science fiction schreiben, ohne die science.“

„Herr Gersemann, das war ganz einfach unterirdisch.“

„Schade, dass ich die Welt nicht in der Print Ausgabe abonniert habe. Dann wäre der Toilettenpapiervorrat jetzt noch ein wenig größer.“

Der größte Teil der Kommentare ist ungefähr so. Nur wenige finden das, was Gersemann schreibt, irgendwie erhellend. Und, wohlgemerkt: Es sind „Welt Plus“-Abonnentinnen und -Abonnenten; der Artikel ist hinter der Paywall.

Bei aller Diskussion in den vergangenen Tagen, ob Texte über Corona nicht für alle zugänglich, also kostenlos sein sollten, kann man bei diesem doch froh sein, dass ihn nur jene zu lesen bekommen, die für sowas Geld bezahlen.
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Ungelesen 25.03.20, 16:23   #2
Uwe Farz
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Dazu passt auch, wie das "Blatt fürs Grobe" aus dem Hause Springer versucht, Geld zu machen:
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Mit Journalismus hat das nichts mehr zu tun.
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