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Eltern nach Tod von Tochter zu Haft verurteilt "Ich hab geglaubt, dass Gott sie gesun
Zitat:
Eltern nach Tod von Tochter zu Haft verurteilt
"Ich hab geglaubt, dass Gott sie gesund macht"
Ein streng gläubiges Elternpaar ist nach dem Tod seiner Tochter zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Sie hatten die 13-Jährige nicht in ein Krankenhaus gebracht, obwohl sie schwer erkrankt war.
13.02.2020, 17:42 Uhr

Prozess in Krems an der Donau: Zu Beginn wirken beide Eheleute mitgenommen
Agentur Voller Ernst/ dpa
Es war eine der entscheidenden Fragen der Richterin: Sie möchte wissen, ob aus Sicht des Angeklagten die Menschen nicht in die Natur, in Gottes Pläne, eingreifen dürfen. Der 39 Jahre alte Mann vor ihr überlegte lange. Er ist in Österreich angeklagt - wegen Mordes durch Unterlassung an seiner eigenen Tochter, die unter schweren Schmerzen mit 13 Jahren starb.
Der Angeklagte ist streng gläubig, Mitglied einer Freikirche. Er bezeichnet sich als Missionar und Prediger.
Seine chronisch kranke Tochter brachte er auch am 17. September 2019, ihrem Todestag, nicht in ein Krankenhaus. Stattdessen betete und fastete er - und wartete auf eine wundersame Heilung. Vor Gericht machte er deutlich, dass er sich wegen seines Glaubens streng zur Wahrheit verpflichtet fühlt. Dann beantwortet er die Frage der Richterin: "Ja." Er habe bis zum Schluss auf Gott vertraut.
Der Deutsche, geboren in Usbekistan, musste sich am Mittwoch gemeinsam mit seiner 35-jährigen, in Kasachstan geborenen Frau vor dem Landesgericht in Krems verantworten. Beide gaben zu, dass sie ihr Kind vernachlässigt und Hilfe unterlassen haben, ein Mord waren die Geschehnisse vor fünf Monaten ihrer Meinung nach aber nicht.
Das Geschworenengericht folgte dieser Sicht und verurteilte beide nicht wegen Mordes, aber wegen grober Vernachlässigung einer unmündigen Person mit Todesfolge zu fünf Jahren Haft. In dieser Beurteilung waren sich die acht Laienrichter einig.
Das Mädchen hätte gerettet werden können
Das Mädchen starb nur zehn Tage nach seinem 13. Geburtstag. Laut Anklageschrift litt es an einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Ein Kinderarzt erläuterte vor Gericht, das Mädchen hätte mit einer Infusionstherapie und mit Insulin gerettet werden können - auch noch kurz vor dem Tod. Die 13-Jährige hätte demnach zwar nicht völlig von der Bauchspeicheldrüsenentzündung geheilt werden können, aber die Erkrankung sei sehr gut behandelbar. "Kinder können damit gut überleben", sagte der Arzt.
Im Sommer 2017 kam das damals schwer kranke Kind in lebensbedrohlichem Zustand auf Drängen des Jugendamts ins Krankenhaus, dort wurde die Diagnose gestellt. Die Eltern gaben an, in den Tagen danach Kontrolltermine bei Ärzten wahrgenommen zu haben - danach sah das Kind keinen Mediziner mehr, soll den Eltern zufolge aber auch keine weiteren Gesundheitsprobleme gehabt haben. Laut einem Gutachter verläuft die diagnostizierte Krankheit "typischerweise schubweise".
Als das Mädchen im September 2019 über Bauchschmerzen klagte, brachten die Eltern das zunächst mit der ersten Periode des Mädchens in Verbindung. Doch der Gesundheitszustand der Tochter verschlechterte sich weiter - und das Ehepaar ließ das Kind entscheiden, ob es ins Krankenhaus will oder nicht. "Das war falsch", sagte der Angeklagte. Das sagte er in diesem Prozess sehr oft, es wirkt ein wenig auswendig gelernt.
Vater hoffte "bis zuletzt", dass Gott seine Tochter heilt
"Sind Sie überzeugt, dass Gott Kranke heilen kann?", wollte die Staatsanwältin wissen. "Ja", sagt der Angeklagte, darauf habe er "bis zuletzt" gehofft und vertraut, seine Frau formuliert es fast wortgleich. Bei der Aussage einer Ärztin, die einen Tag nach dem Tod mit den Eltern sprach, klang das drastischer: "Entweder er (Gott) heilt sie oder nicht", zitierte sie den Vater. "Ich habe das Gefühl gehabt, das war richtig so für sie."
Zu Beginn des Prozesses wirken beide Eheleute mitgenommen, bei den einleitenden Worten der Rechtsanwälte kamen auch dem 39-Jährigen die Tränen. Der Anwalt seiner Frau betont, das Ehepaar sei voller Liebe und Zuneigung zur Tochter gewesen - und habe damit ganz anders empfunden, als Mörder es für gewöhnlich für ihre Opfer tun.
"Ich hab mit ihr gesprochen, sie gestreichelt, ihr zu trinken gegeben. Ich hab geglaubt, dass Gott sie gesund macht", sagte die 35-Jährige, die bei ihrer Aussage immer wieder zu weinen begann, über die Stunden am Sterbebett. Acht Kinder hat sie auf die Welt gebracht, als die Tochter starb, war sie gerade im neunten Monat schwanger. Die Kinder wurden zu Hause unterrichtet, deswegen war das Ehepaar vor acht Jahren von Deutschland nach Österreich umgezogen. Dort gibt es keine Schul-, nur eine Bildungspflicht.
Die Mutter beschrieb ihre Tochter als lebendiges Kind, das gerne Detektivgeschichten gelesen und vieles hinterfragt habe. Wie die Eltern habe auch die Tochter "alles mit Gott verbunden", um ältere Menschen habe sie sich gerne gekümmert. "Sie hat jedes Tier mit nach Hause gebracht und gepflegt. Sie war sehr hilfsbereit."
sen/dpa
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