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Silent Running
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Weltwirtschaftsforum in Davos Topmanager im Klima-Dilemma
Zitat:
Weltwirtschaftsforum in Davos
Topmanager im Klima-Dilemma
So grün war Davos noch nie: Beim Treffen der Wirtschaftselite wächst der Druck auf die Konzernchefs, den Klimaschutz endlich ernst zu nehmen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Investoren zu.
Aus Davos berichten Tim Bartz und Stefan Kaiser
20.01.2020, 18:00 Uhr

Klimaprotest vor Start des Weltwirtschaftsforums in Davos
FABRICE COFFRINI/ AFP
Wenn sich ab diesem Dienstag die globale Manager-Elite im Schweizer Wintersportort Davos versammelt, ist der öffentliche Druck auf die vielen Herren und wenigen Damen aus den Chefetagen der großen Konzerne so hoch wie wohl noch nie: Sie sollen in ihren Unternehmen eine radikale Wende zur Klimarettung hinlegen – notfalls auch ohne die Politik.
Dieser Ruf kommt zuallererst von der "Fridays for Future"-Bewegung, deren Protagonistin Greta Thunberg gleich zu Beginn des Treffens den Teilnehmern ins Gewissen reden soll. Doch mittlerweile stellen auch die Veranstalter selbst ähnliche Forderungen: In einem offenen Brief an alle Besucher und Unternehmenspartner ermuntert der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, die Konzerne, sich öffentlich das Ziel zu setzen, die Treibhausgasemissionen bis 2050 oder früher auf null zu senken. Und im Global Risk Report, in dem das WEF jedes Jahr in der Woche vor Davos die größten Gefahren für die Welt abbildet, liegen in diesem Jahr erstmals fünf Klimathemen auf den ersten fünf Plätzen.
Für viele der mehr als 1000 Unternehmenslenker, die in Davos versammelt sind, ist diese neue Dringlichkeit auch ein Problem. Sie sind gefangen zwischen den Anforderungen der Aktionäre (Shareholder), möglichst hohe Gewinne herauszuholen, und denen der sogenannten Stakeholder, also aller betroffenen gesellschaftlichen Gruppen, die sich eine grüne Wende wünschen.
Kaesers PR-Unfall
Siemens-Chef Josef Kaeser könnte viel darüber erzählen. Wie kein zweiter deutscher Unternehmensführer versucht er, Themen zu besetzen, die weit über das operative Management seines börsennotierten Konzerns hinausgehen. Kaeser legt sich per Twitter mit US-Präsident Donald Trump an, kritisiert die AfD, will Siemens bis 2030 CO2-neutral machen. Siemens’ "Purpose" - gemeint ist der Zweck, die Bestimmung - geht weit über die Pflege des Aktienkurses hinaus. Dafür wird er gelobt, aber auch verachtet, weil er sich dem Zeitgeist unterwerfe und um Dinge kümmere, die nicht zum Kerngeschäft gehörten.

Joe Kaeser am 10. Januar in Berlin: Der Siemens-Chef steht blamiert da
Soeren Stache/ dpa
Seine Fehde mit "Fridays for Future" wegen des umstrittenen Auftrags, in Australien Signaltechnik für Züge zu liefern, über die Kohle von der geplanten Adani-Mine zum Meer transportiert werden soll, gilt als PR-Gau. Erst erkannte Kaeser den Ernst der Lage im von Feuersbrünsten heimgesuchten Australien nicht. Dann eierte er herum, um schließlich zu entscheiden, den ökologisch bedenklichen, nur 18 Millionen Euro großen Auftrag trotz Bauchschmerzen einzuhalten, um nicht vertragsbrüchig dazustehen. Aktivistin Luisa Neubauer lehnte sein Angebot, in den Aufsichtsrat der Konzerntochter Energy einzuziehen, ab. Nun steht der "Purpose"-Verfechter Kaeser blamiert da.
Kaesers Dilemma spiegelt wider, unter welchen Unsicherheiten Manager heute agieren. Ewig lange reichte es, nur die Shareholder zu befriedigen. Nun wird der Druck der Stakeholder größer.
"Fridays for Future" etwa hat bereits angekündigt, in diesem Jahr verstärkt Unternehmen ins Visier zu nehmen. "Die politische Abhängigkeit von den Akteuren aus der Wirtschaft ist so enorm, dass es effektiver scheint, sich direkt an die Unternehmen und nicht nur an die Regierungsbeteiligten zu wenden", sagte Neubauer in der vergangenen Woche bei einem Auftritt in Hamburg. Nach eigenen Angaben will sie die Klimaikone Thunberg nach Davos begleiten.
Trump und die alte Shareholder-Ideologie
Bisher allerdings lassen sich die Konzernchefs nur mäßig von Protesten und Demonstrationen beeindrucken. Für eine Studie, die das Weltwirtschaftsforum gemeinsam mit der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) veröffentlicht hat, wurden unter anderem 24 Vorstandschefs in persönlichen Gesprächen befragt. Ihren Berichten zufolge übertrifft bislang "der Druck, kurzfristige Ergebnisse zu liefern, bei Weitem die Rufe nach langfristiger Dekarbonisierung". Die Shareholder geben also weiter die Richtung vor.
Diese Denkweise wird in vielen Teilen der Welt auch politisch unterstützt. Businesspolitiker wie US-Präsident Trump oder der brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro sehen den einzigen Zweck von Unternehmen im Geld verdienen. Umweltschutz oder Menschenrechte interessieren sie nicht. Gut möglich, dass Trump das auch so erzählen wird, wenn er am Dienstagvormittag die Eröffnungsrede in Davos hält.
Doch diese reine Shareholder-Ideologie dürfte langfristig kaum durchzuhalten sein in einer Zeit, in der nicht nur Konzerne immer globaler werden. Klimaschutz macht nicht an Ländergrenzen halt, Kritiker vernetzen sich blitzschnell und mühelos international, Kunden entscheiden zunehmend umweltbewusster.
Die Schlüsselrollen im Kampf gegen den Klimawandel dürfte deshalb vor allem zwei Gruppen haben: Verbraucher und Investoren. Beide können mit ihren Kaufentscheidungen Politik machen.
Zumindest bei den Investoren gibt es ermutigende Signale, etwa die Initiative Climate Action 100+. Der gehören 370 Investmentfonds an, die zusammen 35 Billionen Dollar verwalten und Druck auf Öl- und Gasfirmen ausüben, sauberer zu produzieren; bei Royal Dutch Shell und BP hat die Lobbygruppe schon einiges erreicht.
Nun hat sich auch Blackrock angeschlossen, der weltgrößte Vermögensverwalter, der über insgesamt knapp sieben Billionen Dollar verfügt. - [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] -
In der Praxis hat Blackrock zwar bislang kaum auf Klimaschutz geachtet, und die meisten seiner Fonds sind so strukturiert, dass sie wenig Einfluss auf Firmen ausüben.
Immerhin aber formuliert Blackrock-Chef Larry Fink erstmals klare Ziele: Unternehmen, die 25 Prozent ihrer Umsätze oder mehr mit Kohle machen, fliegen aus den Aktienportfolios. In Davos will Fink die neue Investitionspolitik erläutern.
Den PR-Gau von Siemens-Chef Kaeser hätte das zwar nicht verhindert – das Problem des Konzerns war nicht die Produktion, sondern seine Rolle als Teil einer Lieferkette. Aber es ist mehr als ein Anfang.
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Quelle:
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Chuck Norris
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Was die Elite in Davos an Progressiven verlautbaren lässt sind oft Lippenbekenntnisse, wenn sie sich überhaupt auf etwas einigen können. Die tatsächlichen Vorhaben werden in den Hinterzimmern besprochen. Nur ein Hinweis: Die Hauptfinanziers von Davos sind nicht nur Kapitalgesellschaften sondern [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] - entsprechende Verbandelung natürlich inbegriffen. Das diese von Klimaschutzzielen wenig halten, sollte jedem klar sein.
Hier haben wir eine Stelle die ganz besonders dreist ist:
Zitat:
In der Praxis hat Blackrock zwar bislang kaum auf Klimaschutz geachtet, und die meisten seiner Fonds sind so strukturiert, dass sie wenig Einfluss auf Firmen ausüben.
Immerhin aber formuliert Blackrock-Chef Larry Fink erstmals klare Ziele: Unternehmen, die 25 Prozent ihrer Umsätze oder mehr mit Kohle machen, fliegen aus den Aktienportfolios. In Davos will Fink die neue Investitionspolitik erläutern.
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Zitat:
BlackRock und Vanguard stimmten für 99% der von US-amerikanischen Energie- und Versorgungsunternehmen vorgeschlagenen Direktoren mit hoher Marktkapitalisierung und für 100% ihrer Meinung zu Gehaltsvorschlägen. BlackRock und Vanguard stimmten nicht nur häufiger mit dem Management ab als die meisten ihrer Vermögensverwalter. Es war auch wahrscheinlicher, dass sie das Management dieser Unternehmen mit hohem Anteil an fossilen Brennstoffen unterstützen, als dies bei US-amerikanischen Aktien insgesamt der Fall war.
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Hier ahnt man, dass der Einfluss der großen Drei (Blackrock, Vanguard und State Street) viel weiter geht als ihr stimmberechtigter Anteil. Vor allem ist die Verbandelung mit der Ölindustrie überproportional groß. Entsprechend muss man die die Ankündigung von Fink verstehen.
Aber um es noch deutlicher zu machen:
Zitat:
Sechs Prozent an einem Unternehmen, das klingt zunächst nicht nach viel. Doch der entscheidende Punkt ist: Viele Einzelaktionäre gehen nicht auf Hauptversammlungen, sie stimmen dort nicht ab. Die großen drei dagegen schon.
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Kapitalgesellschaften die sich in Climate Action 100+ organisieren sind insbesondere Versicherer wie zB die Allianz. Die werden wissen wieso.
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#3
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Chuck Norris sein Vater
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Mehr zum Weltwirtschaftsforum in Davos:
Zitat:
"Das ist erst der Anfang"
Thunberg: "Nichts getan" beim Klimakampf

Neben Greta Thunberg und anderen Klimaaktivisten sind auch 53 Staats- und Regierungschefs in Davos.
(Foto: REUTERS)
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos haben in diesem Jahr auch junge Klimaaktivisten aus aller Welt eine Stimme. Sie fordern mehr Mitspracherecht und warnen davor, die "Krise" nicht als solche zu behandeln.
Im [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] ist nach Ansicht der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg bislang "nichts getan" worden. "Wir kämpfen alle für die Umwelt und das Klima", sagte Thunberg zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums (WEF) im schweizerischen Davos. Aus "übergeordneter Perspektive betrachtet" sei allerdings bisher "im Grunde nichts getan" worden. Es sei "viel mehr" nötig. "Das ist erst der Anfang", mahnte die junge Klimaaktivistin. "Wir müssen die Krise behandeln als das, was es ist: Eine Krise", sagte die 17-jährige Schwedin. Persönlich könne sie sich über Aufmerksamkeit nicht beklagen. "Aber die Wissenschaft und die Stimmen der jungen Generation stehen nicht im Zentrum der Debatte. Doch das müssen sie."
Die Politik habe die Erfahrung, die jungen Leute die Ideen, sagte Natasha Mwansa aus Sambia. Sie müssten besser integriert werden. Es gehe nicht um Reden, sondern um Handlungen und Unterstützung. "Was zählt, ist, was wir zu Hause machen. Wir werden nicht immer in Davos sein."
Salvador Gomez-Colon von der Karibikinsel Puerto Rico forderte, die Klimakrise nicht zu politisieren. "Es ist keine politische Frage." Die Kanadierin Autmun Peltier kritisierte, die Menschen konzentrierten sich nur auf Geld. "Wir müssen uns aber darauf fokussieren, was passiert", sagte sie. Mwansa betonte, es sei wichtig, dass Politiker Gesetze einbringen. "Aber die Macht liegt nicht nur bei ihnen, sondern in jedem Einzelnen."
Beim Weltwirtschaftsforum im Skiort Davos geht es in diesem Jahr auch um den Klimawandel und einen nachhaltigen Kapitalismus. Zu dem Treffen werden rund 2800 Teilnehmer und 53 Staats- und Regierungschefs erwartet. US-Präsident Donald Trump traf am Morgen ein, er soll um 11.30 Uhr eine Rede vor dem Plenum halten. Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht am Donnerstag.
Nachdem im vergangenen Jahr die vielen mit Privatjets anreisenden Teilnehmer für Kritik gesorgt hatten, wollen die Organisatoren in diesem Jahr den Umweltaspekt höher hängen. Erstmals sollen für das Kongresszentrum Solarenergie und Geothermie zum Einsatz kommen. Außerdem baute die Gemeinde Davos einen neuen Bahnhof, damit die WEF-Gäste per Shuttlezug zum Kongresszentrum gelangen können.
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Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Zitat:
Optimismus trotz Klimawandel
Trump keilt gegen "Propheten des Untergangs"

"Der amerikanische Traum ist zurück", sagt Trump.
(Foto: REUTERS)
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos soll es in diesem Jahr auch um den Kampf gegen den Klimawandel gehen. Für US-Präsident Trump ist dieser offenbar kein Grund zur Sorge. Er wirbt für Optimismus - und lobt seine eigene Wirtschaftspolitik.
US-Präsident Donald Trump hat beim Weltwirtschaftsforum in Davos seine Wirtschaftspolitik in höchsten Tönen gelobt. "Der amerikanische Traum ist zurück, größer und stärker als je zuvor", sagte er. "Amerika wächst und gedeiht, und ja: Amerika gewinnt wieder wie niemals zuvor." Zum Kampf gegen den Klimawandel, der im Mittelpunkt des Weltwirtschaftsforums steht, äußerte sich Trump nur am Rande. Angst und Zweifel seien nicht gut, man solle optimistischer nach vorne schauen, sagte der US-Präsident, ohne das Wort Klimawandel in den Mund zu nehmen.
"Es ist Zeit für Optimismus und Freude, nicht für Angst und Zweifel. Wir müssen uns frei machen von Prophezeiungen einer Apokalypse." Die ewigen Propheten des Untergangs und ihre Vorhersagen müssten zurückgewiesen werden. Trump bekannte sich dennoch zur Bewahrung der Natur und kündigte an, die USA würden der Initiative "Eine Billion Bäume" des Weltwirtschaftsforums beitreten. Klimaaktivistin Greta Thunberg hatte zuvor in Davos die Untätigkeit im Kampf gegen den Klimawandel angeprangert.
Mit Bezug auf die US-amerikanische Wirtschaft sagte Trump, im Vergleich zu der Vorgängerregierung mit geringem Wachstum und stagnierenden oder fallenden Löhnen sei die derzeitige Entwicklung "spektakulär". Für die Zukunft prognostizierte er "gewaltige" Chancen für die US-Wirtschaft.
"Wir lieben uns"
Die Beziehungen mit China seien nach Abschluss des ersten Handelsdeals "so gut wie nie zuvor". "Er ist für China, ich bin für die Vereinigten Staaten", sagte er über Chinas Präsidenten Xi Jinping. "Aber ansonsten lieben wir uns." Die von ihm geschlossenen Handelsdeals unter anderem mit China seien ein Vorbild für den Handel im 21. Jahrhundert, sagte Trump. Er stellte zudem weitere bilaterale Handelsabkommen in Aussicht, etwa mit dem Vereinigten Königreich nach dem Austritt aus der Europäischen Union. Insbesondere mit China, aber auch mit den nordamerikanischen Freihandelspartnern Mexiko und Kanada, hatte Trump einen Handelskrieg vom Zaun gebrochen, der die Weltwirtschaft belastet und für Unsicherheit gesorgt hatte.
Erneut nahm Trump die Notenbank Fed ins Visier. Die USA hätten seit seiner Wahl einen beispiellosen Wohlstand erreicht und eine Welle von Firmengründungen erlebt: "Und dies, obwohl die Fed die Zinsen zu schnell angehoben und zu langsam gesenkt hat", fügte er hinzu. Zuletzt war das Verhältnis zwischen dem US-Präsidenten und der politisch unabhängigen Notenbank immer wieder von Spannungen geprägt, da Trump sie zu massiven Zinssenkungen drängte. Zudem zweifelte Trump die Kompetenz der Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell an. Angesichts der Attacken Trumps hat Powell mehrfach auf die Unabhängigkeit der Notenbank verwiesen.
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#4
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Silent Running
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Ein guter Beitrag vom Tagesspiegel, wie ich finde, zu Trump und Greta Thunberg im Vergleich.
Zitat:
Weltwirtschaftsforum in Davos 15:35 Uhr
Die überraschenden Gemeinsamkeiten zwischen Thunberg und Trump
In Davos sind Greta Thunberg und Donald Trump die Mega-Stars. Denn beide verkörpern einen Geist der Zeit: Es darf nicht so weitergehen. Ein Kommentar.
MALTE LEHMING
Bild im Link
Ich sehe was, was du nicht siehst – Thunberg und Trump eint mehr, als gemeinhin angenommen.FOTOS: AFP
Wer in Deutschland bei disparaten Phänomenen nach Ähnlichkeiten sucht, muss sich den Vorwurf anhören, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Dabei ist der Vergleich von Äpfeln und Birnen keineswegs abwegig. In beiden Fällen handelt es sich um Obst. Miteinander vergleichen kann man nur, was verschieden ist. Gleiches miteinander zu vergleichen, wäre nicht nur langweilig, sondern auch kaum erkenntnisfördernd.
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos sind Donald Trump und Greta Thunberg die Mega-Stars. Medien sprechen von einem Hype, einem Duell der Giganten, einem Aufeinanderprallen zweier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das stimmt, jedenfalls auf den ersten Blick.
Hier die 17 Jahre junge Umwelt-Aktivistin aus Schweden, die unermüdlich an die Verantwortung der Menschheit appelliert, eine Klimakatastrophe abzuwenden; dort der 73 Jahre alte US-Präsident, der den menschenverursachten Klimawandel für eine unbewiesene Behauptung hält und sich selbst dafür preist, sein Land zum weltgrößten Produzenten von fossilen Brennstoffen gemacht zu haben. Sie appelliert ans Kollektiv, er vertraut auf die Kraft jedes Einzelnen.
Trump will eine Milliarde Bäume pflanzen lassen
„Ich weiß, ihr wollt darüber nicht reden und nicht berichten“, sagt Greta Thunberg am Morgen bei einer Podiumsdiskussion, nimmt einen Zettel und liest dramatische Zahlen aus dem Bericht des Weltklimarats vor. „Aber ich versichere euch, ich werde diese Zahlen wiederholen, bis ihr es tut!“.
Ein Jahr zuvor hatte sie, ebenfalls in Davos, der Weltwirtschaftselite entgegengehalten: „Ich will, dass ihr in Panik geratet!“ Alle sollten die Angst spüren, die sie selbst jeden Tag spüre. Das gesamte Haus, Mutter Erde, stehe bereits in Flammen.
Auftritt Trump, auch bei ihm ist der Saal voll. Der Kontrast indes könnte kaum krasser sein. Er propagiert Steuersenkungen, eine möglichst ungebremste Entfaltung aller wirtschaftlichen Kräfte, starke Nationalstaaten, er empfiehlt Europäern, amerikanisches Frackinggas zu importieren, kein Wort zum Klima, zur Notwendigkeit einer Zusammenarbeit auf globaler Ebene, stattdessen wendet er sich gegen "Pessimisten", die Endzeitvisionen verbreiten und nicht auf Fortschritte der Wissenschaft zur Lösung der Probleme vertrauen. Etwas überraschend kommt sein Versprechen, sich dem UN-Programm anzuschließen, eine Billion Bäume pflanzen lassen zu wollen, denn er sagt nicht, warum.
Greta Thunberg und Donald Trump: Vielleicht lohnt, trotz substanzieller Verschiedenheit, auch eine Betrachtung darüber, was sie eint. Verkörpern sie womöglich einen gemeinsamen Geist der Zeit? Beide wirken extrem polarisierend, lassen niemanden kalt, teilen die Menschheit in Gegner und Bewunderer.
VIDEO im Link
01:30 Min
.Auf Konfrontationskus: Trump und Thunberg in Davos
Ihre Sprache ist einfach und klar, die Botschaften, die sie verkünden, klingen manichäisch. Es gibt die Guten und die Bösen, das Licht und die Dunkelheit, die Wahrheit und die „fake news“. Das Establishment verkennt die Zeichen der Zeit, die Elite ist abgehoben, die Medien sind ignorant.
Eine gegen alle, einer gegen alle
Der Aufstieg von Thunberg und Trump zu internationalen Mega-Stars verlief jeweils unkonventionell. Die Schwedin schwänzte die Schule und setzte sich Woche für Woche mit einem Plakat vors Parlament. Der Amerikaner kam aus dem Show-Geschäft, zog über alles und jeden her, verprellte Demokraten wie Republikaner. Ihre Attitüden freilich ähneln sich: eine gegen alle, einer gegen alle.
Da schwingen auch biblische Motive mit. Von Noah über Jesus bis Martin Luther geht von dem Topos, dass ein Einzelner mit viel Mut und edler Gesinnung, der vom Gros einer ungläubigen Masse verspottet und verachtet wird, enorm starke Attraktivität aus.
Das wirkt auf Öko-Evangelikale, die Thunberg als Erlöserin feiern, nicht minder anziehend als auf konservative Evangelikale, die in Trump den Erfüller ihrer Hoffnungen sehen, weil er Bundesrichter nominiert, die die Bibel und die Verfassung wörtlich auslegen und nicht etwa historisch-kritisch. In beiden Fällen ist der Unterschied zwischen Zustimmung und Verehrung der jeweiligen Anhänger minimal.
Bild im Link
Greta Thunberg auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos.FOTO: MICHAEL PROBST/AP/DPA
Steve Bannon galt einst als Einflüsterer Trumps. Sein letzter Film, den er 2016 in Hollywood produzierte, hieß „Torchbearer“ (Fackelträger). Propagiert wird darin die christliche Erneuerung Amerikas als Fundament eines freien, unregulierten Kapitalismus, gepriesen werden Märtyrer, gewarnt wird vor dem Verlust von Werten und vor Vertretern einer globalen Elite, denen „London und Berlin näher sind als die Menschen in Kansas und Colorado“
Seine Rede in New York 2010 vor Sympathisanten der Tea Party beendete Bannon mit einem Zitat aus einem Lied von Bob Dylan: „You don’t need a weatherman to know which way the wind blows“ (Du brauchst keinen Wetteransager, um zu wissen, in welche Richtung der Wind weht).
Ein gewisses Maß an Erlösungssehnsucht
Bild im Link
Davos 2020: Nach der Rede von Donald Trump verlässt Greta Thunberg den Saal. SFOTO: DENIS BALIBOUSE/REUTERS
Könnte das nicht auch das Motto von Greta Thunberg sein? Sie und Trump treten als radikale Avantgardisten auf, denen von verbohrten und unverbesserlichen Widersachern ständig Knüppel zwischen die Beine gelegt werden. Dabei wissen ihre Widersacher nur nicht, in welche Richtung der Wind weht.
Und natürlich müssen Visionäre, wenn sie ernst genommen werden wollen, charakterfest sein – oder zumindest einen solchen Eindruck erwecken. Greta Thunberg appelliert an das Weltgewissen, einfach nur Wort zu halten, die Beschlüsse der Klimakonferenzen umzusetzen, die Einsichten der Wissenschaftler als Handlungsauftrag zu verstehen.
Donald Trump wiederum versucht als Präsident, jedes seiner Wahlkampfversprechen umzusetzen. Sein größter politischer Ehrgeiz besteht darin, nach vier Jahren gegenüber seiner Klientel Wort gehalten zu haben. Dafür lügt er an anderer Stelle wie gedruckt, während sich Thunberg auf die Wissenschaft beruft.
Vision, Radikalität und Avantgarde
Was verraten die Gemeinsamkeiten von Thunberg und Trump über uns, die Menschen in den Industrienationen im Jahr 2020? In dem Maße, wie beide Typen Erfolg haben, ja glorifiziert werden, manifestiert sich offenbar ein gewisses Maß an Erlösungssehnsucht. Wir wollen ge- und errettet werden. Vor dem Fluch des Klimawandels, vor der Ignoranz globaler Eliten. Wir wollen, dass es Gut und Böse gibt.
Erderwärmungsbegrenzer und Klimawandelleugner einerseits, Nationalstaatsverehrer und linke Sozialisten andererseits. Wir wollen leidenschaftlich eintreten und kämpfen, ob an der Seite von Thunberg oder von Trump.
Aufbruch und Disruption, Leidenschaft und Vision, Radikalität und Avantgarde: Trotz aller Verschiedenheit deuten die Erfolge von Thunberg und Trump auf ähnliche Bedürfnisse der Menschen dieser Zeit hin. Deren Grundgefühl heißt: Es darf nicht so weitergehen. Wenn das die in Davos versammelte Wirtschaftselite verstanden hat, hätte sich die Veranstaltung gelohnt.
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Chuck Norris sein Vater
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Zitat:
Faktencheck
Wie Donald Trump in Davos seine Amtszeit schönredete Von David Ruch
Donald Trump sparte in seiner Rede beim Weltwirtschaftsforum nicht mit Eigenlob. Unter ihm erlebten die USA den größten Boom, sei die Wirtschaft gerecht wie nie. Stimmt das?
"Das war die schlechteste Rede, die ich in meinem Leben gehört habe", kommentierte Grünen-Chef Robert Habeck die Eröffnungsansprache von Donald Trump beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Zuvor hatte der US-Präsident eine Lobrede auf die eigene Politik gehalten, die an Superlativen nicht sparte: "Der größte Boom", "die gerechteste Wirtschaft", "die sauberste Luft". Doch halten diese Aussagen einem Faktencheck stand?
"Amerika erlebt einen Boom wie nie zuvor"
"Das stimmt", schreibt der US-Wirtschaftsforscher Ian Shepherdson auf Twitter – "aus der Sicht eines Dreijährigen". Auf Jahressicht habe das Wachstum seit Trumps Amtsantritt bei 2,6 Prozent im Durchschnitt gelegen, erläutert Shepherdson. Der Durchschnitt der vorherigen 50 Jahre betrug aber 2,8 Prozent.
In jedem Fall ist Trump damit weit von jenen 4 bis 6 Prozent Wachstum entfernt, die er im Wahlkampf und zu Beginn seiner Amtszeit versprochen hatte. US-Wirtschaftswissenschaftler warnen zudem davor, Trumps Zahlen überzubewerten. Sie verschleierten nämlich eine gefährliche Entwicklung: Dass das derzeitige Wachstum in den USA kein organisches, sondern zu großen Teilen auf einen bersorgniserregenden Anstieg der privaten Verschuldung zurückzuführen sei.
"Sieben Millionen neue Jobs"
Die Zahl kommt tatsächlich ungefähr hin. Nach Angaben der US-Seite factcheck.org sind in den USA seit Trumps Amtsantritt ungefährt 6,7 Millionen neue Arbeitsplätze entstanden. Allerdings setzt sich während seiner Präsidentschaft nur eine Entwicklung fort, die bereits vor fast zehn Jahren begann. Seit Oktober 2010 hat die Zahl der Arbeitsplätze in den USA in jedem Monat zugenommen.
Seinem Anspruch, der größte Job-Beschaffer zu sein, den Gott je geschaffen hat, ist Trump noch nicht gerecht geworden. Und was für ihn noch schlimmer sein dürfte: Er liegt hinter Barack Obama, den er auch in Davos nicht müde wurde zu attackieren. Sein Vorgänger als US-Präsident brachte es in seiner letzten Amtszeit auf ein monatliches Wachstum von durchschnittlich 217.000 Arbeitsplätzen. Donald Trump kommt bisher auf 191.000 im Schnitt.
"Ich will das sauberste Wasser und die sauberste Luft."
Trump, der Umweltschützer? Es hört sich wie ein schlechter Witz an. Der 45. Präsident der USA hat sein Land aus dem Pariser Klimaabkommen geführt, er hat zahlreiche Auflagen für die Industrie zum Schutz der Umwelt heruntergefahren oder abgeschafft, und er fördert fossile, umweltschädliche Energieträger. Sauberstes Wasser? Richtlinien zur Wasserverschmutzung beim umstrittenen Fracking wurden kassiert, Kohlefirmen dürfen wieder Minengeröll in Flüsse leiten. Sauberste Luft? Fracking-Firmen müssen nicht mehr berichten, wie viel Methan sie in die Atmosphäre pusten, das Verbot der Fluorkohlenwasserstoffe-Treibhausgase ist aufgehoben, Kraftwerke dürfen mehr Abgase verursachen.
Aber vielleicht ist ja doch was dran an der sauberen Luft – was allerdings weniger an Trump liegen könnte. Denn trotz seiner vollmundigen Versprechen an die Kohlekumpel geht das Grubensterben in den USA weiter, nimmt mithin die Verstromung von schmutziger Kohle ab. Die US-Energiewirtschaft ist im Umbruch begriffen – ob Trump das will oder nicht.
"Ewige Propheten des Untergangs"
"Wir müssen die ewigen Propheten des Untergangs und die Vorhersagen einer Apokalypse ablehnen", sagt Trump in Davos. "Dies ist keine Zeit für Pessimismus, dies ist eine Zeit für Optimismus." Man dürfe sich nicht von den Schwarzsehern beeinflussen lassen. Trump spricht ihre Namen nicht aus, doch es ist klar, wen er meint: die wachsende Klimabewegung und insbesondere die schwedische Aktivistin Greta Thunberg.
Wirtschaftsforscher widersprechen dem US-Präsidenten deutlich. "Herr Trump liegt hier eindeutig falsch", sagt der Direktor des Forschungs- und Prognoseinstituts der Wochenzeitung "The Economist", John Ferguson. "Wir müssen doch nur nach Australien schauen, um die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels zu sehen. Die Wissenschaft hat uns jahrelang gesagt, dass diese Ereignisse häufiger auftreten werden und größeren Schaden anrichten werden. Je länger Personen wie Herr Trump ein Einschreiten hinauszögern, umso teurer und gefährlicher wird der Klimawandel sein."
Auch Frederik Dahlmann von der Warwick Business School in Großbritannien stimmt Thunbergs Kritik am mangelnden Fortschritt beim Klimaschutz zu: "Die Bewertung der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, zu denen Klimawandel, Armut, Rückgang der biologischen Vielfalt, soziale Ungleichheiten, Frieden und Gerechtigkeit gehören, lässt vermuten, dass die Fortschritte im Allgemeinen langsam und ungleichmäßig sind. Unsere Welt erfordert eine starke Sammelaktion von Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, um die umfassenderen Ziele der Agenda 2030 zu erreichen", sagte Dahlmann der britischen Zeitung "The Guardian".
"Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist der Reichtum nicht mehr in den Händen von wenigen konzentriert. Wir (...) schaffen die inklusivste Wirtschaft, die es jemals gab."
Auch diese Behauptung ist kaum zu halten. Die Einkommensungleichheit ist in den USA im Jahr 2018 gegenüber 2017 vielmehr noch größer geworden, zeigen jüngste Zahlen der staatlichen US-Statistikbehörde aus dem "American Community Survey". Und das, obwohl das mittlere Einkommen (Median) im gleichen Zeitraum um 0,8 Prozent angestiegen ist und damit einen Rekordwert erreicht hat. Der Report sei beunruhigend, kommentiert ein Arbeitsmarkt-Experte der State University of New Jersey, William M. Rodgers. Denn er "verdeutliche die Unfähigkeit der aktuellen wirtschaftlichen Expansion – der längsten in der Geschichte – Ungleichheit zu vermindern."
Auch sonst ist nicht erkennbar, dass Trumps Politik eine Minderung sozialer Ungleichheit zum Ziel hat. Seine Steuersenkungen, die er auch in Davos ausführlich rühmt, kamen nachweislich vor allem den Reichsten der Reichen zugute. Zugleich attackiert seine Regierung beständig staatliche Förderprogramme für Schulen, für einkommensschwache Haushalte sowie für Menschen mit Behinderung.
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Weltwirtschaftsforum in Davos
Wenn Konzerne plötzlich grün sein wollen
Stand: 23.01.2020 07:24 Uhr
Unternehmen erkennen zunehmend das Potenzial von Nachhaltigkeit: Der Kampf gegen den Klimawandel ist das zentrale Thema in Davos - erwartet wird das auch von der Rede von Kanzlerin Merkel heute.
Von Sebastian Schreiber, HR, zzt. Davos
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Merkels Rede in Davos
Klimaschutz - "eine Frage des Überlebens"
Stand: 23.01.2020 15:22 Uhr
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