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02.12.19, 00:25
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#1
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Silent Running
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Bauernproteste und Politik - Klima-Freunde sind nicht eure Feinde
Zitat:
Bauernproteste und Politik
Klima-Freunde sind nicht eure Feinde
Manche der protestierenden Bauern und auch Teile der Aktivistenbewegung Extinction Rebellion halten Umweltschutz für ein "linkes" Thema. Doch der Wunsch, den Planeten lebenswert zu erhalten, ist weder rechts noch links.

Eine Kolumne von Christian Stöcker

Landwirte aus ganz Deutschland protestierten vergangenen Dienstag in Berlin
Sonntag, 01.12.2019 20:46 Uhr
----------------------------------------------- Kolumne -----------------------------------------------
8600 Trecker legten diese Woche den Berliner Straßenverkehr lahm. An einem hing, einer Reporterin der "Berliner Morgenpost" zufolge, ein Transparent mit der Aufschrift: "Darf mein Kind noch Bauer werden?"
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Ich finde das eine bemerkenswerte Frage, in mehrfacher Hinsicht. Einmal, weil das Kind ja vielleicht gar nicht Bauer (oder Bäuerin) werden will. Zum anderen aber, weil diese Frage suggeriert: Wenn wir nicht weiterhin die Lebensräume für Insekten zerstören und mit zu viel Stickstoff düngen dürfen, kann mein Kind nicht mehr Bauer werden.
Sechs Milliarden an Subventionen
Das Gegenteil ist richtig: Wenn die Wildbienen eines Tages weg sind, wird das auch für Bauern das eine oder andere Problem erzeugen. Das gleiche gilt für verschmutztes Grundwasser. Und wenn in Deutschland in 30 oder 40 Jahren ein völlig anderes Klima herrscht als heute, mit wesentlich mehr Extremwetterereignissen von Dürre bis Hagelsturm, dann wird es auch schwierig mit der Landwirtschaft. Es ist jetzt schon 1,5 Grad wärmer geworden bei uns. Auch und gerade die Landwirte müssten also ein Interesse daran haben, dass wir unsere Lebensweise nachhaltig verändern.
Umweltauflagen, auch wenn sie vordergründig nichts mit dem Klima zu tun haben, sind kein Selbstzweck. Sie dienen dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen, auch der Grundlagen der Landwirtschaft. Ein Teil der Regelungen, die die Bundesregierung jetzt umsetzen will, basieren auf EU-Regularien, wenn nicht gehandelt wird, drohen Strafzahlungen.
Zur Erinnerung: Die EU schüttet jährlich 58 Milliarden Euro an Agrarsubventionen aus, mehr als sechs Milliarden davon landen in Deutschland. Die EU ist keine böse Bürokratie, die Landwirte schikaniert.
Wer ist eigentlich radikal?
Die protestierenden Bauern nennt, anders zum Beispiel als die Aktivisten von Extinction Rebellion, niemand radikal. Dabei ist die Position, sich EU-Regeln verweigern zu wollen, die den Einsatz von giftigen Stoffen reduzieren sollen, ja durchaus ziemlich extrem.
Beide, Bauern und Klimaaktivisten, nutzen die gleiche Protestform: Sie legen den Straßenverkehr lahm, bevorzugt in der Bundeshauptstadt. Aber jedes Mal, wenn Extinction Rebellion oder Fridays for Future, so wie diesen Freitag, wieder einmal das Gleiche tun wie die Bauern diese Woche, fabuliert wieder irgendein Kommentator oder Politiker, dass das bestimmt irgendwann mit Gewalt enden wird.
Ich persönlich halte Extinction Rebellion in Teilen für durchaus problematisch und ihren Mitgründer Roger Hallam für einen unklugen Dauerprovokateur, der dem Anliegen der Klimabewegung mehr schadet als nützt.
Es ist auch ein Fehler, wenn Klimaaktivisten sich, und sei es nur aus Pragmatismus, mit Linksextremisten verbünden, die am liebsten als erstes "Das System" zum Einsturz bringen wollen, oder gleich die Demokratie infrage stellen, weil sich mit ihr das Weltklima angeblich nicht retten ließe. Wir müssen die soziale Marktwirtschaft umbauen, nicht zerstören.
Weitervergiften wie bisher
Aber dass Verkehrsblockaden von Leuten, die den Planeten retten wollen, routinemäßig als problematisch und potentielle Vorstufe zur Gewalt gedeutet werden, während Verkehrsblockaden von Leuten, die gerne weitervergiften wollen wie bisher, als bedenkenswerter Protest behandelt werden, leuchtet mir nicht ein. Im Übrigen sind die Klimademonstranten natürlich erstens um Größenordnungen mehr Leute und zweitens, was noch viel wichtiger ist, ein wirklich internationales, ja globales Phänomen.Fridays for Future ist die erste dezentrale globale Nichtregierungsorganisation, und das macht Hoffnung.
Teile der weiterhin sehr national denkenden Bauern, die mit ihren Treckern in Hamburg und Berlin den Verkehr lahmlegten, haben übrigens ihrerseits durchaus Bezüge zu radikalen Positionen- nur aus einer anderen, sehr problematischen Richtung.
Video: Bauer auf Rügen - "Wir wirtschaften in Generationen"
Videoclip im Link
SPIEGEL ONLINE
So teilt die AfD die Forderungen der Bauern vollständig. Sie versucht sich, weil der Hass auf Flüchtlinge offenbar nicht mehr so zieht, jetzt zu einer Art Anti-Umwelt-Partei weiterzuentwickeln. Zu den Organisatoren der Bauernproteste wiederum gehören Leute, die auch gerne mal die Narrative aufnehmen, mit denen Klimawandelleugner beständig Zweifel an der Schuld des Menschen an der Klimakrise zu sähen versuchen.
Argumente aus dem Fundus der Klimawandelleugner
Wie die "taz" in den vergangenen Wochen zeigte, ist die Initative "Land schafft Verbindung" eben keine unabhängige Graswurzelbewegung empörter Landwirte, sondern unterhält enge Verbindungen zum Bauernverband Schleswig-Holstein. Der wiederum leugnet den menschengemachten Klimawandel zwar nicht, zitiert bei Facebook aber dann doch auch mal in epischer Breite jemanden, der behauptet, die CO2-Konzentration folge der Temperaturentwicklung, nicht umgekehrt - eine wissenschaftlich diskreditierte Position.
Anschließend wird behauptet, die Landwirtschaft habe "die beste Hebelwirkung", um CO2 aus der Atmosphäre zu halten, und das ist schlicht Unsinn. Notwendig ist vor allem, unsere Energieversorgung von CO2-Herstellung auf erneuerbare Energien umzustellen und zwar flächendeckend. Die Landwirtschaft selbst trägt, wenn man korrekt rechnet, im Moment 14 Prozent zum deutschen CO2-Budget bei, glaubt man Berechnungen des Thünen-Instituts, einer Forschungseinrichtung des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Eine andere Wirtschaftsweise könnte das verändern.

STPP/ imago images
Demonstrationsschild auf der Bauern-Demonstration am 26.11.2019 in Berlin
"Durch die Demokratie verraten"?
Eigentümlich waren auch die Wortmeldungen einiger Teilnehmer des Protestzuges diese Woche in Berlin. An einem Trecker hing ein Transparent mit der Aufschrift "Freie Bauern - durch Demokratie verraten", an einem anderen eins mit dem Satz "Die Politik ist tot". Da denkt man unwillkürlich an Roger Hallam, der auch schon mal die Demokratie infrage stellt, wenn's ums Klima geht. Nur dass die demokratiekritischen Gift-Fans sich im Zweifel eher bei der AfD zu Hause fühlen dürften.
Diese neue Zielgruppe der Rechtsradikalen aber ist womöglich viel kleiner als angenommen. In Deutschland gibt es laut Bauernverband fast 270.000 landwirtschaftliche Betriebe, die Zahl schrumpft seit vielen Jahren. Wieviele der deutschen Landwirte hinter den 8600 Treckern stehen, die durch Berlin fuhren, ist aber völlig unklar. Mancher Bauer sieht, so wie nun auch die Unionsparteien, vielleicht längst ein, dass die Vernichtung von Ökosystemen und die Verschmutzung des Grundwassers auf Dauer auch der Landwirtschaft selbst schadet. Und dass die Freunde der Nachhaltigkeit nicht ihre Feinde sind.
Der Wunsch, den Planeten lebenswert zu erhalten, ist weder rechts noch links. Gleichermaßen ist nichts "Konservatives" an der Forderung, weiterhin Ökosysteme schädigen zu dürfen. Bewahrt wird so nämlich gar nichts - außer einer Wirtschaftsweise, die uns alle in den Abgrund führen wird.
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Quelle:
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Ein Kolumnist, der nicht in „Schwarz-Weiß“- Kategorien denkt.
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Die folgenden 6 Mitglieder haben sich bei pauli8 bedankt:
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02.12.19, 01:21
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#2
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working behind bars
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Beiträge: 3.209
Bedankt: 13.727
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Die französischen Bauern sind übrigens ganz genauso unterwegs: "Unser täglich Gift gib uns heute...oder sonst...", mit dem Unterschied, dass die noch einen Zacken radikaler daher kommen.
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Die folgenden 5 Mitglieder haben sich bei Uwe Farz bedankt:
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02.12.19, 11:56
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#3
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Beiträge: 967
Bedankt: 2.194
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Konservative Parteien wie die CDU/CSU wollen kein Tempolimit und sprechen Umweltverbänden die Gemeinnützigkeit ab. Das Umweltschutz das Interesse aller sein sollte ist klar aber das ehrliche Interesse und der ehrliche Kampf, weil man es verstanden hat, der kommt nicht aus der konservativen Ecke, sondern kam schon immer aus der linken Richtung. Hätten konservative Politiker es schon vor 20 Jahren verstanden, dann hätten wir jetzt nicht so eine haarsträubende Verschwendung in vielen Bereichen der Landwirtschaft.
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Mein Eindruck ist ganz einfach und schnell erklärt. Konservative Politik steht auf der Seite der Macht und der industriellen Interessen. Und das weiß auch jeder Mensch, der in den letzten Jahrzehnten halbwegs die Nachrichten verfolgt hat. Wäre schön, wenn sich das ändern würde.
Hier ein anderer Ansatz zum Thema Konservative und Umweltschutz:
Zitat:
Kommentar zur Umweltpolitik
Warum der Konservatismus seine Kernprinzipien verrät
Von Nils Markwardt

Klimaschutz ist Naturschutz ist Heimatschutz. Das müsste Konservativen eigentlich liegen. Warum tun sie dann nichts dafür, fragt Nils Markwardt. (picture alliance / akg-images)
Der Konservatismus will Gewachsenes bewahren. Was wäre wichtiger zu erhalten als unsere Umwelt? Doch bei der Klimapolitik treten CDU und CSU auf die Bremse. Damit offenbart sie ein grundsätzliches Problem des heutigen Konservatismus, meint Nils Markwardt.
Wer dieser Tage konservativen Politikern und Kommentatoren beim Thema Klimaschutz zuhört, der erkennt vor allem eines: wachsenden Unmut. Die #FridaysforFuture-Demonstrationen werden belächelt oder gar verächtlich gemacht, die Forderung nach konsequentem Klimaschutz als Vorbote einer vermeintlichen Ökodiktatur verbucht. Aus politischer Perspektive mag das nicht unbedingt überraschen, aus ideengeschichtlicher hingegen schon.
Eigentlich müsste die Erhaltung der Umwelt nämlich gleich zwei konservativen Grundprinzipien entsprechen: der „Bewahrung der Schöpfung“ und dem „Heimatschutz“. Denn sind die Pflege des Vorgefundenen, die Hege des Gewachsenen und die buchstäbliche Verwurzelung in der Natur nicht geradezu Inbegriffe des Konservatismus? Und würde die gesamte Rhetorik von Vaterland und Heimatboden nicht erst recht faul, wenn auf beidem nichts mehr wächst?
Konservatismus und Ökologie gingen lange Hand in Hand
Zumal es ja auch eine gemeinsame Ideengeschichte von Konservatismus und Ökologie gibt. Von der patriotisch aufgeladenen Naturverklärung eines Ernst Moritz Arndt über die waldverliebte Romantik des 19. Jahrhunderts bis zur Technikkritik Martin Heideggers wurden Konservatismus und Ökologie theoretisch immer wieder verschränkt. Und auch politisch fiel beides bisweilen zusammen. Man denke nur daran, dass die Grünen in ihrer Anfangsphase ja keine rein linke Partei waren, sondern auch viele konservative Mitglieder besaßen. Beispielsweise ihren Mitbegründer Herbert Gruhl, der bis 1980 noch für die CDU im Bundestag gesessen hatte.
Problem: Wenn Realismus Radikales erfordert
Müsste die Rettung des Planeten heute also nicht fast zwangsläufig ein konservatives Anliegen sein? Insofern Konservative den Klimawandel nicht leugnen, so wie es die meisten Rechtspopulisten tun, würden sie darauf womöglich antworten: Sicher, Klimaschutz kann man schon machen, aber bitte nur moderat – denn am Ende richtet es schließlich der Markt.

Nils Markwardt ist Leitender Redakteur des Philosophie Magazin und schreibt als Autor für Zeit Online, Der Freitag, Republik Magazin u.a. (Johanna Ruebel)
Das Problem ist nur: Der menschengemachte Klimawandel, dessen dramatische Folgen ja seit Jahrzehnten absehbar sind, hat mittlerweile eine derartige Geschwindigkeit erreicht, dass eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf zwei Grad jetzt schon als unwahrscheinlich gilt. Die Zeit für moderate Maßnahmen ist deshalb praktisch abgelaufen. Denn jeder Tag, an dem das Thema weiter verschleppt wird, macht striktere Maßnahmen notwendig. Oder zugespitzter gesagt: Wird nicht bald entschieden gehandelt, bleibt ökologischer Radikalismus der letzte Realismus.
National-Konservative denken nicht global
Tatsächlich scheint der Grund für die konservative Skepsis gegenüber dem Klimaschutz deshalb woanders zu liegen. Zum einen hindert die Betonung des Nationalen Konservative daran, eine globale Verantwortungsethik auszubilden. Selbst Roger Scruton, einer der letzten öko-konservativen Denker der Gegenwart, setzt in seinem 2014 erschienenen Buch „Grüne Philosophie“ beim Umweltschutz lediglich auf lokale Fürsorgepflichten und lehnt globales Handeln ab. Wie damit der Klimawandel aufzuhalten wäre, bleibt Scrutons Geheimnis.
Krise des Konservatismus: Interessen- statt Werte-Wahrung
Noch entscheidender ist jedoch, dass zeitgenössische Konservative oft keine Wertkonservativen mehr sind, sondern nur noch Strukturkonservative. Es geht bei ihnen weniger um die wertorientierte Bewahrung von Traditionen und Lebensgrundlagen als vielmehr um die bloße Aufrechterhaltung von Machtpositionen und Privilegien. Erst vor diesem Hintergrund ist es schließlich zu erklären, dass jemand wie Verkehrsminister Andreas Scheuer zwar gerne von Werten redet, in Umweltfragen aber ganz selbstverständlich als Lobbyist der Autoindustrie auftritt. Und hier zeigt sich dann vielleicht auch ein ganz grundsätzliches Problem des zeitgenössischen Konservatismus: Er spricht von Werten, meint aber oft Interessen.
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Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Die Polizei muss beobachtet werden.
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Die folgenden 7 Mitglieder haben sich bei nachtmasse bedankt:
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06.12.19, 16:17
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#4
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Echter Freak
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 2.362
Bedankt: 3.193
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Die Vollpfosten stecken sich die Finger in die Ohren und rufen laut "lalalalalala"
Das ist wie der Klassencoole in der Schule. Man macht sich über die Klugen lustig, weil man halt nichts anderes hat. Das saubere Atemluft ganz geil ist, leuchtet ja jedem ein. Aber Argumentieren kann halt keiner von denen.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei csesraven:
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