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[Other] Seenotrettung: "Mama, Papa, hätte ich für so eine Rettung Ärger bekommen?"

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Ungelesen 31.08.19, 15:47   #1
Wornat1959
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Standard Seenotrettung: "Mama, Papa, hätte ich für so eine Rettung Ärger bekommen?"

Zitat:
Seenotrettung
"Mama, Papa, hätte ich für so eine Rettung Ärger bekommen?"

Die Initiative Hooligans Gegen Satzbau hat ein Kinderbuch über Seenotrettung und ihre Herausforderungen geschrieben. Die Heldin des Buches erinnert an Carola Rackete.

Interview: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

30. August 2019, 14:58 Uhr 49 Kommentare


"Politik darf nicht über Menschlichkeit gestellt werden und politische Streitigkeiten und Versäumnisse sollten nicht auf dem Rücken des Seerechts ausgetragen werden." © Till Kottmann/​unsplash.com

In ihrer Geschichte über ein junges Mädchen, das im heimischen Wohnzimmer Kapitänin spielt, möchte die Onlineinitiative Hooligans Gegen Satzbau kindgerecht vermitteln, was für sie nicht diskutabel sein sollte: Ist jemand in Not, muss ihm geholfen werden. Die Heldin des Kinderbuchs hat viele Parallelen zu der [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Im Interview erzählt der Sprecher der Initiative, wie das Buch entstanden ist, warum es manchmal richtig ist, zu helfen, auch wenn dafür Ärger droht, und was Erwachsene von ihrem Nachwuchs lernen können.

ZEIT ONLINE: Wir müssen zuerst über Ihren Namen sprechen: Sie nennen sich Hooligans gegen Satzbau. Verstehen Sie sich als Hooligans?

Hooligans Gegen Satzbau: Nein, um Gottes willen. Der Name war ein Wortwitz, der vor fünf Jahren entstanden ist. Damals gab es die sogenannten Hooligans gegen Salafisten, die vor allem durch eine große Demonstration in Köln 2014 bekannt geworden sind. Sie stammen tatsächlich aus der gewalttätigen Hooliganszene. Um uns über die Gruppe und vor allem über die Rechtschreibfehler in ihren Texten lustig zu machen und ihre Absurdität vorzuführen, haben wir uns Hooligans gegen Satzbau genannt und ihr #hogesa gekapert. Das war auch unsere Gründungsstunde. Danach haben wir den Namen einfach beibehalten, auch wenn er nicht mehr Programm ist.


Hooligans gegen Satzbau (#HoGeSatzbau) sind eine ehrenamtliche Onlineinitiative, die sich 2014 als digitale Antwort auf einen zunehmenden Rechtsruck gegründet hat. Seitdem kommentieren sie das Weltgeschehen, entlarven Falschaussagen und rufen zu einer differenzierten Diskussion auf. Im Jahr 2016 wurden sie dafür mit dem Smart Hero Award ausgezeichnet.

ZEIT ONLINE: Ihre Initiative tritt seit der Gründung nur mit Masken und unter Pseudonymen auf. Warum?

Hooligans Gegen Satzbau: Wir finden, es spielt für die Arbeit, die wir machen, keine Rolle, wer und wie viele wir sind. Außerdem möchten wir unsere Privatsphäre schützen. Das ist heutzutage wegen des Internets ja nicht immer so einfach.

ZEIT ONLINE: Gerade ist Ihr Kinderbuch Käpt*in Rakete erschienen. Worum geht es in dem Buch?

Hooligans Gegen Satzbau: Wir nehmen uns in dem Buch des Themas Seenotrettung an. Die Geschichte erzählt von einer abenteuerlichen Reise auf der Kogge Wackelzahn und den Herausforderungen, die unsere Heldin Käpt*in Rakete meistern muss, um Freunde wie Teddy, Raupe und Spinne aus einem schlimmen Unwetter zu retten. Auf einem ganz kindlichen Niveau geht es im Kern der Geschichte darum, was es heißt, füreinander da zu sein.

ZEIT ONLINE: Es gibt in der Geschichte viele Parallelen zu Kapitänin Carola Rackete, die im Juni mit 40 Migranten und Flüchtlingen an Bord des deutschen Seenotrettungsschiffs Sea-Watch 3 trotz Anlandeverbot in den Hafen von Lampedusa eingelaufen ist. War das Ereignis die Initialzündung für das Buch?

Hooligans Gegen Satzbau: Ja, die Initialzündung war aber nicht das Verbot der Anlandung, sondern, dass Carola Rackete einfach angelegt hat. Ursprünglich sollte es eine richtige Graphic Novel werden, aber das hätten wir so schnell nicht geschafft und eine Graphic Novel wäre für uns auch etwas zu ernst gewesen. Wir wollten etwas Überraschenderes machen und die Geschichte dieser toughen Frau für Kinder aufbereiten. Wir haben den Text geschrieben, die Illustrationen hat das Team um Nils Bülow aus der Mosaik-Redaktion übernommen, die übrigens auch die berühmten Abrafaxe zeichnen.

ZEIT ONLINE: Was wollen Sie Kindern mit der Geschichte vermitteln?

Hooligans Gegen Satzbau: Das Tolle an Kindern ist, dass sie keinen Unterschied zwischen Menschen, Hautfarben und Sprachen machen. Sie machen nicht mal einen Unterschied zwischen Plüschtier, Tier und Freund. Für Kinder, das erlebe ich als Vater oft genug, ist eine Raupe, die sie gefunden haben, genauso viel wert, wie eine beste Freundin, mit der sie gerade spielen. Unser Anliegen ist es, diese Gabe zu unterstützen und Kindern dabei zu helfen, sie zu bewahren.

"Erwachsene sollen ein bisschen in die Zwickmühle kommen"


"Kapuze auf und Stiefel an, so kämpft sie mutig sich voran. Der Bollerwagen, in der Not, wird so ganz schnell zum Rettungsboot." Aus: Hooligans Gegen Satzbau, "Käpt*in Rakete", Verlag Antje Kunstmann, München 2019, 32 Seiten, 10,00 Euro

ZEIT ONLINE: Das Buch ist für Kinder ab drei Jahren. Wer so klein ist, kann in den meisten Fällen aber noch nicht selbstständig lesen. Eltern müssen vorlesen. Ist das Buch auch ein Versuch, Eltern, also Erwachsene, zum Nachdenken anzuregen?

Hooligans Gegen Satzbau: Das Buch ist ein gemeiner Trick. Für Erwachsene ist es ein politisches Buch. Für Kinder nur eine spannende Geschichte. Am Ende des Buches steht die Frage im Raum: "Mama, Papa, hätte ich für so eine Rettung Ärger bekommen?" Und kaum jemand wird diese Frage mit Ja beantworten. Eltern werden beim Lesen des Buches viel mehr im Kopf haben, als sie ihren Kindern sagen oder erklären können. Und vielleicht ist die Geschichte für sie auch eine Gelegenheit, die eigene Position zu hinterfragen. Erwachsene sollen ein bisschen in die Zwickmühle kommen.

ZEIT ONLINE: Private Seenotrettung im Mittelmeer ist ein heftig umstrittenes Thema. Ist es wirklich so einfach, zu sagen: wer in Not ist, der muss gerettet werden?

Hooligans Gegen Satzbau: Ja. Unser Buch sagt nicht: "Kein Mensch ist illegal" oder "Alle Menschen dürfen überall auf der Welt Asyl bekommen." Darum geht es nicht und darüber kann man selbstverständlich streiten. Fast jede Position hat in dieser Diskussion auch eine Berechtigung, aber eine Lösung darf nicht sein, dass die Grenze mitten im Meer verläuft und Menschen hilflos ersaufen. Politik darf nicht über Menschlichkeit gestellt werden und politische Streitigkeiten und Versäumnisse sollten nicht auf dem Rücken des Seerechts ausgetragen werden. Seerecht ist, unabhängig von Ländern und Konflikten, klar definiert und besagt, dass man auf dem Wasser, egal ob Freund oder Feind, Hilfe leisten muss. Dieses Recht interessiert nicht, ob Europa seine Grenzen schließt oder ob in Europa Einigkeit herrscht.

ZEIT ONLINE: Haben Sie den Eindruck, dass die Gesellschaft verlernt hat, füreinander da zu sein?

Hooligans Gegen Satzbau: Definitiv. Ich bin alles andere als christlich geprägt, aber es gibt diesen Spruch, den ich noch von meiner Großmutter kenne: "Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Gieß Wasser zur Suppe, heiß alle willkommen." Dieser Spruch ist heute zu einer Phrase verkommen. Wer lässt schon noch Fremde mit an den eigenen Tisch? Viele, das ist unser Eindruck, denken gegenwärtig zuerst an sich selbst und haben, wegen einer fiktiven oder echten Bedrohung, Existenzängste. Da bleibt der Gedanke an die anderen, die Schwächeren, schnell auf der Strecke.

ZEIT ONLINE: Glauben Sie, Kinder sind wachsamer?

Hooligans Gegen Satzbau: Absolut, Kinder haben eine unglaubliche Empathie, die erst nach und nach kaputt gemacht wird.

ZEIT ONLINE: Das Motto Ihrer Initiative ist: "Stets politisch, nie parteiisch." Ein Euro pro verkauftem Kinderbuch wird an Sea-Watch gespendet. Ist das nicht parteiisch?

Hooligans Gegen Satzbau: Wir verstehen unser Motto auf parteipolitischer Ebene. Wir unterstützen keine Partei und geben auch keine Wahlempfehlungen ab, aber selbstverständlich haben wir eine politische Haltung.

ZEIT ONLINE: Wie würden Sie diese Haltung beschreiben?

Hooligans Gegen Satzbau: Wir würden uns als wertekonservativ-linksliberal beschreiben. Eine schöne Mischung.

ZEIT ONLINE: Im November gibt es Ihre Initiative fünf Jahre. Was treibt Sie seit 2014 an, welches Ziel verfolgen Sie?

Hooligans Gegen Satzbau: Zuallererst wollen wir uns selbst immer wieder aus der Tatenlosigkeit befreien. Wer viel liest und Zeit im Netz verbringt, weiß, wie menschenverachtend und wütend Nutzer und Nutzerinnen des Internets sein können. Wir wollen jenen, die sich damit nicht abfinden wollen, den Rücken stärken, Kraft geben, und an die Mitmenschlichkeit und den Anstand erinnern. Deshalb ja auch dieses Buch. Und wir möchten mit unseren Aktionen im Internet rechts*******n und neonazistischen Gruppierungen auf humorvolle Art den Spiegel vorhalten. Indem wir uns über ihre Aussagen und Schriftpatzer lustig machen und sie überspitzen, wollen wir anderen die Angst nehmen.

ZEIT ONLINE: Die Geschichte ihrer mutigen Buchheldin ist in Reimform geschrieben. Haben Sie einen Lieblingsvers?

Hooligans Gegen Satzbau: Mein Favorit ist: "Für manchen ist die Wackelzahn nichts and'res als ein Wackelkahn. Doch für Rakete, ohne Scherz, ist sie ein Traum mit ganz viel Herz!"
Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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"Mitleid und Erbarmen hielten Bilbos Hand zurück. Viele, die leben, verdienen den Tod und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben, Frodo? Dann sei nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Selbst die ganz Weisen erkennen nicht alle Absichten. Mein Herz sagt mir, dass Gollum noch eine Rolle zu spielen hat, zum Guten oder zum Bösen, ehe das Ende kommt." (Gandalf zu Frodo)
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BLACKY74 (31.08.19), didi53 (31.08.19), pauli8 (31.08.19)
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