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22.08.19, 18:03
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#1
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Chuck Norris sein Vater
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Amazonas-Brände: Eine Verschwörungslegende und falsche Bilder
Zitat:
Präsident Bolsonaro beschuldigt ohne jeden Beleg Umweltschützer, die Feuer im Amazonas-Gebiet gelegt zu haben. Von den Bränden kursieren indes viele Fotos im Netz, die irreführend sind.
Von Patrick Gensing, ARD-faktenfinder
Tausende Feuer im Amazonasgebiet, schwarzer Regen in São Paulo: In Brasilien brennt es so heftig wie seit Jahren nicht. Farmer roden Waldflächen, wegen der Dürre greifen die Brände auf immer neue Areale über. Präsident Jair Bolsonaro reagiert [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] und beschuldigt nun Umweltschützer, die Feuer gelegt zu haben.
Der rechts******* Präsident wittert eine Verschwörung von Nichtregierungsorganisationen, die sich rächen wollten, weil Bolsonaro ihnen Unterstützung versagt hatte. Belege für seinen schweren Anschuldigungen nannte er allerdings nicht - und konnte auch auf Nachfrage keine präsentieren.
Bilder veraltet oder von anderen Kontinenten
In den sozialen Medien sorgt Bolsonaro damit für viel Kritik und Empörung. Unter dem Hashtag #PrayforAmazonas oder #PrayforAmazonia teilen Twitter-Konten zudem Bilder von den Bränden - allerdings sind viele davon gar nicht aktuell oder aus Brasilien. So beispielsweise ein Foto, das einen toten Affen zeigt. Wie eine Rückwärtsbildersuche zeigt, stammt dieses Foto aus dem Jahr 2017 und wurde in Asien aufgenommen. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Auch andere Bilder von Tieren, die unter dem Feuer leiden oder den Bränden zum Opfer gefallen sind, stammen nicht aus dem Amazonas-Gebiet. So wird beispielsweise das Foto eines teilweise verbrannten Hasen geteilt, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].

Diese Bilder stammen allesamt...

...nicht von den aktuellen Bränden.
Ein weiteres Bild, das derzeit kursiert, stammt von Waldbränden in Schweden. Andere Fotos zeigen zwar Feuer im Amazonas-Gebiet, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Bilder prüfen
Eine Rückwärtssuche von Bildern ist nicht aufwändig, unter anderem große Suchmaschinen wie Google oder Yandex bieten eine entsprechende Funktion an. Dafür muss lediglich die entsprechende URL eingegeben oder das Bild hochgeladen werden. Die Rückwärtssuche zeigt dann, wo das Foto gegebenenfalls bereits zuvor veröffentlicht wurde.
Allerdings stoßen solche Suchmaschinen bei einigen Motiven an Grenzen - insbesondere, wenn Bilder absichtlich verfremdet wurden. Das geschieht beispielsweise oft bei Profilbildern, die für Fake-Accounts eingesetzt werden.
Besonders viele Waldbrände
In Brasilien gibt es immer wieder Feuer im Amazonasgebiet, in diesem Jahr aber besonders viele. Zwischen Januar und August gab es nach offiziellen Angaben 72.843 Waldbrände, die sich in den Bundesstaaten am Amazonas konzentrieren. Im gesamten Jahr 2018 waren es 39.759 gewesen.
Wissenschaftliche Daten als Lügen bezeichnet
Die Abholzung des Regenwaldes nahm indes deutlich zu, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Umweltschützer sehen darin den Grund für die Zunahme der Waldbrände in der Amazonas-Region. Der WWF wies darauf hin, dass die "Nutzung von Feuer" eine der "Techniken für Baumrodungen" sei. Bolsonaro hatte die INPE-Daten hingegen als Lügen bezeichnet [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Großgrundbesitzer und Farmer riefen daraufhin im Südwesten des Bundesstaates Pará zudem einen "Tag des Feuers" aus und steckten in einer koordinierten Aktion große Flächen entlang der Landstraße BR-163 in Brand, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Sie seien durch Aussagen von Präsident Bolsonaro gegen Umweltschützer ermutigt worden.
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Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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23.08.19, 14:29
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#2
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working behind bars
Registriert seit: Apr 2013
Beiträge: 3.187
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Bolsonaro und die Feuer in Brasilien
Der Brandbeschleuniger
Zitat:
Die Rauchwolken der Brände im Amazonasgebiet verdunkeln den Himmel über São Paulo - und die Trockenzeit steht erst noch bevor. Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro flüchtet sich in Verschwörungstheorien.
© Ruth McDowall/ DER SPIEGEL
Von Marian Blasberg, Rio de Janeiro
Brände in Brasilien: Apokalypse am Amazonas Fotos
Marcos Correa/Presidencia Planalto/dpa
Freitag, 23.08.2019 12:42 Uhr
Als am Montagnachmittag um 15 Uhr über der Millionenstadt São Paulo völlig unerwartet und drei Stunden zu früh die Nacht hereinbrach, verstanden die Brasilianer die Welt nicht mehr.
Dunkle Wolken verfinsterten plötzlich den Himmel, dann fiel ein sonderbarer, schwarzer Regen, der kleine Rußpartikel enthielt und nach kalter Asche roch. Während die Wetterreporter im Fernsehen nach Worten suchten, kam es vielen vor, als erlebten sie gerade die Apokalypse.
Die Ersten, die etwas Licht ins Dunkel brachten, waren Meteorologen, die am folgenden Tag erklärten, dass die Rußpartikel möglicherweise von Waldbränden stammten, die zurzeit im Amazonasgebiet loderten. Starke Winde hätten sie hergeweht. Zu dieser Theorie passten einige Zahlen, die das angesehene Staatliche Institut für Weltraumforschung am selben Tag veröffentlichte. Demzufolge hat die Auswertung von Satellitenbildern ergeben, dass zwischen Januar und August mehr als 72.000 Feuer im Amazonas ausgebrochen seien. Im selben Vorjahreszeitraum waren es etwas mehr als 40.000.
Die abstrakten Zahlen sind dabei das eine. Das andere ist die emotionale Wucht der Bilder brennender Bäume, die seitdem um die Welt gehen und für einen immer lauter anschwellenden Aufschrei der Empörung sorgen.
In Anlehnung an einen Slogan der Klimaaktivistin Greta Thunberg erklärte der französische Präsident Emanuel Macron am Donnerstag über die sozialen Medien, dass "unser Haus in Flammen" stehe. Mit Blick auf Brasilien sprach Macron von einer "internationalen Krise", die er als Gastgeber des G7-Gipfels in Biarritz an diesem Wochenende zum Thema machen will. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, ergänzte, dass die Menschheit angesichts der globalen Klimakrise nicht noch mehr Schäden hinnehmen könne. "Der Amazonas muss geschützt werden", twitterte Guterres.
Großgrundbesitzer riefen den "Tag des Feuers" aus
Seit Brasilien von dem rechts*******n Hassprediger Jair Bolsonaro regiert wird, blickt die Welt besorgt auf das wichtigste Ökosystem der Erde. Bolsonaro, der wie Donald Trump den Klimawandel leugnet, will den Regenwald für große Unternehmen der Landwirtschafts- und Bergbauindustrie erschließen. Seit seinem Amtsantritt im Januar haben die staatlichen Behörden die Kontrolle der Abholzungen weitgehend eingestellt. Bußgelder für das unerlaubte Eindringen in Indianerreservate werden nicht mehr verhängt.
Auf die Folgen dieser Politik hatte das Weltrauminstitut bereits im Juli hingewiesen, als es aktuelle Zahlen präsentierte, die belegten, dass die Zahl der abgeholzten Flächen im Vergleich zum Vorjahr um ein Vierfaches gestiegen ist. Der Direktor des Instituts musste gehen, Bolsonaro bezeichnete den Befund der Wissenschaftler als manipuliert.
In der Region entlang der Bundesstraße 163, die eine der konfliktreichsten am südlichen Rand des Amazonas ist, hatte sich die Katastrophe sogar angekündigt. Verschiedene Großgrundbesitzer hatten in einer lokalen Zeitschrift den 10. August öffentlich zu einem "Tag des Feuers" ausgerufen, um neue Weideflächen zu erschließen. Eine der Anführerinnen erklärte dieser Tage der Zeitung "Folha de São Paulo", dass sie sich durch die Reden des Präsidenten ermuntert fühlen würden. Satellitenbilder des Weltraumforschungsinstituts belegen, dass an jenem 10. August die Zahl der Feuer tatsächlich um 300 Prozent in die Höhe schoss.
Bolsonaro flüchtet sich in Verschwörungstheorien
Als Bolsonaro an diesem Donnerstag vor die Kameras trat, um seine Sicht auf die Dinge kundzutun, trug er eine Verschwörungstheorie vor. Schuld an den Bränden, erklärte er, seien die internationalen NGOs. Sie würden die Feuer legen, um ihn aus dem Amt zu drängen.
Bolsonaro sagte, dass er zwar keine Beweise habe für seine Theorie, aber in seinen Augen gibt es einen plausiblen Verdacht. Seit Deutschland und Norwegen vor einigen Tagen staatliche Hilfsgelder für eine nachhaltige Entwicklung des Amazonas eingefroren haben, meint er, kämpften viele dieser Organisationen ums finanzielle Überleben. Es ist Unsinn, aber es passt in das Weltbild eines Mannes, der auch daran glaubt, dass ein sinnvoller Beitrag zum Umweltschutz darin bestehe, nur noch jeden zweiten Tag aufs Klo zu gehen.
Dennoch mehren sich auch unter seinen Unterstützern langsam die kritischen Stimmen. Blairo Maggi, der Landwirtschaftsminister unter Dilma Rousseff war und als größter Soja-Exporteur Brasiliens von Greenpeace einmal eine "Goldene Kettensäge" verliehen bekam, äußerte die Befürchtung, dass Europa brasilianische Produkte künftig boykottieren könnte. Abgesehen davon, glaubt Maggi, könnte Bolsonaros "aggressiver Diskurs" auch das erst im Juni beschlossene Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den südamerikanischen Staaten des Mercosur gefährden. Die Europäer hatten angekündigt, weder Fleisch noch Soja zu importieren, das auf abgeholzten Regenwaldflächen produziert wurde.
Der Bundesstaat Amazonas hat inzwischen einen Krisenstab eingerichtet. In Acre überlegt der Gouverneur, den Umweltnotstand auszurufen, weil die Feuerwehr mit den Löscharbeiten nicht mehr nachkommt. Tausende Menschen wurden seit Jahresbeginn wegen Atemwegsbeschwerden behandelt. Richtig schlimm, befürchten viele, werde es aber wohl erst, wenn im September offiziell die Trockenzeit beginnt.
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Quelle:
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Nur zur Erinnerung: der Amazonas Regenwald erzeugt 20% des Sauerstoffs des gesamten Planeten
Das kürzlich beschlossene Handelsabkommen ist unter diesen Umständen ein Armutszeugnis.
Derweil gibts immer mehr Leute, die nichts besseres zu tun haben, als auf Greta Thunberg rumzuhacken.
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Die folgenden 6 Mitglieder haben sich bei Uwe Farz bedankt:
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23.08.19, 17:07
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#3
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Süchtiger
Registriert seit: Sep 2008
Beiträge: 806
Bedankt: 1.944
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Der Urwald soll brennen!
Thomas Fischermann
23. August 2019
Zitat:
Für Brasiliens Präsidenten Jair Bolsonaro sind die Großfeuer am Amazonas kein Unfall, sondern Kern seiner Politik. So langsam geht das selbst der Agrarlobby zu weit.
Zu den politischen Instrumenten des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro gehört eine Haltung, die seine Landsleute als cara de pau bezeichnen: das dreiste Abstreiten sämtlicher Entwicklungen, die gerade ungelegen kommen. Jetzt wüten seit Wochen schon gewaltige Feuer im brasilianischen Amazonaswald – und bei Bolsonaro ist die cara de pau im vollen Einsatz.
"Ein sensationalistischer Ton!", beschwerte der Staatschef sich in der Nacht über seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron. Der hatte eine "internationale Krise" ausgerufen, weil der Amazonaswald brennt, und vorgeschlagen, dass die G7-Staaten darüber sprechen. Und das war nur das jüngste Bolsonaro-Dementi.
Der Präsident leugnet schon seit Wochen alle erdenklichen Hiobsbotschaften, die aus dem nördlichen Teil seines Landes kommen. Im Juli stellte die brasilianische Weltraumbehörde eine Steigerung der Abholzungsgeschwindigkeit um mehr als 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr fest – und Bolsonaro ließ einfach ihren Chef rausschmeißen. Anführer indigener Völker berichten seit Monaten von zunehmender Gewalt und Morden in den Wäldern, weil sie ihren Lebensraum vor Bulldozern und Kettensägen verteidigen wollen – aber Bolsonaro hat nicht mal Zuspruch für sie übrig.
Schuld seien die Umweltschützer
Im Juli zweifelte Bolsonaro erst mal den Mord an einem indigenen Häuptling an, der mit Messerstichwunden in einer Gegend gefunden wurde, wo Goldgräber illegal in die Indianergebiete eindringen. Und jetzt, wo der Amazonas buchstäblich brennt? Bolsonaro spielte es erst tagelang runter – und dann, als es nichts mehr zu leugnen gab, schob er in einem absurden Statement die Schuld den Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen zu. Sie seien "die größten Verdächtigen" für die Brände, weil sie ihm eins auswischen wollten.
Man darf die Informationspolitik Bolsonaros nicht missverstehen: Der Rechtsaußenpolitiker betreibt hier nicht etwa eine ungeschickte Form von Schadenbegrenzung. Er will nicht eine missliche Situation, die ihm aus dem Ruder läuft, besser aussehen lassen. Vieles spricht dafür, dass Bolsonaro will, dass der Amazonas brennt: Die "wirtschaftliche Erschließung" weiterer Teile des Amazonaswalds ist ein wichtiger Bestandteil der Bolsonaro-Regierungspolitik, und die Folge ist, dass Bäume fallen.
Die Fakten zum Feuer: Die Satelliten des brasilianischen Weltrauminstituts INPE zählten zuletzt knapp 73.000 Brandherde, 83 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Etwa die Hälfte davon brennt in der Amazonasregion selbst und etwa 30 Prozent in der südlich angrenzenden Savannenregion. Die Brände haben auch Nachbarländer wie Bolivien und Paraguay erreicht. Zum Wochenbeginn wurden sogar die Bewohner der Wirtschaftsmetropole São Paulo von der gigantischen Rauchwolke am Himmel überrascht, die vom Amazonas aus über den Kontinent zieht. Es ist eine große Wolke, São Paulo liegt 3.000 Kilometer vom Amazonasgebiet entfernt.
Verabredungen zur Brandrodung
Die Feuer haben zwei Ursachen. An vielen Orten werden sie bewusst gelegt: Im Bundesstaat Pará etwa berichteten lokale Medien, dass Agrarunternehmer sich am 10. August zu einem "Tag des Feuers" verabredet hätten, sozusagen als Demo und zur Feier einer weiteren Expansion in den Wald. Im Norden Brasiliens ist das eine weitverbreitete Spekulationsmethode: Man rodet eine Waldfläche, in aller Regel illegal, häufig in Schutzgebieten für indigene Völker oder in Naturschutzparks. Man steckt sie in Brand und stellt später ein paar Rinder drauf, damit die Fläche als "landwirtschaftliche Nutzfläche" gilt. Man hofft darauf, dass in ein paar Jahren das illegal erschlossene Landstück nachträglich als Besitz anerkannt wird. Häufig kommt es auch so. Etliche örtliche Behörden und Gerichte machen mit den Agrarspekulanten gemeinsame Sache.
Anderswo brechen die Feuer auf natürliche Weise aus, Feuer gibt es am Amazonas jedes Jahr. Allerdings waren es bisher längst nicht so viele wie 2019. Klimaforscher und Waldexperten glauben inzwischen klar nachweisen zu können: Es brennt so viel, weil der Wald ungewöhnlich trocken ist. Der Wasserhaushalt des Amazonasgebiets, der durch Verdunstung seinen eigenen Regen herstellt und die Feuer üblicherweise rasch löscht, ist durcheinandergeraten. Das wiederum ist eine Folge der rasanten Abholzung, die sich in Brasilien inzwischen auf eine Geschwindigkeit von drei Fußballfeldern pro Minute beschleunigt hat. Seit den Siebzigerjahren sind ungefähr 20 Prozent des brasilianischen Regenwalds verschwunden, weitere 20 Prozent gelten als ausgedünnt.
Umweltschutz ist etwas für "Leute, die Grünzeug essen"
Bolsonaro macht schon seit seinem Wahlkampf im vergangenen Herbst klar, dass er den Amazonas verändern will: mehr Weide- und Ackerland, mehr Autobahnen, Brücken, Wasserkraftwerke. Die Regierung hat mehrere Infrastrukturgroßprojekte in der Region begonnen und lässt kaum eine Woche verstreichen, in der sie keine zusätzlichen Abholzungsgenehmigungen erteilt und Schutzrechte für die Natur und für angestammte indigene Völker aufweicht: durch Dekrete, Verwaltungsakte und das Einbringen von Gesetzen ins Parlament.
Doch auch ganz ohne Veränderungen an der Gesetzeslage gelingt es Bolsonaro seit Monaten schon, das Roden zu beschleunigen: indem er so redet, wie er es tut. Das Amazonasgebiet ist ein wenig wie der Wilde Westen, staatliche Organe sind Tages- oder Wochenreisen weit entfernt, also gibt es wenig Aufsicht und Kontrollen. Und dann sagt der Präsident persönlich: Indigene leben "wie Tiere im Zoo"! Umweltschutzbeamte seien "eine Strafzettelindustrie"! Umweltschutz sei etwas für "Leute, die Grünzeug essen"! Der bolsonarofreundliche Gouverneur des Amazonasstaates Acre teilte seinen Landwirten sogar mit: "Wenn die Umweltbehörde euch eine Strafe aufbrummt, sagt mir Bescheid und bezahlt keinen Pfennig, denn jetzt habe ich hier das Sagen."
Selbst der von Bolsonaro eingesetzte Umweltminister Ricardo Salles gab vor einigen Wochen noch Erklärungen ab, nach denen die "hart arbeitenden" Holzfäller die große Stütze des Landes seien. Salles ist auch dafür verantwortlich, dass die Umweltaufsichtsbehörde Ibama seit Jahresbeginn weitere große Teile ihres Budgets und etliche Kompetenzen verloren hat. Ähnlich sieht es bei der Indianerschutzbehörde Funai aus. In beiden Organisationen haben inzwischen Vertreter des Agrobusiness viel zu sagen.
"Ich bin Hauptmann Motorsäge"
Interessanterweise hat der Umweltminister Salles – der von mehreren Umweltschutzgruppen, Wissenschaftlern und Oppositionspolitikern diese Woche zum Rücktritt aufgefordert wurde – einen neuen Aktionsplan für den Amazonas vorgestellt. Der Minister erklärt nun, er wolle "die Erzählung wahr werden lassen, dass der Amazonaswald stehend mehr wert ist als abgeholzt". Er will auch "kapitalistische Antworten" auf diese Herausforderung finden, ein wirtschaftlich stärkeres "Amazonas 4.0" schaffen. Wozu für Salles die Biotechnologie gehört, aber auch ein "ökologisch verantwortungsbewusster Bergbau".
Salles leugnet im Gegensatz zu anderen Mitgliedern der Regierung auch die voranschreitende Abholzung nicht. "Niemand bezweifelt, dass mehr abgeholzt wird, aber das darf nicht der Bolsonaro-Regierung angelastet werden", sagte er. Er versprach diese Woche sogar ein härteres Vorgehen gegen illegale Abholzung und Brandstiftung in der Region – was freilich der bisherigen Politik exakt zuwiderliefe. Es ist unklar, was von diesen Plänen wirklich umgesetzt werden soll und ob der Präsident dahintersteht.
Dieser rasch der Öffentlichkeit vorgelegte Salles-Plan zeigt immerhin eines: Deutliche internationale Kritik, wie sie gerade wieder von Macron kam, ist der Bolsonaro-Regierung offenbar nicht egal. Sogar Vertreter des brasilianischen Agrobusiness, darunter der Sojakönig und frühere Landwirtschaftsminister Blairo Maggi, hatten zuletzt gewarnt: Das schlechte Image durch die Amazonasabholzung und die flapsigen Sprüche des Präsidenten ("Ich bin Hauptmann Motorsäge") schadeten den Agrarexporten. Und mit der Agrarlobby, das weiß Bolsonaro, legt man sich in Brasilien besser nicht an.
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Quelle:
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23.08.19, 23:22
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#4
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working behind bars
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FIRMS Fire Map der NASA:
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#5
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Chuck Norris
Registriert seit: Sep 2009
Beiträge: 3.738
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Zitat:
Zitat von Uwe Farz
Nur zur Erinnerung: der Amazonas Regenwald erzeugt 20% des Sauerstoffs des gesamten Planeten
Das kürzlich beschlossene Handelsabkommen ist unter diesen Umständen ein Armutszeugnis.
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Korrekt, denn wenn es schon daran scheitert, wie sollte man drastischere Schritte angehen? In einem so eklatanten Fall würde ich das Völkerrecht um Verbrechen gegen Umwelt und Mensch erweitern. Es kann nicht in der Verantwortung einer einzelnen nationalen Regierung liegen, darüber zu entscheiden ob ein so wichtiges Ökosystem vernichtet wird.
Aber da sind wir wieder an der Stelle des mangelnden Willens. Anstatt den Mann konsequent zu isolieren unterzeichnet man Abkommen mit ihm. Ich denke hier täte ein Paradigmenwechsel bei uns ganz gut.
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25.08.19, 13:38
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#6
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SoundmalSo
Registriert seit: Oct 2017
Beiträge: 618
Bedankt: 1.092
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Zitat:
Zitat von Uwe Farz
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Wenn man sich die Karte anschaut sieht es aber auch extrem übel in Afrika aus,nur iwie bekommt da keine News dazu
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