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24.07.19, 12:13
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Chuck Norris sein Vater
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Elektroroller in Frankreich: Die Scooter-Plage
Zitat:
E-Stehroller galten in Frankreich als Verkehrsmittel der Zukunft. Doch rabiate Nutzer gefährden Fußgänger wie Autofahrer, die Gefährte landen in Flüssen und dem Meer. Paris will sie aus dem Stadtbild zurückdrängen.

Rainer Bobsin
Bei einem Spaziergang an der Seine wurde Paris-Besucher Rainer Bobsin Zeuge eines Spektakels: Der Hannoveraner beobachtete Anfang Juni zwischen den Brücken Pont des Arts und Pont Neuf wie Taucher der Feuerwehr in roten Neoprenanzügen mehr als ein halbes Dutzend elektrische Leih-Scooter aus dem Fluss bargen. Eine ungewöhnliche Übung der Froschmänner. "Normalerweise retten wir Leben", so Oberst Gabriel Plus von der Pariser Feuerwehr. "Und kümmern uns nicht um Schrott."
Dabei ist die Aufräumaktion an der Seine kein Einzelfall. Seit im vergangenen Jahr ein Boom von E-Stehrollern, Mono-Wheels, Hooverboards oder batteriebetriebenen Skateboards Frankreichs Städte erfasst hat, häufen sich Fälle von Umweltvandalismus: In Lyon wurden Leihscooter aus der Sâone geborgen. In Marseille fischten Taucher Anfang des Monats binnen zwei Tagen 47 elektrische Roller aus dem Meer. "Es ist der neueste Sport mancher Jugendliche", kommentiert der Nachrichtensender BFMTV, "aus Amusement werfen sie E-Roller ins Wasser".
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Das ist die Kehrseite der schönen neuen E-Mobilität: Die Roller werden von ihren Nutzern oft achtlos zurückgelassen, verschandeln die Zugänge rund um Eiffelturm und Notre Dame oder müllen Fußgängerzonen und Bürgersteige zu. Selbst die Champs-Élysées, laut Eigenwerbung der "schönste Boulevard der Welt" sind stellenweise durch herumliegende Leih-Scooter entstellt.
Schlimmer noch: Fußgänger wie Kraftfahrer werden von Rollerfahrern verschreckt, die sich mit bis zu 40 km/h durch den Autoverkehr schlängeln oder auf Gehsteigen zwischen Passanten vorbeisausen. Furore machte Anfang des Jahres ein Video, das einen Rollerfahrer zeigte, der mit 85 Stundenkilometern über eine Pariser Autobahn raste - nicht zu identifizieren, denn für die E-Scooter besteht in Frankreich keine Kennzeichenpflicht.
Mit dem Chaos soll es demnächst vorbei sein. Nachdem aufgebrachte Pariser Bürger sich auf Blogs und per Eingabe an das Rathaus über die "Fußgängerhölle" oder die "urbane Anarchie" beklagten, versprach Bürgermeisterin Anne Hidalgo strikte Regeln für die Nutzung der E-Scooter: "Vor allem zum Schutz für alte Leute und Kinder."
Zwar sind Unfälle mit elektrischen Rollern bislang nicht statistisch erfasst, aber nach Angaben des Amtes für Verkehrssicherheit zeigt die Tendenz der Zusammenstöße nach oben - bisweilen auch mit tödlichem Ausgang.
Ab September werden die elektrischen Stehroller daher von Gehsteigen und aus Fußgängerzonen verbannt. Scooter dürfen nur noch auf Fahrbahnen oder Radwegen benutzt werden. Renitente Rollerfahrer, die weiterhin auf Bürgersteig herumkurven, werden mit einer Geldstrafe von bis zu 135 Euro bestraft - so hat es Transportministerin Elisabeth Borne verkündet, zuständig neuerdings auch für Umwelt. Zugleich müssen lizensierte Leihunternehmen eine Zulassungsgebühr von rund mindestens 50 Euro pro Gerät berappen.
Dabei priesen manche Politiker die handlichen E-Transporter ursprünglich als umweltfreundliche Ergänzung zum Konzept des autofreien Verkehrs. Paris setzt angesichts des Klimawechsels und des immer häufigeren Smog-Alarms seit langem auf die Abkehr vom privaten Pkw. Schon 2007 schuf die Hauptstadt ein Leihfahrradsystem ("Vélib") und richtete dafür im gesamten Stadtgebiet Haltepunkte ein.
Denn obgleich nur 37 Prozent der Pariser über ein eigenes Auto verfügen und lediglich zehn Prozent aller täglichen Fahrten per Pkw erledigt werden, besetzt die Blechlawine bis zu 50 Prozent des öffentlichen Raumes. "Unsere Städte sind von den Autos kolonisiert worden", kritisiert Christophe Najdovski (Grüne), der für Verkehr zuständige Pariser Vizebürgermeister. Die linke Stadtregierung fördert eine radikale Wende - bis 2020, so twitterte Bürgermeisterin Hidalgo, sollen im Großraum Paris 1000 Kilometer Fahrradwege zur Verfügung stehen.
Paris erwartet bis zu 40.000 Scooter
Angesichts dieser Vision empfahlen sich die batteriebetriebenen Treter gerade für Pendler als ideale Wahl für "die letzte Meile" zwischen Bus- oder Metrohaltestelle und Arbeitsplatz - vor allem im günstigen Leihbetrieb. Eine App auf dem Handy genügt, um das nächstgelegene Gefährt zu orten.
Ein profitable Nische, die von bis zu einem Dutzend französischen Start-ups wie ausländischen Firmen besetzt wurde, darunter US-Firmen wie Lime und Bird oder der Billig-Taxibetreiber Uber. Prompt schoss die Zahl der Scooter seit dem vergangenen Sommer auf 15.000. Bis Ende dieses Jahres könnten gar mehr als 40.000 E-Geräte durch Paris rödeln, so die Pariser Verwaltung. "Sehr schnell und ein bisschen anarchisch", beschreibt Ministerin Borne die explosive Zunahme der Roller. "Die derzeitige Lage ist nicht länger hinnehmbar", klagt Vizebürgermeister Najdovski gegenüber der Tageszeitung "Le Parisien".
Der Politiker fordert "eine nationale Reglementierung" der E-Roller: "Paris bietet eine großartige Spielfläche, aber der Raum ist nicht mehr aufnahmefähig." Neben der Regulierung der Scooter-Schwemme wird die Hauptstadt 500 eigene Parkflächen für die Leih-Treter ausweisen. Illegal abgestellte E-Gefährte werden künftig von städtischen Müllwerkern kassiert: Die betroffenen Firmen erhalten die Roller gegen ein Bußgeld von 35 Euro zurück - auch wenn Taucher sie aus der Seine gefischt haben.
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