Der Ebola-Ausbruch im Osten des Kongo hat eine Metropole erreicht. Die Gesundheitsbehörde in Goma teilte mit, den Patienten zügig identifiziert und isoliert zu haben.
15. Juli 2019, 10:51 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, vk 34 Kommentare
Das kongolesische Gesundheitsministerium hat einen Ebola-Fall in Goma im Osten des Landes festgestellt. Damit ist zum ersten Mal seit dem neuerlichen Ausbruch des Virus eine Infizierung mit dem Erreger in einer Großstadt mit einer Million Einwohnern bestätigt worden.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums reiste ein mit Ebola infizierter Mann aus der Provinz Südkivu mit dem Bus nach Goma. Er habe die Hauptstadt der Provinz Nordkivu am Sonntag erreicht. Die Reiseroute habe über die Stadt Butembo geführt, in der bereits etliche Menschen an Ebola erkrankt sind.
Die Behörden versicherten jedoch, das Risiko einer Ausbreitung des Erregers in der Stadt sei gering: Der Patient sei zügig identifiziert und isoliert worden. Alle übrigen Passagiere des Reisebusses seien ebenfalls identifiziert worden.
Zitat:
Fakten zu Ebola Was ist Ebola überhaupt?
Ebola ist ein Virus der höchsten biologischen Schutzstufe, besser gesagt ein Virus, das äußerst gefährlich und sehr ansteckend ist. Unter dem Mikroskop sieht es aus wie ein Faden, der manchmal Schlaufen schlägt, einem Regenwurm nicht unähnlich.
Das Virus gehört zur Familie der Filoviren und wird in fünf Arten unterteilt. Die Unterarten sind unterschiedlich gefährlich. Die meisten Krankheitssymptome zeigen sich in den ersten drei Wochen der Infektion.
Entdeckt wurde das Virus 1976 von einer Forschergruppe um den Infektiologen Peter Piot im ehemaligen Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, unweit vom jetzigen Ausbruchsort. Dass diese dem Virus den Namen Ebola gab, ist einem skurrilen Zufall geschuldet. Die Forscher wollten das Virus nicht nach dem Ort des Ausbruchs, Yambuku, benennen. Denn dann, fürchteten sie, würde der Name des Dorfes für immer mit einem tödlichen Virus verbunden bleiben. Deshalb entschieden Piot und seine Kollegen sich dafür, das Virus nach einem Fluss zu benennen, der auf der Karte der Forscher direkt neben dem Dorf Yambuku verlief. Als sich die Karte als fehlerhaft erwies und sich herausstellte, dass der Fluss Ebola ein ganzes Stück entfernt verlief, war es zu spät: Das Virus hatte bereits einen Namen.
Was passiert mit den Infizierten?
Am Anfang ähnelt die Infektion einer Grippe mit Fieber, Unwohlsein, Müdigkeit, Glieder- und Kopfschmerzen. Später kann das Fieber sehr hoch steigen, es kommt zu [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Seltener [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Je nach Virustyp und je nachdem, wie gut die Versorgung ist, sterben [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] – beim Ausbruch 2014/2015 in Westafrika, wo der Zaire-Stamm kursierte, lag die Sterblichkeit bei 63 Prozent ([ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]).
Wie bei anderen schweren Erkrankungen sterben vornehmlich ältere Menschen sowie Kranke und Kinder, deren Immunsysteme weniger stark sind. Aber auch die genetische Ausstattung eines Menschen scheint darüber mitzuentscheiden, wie schwer die Erkrankung verläuft ([ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]).
Wie wird das Virus übertragen?
Das Virus überträgt sich von Mensch zu Mensch und zwar [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Das Virus kann auch indirekt übertragen werden, über eine Nadel oder sogar über benutzte Bettwäsche. Wer die Hand eines Kranken, der vorher hineingehustet hat, schüttelt und sich danach ins Auge fasst, kann sich bereits angesteckt haben.
Gleichzeitig gilt das Ebola-Virus als weniger ansteckend als zum Beispiel die Masern oder Keuchhusten. Ein Infizierter steckt im Schnitt weniger als zwei Menschen an ([ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]). Außerdem sind infizierte Menschen erst dann ansteckend, wenn sie selbst Symptome zeigen.
Überraschende Langzeitfolgen
Immer deutlicher zeigt sich inzwischen aber auch, dass das Virus den Patientinnen und Patienten noch Monate, gar Jahre nach der Infektion zusetzen kann.
Am eigenen Leib erlebt hat das der US-amerikanische Arzt Ian Crozier, der 2014 mit der WHO Ebola-Patienten in Sierra Leone behandelt und sich dabei selbst angesteckt hatte. Wenige Monate nachdem er eigentlich genesen und aus dem Krankenhaus in den USA entlassen worden war, fing sein linkes Auge an, zu schmerzen. Er hatte Schwierigkeiten, klar zu sehen, der Kopf schmerzte, ihm wurde übel.
"Der Augeninnendruck hatte sich bei mir mehr als verdoppelt", [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Ein Arzt nahm Augenwasser ab und machte eine überraschende Entdeckung: Das Virus war dort – Monate nach der Infektion – noch immer in sehr hoher Konzentration nachweisbar.
Forscherinnen erklären dies damit, dass das Auge ein Ort ist, an dem das Immunsystem sich anders entwickelt als im Rest des Körpers ([ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]). Augenbeschwerden sind aber nicht die einzigen Langzeitfolgen: Auch Gehörverlust, Kopf- und Gelenkschmerzen drohen Ebola-Überlebenden ([ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]).
Woher kommt das Virus?
Viele Viren haben ein natürliches Reservoir, sie vervielfältigen sich also in bestimmten Tieren. Diese infizieren sich, sterben aber nicht an der Infektion. Beim Ebola-Virus sind die Reservoirs wahrscheinlich Fledermäuse und Flughunde.
Das Virus kann übertragen werden, wenn Menschen in Kontakt mit infizierten Tieren kommen. Üblicherweise überträgt sich das Virus von Menschenaffen – insbesondere dann, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Oder wenn Menschen sogenanntes bushmeat, das Fleisch von wilden Tieren, zubereiten.
Möglicherweise kann das Virus auch indirekt übertragen werden, wenn ein Mensch eine Mango isst, auf die ein Flughund oder eine Fledermaus das Virus übertragen hat. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Forscher des Robert Koch-Instituts zeichneten mithilfe von Befragungen, Untersuchungen wilder Tiere und molekularen Analysen des Ebola-Virus, das sie in Flughunden gefunden hatten, nach, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Alles deutete auf einen Baum hin, von dessen Ästen jeden Tag Hunderte Flughunde der Art mops condylurus baumelten. Ein zweijähriger Junge war hinaufgeklettert und hatte in den Ästen gespielt – als er hinunterstieg, hatte er die Viren in seinem Körper ([ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]).
Der Generalsekretär der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] besorgt zu dem Fall. Allerdings sei eine Infizierung in der Millionenstadt zu erwarten gewesen. Die Behörden in Goma hätten intensive Vorbereitungen getroffen, um einen Ebola-Fall schnell identifizieren und darauf reagieren zu können. Dem WHO-Direktor zufolge wurde ein Ebola-Behandlungszentrum eingerichtet. Außerdem seien allein in Goma rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen Ebola geimpft worden.
Insgesamt sind im Osten der Demokratischen Republik Kongo bislang 2.489 Menschen erkrankt. In knapp 2.400 Fällen wurde das Virus im Labor bestätigt. 1.665 Menschen starben. Die [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] gilt als schlimmster Ebola-Ausbruch seit der [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] in Westafrika im Jahr 2014 – damals waren mehr als 11.000 Menschen getötet worden.
In den Prozinzen Nordkivu und Ituri bekämpfen sich verschiedene bewaffnete Gruppen. Wegen dieser Gewalt gilt es als besonders schwierig, die Ausbreitung des Ebola-Erregers einzuschränken und die Situation unter Kontrolle zu bringen. Immer wieder kommt es auch zu Angriffen auf Hilfskräfte. In einigen Teilen der Bevölkerung werden humanitäre Helferinnen und Helfer zudem nur mit Skepsis empfangen. Die Demokratische Republik Kongo gilt als eines der ärmsten Länder der Welt.
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"Mitleid und Erbarmen hielten Bilbos Hand zurück. Viele, die leben, verdienen den Tod und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben, Frodo? Dann sei nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Selbst die ganz Weisen erkennen nicht alle Absichten. Mein Herz sagt mir, dass Gollum noch eine Rolle zu spielen hat, zum Guten oder zum Bösen, ehe das Ende kommt." (Gandalf zu Frodo)
Geändert von Wornat1959 (15.07.19 um 18:24 Uhr)
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