[BLACKY74]

Mercedes-Neuwagen: Die Deutsche Umwelthilfe enttarnt "immer wieder äußerst erfinderische Werbelügen". (Quelle: Deutzmann/imago images)

Sie erfinden Effizienzklassen, stellen haarsträubende Vergleiche an: Laut eines Verbandes schrecken Autohersteller nicht davor zurück, ihre Kunden zu betrügen. Vier Beispiele für "äußerst erfinderische Werbelügen".

Die Grenzen von Recht und Gesetz: Einige Autobauer scheinen sich von ihnen nicht aufhalten zu lassen. Diesen Vorwurf erhebt die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Der Verein prüft immer wieder die Aussagen der Hersteller daraufhin, ob sie erlaubt sind – und ob sie stimmen. Dabei enttarne der Verein immer wieder erfinderische Werbelügen.

Das Fazit der Umweltschützer zum Vorgehen der Konzerne: "Die Automobilhersteller betrügen ihre Kunden systematisch." Auch gegen die Behörden von Bund und Ländern erhebt die DUH schwere Vorwürfe. Sie würden wegschauen und sich weigern, die schwerwiegenden Verstöße zu verfolgen. Hier sind vier Beispiele für solche Fehltritte der Autohersteller.

Neue Effizienzklassen erfunden

Das Energieeffizienz-Label soll auf den ersten Blick zeigen, wie sauber ein Auto ist. Dazu gibt es eine farbige Skala: Sehr saubere Autos erhalten ein grünes A+, sehr schmutzige ein rotes G.

So ein schmutziges rotes G will natürlich kein Autohersteller. Da wäre es doch gut, wenn das G gar nicht so schmutzig wäre.

Volkswagen erfand deshalb im Dezember 2011 kurzerhand eine neue Effizienz-Klasse, das H. Und schon sahen schmutzige Autos der Klasse G auf dem Label sauberer aus, als sie waren.

Noch weiter ging Cadillac: Die US-Marke schummelte gleich sechs neue Klassen auf das Label: H, I, J, K, L und M. Später endete das Label auch bei Hyundai plötzlich bei H statt bei G.

Offizielles Ökolabel: Die farbig abgestuften Effizienzklassen reichen von A bis G. Einzelne Hersteller erweiterten diese Klassen um bis zu sechs Buchstaben. (Quelle: VCD)

Laut der DUH wollten weder Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) noch Niedersachsens damals amtierender Umweltminister Hans-Heinrich Sander (�* 2017, FDP, Rücktritt 2012) gegen diese Fälschungen vorgehen. Stattdessen stoppten die Verbraucherschützer den Etikettenschwindel.

"Emissionen auf Minimum reduziert"?

Das klang vielversprechend: "BlueTec reduziert die Emissionswerte unserer hochmodernen Dieselmotoren auf ein Minimum." So bewarb Mercedes seine C-Klasse (Modell C 220 BlueTec).

Messungen zeigten das Gegenteil: Der Mercedes hat die erlaubten Stickoxid-Grenzwerte um das 28-fache überschritten, sagt die DUH. Von allen untersuchten Autos schnitt die C-Klasse damit am schlechtesten ab.

Die Mercedes-Ansage – eine Werbelüge? Das ließ die DUH vor Gericht klären. Dort präsentierte Daimler eine erstaunliche Erklärung für sein vollmundiges Versprechen: "Reduzierung auf ein Minimum" – das bezog sich nicht auf die sauberen Motoren der Konkurrenz. Gemeint war viel mehr: der Vergleich mit den anderen Mercedes-Motoren. Denn diese seien eben noch schmutziger.

Dass illegale Abschalteinrichtungen in dem Auto stecken, bestritt der Hersteller. Später bestätigte hingegen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) intern die DUH-Untersuchungen: Drei Millionen Mercedes-Autos seien mit illegalen Abschalteinrichtungen manipuliert worden.

Spitzenmodell verbraucht nichts?

Noch einmal Mercedes: Als die Luxusmarke 2013 ihre neue S-Klasse herausbrachte, waren Zeitungen und Plakatwände voll mit Anzeigen. Sie erklärten, wie schön das Auto sei, wie bequem – und wie sauber. Seltsam: Die Angaben zu Verbrauch und Schadstoffen stimmten überhaupt nicht. Die miesen Werte des Topmodells fehlten gleich komplett – ein "knallharter Betrug", so die DUH.

Die Umweltschützer wollten die Sache zunächst außergerichtlich klären. Mercedes habe sich aber geweigert, die Angaben zu korrigieren. Daraufhin setzte die DUH eine einstweilige Verfügung und ein Ordnungsgeld durch – das übrigens in die Staatskasse floss.

Sauber für 21 Minuten

Einen "geringen Ausstoß an Emissionen" verspricht Fiat für seinen 500X. Wenn das überhaupt stimmt, dann wohl nur für kurze Zeit. Denn nach 21 Minuten schalte sich die Abgasreinigung des SUVs komplett aus, so die DUH. Warum nach 21 Minuten? Weil die Abgasmessungen auf dem Prüfstand genau 20 Minuten dauern. Anschließend stoße der Fiat bis zu 22-mal so viele Emissionen aus wie erlaubt.

Das Bundesverkehrsministerium bestätigte später: Diese Abschalteinrichtung ist illegal. Zudem könne das Ministerium empfindliche Strafen gegen den Autobauer verhängen – bis zu 5.000 Euro je Auto.

Das haben die zuständigen Vollzugsbehörden laut der DUH aber bis heute nicht getan.

Bundesgerichtshof stärkt DUH den Rücken

Die Deutsche Umwelthilfe wird häufig als Klageverband bezeichnet, da ihre juristischen Maßnahmen zu etlichen Fahrverbotsurteilen in ganz Deutschland geführt haben. Dabei geht es um Luftreinheitswerte, die in etlichen Innenstädten weit überschritten werden.

Gegner hat die DUH deshalb zur Genüge, etwa in der Autoindustrie und der CDU. Sie behaupten, die Organisation würde mit Abmahnungen viel Geld verdienen. Was sie verschweigen: Die DUH ist ein gemeinnütziger Verein und darf als solcher überhaupt keine Gewinne machen.

Dass die Arbeit der DUH rechtens sei, bestätigte in der vergangenen Woche der Bundesgerichtshof (BGH). Er sprach die Organisation vom Vorwurf des Rechtsmissbrauchs frei.

Autohaus Felix Kloz: Der Mercedes-Händler aus dem Raum Stuttgart wollte der DUH Profitabsichten und unzulässige Querfinanzierungen nachweisen. Unterstützung erhielt er von Seiten des Kfz-Gewerbes. Das Vorhaben misslang. (Quelle: Marijan Murat/dpa)

Geklagt hatte ein Mercedes-Händler. Mit Unterstützung des Kfz-Gewerbes wollte er der DUH Profitabsichten und unzulässige Querfinanzierungen nachweisen.

Zuvor war seine Firma selbst von der DUH abgemahnt worden: Die Felix Kloz GmbH hatte laut DUH falsch über Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß eines Neuwagens informiert.

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[MunichEast]

Die heilige Kuh des Deutschen das Auto. Den Grenzwert um das 28fache überschritten, böse böse Umwelthilfe das aufzudecken ...

[Bady23]

Zitat von MunichEast

Den Grenzwert um das 28fache überschritten, böse böse Umwelthilfe das aufzudecken ...

Nun ja, auf einer Seite kann ich die Gegner der Umwelthilfe völlig verstehen.
Meist endet es eben darin das der Käufer der leidtragende ist indem er mehr bezahlen muss oder wie beim Diesel Gate nicht mal mehr in die Umweltzone darf.
Statt die Hersteller sofort zur Verantwortung zu ziehen und zu verpflichten die Fahrzeuge umzurüsten, den Kauf rückgängig zu machen oder sich ein neues Fahrzeug auszuwählen ohne viel Bürokratie werden immer die Hersteller geschützt und der Kunde ist der Verarschte.

[Melvin van Horne]

Moin,

Zitat: "Was sie verschweigen: Die DUH ist ein gemeinnütziger Verein und darf als solcher überhaupt keine Gewinne machen."

Was da verschwiegen wird. Gewinn ist grob das, was von den Einnahmen nach Abzug der Kosten übrigbleibt. Zu den Kosten zählen auch Gehälter und Aufwandsentschädigungen. Zitat aus dem Wikipediaartikel

"Die wesentliche inhaltliche Projektarbeit wird von den hauptamtlich beschäftigten Mitarbeitern geleistet. An den vier Standorten beschäftigte die Umwelthilfe 2018 insgesamt 113 Mitarbeiter[11], eine Steigerung um 13 % gegenüber 2017.[12] Der Großteil der Mitarbeiter wird tariflich mit einem durchschnittlichen Gehalt von EUR 50.000 entlohnt, das Durchschnittsgehalt der sechs außertariflichen Mitarbeiter betrug EUR 110.000.[13] Daraus ergeben sich Personalkosten in Höhe von knapp EUR 6,5 Mio."

Ein Verein mit knapp über 350 Mitgliedern zahlt sechs außertariflichen Mitarbeitern durchschnittlich 110.000 € Jahresgehalt. das macht so ca. 9.000 im Monat. Zum Vergleich. Die Beamtenbesoldungstabelle die mir vorlag endet bei einer A16. Das sind in der letzten Stufe (also nach vielen Jahren in der A16) nicht ganz 8.000 €. Das bekommen unter anderem Botschafter, Botschafter Erster Klasse, der Bundesbankdirektor, ein Chefarzt, Dekan, der Direktor für Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, ein Generalkonsul oder ein Gesandter.

Der Verein mag ja keinen Gewinn machen. Aber die Mitarbeiter schon. Und zwar ordentlich. Wenn zu Weihnachten wieder die Spendenbüchsen klappern wird wieder vor unseriösen Spendensammlern gewarnt die eine Gemeinnützigkeit vorgaukeln sich aber nur bereichern. Als guter Test wird immer die Höhe der Verwaltungskosten genannt. Auch wenn das Ziel der DUH nicht primär die finanzielle Unterstützung von Projekten ist. Mit diesen Verwaltungskosten würde man es sicher nicht in die Liste der spendenwürdigen Organisationen schaffen. Stuttgart wird ja im Zusammenhang mit dem Dieselskandal oft genannt. Nur zum Vergleich. Stuttgart hat ca. 600.000 Einwohner. Das bedeutet das jeder Einwohner vom Säugling bis zum Rentner einen Euro spenden muss um nur die aussertariflichen Gehälter der sechs Spitzenleute der DUH zu zahlen. Jedes Jahr aufs neue.

Keinen Gewinn?

Ich finde es gut und richtig das da jemand ist, der den Betrügereien der Autoindustrie sehr erfolgreich den Kampf angesagt hat. Unsere Regierung und ihre Behörden stecken so tief im Arsch der Autoindustrie. Von denen ist da nichts zu erwarten. Dafür gebührt der DUH Dank und Anerkennung. Aber vom weißen Ritter ohne Fehl und Tadel als der sie von sich selbst und manch anderem dargestellt werden, sind sie weit entfernt. Und ihre Kostenstruktur und ihr Vorgehen das ich oft für bestenfalls wenig gemeinnützig ansehe, lässt mich an der Gemeinnützigkeit doch sehr zweifeln.

[MunichEast]

Zitat von Melvin van Horne

Ein Verein mit knapp über 350 Mitgliedern zahlt sechs außertariflichen Mitarbeitern durchschnittlich 110.000 € Jahresgehalt. das macht so ca. 9.000 im Monat. Zum Vergleich. Die Beamtenbesoldungstabelle die mir vorlag endet bei einer A16. Das sind in der letzten Stufe (also nach vielen Jahren in der A16) nicht ganz 8.000 €. Das bekommen unter anderem Botschafter, Botschafter Erster Klasse, der Bundesbankdirektor, ein Chefarzt, Dekan, der Direktor für Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, ein Generalkonsul oder ein Gesandter.

Die Besoldungsfrage sehe ich nicht als grundliegend an, außer in der Neidfrage. In einer mir gut bekannten Bundesbehörde verdient schon ein Sachgebietsleiter A16 und ein Referatsleiter B3.

Bleiben wir aber bei der Autoindustrie, im Moment der Gegner der DUH, bei BMW liegt das Durchschnittsgehalt,obwohl das umlegen wirklich nicht sinnvoll ist, bei den Menschen nicht am Band, also Techniker, Verwaltung und Entwicklung bei durchschnittlich 100.000 Euro/Jahr.

Die DUH bezahlt ihre Mitarbeiter sehr gut ! Ist es nicht das was wir alle eigentlich wollen ? neeeeeeee

[MotherFocker]

Völlig am Beitrag von Melvin vorbei (wie so oft):

Ob und wieviel bei einer Bundesbehörde bezahlt wird, ist in diesem Fall völlig irrelevant. Auch beim "Gegner", da dort die Mittel schlicht und ergreifend erwirtschaftet werden.

Du erkennst den Unterschied zwischen "erwirtschaftet" und "erstritten", bzw. "gesammelt"?

Zitat von Melvin van Horne

[...]Aber vom weißen Ritter ohne Fehl und Tadel als der sie von sich selbst und manch anderem dargestellt werden, sind sie weit entfernt. [...]

Mit diesem Zitat wäre dann wohl alles gesagt...

Es geht hier absolut nicht um die Bezahlung, sondern um die Herkunft!

So viel Ignoranz solltest Du doch mittlerweile nicht mehr aufbringen müssen.

[Melvin van Horne]

Moin,

Zitat Wikipedia: Die Gemeinnützigkeit definiert sich in Deutschland aus der Abgabenordnung (AO). Es verfolgt nach § 52 Abs. 1 Abgabenordnung „eine Körperschaft […] gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern.“

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man bei einem Jahreseinkommen von 110.000 Euro von "selbstlos" sprechen kann. Gerichte habe entschieden das das so ist. Das habe ich zu akzeptieren. Trotzdem sehe ich das anders.

Um zu beurteilen ob ich neidisch bin, müsstest Du mein Gehalt kennen. Das ist nicht der Fall, und wir können dieses Argument im Bezug auf mich also vergessen. Nur soviel zu meinem Einkommen. Obwohl ich die Verwaltung meines Vermögens an Amazon abgegeben habe, bleibt am Monatsende immer noch gut was übrig. Ich habe schon mehrere Male höher dotierte Angebote abgelehnt weil es mir da wo ich bin gut gefällt. Neid ist also nicht mein Problem.

Um es klar zu sagen. ich bin nicht dagegen das da gut bezahlt wird. Ich bin sehr traurig darüber das wir einen Verein brauchen um den Betrug der Autoindustrie aufzudecken und die Gesetze durchzusetzen. Und ich bin froh, dass es diesen Verein gibt. Aber das bedeutet nicht, dass ich dadurch verpflichtet wäre alles gut zu finden was dieser Verein tut.

Ich habe einen Haufen Geld für einen richtig geilen riesigen Farbfernseher ausgegeben. Warum soll ich mir da ein kleines schwarz weißes Weltbild zulegen? Ich finde bunt viel schöner. Überall da wo Licht ist, ist auch Schatten. Und es beschädigt das Licht nicht, wenn man die Schatten beim Namen nennt. Neben der einfachen Tatsache das es zu einer ehrlichen Betrachtung dazugehört gibt es auch noch einen anderen Punkt. Keiner hat das je schöner gesagt als Wilhelm Busch in seiner [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

... Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen Vorweg den andern Kritiküssen

[BrauseFass]

Dieser Abmahnverein " Umwelthilfe " wird übrigens nicht unerheblich von großen Automobilherstellern finanziert.
Sollte jeder mal darüber nachdenken.