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21.06.19, 00:39
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#1
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Profi
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Bedankt: 6.242
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Frauenfußball-WM : Die Bürokraten haben übernommen
Zitat:
Frauenfußball-WM
Die Bürokraten haben übernommen
Eine absurd kleinliche Regelinterpretation sorgt gerade für Unmut bei der Fußball-WM. Sie zeigt, dass der Videobeweis wieder mal eher Probleme schafft, als sie zu lösen.
Von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
20. Juni 2019, 17:13 Uhr 56 Kommentare

Auch die schottische Stürmerin Claire Emslie kann es kaum glauben. © Lionel Bonaventure/Getty Images
Am Ende weinte Erin Cuthbert. Die Schottin wurde zur Spielerin des Spiels gewählt, aber das nutzte ihr auch nichts mehr. Sie und ihr Team waren bei ihrer ersten WM-Teilnahme überhaupt nach der Vorrunde ausgeschieden. "Ich bin so stolz auf die Mädels", [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. "Im Fußball gibt es unglaubliche Höhepunkte, aber auch verheerende Tiefpunkte."
Verheerend, Tiefpunkt, das trifft es ganz gut. Das Aus der Schottinnen gegen Argentinien wurde nämlich durch einen Eingriff des deutschen Videoassistenten Bastian Dankert entschieden, der als neuer Tiefpunkt in der an Tiefpunkten so reichen, obwohl so kurzen Geschichte des Videobeweises eingehen wird. Ein Videobeweis, der sich in dieser Form zu einer Mischung aus Lachnummer und echtem Ärgernis entwickelt.
3:2 stand es bis zur 92. Minute zwischen Schottland und Argentinien. Mit diesem Ergebnis hätten die Schottinnen ziemlich gute Chancen gehabt, sich als eine der vier besten Gruppendritten fürs Achtelfinale zu qualifizieren, Argentinien wäre raus gewesen. Dann aber erhielten die Argentinierinnen einen Strafstoß, Florencia Bonsegundo stand bereit. Der Ausgleich hätte das Aus für Schottland bedeutet. Doch die schottische Torfrau Lee Alexander hielt, großer Jubel, geschafft! Dachten alle, bis sich Bastian Dankert einschaltete, der ganz genau hingeschaut hatte. Alexander hatte sich zu früh von der Torlinie bewegt. Die nordkoreanische Schiedsrichterin Ri Hyang-ok ließ den Elfer wiederholen, diesmal war er drin und Schottland raus.
Zitat:
FIFA Frauen-WM: Schottland scheidet nach VAR-Elfmeter-Drama in der Nachspielzeit und einem 3:3 gegen Argentinien in der Vorrunde aus. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] #SCOARG #FIFAWWC
— Sportschau (@sportschau) 20. Juni 2019
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Die Schottinnen sind damit das jüngste Opfer der kompletten Überinterpretation einer Regelverfeinerung, die eigentlich den Torhüterinnen und Torhütern helfen sollte. Seit Kurzem müssen diese beim Elfmeter nicht mehr mit beiden, sondern nur noch mit einem Fuß auf der Linie stehen. Das war ein Entgegenkommen an die Praxis, an den natürlichen Bewegungsablauf der Torfrauen und Tormänner, die sich nie wirklich an die alte Regel hielten, weil es nämlich nur Anatomiewundern möglich ist, mit zwei auf der Linie festgenagelten Füßen anständig zur Seite zu springen.
Diese Verfeinerung hat aber nun dazu geführt, dass die Schiedsrichter und ihre Helfer im Videokeller beim zweiten Fuß ganz genau hinschauen. Das ist wohl eine Anweisung der Fifa. Und das führt zu absurden Entscheidungen. Es war schon die dritte dieser Art bei dieser WM. Sechs Zentimeter zum Beispiel, so wurde später nachgemessen, hatte sich vor ein paar Tagen schon der zweite Fuß der nigerianischen Torfrau Chiamaka Nnadozie vor der Linie befunden, kurz bevor die Französin Wendie Renard ihren Elfmeter an den Pfosten setzte. Wegen dieser sechs Zentimeter wurde der Elfer wiederholt, dieses Mal traf Renard. Die Torfrauen kassierten dazu jeweils noch eine Gelbe Karte.
Wie preußische Beamte
Der Videobeweis-Effekt: Kleinigkeiten, an denen sich jahrzehntelang niemand gestört hat, erscheinen unter der Lupe der Kameras plötzlich als gigantische Probleme. Man muss nur lange genug hinschauen, dann sieht man schon was. Wie im Falle der Handelfmeter-Inflation, bei der Spieler den Ball aus zwei Metern an den Arm bekommen, steht die Strafe, nämlich ein (erneuter) Elfmeter, in keinem Verhältnis zu dem Vorteil, den man sich geschaffen hat. Falls man überhaupt von einem reden kann. Dass Renard oder Bonsegundo in ihren ersten Versuchen getroffen hätten, wenn die Torhüterinnen jeweils mit ihrem Zweitfuß auf der Linie geblieben wären statt ein paar Zentimeter davor, darf doch stark bezweifelt werden.
Anstatt diese minimalen Regelverstöße, über die sich niemand aufregen würde, als Bagatelle zu behandeln, werden sie mittlerweile maximal hart sanktioniert. So schaffen der Videobeweis und seine Interpreten mehr Probleme, als sie lösen. Sie kreieren mehr Unmut, als sie mit dem VAR aus dem Spiel nehmen. Praxisferner geht es nimmer. Wer mittels nachträglicher Videokontrolle auf eine millimetergenaue Einhaltung der Regeln achtet, kann nie selbst Fußball gespielt haben.
Vor allem offenbart es einen Denkfehler, der sich vor allem durch die Köpfe vieler Schiedsrichter zu ziehen scheint: der Glaube, ein Fußballspiel wie preußische Beamte regulieren zu können. Der Glaube daran, dass, wer alle Regeln kennt und formal korrekt anwendet, automatisch ein guter Schiedsrichter ist. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Dabei geht es in der Leitung eines Spiels um mehr. Um Augenmaß nämlich, darum, auch mal etwas laufen zu lassen, was in einem anderen Spiel vielleicht ein Foul gewesen wäre und umgekehrt. Es geht darum, ein Gespür für das Spiel zu entwickeln. Wer in der 94. Minute einen Elfmeter wegen einer solchen Lappalie wiederholen lässt, der hat kein Gespür für das Spiel.
Der Videobeweis war mal dafür gedacht, *******, spielentscheidende Fehler, die der Schiedsrichter übersehen hat, zu korrigieren. Mittlerweile entscheidet er selbst Spiele. Weil die Bürokraten, die Prinzipienreiter, die Haarspalter übernommen haben.
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Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Ich hab mir ja ein paar Spiele der Frauen angesehen und dieser Handelfmeterwahnsinn, der ist für mich auch nur völlig unverständlich ...
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"Mitleid und Erbarmen hielten Bilbos Hand zurück. Viele, die leben, verdienen den Tod und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben, Frodo? Dann sei nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Selbst die ganz Weisen erkennen nicht alle Absichten. Mein Herz sagt mir, dass Gollum noch eine Rolle zu spielen hat, zum Guten oder zum Bösen, ehe das Ende kommt." (Gandalf zu Frodo)
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei Wornat1959 bedankt:
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21.06.19, 01:15
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#2
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Banned
Registriert seit: Jan 2012
Beiträge: 207
Bedankt: 231
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Ich habe das Spiel nicht gesehen und von dieser Regel auch keine Ahnung. Von den Autor*Innenen fühle ich mich als Preuße aber definitiv stigmatisiert!
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21.06.19, 14:13
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#3
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Unruhegeist
Registriert seit: Sep 2008
Beiträge: 4.043
Bedankt: 5.697
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Schon immer ist über Schiedsrichterentscheidungen beim Fußball diskutiert worden - leidenschaftlich und hitzig, aber diese Diskussionen waren in der Vergangenheit Teil der Fankultur, notwendiger und lebendiger Bestandteil der Spielbetrachtung.
Seit der Einführung des Videobeweises gibt es in diesem ZUsammenhang überwiegend Ärger und Frust. Mir ist völlig unverständlich, dass der DFB ein positives Saisonfazit für den Einsatz des Video-Assistenten ziehen kann. Er weist auf insgesamt 82 Fehlentscheidungen hin, die in der abgelaufenen Spielzeit in der Bundesliga durch den Videobeweis korrigiert wurden, 18 mehr als in der Saison 2017/18.
Allerdings lässt der DFB auch unter den Tisch fallen, dass die Video-Schiedsrichter in Köln auch 19 Mal zu Unrecht eingriffen.
Es bleibt nicht nur für die Fans, sondern auch für viele Trainer, Experten und Funktionäre unsinniges Ärgernis - aber "Besen, Besen, seids gewesen" klappt bisher leider noch nicht.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei lilprof bedankt:
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21.06.19, 16:06
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#4
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working behind bars
Registriert seit: Apr 2013
Beiträge: 3.209
Bedankt: 13.727
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Ich habe das Spiel Nigeria - Frankreich im französischen TV gesehen und selbst die sonst so patriotischen Franzosen waren mit den Umständen des Elfmeters überhaupt nicht einverstanden.
Die Diskussionen waren zumindest in einem Punkt fruchtbar:
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Die gelben Karten für die Torhüterinnen gibt es nicht mehr.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Uwe Farz bedankt:
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21.06.19, 17:29
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#5
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: Mar 2010
Beiträge: 676
Bedankt: 659
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Fußball wird durch die Technisierung und Kommerz genauso zugrunde gerichtet wie die Formel 1. Beides interessiert mich nicht (mehr).
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my brain has two parts, the right and the left...on the left, there is nothing right...on the right, there is nothing left
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21.06.19, 19:53
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#6
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Unruhegeist
Registriert seit: Sep 2008
Beiträge: 4.043
Bedankt: 5.697
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Im Grunde haben diese Entwicklung die Fernsehredakteure zu verantworten.
Wenn nach jedem Spiel Schlüsselszenen aus allen möglichen Blickwinkeln in Zeitlupe gezeigt werden um daraus dann Vorwürfe an den Schiedsrichter abzuleiten, der darf sich nicht wundern, wenn letztere versuchen, sich rückzuversichern.
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