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08.05.19, 12:50
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Chuck Norris sein Vater
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Rechte Portale im Netz: Abkehr vom klassischen Journalismus?
Zitat:
Portale, die zum Teil gezielt Falschmeldungen verbreiten, erzielen in den Sozialen Netzwerken häufig eine größere Reichweite als Nachrichtenseiten. Dahinter steckt eine Strategie. Ist der klassische Journalismus in Gefahr?
Von N. Altland, P. Eckstein, L. Kampf, E. Kuch und J. Strozyk, NDR/WDR
Rechte Gruppen schaffen sich im Netz zunehmend eine eigene publizistische Öffentlichkeit, indem sie journalistisch fragwürdige Blogs und Portale massenhaft verbreiten.
Eine Untersuchung der Social-Media-Analysefirma Alto in Zusammenarbeit mit Reportern von NDR und WDR hat ergeben, dass unter den am häufigsten geteilten Webseiten im Zusammenhang mit politischen Diskussionen im Internet zahlreiche Portale auftauchen, die tendenziös berichten und zum Teil offen Falschnachrichten verbreiten. Diese Webseiten werden teilweise deutlich häufiger verbreitet als klassische Nachrichtenseiten großer Medienhäuser.
Video
Rechtspopulisten dominieren Diskurs in Sozialen Medien
So landen unter den 15 am häufigsten geteilten Seiten im dreimonatigen Beobachtungszeitraum auch Seiten wie "Journalistenwatch", "Tichys Einblick", "Anonymous News" oder "Epoch Times" - neben klassischen Nachrichtenseiten wie "Die Welt", tagesschau.de und "Spiegel Online" .
Die Links dazu werden nahezu ausschließlich von Nutzern aus der Gruppe der Rechten verbreitet: Die Analyse zeigt, dass zum Teil 99 Prozent der Links zu diesen Portalen von Nutzern stammen, die der rechten Unterstützergruppe zugeordnet werden. Auch die Angebote von "Russia Today" und "Ruptly", dem Bilder- und Videodienst von "Russia Today", werden von den Unterstützern der Rechten stark genutzt.
Medien übernehmen Online-Themen
Die österreichische Autorin Ingrid Brodnig beschäftigt sich seit Jahren mit der Verbreitung rechter Propaganda im Netz. Das größte Problem sei, so Brodnig im Gespräch mit NDR und WDR, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung "Gefahr läuft sich vom klassischem Journalismus abzuwenden und sehr einseitige Medien konsumiert".
Das könne dazu führen, dass klassische Medien sich davon beeinflussen lassen, etwa wenn die Redaktionen feststellen, dass eine einseitige Geschichte über Asylbewerber plötzlich viele Klicks, Kommentare und ein hohes Aufkommen an Interaktion in sozialen Medien bringe.
"Im schlimmsten Fall führt das zu einem klickgetriebenen Journalismus, der nicht rein nach "was ist wichtig", sondern "was ist emotionalisierend" agiert." Selbst wenn die Themen dort eingeordnet oder kommentiert werden, sind sie gesetzt und bekommen Aufmerksamkeit. Dabei sei insbesondere Twitter von hoher Bedeutung, obwohl viele Menschen in Deutschland die Plattform gar nicht nutzten, so Brodnig.
Das zeige etwa das Beispiel von US-Präsident Trump. "Viele Menschen haben noch nie Donald Trump auf Twitter gelesen, aber sie wissen dauernd was Trump sagt, weil es Medien aufgegriffen haben. Und Rechtspopulisten machen das auch. Die speisen häufig Meldungen über Soziale Medien ein, nur damit klassische Medien das dann übernehmen", sagte Brodnig.

Die Autorin Ingrid Brodnig beschäftigt sich seit Jahren mit Propaganda im Netz.
Zitat:
Die Social-Media-Analyse
Das Big-Data-Unternehmen Alto Analytics hat im Rahmen der Untersuchung in einem dreimonatigen Untersuchungszeitraum 9,65 Millionen Beiträge von 756.000 Nutzern analysiert. Etwa 80 Prozent der Beiträge wurden auf der Social-Media-Plattform Twitter veröffentlicht, die Übrigen auf Facebook, Youtube und Instagram. Ziel der Analyse war es, den politischen Diskurs im deutschsprachigen Raum zu untersuchen.
NDR und WDR sind in Deutschland Medienpartner des Projekts zur Europawahl. Geld haben die Medien für die Auswertungen nicht gezahlt. Die Ergebnisse stehen den Reportern vorab zur Verfügung. Alto veröffentlicht auf seiner eigenen Internetseite weitere Informationen zur Methodik der Untersuchung. Das Projekt wird unterstützt von der Mozilla Foundation, der Open Society Fundation und der Luminate-Gruppe des eBay-Gründers Pierre Omidyar.
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Tendenziöses Portal besonders erfolgreich
Das Portal "Journalistenwatch" ist - gemessen an der reinen Zahl der verbreiteten Links - besonders erfolgreich. Die Seite taucht in der Rangliste noch vor etablierten Medien wie beispielsweise dem Online-Auftritt der "Süddeutschen Zeitung" oder "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" auf, auch tagesschau.de lässt sie hinter sich.
Das Portal gibt sich selbst einen medienkritischen Anschein, verbreitet aber reihenweise Meldungen, die offenkundig Stimmung gegen den Islam, Migranten, Journalisten und die Regierung machen sollen. So sind beispielsweise die Überschriften und Formulierungen in weiten Teilen bewusst tendenziös gewählt. Dabei unterstützt die Seite auch immer wieder die rechtsradikale "Identitäre Bewegung" und verlinkt beispielsweise deren Videos. Hinter der Seite steht ein "Verein für Medienkritik und Gegenöffentlichkeit", der als gemeinnützig anerkannt und damit steuerlich begünstigt ist.
Reißerische Beiträge werden in Sozialen Medien belohnt
Torsten Beeck verantwortet die Zusammenarbeit mit Social-Media-Plattformen bei "Spiegel Online". Er kritisiert im Gespräch mit NDR und WDR, dass Soziale Medien die bloße Menge der Interaktionen als Relevanzkriterium heranziehen und es so belohnen, möglichst reißerische Beiträge zu veröffentlichen. Relevanz entstehe aus seiner Sicht "über die Metaebene, die Einordnung, die Vertiefung oder die Recherche".
"Spiegel Online" verzichte daher häufig darauf, über Themen zu berichten, obwohl die Redaktion weiß, dass sie viele Klicks einbringen würden - weil die Themen nicht relevant seien. Dass Portale, die solche Mechanismen hingegen bewusst bedienen und dabei auch noch eine politische Agenda verfolgen, in der Rangliste weit oben erscheinen, findet Beeck "nicht überraschend aber trotzdem erschreckend". Dort werde dann eine Geschichte "in zwei Absätzen erzählt, über die sich Menschen aufregen. Die Erklärung dahinter ist häufig deutlich komplexer." Die Recherche, die zeigt, "warum das totaler Quatsch ist", bekommt die Aufmerksamkeit hingegen nicht.
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