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06.03.19, 11:50
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#1
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Chuck Norris sein Vater
Registriert seit: Aug 2010
Beiträge: 6.100
Bedankt: 18.425
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Luftverschmutzung durch Kaminöfen: Leider dreckig
Zitat:
Ein Kamin gilt als behaglich, natürlich und sogar nachhaltig. Wie Messungen zeigen, tragen die Öfen jedoch erheblich zur Feinstaubbelastung bei.
Von Güven Purtul

Schornstein (Symbolbild)
Getty Images/Johner RF
Wenig Zeit? Am Textende gibt's eine Zusammenfassung.
Gemütliche Wärme mit Holz als nachhaltigem Brennstoff - das ist das Image, das die Ofenbranche gern verbreitet. Viele halten Heizen mit Holz ohnehin für eine saubere Sache. Bund und Länder fördern den Trend zur Holzheizung sogar mit Verweis auf den Klimaschutz.
Doch was zu Hause für behagliche Wärme sorgt, entpuppt sich außerhalb der eigenen vier Wände als ein Problem für die Luftqualität: Denn Holzöfen sind Feinstaubschleudern. Nach einer Berechnung des Umweltbundesamts entsteht bei der Verbrennung von Holz im Schnitt 2500-mal mehr Feinstaub als bei einer Gasheizung.
In Deutschland gibt es gut elf Millionen mit Holz betriebene sogenannte Kleinfeuerungsanlagen. Laut Umweltbundesamt stoßen sie im Jahr 2016 insgesamt etwa doppelt so viel Feinstaub aus wie alle Lkw- und Pkw-Motoren. Und das, obwohl die meisten nur als Zusatzheizung zu Komfortzwecken in Herbst und Winter laufen. Der Grund: Dieselfahrzeuge werden mit Partikelfiltern ausgestattet, "Komfortöfen" eher nicht. So hat sich deren Nutzung zu einer bedeutenden Quelle für Feinstaub entwickelt.
Die Abgase aus Kaminöfen spielen auch im Streit über Verkehrsemissionen eine Rolle
Wie Untersuchungen jetzt zeigen, spielen die Öfen sogar im Grenzwertstreit des Straßenverkehrs eine Rolle. Beispiel Frankfurter Allee in Berlin-Friedrichshain: An der stark verkehrsbelasteten Messstation schlagen die Werte für Feinstaub immer wieder stark aus. Da die Herkunft des Feinstaubs unklar war, haben unter anderem Mitarbeiter der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie Fachleute aus dem brandenburgischen Umweltministerium und dem Bundesamt für Risikobewertung (BfR) in einem Forschungsprojekt gezielt Levoglucosan als Indikator für die Holzverbrennung gemessen.
"Wir konnten zeigen, dass an den Überschreitungstagen im Mittel zwölf Prozent des Feinstaubs von der Holzverbrennung verursacht werden", sagt Sebastian Clemen vom Berliner Luftgüte-Messnetz (Blume). Das Ergebnis überrascht, vor allem, da die Forscher den Gesamtfeinstaub betrachtet haben, also alle Staubpartikel, die kleiner sind als zehn Mikrometer.
Besonders kleine Partikel dringen tief in die Lunge ein
"Bei der Holzfeuerung haben wir prinzipiell eher noch kleinere Partikel, die aber bei der Messung kaum ins Gewicht fallen", sagt Professor Ralf Zimmermann vom Helmholtz Zentrum München. An der Universität Rostock untersucht der Chemiker Abgase aus Verbrennungsprozessen mit einem Aerosol-Massenspektrometer.
Vor allem interessiert er sich für die kleinsten Partikel und deren Fracht. "Wenn im Mittel zehn Prozent des Feinstaubs in der Stadt aus der Holzverbrennung kommen, dann hört sich das nicht viel an, aber von den krebserregenden Verbindungen entfallen 30 bis 40 Prozent auf diese Quelle. Holzrauch enthält viel mehr polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe als zum Beispiel Dieselabgas." Die kleinen Partikel sind noch gefährlicher, weil sie tief in die Lunge eindringen können.
Für Feinstaub kleiner als 2,5 Mikrometer (PM 2,5) gilt ein Jahresmittelwert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m3). Doch laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte der Grenzwert bei zehn Mikrogramm pro Kubikmeter liegen, wie in der Schweiz. Auch bei PM 2,5 lag die Frankfurter Allee 2017 mit 17 µg/m3 an der Spitze. Überraschend ist der Blick rund 20 Kilometer nach Süden, ins Berliner Umland: Die Messstation in Blankenfelde-Mahlow liegt an einer grünen Wiese ohne großen Verkehrsfluss. Dennoch ist der Jahresmittelwert für PM 2,5 dort genauso hoch wie an der Frankfurter Allee. Holzöfen haben daran wohl einen maßgeblichen Anteil.
Partikelfilter für Kamine gibt es zwar - sie werden aber kaum verkauft
Dass die Verbrennung von Holz zur Luftverschmutzung beiträgt, ist lange bekannt. Kaminhersteller haben Maßnahmen zur Emissionsreduktion entwickelt, die sich jedoch nicht am Markt durchsetzen konnten, weil sie die Öfen verteuern. Auch Partikelfilter sind verfügbar, werden jedoch kaum verkauft.
"Aus unserer Sicht sollte der Grenzwert perspektivisch bei zehn Milligramm liegen", sagt Ingo Hartmann vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig. In einem Forschungsprojekt konnte Hartmann den Feinstaubausstoß eines Holzofens um 90 Prozent senken, indem er verfügbare Reduktionstechniken wie eine elektronische Luftregelung, einen Katalysator und einen Partikelfilter kombinierte. Zudem seien die verbliebenen Partikel deutlich weniger giftig. Hartmann unterstützt die Bemühungen des Umweltbundesamts, einen Blauen Engel für emissionsarme Öfen zu etablieren. Auf strengere Grenzwerte wagt der Forscher indes nicht zu hoffen.
Geltende Grenzwerte werden in der Praxis oft nicht eingehalten
Dabei wäre es schon ein Fortschritt, wenn die geltenden eingehalten würden. In der Praxis überschreiten viele Holzöfen den Feinstaubgrenzwert von 40 Milligramm pro Kubikmeter. Dies zeigte das von der Europäischen Union finanzierte Forschungsprojekt BeReal von 2016. Ingo Hartmann bestätigt das: "Wir haben in den letzten Jahren schon mehrere Öfen gemessen und haben immer wieder festgestellt, dass wir die Typenprüfwerte, die da zertifiziert sind, nicht erreichen."
Von staatlicher Stelle kontrolliert und abgestellt werden diese Überschreitungen offenbar nicht. Eine Umfrage des ZDF-Magazins "Frontal21" unter den 16 Bundesländern zeigt: Die Behörden überprüfen so gut wie gar nicht, ob Einzelraumfeuerstätten Grenzwerte einhalten. Nur Brandenburg plant für 2019 erste Prüfungen.
Das Umweltministerium von Baden-Württemberg kennt die BeReal-Ergebnisse, Dennoch sieht sich das von Franz Untersteller (Grüne) geführte Haus nicht in der Pflicht, zu überprüfen, ob die Öfen in der Praxis die Grenzwerte auch einhalten, die der Hersteller angibt, sagte der Minister auf Anfrage für diese Recherche.
Allerdings hat man auch im Ländle registriert, dass sich immer mehr Bürger über den Gestank aus Holzheizungen beschweren. Und so formulierte Unterstellers Ministerium einen Antrag zur Änderung der Vorschriften: Der grüne Minister fordert nicht etwa strengere Emissionsgrenzwerte, sondern höhere Schornsteine.
Mehr zum Thema: "Frontal 21", Dienstag, 5. Februar, um 21 Uhr im ZDF
Zusammengefasst: Die Verbrennung von Holz führt bei besonders kleinen Partikeln zu einem höheren Feinstaubausstoß als der Verkehr. Forscher fordern daher strengere Grenzwerte für Holzöfen. Doch bisher werden vielerorts nicht einmal die geltenden Bestimmungen im Rahmen der Marktüberwachung überprüft. Dabei gibt es Belege dafür, dass viele Öfen diese massiv überschreiten. Statt strengerer Grenzwerte und mehr Überwachung werden von der Politik höhere Schornsteine gefordert.
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06.03.19, 12:46
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#2
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Chuck Norris sein Vater
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 5.075
Bedankt: 12.638
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Moin,
das ist bitter. ich kann mich noch an Zeiten erinnern in denen Kamine und Pelletheizungen als die umweltfreundliche und kostengünstige Alternative galten. Davon ist nicht viel geblieben. Viele haben sich damals vor allem mit Blick auf den Umweltaspekt für so eine Anlage entschieden. Nun müssen sie erkennen das sie viel Geld ausgegeben haben und weiter ausgeben müssen ohne den eigentlich gewollten Effekt zu erreichen. Fast schon das Gegenteil. Bei den Pelletheizungen haben die Nachteile wie der Platzbedarf und die steigenden Preise für Pellets eine allzu große Verbreitung noch verhindert. Aber als dann Kamine in Mode kamen und massenweise vollkommen ineffiziente Blechöfen die Baumärkte geflutet haben war kein halten mehr.
Und diese Dinger lassen sich kaum mit elektronischer Luftregelung, einem Katalysator und einem Partikelfilter nachrüsten. Und selbst, wenn das technisch möglich wäre. wer soll das bezahlen?
Also wenn ich so ein Ding in der Wohnung hätte würde ich jeden Abend beten das wir bald einen anderen "Schadstoff der Woche" kriegen. Was ist eigentlich mit dem Schimmel? Der war doch auch mal dran. Gibt es den noch? Oder Acrylamid? Einen Pommesverzicht könnte ich mir finanziell erlauben.
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Wenn Kik den Preis pro Shirt um einen Euro erhöht um seinen Mitarbeitern ein besseres Gehalt zu zahlen, dann finden wir das alle gut.
Und dann gehen wir zu Takko einkaufen ...
Geändert von Melvin van Horne (06.03.19 um 13:27 Uhr)
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06.03.19, 14:15
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#3
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Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
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Zitat:
Zitat von Melvin van Horne
Moin,
das ist bitter. ich kann mich noch an Zeiten erinnern in denen Kamine und Pelletheizungen als die umweltfreundliche und kostengünstige Alternative galten. Davon ist nicht viel geblieben. Viele haben sich damals vor allem mit Blick auf den Umweltaspekt für so eine Anlage entschieden. Nun müssen sie erkennen das sie viel Geld ausgegeben haben und weiter ausgeben müssen ohne den eigentlich gewollten Effekt zu erreichen. Fast schon das Gegenteil.
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Die klassischen Pelletheizungen für Warmwasser und Heizung sind nicht betroffen. Diese unterliegen der Schadstoffverordnung.
Die privaten "Deko" Öfen unterliegen nur der Herstellerkontrolle. Das ist eine ziemliche Fehlentscheidung und da ändern auch keine höheren Kamine etwas.
Hier kommt aber eine bundesweite Novelle der 1. BImSchV. Damit werden die Kleinfeuerstätten (Einzelraumfeuerungsanlagen) auch geregelt.
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06.03.19, 21:19
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#4
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Chuck Norris sein Vater
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 5.075
Bedankt: 12.638
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Moin,
das ist sicher richtig. Aber das ändert ja nichts daran, das der Feinstaubausstoß immer noch deutlich höher ist als bei einer Öl- oder Gasheizung.
Es geht mir auch nicht direkt um die Umweltfreundlichkeit. Es geht mir um folgendes. Da haben Leute ordentlich Geld in die Hand genommen um eine weil angeblich umweltfreundlich vom Staat geförderte Heizung zu bauen. Und nun stellt sich heraus, das sie sich in der Liste der Umweltsünder wiederfinden. Ja, im Moment sind sie auf der sicheren Seite. Die Anlagen erzeugen zwar mehr Feinstaub aber das ist nach den geltenden Regeln noch in Ordnung. Es gab Zeiten, da konnte man sich auf sowas verlassen.
Beim Diesel ist es doch so abgelaufen. Man hat sich die Überschreitungen bei einem Grenzwert angesehen und eine Nutzungseinschränkung für diejenigen durchgesetzt die man für die Hauptverantwortlichen gehalten hat.
Was, wenn die Grenzwerte immer noch überschritten werden und die DUH die Holzverbrennung als Verursacher ermittelt? Wird es eine Nutzungseinschränkung geben? Wie wird sie aussehen? Man kann vermuten das das nur für die Besitzer von Baumarktblechöfen gilt. Aber sicher ist das nicht. Ich habe auch vermutet das man bei den Dieselfahrverboten Rücksicht auf Anwohner nimmt. Und davon war nie die Rede. Da wurde knallhart etwas durchgezogen was für die Betroffenen einer Enteignung gleichkam. Ein wegen der staatlichen Subventionen gekaufter Gegenstand hat durch eine Gerichtsentscheidung dramatisch an Wert verloren.
Ich will nicht gleich von Angst reden. Aber als Besitzer einer Holzheizung würde ich sicher mal darüber nachdenken. Eine Sicherheit, das der Staat dafür sorgt, dass ich nicht für Entscheidungen bestraft werde zu denen mich eben dieser Staat gedrängt hat, gibt es nicht mehr. Das haben die Dieselfahrverbote eindrücklich gezeigt.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei Melvin van Horne:
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07.03.19, 11:39
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#5
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Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 4.288
Bedankt: 3.381
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Abwarten, es haben alle genug Geld alles zu veraendern in nur 12 Monaten, so vermutlich die Annahme.
Wir muessen auch die Reifen von den Autos runterholen, die verursachen noch mehr Dreck.
Billgste Alternative: Laeppchen vor die Atemorgane, wie in Japan. Sieht dann abends aus , wie ein Zigarattenstummel von vorne
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