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06.02.18, 16:24
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#1
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
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Beiträge: 15.518
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Zu Falcos 20. Todestag
Zitat:
„Ganz Wien is so herrlich hin, hin, hin“
Vor genau 20 Jahren ist Falco gestorben. Und bei kaum einem anderen Musiker spielte die Heimatstadt eine derart omnipräsente Rolle. Er lebte vom Wiener Schmäh – und vom Wien-Schmäh. Vor allem in seiner frühen Phase war ein Wien-Bezug in Songs fast so etwas wie ein Erfolgsgarant - angefangen bei seinem ersten Hit „Ganz Wien“. Und Falcos Bild von Wien wandelte sich mit seiner Karriere und seinem Aufstieg: von der Hassliebe zum pulsierenden Moloch zum klischeebeladenen Spiel mit der dekadenten besseren Gesellschaft.
Wien als Erfolgsfaktor
Es hat eine Zeit gegeben, da hat es geheißen, Falco ganz alleine habe Wien aus dem popkulturellen Dornröschenschlaf wachgeküsst. Dass Falco 1980 in „Ganz Wien“ die Hauptstadt und ihr Drogenproblem zum Thema („Man sieht ganz Wien, is so herrlich hin, hin, hin“) machte, sollte sich als programmatische Ansage für seine gesamte Karriere entpuppen. Beide Themen beschäftigten ihn, sowohl künstlerisch als auch privat.
Mittlerweile ist die Musikgeschichtsschreibung differenzierter: Das 2013 erschienene Buch „Wienpop“ zeichnete minutiös fünf Jahrzehnte Pop in der Stadt nach. Die folgende Ausstellung dazu ist noch im Wien Museum zu sehen. Dass sie „Ganz Wien“ heißt, also nach Falcos erstem Hit betitelt wurde, ist freilich kein Zufall.
Durch und durch Wien
Von Anfang an ist Falco durch und durch Wien. Sein Deutsch-Englisch-Sprachmischmasch, selbst später italienische und französische Einsprengsel sind nichts anderes als eine Form des Wienerischen, nasal und präpotent vorgetragen. Falco punktet - auch und vor allem in Deutschland - mit dem „Wiener Schmäh“, und am besten funktioniert er dann, wenn auch die durchblitzende Selbstironie verstanden wird.
Der funkelnde Moloch
Doch nicht nur Form, auch der Inhalt von Falcos ersten Jahren war von Wien geprägt, der Großteil seiner ersten großen Erfolge verkaufte sich mit einem Wien-Schmäh. Die Idee zu „Der Kommissar“, dem ersten Megahit, soll Falco bei einem Gastauftritt bei „Kottan ermittelt“ und bei einer Geburtstagsfeier von Lukas Resetarits gekommen sein. Nicht namentlich erwähnt, aber eindeutig sind auch die Textzeilen von „Zuviel Hitze“: „Es hat zuviel Hitze, und da friere ich. Ja diese Stadt hat nichts, für mich und dich“.

Falco bei einem TV-Auftritt 1982 in Köln
Falcos Wien-Bild auf dem ersten Album „Einzelhaft“ spiegelt das Wien Anfang der 80er Jahre wieder, aus der Sicht eines Aufsteigers, eines jungen Manns aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Seine Stadt ist ein funkelnder Moloch, abstoßend und anziehend zugleich. Und der Blick ist wohl auch geprägt von Falcos Zeit in Berlin, für das all diese Zuschreibungen Ende der 70er Jahre noch viel mehr galten. In „Auf der Flucht“ thematisierte Falco auch das.
„Amadeus“ nur „unter größtem Widerstand“
Während Falcos zweites Album „Junge Römer“ - vielleicht auch dem Wandeln auf Davis Bowies Spuren geschuldet -, sich weiter von Wien entfernte, war es dann „Falco 3“, das ganz im Zeichen der Hauptstadt steht. Den Smashhit „Rock me Amadeus“ wollte Falco der Legende nach gar nicht singen, weil er sich nicht der Leichenfledderei schuldig machen wollte - und weil Mozart Salzburger war. Der Satz „Ich singe diesen Titel nur unter größtem Widerstand und auf Druck meines Managements“ ist mehrfach überliefert. Falco machte Amadeus dann doch zum Wiener: „Und er lebte in der großen Stadt. Es war in Wien, war Vienna, wo er alles tat.“
Die dekadente Hautevollee
Noch expliziter wurde es dann in „Vienna Calling“: „Wien, Wien, du kennst mich up, kennst mich down. Du kennst mich. Wien, Wien, du nur allein.“ Und in „Jeanny“ ist es eine optische Referenz: Im Video ist Falco schwarz-weiß und mit Hut in der Wiener Kanalisation zu sehen - ein Verweis auf den Film „Der Dritte Mann“.
Falcos Wien-Bild ist da schon ein anderes: Nur mehr die dunklen Kanäle, durch die er „Jeanny“ schleppt, stehen als nicht ganz subtiles Zeichen für den urbanen Underground. Falco war persönlich und textlich längst in der Hautevollee der Stadt angekommen. Dekadenz und Korruption auf höchstem Niveau hatte er früher schon in seinen Songs, etwa in „Hinter uns die Sintflut“, thematisiert - doch rückten sie mehr und mehr ins Zentrum.
Schmäh zeigt Abnützungserscheinungen
Der Stern Falco begann zu sinken. Das Album „Emotional“ konnte mit den Vorgänger nicht mehr mithalten, der vom niederländischen Produzentenduo Bolland & Bolland gestrickte Sound wurde glatter und beliebiger. Falcos Wiener Schmäh zeigte Abnützungserscheinungen, die Selbstironie war gewichen, und ob Zufall oder nicht, auch Falcos Wien-Bild wurde plattitüdenhafter. Mit „The Sound of Musik“ versuchte er die ironische Brechung mit dem Österreich-Klischee, von den „Vienna Lipizzanern“ ist da im Text die Rede. Aber es geht sich nicht mehr ganz aus.

Spätes Highlight: Falco 1993 auf der Wiener Donauinsel
Wiener Neustart misslingt
Das Folgealbum „Wiener Blut“ floppte. Mit dem Text des Titeltracks versuchte Falco wohl einmal mehr das „Wienerische“ abzubilden, blieb aber in der Klischeefalle: „Im Steh’n, im Fall’n, im Lieg’n, wir präsentieren Wien“. Im Fall Falco ist es - noch - ein Fallen.
Falco kehrte dann für die nächste Produktion nach Wien zurück und arbeitete wieder mit Robert Ponger, mit dem er seine ersten beiden Alben produziert hatte. Manche Songs könne man nur in Wien schreiben, sagte Falco in einem Interview: „Ich steh auf die Stadt.“ Doch auch das Album „Data de Groove“ floppte. Zu kompliziert, zu verkopft, so die Selbstdiagnose.
Feiern, bevor die Titanic sinkt
Falco wandte sich für das Album „Nachtflug“ wieder Bolland & Bolland zu, mit der Single „Titanic“ konnte er beinahe an alte Erfolge anschließen. Dann wurde es wieder sehr still: private Probleme, Drogen, Alkohol. Unter dem Pseudonym T">"">MA veröffentlichte er 1996 den Technoschlager „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“. Von einer Neuerfindung im großen Technoerwachen war die Rede. So weit kam es nicht. Falco starb am 6. Februar 1998 in der Dominikanischen Republik bei einem Autounfall - schwer von Drogen und Alkohol beeinträchtigt."
20 Jahre Nachlassverwertung
Der Rest ist Geschichte: Postum landete er mit „Out of the Dark“ seinen letzten großen Hit. Schon da hatte die Nachlassverwertung im großen Stil eingesetzt - und sie will bis heute nicht abreißen. Vergangenes Jahr hatte, pünktlich zum 60. Geburtstag, das Falco-Musical Premiere - unter reger Beteiligung von Helene Fischer.
Und heuer wurde der 20. Todestag mit einem „Requiem“ im Wiener Stephansdom begangen. Schüler sangen Falco-Hits. Natürlich ist die Frage müßig. Aber ein bisschen interessant wäre es schon, was Falco dazu sagen würde, was in seiner Stadt zu seinem Gedenken passiert.
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Hinweis
Der Falco-Abend mit „Coming Home – Das Falco Tribute Konzert“ vom Donauinselfest 2017, der Porträtdoku „Falco – Forever Young“ und dem legendären Falco-Konzert auf dem Donauinselfest 1993 sind in tvthek.ORF.at zu sehen. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei TinyTimm:
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06.02.18, 16:36
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#2
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AZOR AHAI
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Beiträge: 5.461
Bedankt: 23.009
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Oh schön.
Hab das heute ansatzweise im Radio (SWR3) gehört.
Falco war schon ein musikalisches Genie. Und durch seine Lieder ist er es auch noch.
Der übliche Vergleich mit Mozart hat was!
Ich kann mich da noch an "Out of the dark", kurz nach seinem Tod, erinnern. Gänsehaut...
Und natürlich Jeanny ^^ Der bayerische Rundfunk hat das damals auf den Index gesetzt. War egal. Wir hatten es alle schon dutzendfach auf Kassette kopiert
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei MotherFocker bedankt:
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06.02.18, 17:50
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#3
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
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Beiträge: 15.518
Bedankt: 34.774
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Out of the Dark (Muss ich denn sterben um zu leben) verursacht mir heute noch eine Gänsehaut: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Bei Jeanny geht es mir genau so: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Aber mein Lieblingslied ist nach wie vor der Kommissar: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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06.02.18, 19:45
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#4
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Suppen Moderator
Registriert seit: Jan 2010
Beiträge: 6.969
Bedankt: 8.025
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Zitat:
Zitat von MotherFocker
Und natürlich Jeanny ^^ Der bayerische Rundfunk hat das damals auf den Index gesetzt. War egal. Wir hatten es alle schon dutzendfach auf Kassette kopiert 
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Das stimmt so nicht.. Es wurde nur aus den Playlists genommen, kam aber nie auf den Index, weil der Antrag abgelehnt wurde.. Es wurde nur durch diverse Medien boykottiert und diverse "Stars" (u.a. Thomas Gottschalk) haben extrem Stimmung dagegen betrieben.. Das hielt sich sogar auf bei den weiteren Jeanny Teilen mehr oder minder so...
Aber.. Tatsächlich... Gefällt mir Falco nicht. Ich mag die Musik nicht. Man kanns hören, ja, man kennt es, ja. Aber es löst wenig bis nichts aus, ich verbinde damit nichts, ich verstehe den Hype darum nicht. Sorry
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Urlaubsmodus
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06.02.18, 21:55
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#5
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AZOR AHAI
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 5.461
Bedankt: 23.009
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@Thorasan
Mit dem Index hast Du ja recht, mir war das lediglich noch so im Hinterkopf. Aber relativ egal.
Wenn Dir Falco nicht gefällt, dann ist das freilich in Ordnung
(ich hatte eigentlich das tematisch abgwandelte Zitat von Loriot im Hinterkopf: "Die Musik von Falco nicht zu mögen ist möglich, aber sinnlos^^ ... vergiss meinen Quatsch ^^)
Aber beim "Musikgeschmack" muss ich mit ein wenig Augenzwinkern noch nachhaken
Persönlich bin ich ja der Meinung, dass man schon ein klein wenig austrophile sein sollte, um sich da auch musikalisch wohl zu fühlen.
Als ich nach meinem dritten Lebensjahr im tiefsten Oberbayern aufwuchs, wurde ich automatisch austrophile. Klingt für Auswärtige vermutlich seltsam, aber man entdeckt viele Gemeinsamkeiten unter den "bajuwarischen Stämmen". Die Nähe und Freunde in Salzburg vervollständigten das Bild.
Also auch heute noch (obwohl ich schon ca. 25 Jahre nicht mehr in Bayern lebe) ist mir der "Ösi" lieber als der "Piefke".
Zurück zu Falco & Co:
Damals in den Siebzigern und Achzigern, waren in Bayern viele österreichische Künstler (Ambros, Danzer, Fendrich, DÖF, STS, EAV) mit Sicherheit erfolgreicher, als im restlichen deutschsprachigen Raum.
Und dann tauchte ein gewisser Hans Hölzl auf.... Falco war ein musikalisches Novum. Ein Genie. Ein Monster. Das I-Tüpferl war halt schon der Dialekt. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig.
Genug jetzt 
Soviel habe ich noch nicht mal über Freddie Mercury (welcher selbstverfreilich dem Rest der Welt und den kommenden Generation für immer Lichtjahre voraus war und sein wird ^^) geschrieben. Und das will bei mir schon viel heissen...
Rudi Dolezal (bitte selbst googeln) sagte, dass Falco neben Mercury und Lennon auf eine Stufe zu setzten sei.
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06.02.18, 23:59
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#6
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Legende
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Falcos Villa in Gars am Kamp ist nach wie vor unangetastet:
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Ich hab noch einKuvert mit Sondermarke und Unterschrift von Falco.
Alle paar Jahre überlege ich, ob ich es verkaufen soll, schau es mir an,
und pack es wieder weg.
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