Auf einmal wirkt der Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko nicht mehr ganz so groß, hoch und abschreckend: Seit wenigen Tagen überragt ihn das Bild eines Kleinkinds. Der Bub scheint mit seinen überdimensionalen Händen jeden Moment nach der Stahlmauer zu greifen.
Errichtet hat das fast 20 Meter hohe Bild ein französischer Künstler, der sich selbst „JR“ nennt. Die Installation gründe in einem Traum, sagte „JR“ diese Woche bei der Enthüllung. Laut dem Künstler soll das Bild zu einer Diskussion über Migration anregen.
Viele Schaulustige auf beiden Seiten
Bereits in den ersten Tagen nach der Enthüllung kamen auf beiden Seiten des Zauns Dutzende Menschen zu der abgelegenen Stelle, rund 65 Kilometer südwestlich von Texas. Auf der US-Seite forderten die Grenzpolizisten die Besucher regelmäßig auf, die Straße für die Patrouillien frei zu halten. In Mexiko sammelten sich Familien, um Selfies mit dem Kunstwerk zu machen. Schulkinder spielten unter dem Bild fangen.
Die bereits fertiggestellten Teile der Grenzmauer waren in der Vergangenheit immer wieder Projektionsfläche für Künstler und Aktivisten: Musiker spielten gleichzeitig auf beiden Seiten der Mauer. Es wurde bereits Volleyball über den Zaun hinweg gespielt, und gleichzeitig wurden Gottesdienste abgehalten. Auf der mexikanischen Seite sind viele Teile der Mauer mit bunten Bildern bemalt.