myGully.com Boerse.SH - BOERSE.AM - BOERSE.IO - BOERSE.IM Boerse.BZ .TO Nachfolger
Zurück   myGully.com > Talk > News
Seite neu laden

[Kurioses] Der Mann der wie ein Dachs lebte.

Willkommen

myGully

Links

Forum

 
 
 
Themen-Optionen Ansicht
Prev Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Next
Ungelesen 17.01.17, 21:44   #1
TinyTimm
Legende
 
Benutzerbild von TinyTimm
 
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.519
Bedankt: 34.774
TinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt PunkteTinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt PunkteTinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt PunkteTinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt PunkteTinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt PunkteTinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt PunkteTinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt PunkteTinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt PunkteTinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt PunkteTinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt PunkteTinyTimm leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2147483647 Respekt Punkte
Standard Der Mann der wie ein Dachs lebte.

Zitat:
Nachrichten aus dem Bau

Charles Foster wollte schon immer wissen, wie es ist, als Tier zu leben. Also tat er es: Der britische Tierarzt und Ethikexperte ließ sich im Wald einen Bau ausheben, ernährte sich von Würmern, kroch auf allen Vieren nächtelang über den Waldboden und wurde zum Dachs in Menschengestalt. Dasselbe wiederholte er mit Füchsen, Ottern, Hirschen und Mauerseglern. Abgesehen von der Frage, ob er noch ganz bei Trost ist, muss sich Foster eine zweite Frage gefallen lassen: Ist es nicht eine Anmaßung, als Mensch zu glauben, so sehr seine Perspektive verändern zu können?

Schonungsloser Selbstversuch

Einen unerwarteten Sensationserfolg hat Charles Foster mit seinem in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Buch „Der Geschmack von Laub und Erde. Wie ich versuchte, als Tier zu leben“ gelandet. Nun sind seine gesammelten Erfahrungen als Dachs, Fuchs, Otter, Hirsch und Mauersegler auf Deutsch erschienen.

Charles Foster ist ein Tier. Gleichzeitig ist er auch Tierarzt, Jäger, Fischer, hat Jus studiert, schreibt Kolumnen, trägt Tweed-Jacken, unterrichtet Ethik und Rechtsmedizin in Oxford und ist auch sonst in jeder Hinsicht very british. Dass Foster ein Tier ist, damit ist hier nicht gemeint, dass er sich ungebührlich benimmt, und ebenso wenig, dass die Menschheit an sich eine Tiergattung darstellt und Foster eben dazugehört. Foster wollte schon als Kind ein Tier sein - und zwar nicht der Fähigkeiten halber, nicht weil er fliegen können wollte wie ein Adler oder stark sein wie ein Löwe. Er wollte die Welt mit den Augen der Tiere sehen, und das hat sich bis heute nicht geändert:

„Ich möchte eine verständlichere Unterhaltung mit dem Land führen. Für mich ist es eine Methode, um mich besser kennenzulernen, und in meiner Ich-Besessenheit bilde ich mir ein, dass es sich lohnt. Einen verständlicheren Austausch mit den pelzigen, gefiederten, schuppigen, brüllenden, im Sturzflug herabstoßenden, kreischenden, schwebenden, grunzenden, malmenden, hechelnden, flatternden, furzenden, Beute reißenden, watschelnden, Gelenke auskugelnden, hoppelnden, Fleisch zerfetzenden, galoppierenden, springenden und herumtollenden Haufen Land zu führen, die wir als Tiere bezeichnen, ist ein guter Weg dafür.“


Charles Foster: Gefangener einer Idee?

Das Terroir von Regenwürmern
(Der Begriff beurteilt somit weitgehend den Charakter, die Eigenheit und den Wert, der einem bestimmten Gebiet und seinen agrikulturellen Erzeugnissen zugeschrieben wird.)
Nach der Lektüre des Buches möchte man Foster zugestehen, dass er sich seinen Traum erfüllt hat, dass er die Grenze eingerissen hat zwischen seinem inneren Tier und der Tierwelt. Also: Charles Foster ist ein Tier. Ein größeres Kompliment kann man ihm nicht machen. Und wodurch hat er sich dieses Kompliment verdient? Durch schonungslosen Körpereinsatz - wobei, eigentlich durch den schonungslosen Einsatz seiner Sinne.

Recht an den Anfang seines Buches stellt Foster eine gastrokritische Abhandlung, die geneigt ist, dem Leser den Magen umzudrehen: Würmer, erfährt man hier, versuchen zu entkommen und schlängeln sich zwischen Zahnlücken und rund um die Zunge, wenn man sie isst; Je nach Jahreszeit schmecken sie anders und je nach Wald kann eine Note von Schweinemist, Zitrus oder Erde die schleimige Konsistenz unterstreichen.

Die Nase als Orientierungsorgan

Foster weiß das aus seiner Zeit als Dachs, weil sich Dachse zu 85 Prozent von Würmern ernähren und auch er es nicht anders gehalten hat, als er seinen Bau im Wald bewohnte, den ihm ein befreundeter Bauer mit dem Bulldozer ausgehoben hatte. Dabei lernte Foster nicht nur die Geschmacksnuancen der Würmer kennen, sondern kartografierte seine Umwelt auch zusehends nach dem Geruch - wie es Dachse eben tun.

Denn Dachse sehen nicht gut, sind aber Meister im Wahrnehmen von Gerüchen und Geräuschen. Foster bewegte sich auf allen vieren vorwärts, mit der Nase ganz in der Nähe des Bodens, und hielt sich zudem untertags in seinem Bau auf, während er des Nachts, halb blind von der Dunkelheit, die Umgebung erkundete, sein Territorium olfaktorisch vermaß und lernte, die Geräusche des Waldes zu deuten. Ähnlich hielt er es auch mit seinen restlichen „Tierversuchen“, wobei er nach eigenen Angaben am Mauerseglerdasein mangels Flugfähigkeit völlig gescheitert ist. Am nächsten kam er seinem Ziel als Dachs.

Skandal im Dachsbau?


Zwei Fragen stellen sich, wenn man das humorvolle, sowohl mit wissenschaftlichen Fakten gespickte als auch von Anekdoten durchdrungene Buch Fosters liest: Ist dieser Mann, der sich als Rothirsch von einem Jagdhund hetzen ließ, der als Otter stundenlang einen Fluss hinuntertrieb, der erfolglos versuchte, sich in einen Mauersegler hineinzuversetzen und der mit Stadtfüchsen gemeinsam im Gras herumkugelte und Insekten fraß: Ist dieser Mann noch ganz bei Trost? Und Frage Nummer zwei: Was ist der Erkenntnisgewinn der Übung?

Zu Frage eins: Dass sein Buch international auf einhellige Zustimmung stößt und niemand „Skandal“ schreit, darf verwundern. Denn bei seinem Leben als Dachs hatte Foster seinen achtjährigen Sohn dabei, der seinen Vater in Sachen Würmerfangen und -fressen noch deutlich übertraf - und auch bei Regen im Erdloch nächtigte. Seine Kinder erkennen einander zudem am Geruch des Kots, weil Foster mit ihnen im Wald „Revierkampf“ spielt, wobei man sein Revier nicht nur verteidigen, sondern auch markieren muss.

Regenwürmer und „Revier markieren“


In den Sandkisten der Boboparks europäischer und US-amerikanischer Städte wird die Frage diskutiert, ob es für die Immunabwehr gesund ist, wenn das Kind hin und wieder Erde frisst oder einen Stein in den Mund nimmt. Aber Regenwürmer? Revier markieren? Das geht deutlich weiter. Andererseits: Dass es den Kindern tierisch Spaß macht, Tiere zu spielen, glaubt man Foster sofort. Wenn das britische Jugendamt nicht einschreitet, soll es dem Leser also recht sein.

Bleibt die zweite Frage - jene nach dem Erkenntnisgewinn. Foster ist kein selbst ernannter Schamane, und auch sonst ist ihm jede Art von Esoterik fremd. Das heißt: Spektakuläre Aussagen über das „Seelenleben der Tiere“ oder den „Tier im Menschen“ darf man sich nicht erwarten. Streckenweise, wenn sich Foster in Neurowissenschaften verliert, ist das Buch sogar recht trocken. Aber ein wenig kann man als Leser dennoch von Fosters Erfahrung profitieren.

Empathietraining für Anfänger

Der Faktor Zeit macht seine Erlebnisse zu nachhaltigen Eindrücken; die buchstäbliche Verschiebung der Perspektive passiert nicht von heute auf morgen, doch nach Wochen des Kriechens auf allen vieren und des Schnupperns an Tierkot stellt sich das System Mensch langsam um - auf Tiermodus. Noch radikaler lässt sich die eigene Perspektive nicht verändern. Es ist eine Sensation, dass das überhaupt möglich ist - und eine lohnende Übung, wo es doch den meisten schon schwer fällt, sich in andere Menschen hineinzuversetzen.
Leseprobe zu »Der Geschmack von Laub und Erde« [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Vielleicht sollte ich den Dachs auf meinem Grundstück fragen, ob er mir Nachhilfe-Unterricht gibt.
Wenn er doch nur ein bischen empathischer, und weniger grantig wäre.
Mir jagen schon seine Geräusche Angst ein. Man denkt, Zombies sind im Anmarsch:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
__________________
TinyTimm ist offline   Mit Zitat antworten
Folgendes Mitglied bedankte sich bei TinyTimm:
Samonuske (18.01.17)
 


Forumregeln
Du kannst keine neue Themen eröffnen
Du kannst keine Antworten verfassen
Du kannst keine Anhänge posten
Du kannst nicht deine Beiträge editieren

BB code is An
Smileys sind An.
[IMG] Code ist An.
HTML-Code ist Aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 19:54 Uhr.


Sitemap

().