In Warschau haben am polnischen Unabhängigkeitstag Zehntausende Nationalisten demonstriert. Im Gegensatz zu früheren Jahren blieb es friedlich. Zeitgleich fand eine Kundgebung der regierungskritischen KOD statt - diese blieb aber deutlich kleiner.
Anlässlich des polnischen Unabhängigkeitstages haben in Warschau zwei Großkundgebungen stattgefunden. An einem Marsch von Nationalisten unter dem Motto "Polen als Bastion Europas" nahmen etwa 75.000 Menschen teil, wie Innenminister Mariusz Blaszczak sagte. Die Veranstalter sprachen sogar von bis zu 100.000 Teilnehmern. Tausende weiß-rote Nationalflaggen wurden geschwenkt, immer wieder knallten Feuerwerkskörper.
Die Demonstranten skandierten Parolen wie "Gott, Ehre, Vaterland" oder "Die Kommunisten werden wir statt der Blätter an den Bäumen aufhängen". Weitere Parolen richteten sich gegen Abtreibung. Auf Bannern hieß es: "Schwangerschaftsabbruch = Mord".
Die Veranstaltung verlief nach offiziellen Angaben ohne Zwischenfälle. Etwa 7000 Polizisten waren im Einsatz - auch, weil es in den Vorjahren wiederholt zu schweren Ausschreitungen gekommen war.
Aufruf zur nationalen Einheit
Bei einem weiteren Marsch liefen laut Behörden etwa 10.000 Anhänger des regierungskritischen Bündnisses Komitee zum Schutz der Demokratie (KOD) durch die polnische Hauptstadt. Die beiden Demonstrationsrouten verliefen so, dass sich die Teilnehmer nie nahe kamen.
Es fanden auch offizielle Zeremonien zum Unabhängigkeitstag statt. Staatschef Andrzej Duda rief dabei zur nationalen Einheit auf. Am 11. November 1918 hatte Polen seine staatliche Unabhängigkeit wiedererlangt. Das Land war seit dem Ende des 18. Jahrhunderts unter Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt gewesen und damit zeitweise als eigenständiger Staat von der europäischen Landkarte verschwunden.