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25.09.16, 13:48
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#1
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Legende
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Türkei-Putschversuch: Überraschende Macht der Moscheen
Zitat:
Niederlage für Putschisten
Dem Putschversuch in der Türkei vom 15. Juli, ausgeführt von Teilen des Militärs, ist die Bevölkerung noch am selben Abend mit Massendemonstrationen begegnet. Bisher wurde dem Aufruf von Präsident Recep Tayyip Erdogan via CNN Türk, auf die Straße zu gehen, eine entscheidende Rolle zugemessen. Doch eine umfassende Datenanalyse des US-Magazins „Foreign Affairs“ stellt andere treibende Kräfte in die Auslage, die dafür verantwortlich waren, dass die Menschen Widerstand leisteten - schon einige Zeit vor Erdogans TV-Meldung. Eine wesentliche Rolle spielten dabei die Moscheen.
Datenanalyse zeichnet Ereignisse nach
Der Putschversuch in der Türkei am Abend des 15. Juli hat mit einer Meldung über die Sperre der Bosporus-Brücke in Istanbul begonnen. Militärfahrzeuge hatten die Brücke blockiert. Schon kurz darauf gab es die ersten Proteste in Sozialen Netzwerken und auf der Straße - eine wichtige Rolle dabei spielten auch die Moscheen.
Eine umfassende Datenanalyse des Magazins „Foreign Affairs“ zeichnet nun die Ereignisse dieses Abends mit dem Schwerpunkt auf Istanbul nach. Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte die Türken über einen FaceTime-Anruf im Nichtregierungssender CNN Türk auf, sich gegen den Putsch zu stellen und auf die Straße zu gehen.
Die Analyse zeigt aber deutlich, dass Erdogans Appell an die Bevölkerung nur eine nachgeordnete Rolle bei der Mobilisierung gegen die Putschisten spielte. Schon zuvor hatte sich Widerstand gegen die Putschisten in Sozialen Netzwerken und durch die Moscheen formiert.
„Arabischer Frühling“ nicht nur säkular
Schon im „arabischen Frühling“ hatten Wissenschaftler angezweifelt, dass es sich um ein rein säkulares Phänomen handelt, und den Moscheen eine treibende Kraft bei der verschiedenste Gesellschaftsschichten umfassenden Mobilisierung zugesprochen. Bisher fehlten aber die entsprechenden Daten, um dieses Phänomen zu belegen. Anlässlich des türkischen Putschversuchs konnte die umfassende Mobilisierung der Bevölkerung dagegen von Autoren von „Foreign Affairs“ aus den digitalen Daten nachgezeichnet und dargelegt werden.

Mit ersten Panzern auf der Bosporus-Brücke ging der Putschversuch los
Dieser Analyse zufolge ging der Protest gegen den Putschversuch im Internet los, dann über das Moscheenetzwerk und direkt auf der Straße - alles schon ab 21.47 Uhr osteuropäischer Zeit. Das sei noch vor Erdogans TV-Appell gewesen, so die „Foreign Affairs“-Analyse. Religiöse Netzwerke ergänzten den im Internet stattfindenden Widerstand und verstärkten die Mobilisierung.
Aufruf über Handy und SMS
Schon als die ersten Panzer die Bosporus-Brücke besetzten und Kampfjets über Istanbul und Ankara flogen, gab es die ersten Meldungen und Bilder auf Twitter und Instagram. Unter den ersten Gruppen, die Proteste auf der Straße organisierten, waren regionale Netzwerke der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP und verschiedene Sufi-Bruderschaften (Tariqas), so die Analyse.

Auf der anderen Seite der Bosporus-Brücke sammelten sich rasch die ersten Demonstranten gegen den Putschversuch
Über Handy und SMS riefen diese Netzwerke ihre Anhänger dazu auf, vor allem dort auf die Straße zu gehen, wo es besonders hohe Truppenkonzentrationen gab, so „Foreign Affairs“ - etwa an der Bosporus-Brücke und in unmittelbarer Nachbarschaft in Kisikli, in Sarachane und kurz darauf auch nahe dem Atatürk-Flughafen im Süden. Je nach geografischer Lage wechselten auch die damit korrespondierenden Hashtags auf Twitter.
Die Mobilisierung erfolgte zudem durch das indirekte Zusammenspiel zweier nicht in Beziehung zueinander stehender Gruppen - von Moscheen und Sozialen Netzwerken. Moscheen verbreiteten über Lautsprecher die Gebete und forcierten den Protest gegen den Putschversuch, erklärten die Türkei-Experten Akin Ünver und Hassan Alassaad in „Foreign Affairs“. Diese Gebete waren nahezu gleichzeitig auch über ein Youtube-Video vor dem Hintergrund des Lärms der Kampfjets zu hören.
Mobilisierung vor Erdogan-Aufruf
Die beiden Autoren unterscheiden dabei zwei Ansätze der Organisation und Koordination des Widerstands: auf der einen Seite die Moscheen, kontrolliert von der Regierungsagentur für religiöse Angelegenheiten. Auf der anderen Seite die von Sozialen Netzwerken ausgehenden Proteste. All das sei geschehen, bevor Premierminister Binali Yildirim und Erdogan ihren TV-Auftritt hatten.
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Die ersten kleineren protestierenden Gruppierungen wuchsen schnell an. Noch in der Nacht gab es Massendemonstrationen gegen die Putschisten. Schon um 23.00 Uhr waren die Proteste so groß, dass sie über die Bosporus-Brücke bis zum zentralen Taksim-Platz übergriffen. Erst um 23.05 erfolgte Erdogans Aufruf via TV an seine Anhänger, auf die Straße zu gehen. Dieser beschleunigte den Protest gegen die Putschisten. Widerstand hatte sich aber auch ohne Erdogan formiert.
Analog vs. digital
Die Gegner der Putschisten punkteten mit innovativen Taktiken, die putschenden Soldaten setzten auf konventionelle Methoden. Ihre Machtübernahme kommunizierten sie etwa wie schon bei den Militärputschen 1960, 1971 und 1980 über das türkische Radio und Fernsehen. Bewährte Kommunikationsinfrastruktur wie der staatliche Satellitenbetreiber Türksat wurden behindert.
Der Putschversuch vom 15. Juli sei ein Beispiel für den „Sieg des digitalen Zeitalters über den analogen Putsch“, beschrieb Soner Cagaptay, Leiter des Türkei-Programms des Washington Institute. Die Putschisten hätten vergessen, dass sie nicht mehr im 20. Jahrhundert lebten. Das staatliche türkische Fernsehen sei nicht mehr der einzige Kanal und weit davon entfernt, der meistgesehene zu sein, wurde Cagaptay von
„Foreign Affairs“ zitiert.
Vielmehr gewannen die Moschen und Soziale Netzwerke die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Entscheidend war aber zu verstehen, wie neue Medien am besten genützt werden. Denn auch der erste Versuch Erdogans - vor seinem FaceTime-Appell via CNN Türk -, sich über Periscope, eine App für Videoübertragung in Echtzeit, an die Bevölkerung zu wenden, schlug fehl. Entscheidend für den großen Widerstand gegen die Putschisten sei daher, so Ünver und Alassaad, die Kombination aus traditionellen und Sozialen Netzwerken gewesen.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei TinyTimm:
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25.09.16, 23:02
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#2
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Silent Running
Registriert seit: Feb 2010
Beiträge: 7.191
Bedankt: 22.375
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Auszug aus permalink # 1 Redefreiheit im Internet vom 24.09.2016 [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Zitat:
Präsident Erdogan, der bislang als notorischer Zensor die Unkontrollierbarkeit des World Wide Web einzudämmen versuchte, entdeckte in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli das Netz als wichtiges Werkzeug. Zuerst schickte er eine SMS an alle türkische Handybesitzer. Dann mobilisierte er über Twitter seine Anhänger, sich den Putschisten entgegenzustellen. Zehntausende folgten dem Aufruf. Später stellte sich heraus, dass die staatliche Internetbehörde in der Putschnacht den Zugang zu den Sozialen Medien zunächst gedrosselt und dann wieder freigegeben hatte, als sie selbst begann, Tweets zu verbreiten.
Bitter, so Dennis Mehmet, dass Erdogan seine "spät entdeckte Liebe zur digitalen Kommunikation" nun dazu nutzt, seine Autokratie zu festigen.
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Da hat also Erdogan seine Zensur der digitalen Kommunikation neu überdacht.
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26.09.16, 08:34
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#3
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Anwesend
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Bedankt: 308
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Ja, wirklich überraschend, diese Macht der Moscheen. Dort hat ja in den vergangenen Jahren kein Prediger je zu Morden aufgefordert, oder zur Verfolgung mißliebiger Personen. Und es lief nie ein Mob los und folgte den Aufforderungen. #Neuland
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei dieterthehaack:
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26.09.16, 12:36
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#4
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Legende
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Zitat:
Zitat von nikos2016
DITIB und Moscheen kontrollieren bzw Verbieten
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Wohl eher die Politiker kontrollieren:
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