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03.12.15, 08:27
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Legende
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Österreichischer Gruselexport
Zitat:
Horch was kommt von draussen rein?
Der Krampus hat ganze Generationen von Kindern traumatisiert. Jetzt sind die Kinobesucher dran - und zwar international. Denn der altösterreichische Gruselkumpane vom Nikolaus ist Hauptdarsteller eines neuen Films, der das Horror-Genre mit dem Weihnachtscomedy-Fach vermählt. Es ist keine gute Ehe, so viel vorweg. Für Hollywood wurde die Titelrolle in „Krampus“ übrigens adaptiert: In den USA hilft er nun dem Weihnachtsmann. Importiert wurden österreichische Schauspiel- und Krampus-Erfahrung.
Krampus und der Rest der coolen Gang
Wenn du nicht brav bist, kommt der Krampus. Und wenn du noch böser bist, musst du dir im Kino den Krampusfilm anschauen. So verbinden sich alte, mythische Figuren mit dem modernen Kino.
Der Krampusbrauch war früher im gesamten Gebiet des Habsburger-Reiches verbreitet. Noch heute finden sich Spuren davon in den ehemaligen Kronländern. Bereits im 17. Jahrhundert wurde in Klosterschulen Nikolaus als lobende Instanz angerufen und Krampus als tadelnde Figur an seine Seite gestellt. So hielt er sich in unseren Breiten bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Heute sind Krampusfiguren eher von perchtenähnlichen Schauläufen bekannt.
KRAMPUS Trailer German Deutsch | Horror Film 2015 [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Der Krampus, das war früher der Inbegriff der schwarzen Pädagogik. Während die braven Kinder Nüsse und Trockenfrüchte vom Nikolaus bekommen, droht ihnen die pelzige Teufelsfigur mit den Hörnern ordentliche Dresche mit einer Rute oder einer Kette an. In ländlichen Gebieten laufen junge Männer noch heute im Krampuskostüm durch die Straßen und vermöbeln Passanten. Mitunter kommt es zu Verletzungen und Schlägereien. Auch der eine oder andere Krampus selbst bekommt dabei sein Fett weg.
Verwirrende Übersetzungsleistungen
Dass Krampusse furchterregend aussehen, liegt in der Natur der Sache. Ein Horrorfilm mit dem Krampus ist also naheliegend. Aber in einem Hollywood-Film muss man das Ganze für da US-Publikum adaptieren. Darum hat sich Regisseur Michael Dougherty gekümmert, der sonst eher als Drehbuchautor bekannt ist („Superman Returns“). Schon seit Jahren spukt ihm Krampus durch den Kopf.
Jetzt ist der Weihnachtsmann ja nicht Nikolaus, Santa Claus hin oder her. Den Nikolaus mit einem eigenen Fest gibt es in den USA nicht. Also kann der Krampus auch nicht sein Assistent sein. Der Krampus wird für Dougherty deshalb zu einer Art garstigem Hüter des Weihnachtsfestes. Das Setting ist klassischen Weihnachtskomödien entnommen, um nicht zu sagen plump kopiert.
Marodierende Lebkuchenmännchen
Eine große Familie kommt zusammen, um das Fest des Friedens zu feiern. Der renitente Onkel, die ordinäre Tante, ein ganzer Haufen Kinder und schließlich die Oma aus Österreich. Natürlich streiten alle die ganze Zeit - und wenn überhaupt, dann ist die Weihnachtsstimmung nur im Sinne einer Konsumorgie präsent. Deshalb verliert der kleine David seinen Glauben an das Weihnachtsfest. Und immer, wenn wo ein Kind den Glauben an Weihnachten verliert, kommt der Krampus. Die Oma aus Österreich kennt das noch von früher.
Der Krampus holt sich dann ein Kind nach dem anderen. Aber weil so ein Monster allein offenbar zu fad ist, hat er einen ganzen Haufen Helfer - marodierende Lebkuchenmännchen (siehe „Brothers Grimm“), einen sabbernden, kinderfressenden Clown (siehe „Es“) und ähnliche Gestalten. Das ist lustig. Die Weihnachtsgäste sitzen im Haus am Waldrand fest, der Strom ist ausgefallen, und Handynetz gibt es auch keines. Also bleibt alles in der Familie.
Krista Stadler und der 70er-Look
Das klassische Weihnachtsfilm-Setting von einem zotteligen Krampus und seiner Gang ultrabrutal zerstören zu lassen ist keine Idee, die nicht funktionieren könnte. Allerdings lässt das Drehbuch zu vieles im Vagen, lässt zu viele Dialoge ins Leere laufen und ist insgesamt etwas lieblos geraten. Auch die Schauspielerführung scheint Dougherty kein besonderes Anliegen zu sein. Obwohl mit Toni Collette („Muriel’s Wedding“), Allison Tolman (Hauptdarstellerin der ersten „Fargo“-Serienstaffel) und Krista Stadler (von „Graf Bobby“ bis zu „SOKO Wien“) zumindest die Riege der Schauspielerinnen durchaus auch so etwas wie Schauspielerkino hätte erwarten lassen können.
Die Story und die Dialoge sind blöd, die optische Umsetzung jedoch gelungen. Abgesehen vom Zottelkrampus und seinen schrillen Assistenten überzeugt eine animierte Rückblende in die Vergangenheit der Oma. Das Allerbeste am Film aber sind die Interviews, die Krista Stadler nun landauf, landab gibt. Der APA sagte sie auf die Frage, wieso ausgerechnet sie engagiert wurde: „Ich glaube, es gibt in Amerika keine Schauspielerin, die nicht operiert ist und im Gesicht auch aussieht wie 70, wenn man näher hinschaut. Und dann spricht die Figur natürlich auch Deutsch. Ich glaube aber, so etwas ist Schicksal.“
Für Freunde schriller Horrorfiguren
Im selben Interview erzählt sie auch über die Schauspielführung Doughertys: „(...) man sagt dem Schauspieler nur, wo man ihn gerne hätte, aber sonst gibt es nicht viele Regieanweisungen. Dort nimmt man an, dass man seinen Beruf kann. Nach der Szene geht jeder raus und sieht sich das am Monitor an - und wenn es einem nicht gefällt, macht man es nochmal.“ Ein paar Anweisungen hätten nicht geschadet, ein besseres Drehbuch ebenso wenig. Wer aber schrille Horrorfiguren liebt, der kommt auf seine Kosten.
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