Willkommen |
|
myGully |
|
Links |
|
Forum |
|
|
|
 |
18.10.15, 00:16
|
#1
|
Legende
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.519
Bedankt: 34.774
|
Usbekistan: Bauern klebten Baumwolle wieder an
Zitat:
Schildbürgerstreich vor hohem Besuch
Kuriose Folgen hatte unlängst die Ankündigung eines hochrangigen Besuchs in einem usbekischen Dorf. Lokale Behörden dachten, dem erwarteten Ministerpräsidenten Shavkat Mirzijojew mit weißen Baumwollfeldern imponieren zu können, standen aber vor dem Problem, dass die Wolle bereits geerntet war. Kurzerhand beschlossen sie, die Ernte rückgängig zu machen und die Baumwolle einzeln an die kahlen Pflanzen wiederankleben zu lassen. Dass sich die Mühe Hunderter zwangsverpflichteter Bauern dann doch nicht lohnte, ist die bittere Pointe dieses Schildbürgerstreichs.

Baumwolle ist das wichtigste Agrarprodukt Usbekistans
„Alles sollte hier gut aussehen“
Als der usbekische Ministerpräsident Shavkat Mirzijojew unlängst ankündigte, das Dorf Shaharteppa zu besuchen, wollten die lokalen Beamten den hochrangigen Besucher mit weißen Baumwollfeldern entlang seiner Route beeindrucken. Das Problem war, dass die Felder bereits abgeerntet waren. Kurzerhand wurden die Einheimischen dazu angehalten, die wolligen Bommel an die Pflanzen händisch wiederanzukleben.
Hunderte Männer und Frauen wurden einem Bericht der britischen Tageszeitung „The Guardian“ zufolge vor dem erwarteten Besuch Mirzijojews Ende September zu diesem „Klebedienst“ in der Provinz Fargona entlang der Hauptstraße, die der Konvoi des Ministerpräsidenten passieren sollte, verpflichtet. Die einen hätten Klebstoff in den Samenkapseln angebracht, die anderen Baumwolle auf die Kapsel gesetzt und sie auf Stielen der Pflanzen in den vorderen Reihen der Baumwollfelder geklebt, sagte ein Dorfbewohner dem usbekischen Dienst RFE/RL.
Klebeaktion ohne Happy End
„Alles sollte hier gut aussehen“, so der Bewohner. Hunderte weitere Dorfbewohner säuberten zugleich das Gebiet entlang der Hauptstraße. Ein Bauer, der die Angaben bestätigte, sagte: „Mehr als 500 Personen wurden aus ihrem Arbeitsalltag gerissen und mussten Baumwolle befestigen.“ Angeblich geschah das auf Anordnung des Provinzgouverneurs. Aus Angst vor Repressalien der Behörden wollte der Landwirt anonym bleiben. Bittere Ironie: Die mühsame Aktion der Bauern war vergeblich, denn Mirziyaev habe seinen Weg in letzter Minute geändert und sei dann gar nicht durch das Dorf gefahren, berichtete der „Guardian“.
Nicht zum ersten Mal
Nicht zum ersten Mal wurden derartige absurde Anstrengungen in Fargona unternommen und ganze Landstriche herausgeputzt, um einen guten Eindruck zu machen. Bereits im Oktober 2009 war Behördenberichten zufolge Baumwolle auf Büsche geklebt worden, als Präsident Islam Karimow die Region besuchte. Und erst im März dieses Jahres wurden anlässlich eines Besuchs Karimows künstliche Blumen auf Bäume gebunden.
Baumwolle ist das wichtigste Agrarprodukt Usbekistan und ein allgegenwärtiges Thema. Sogar auf dem Wappen des Landes ist sie zu finden. Es gibt Gebäudefassaden und Mauern mit stilisierten Baumwolldarstellungen, Springbrunnen haben die Form von Baumwollkapseln, Teppiche zieren Muster mit Motiven der Baumwollpflanze.
Putin und das Potemkinsche Dorf
Ungewöhnlich sind Maßnahmen wie Shaharteppas Klebeaktion in der gesamten Region nicht. So wurden auch im benachbarten Tadschikistan Gebäude entlang einer Route, die Präsident Emomali Rahmon bei einem Besuch nahm, einem eiligen Facelift unterzogen, um den tatsächlichen Zustand zu verbergen. Und auch in anderen ehemaligen Sowjetrepubliken - einschließlich Russland - ist diese Praxis Potemkinscher Dörfer laut „Guardian“ gang und gäbe. Die Redewendung geht auf eine Erzählung über den russischen Fürsten Grigori Alexandrowitsch Potjomkin zurück, der Zarin Katharina II. auf einer Inspektionsreise im Jahr 1787 durch die Krim nur blühende Dorfattrappen gezeigt haben soll, um das wahre Gesicht der Gegend zu kaschieren.
In der Region Transbaikalien im Südosten Sibiriens musste erst vergangene Woche rissiger Asphalt von einer neuen Straße entfernt werden, die anlässlich eines Besuchs von Wladimir Putin im September hastig errichtet worden war. Zuletzt wurden Medienberichten zufolge in Susdal, einer Stadt nordöstlich von Moskau, die Fassaden desolater Gebäude durch riesige maßgeschneiderte Transparente verdeckt, um für Putin herausgeputzt zu erscheinen.
|
Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Weltmeister im erstellen "Potemkinscher Dörfer" waren die Rumänen unter der Herrschaft des Conducators Nicolae Ceaușescu.
|
|
|
Forumregeln
|
Du kannst keine neue Themen eröffnen
Du kannst keine Antworten verfassen
Du kannst keine Anhänge posten
Du kannst nicht deine Beiträge editieren
HTML-Code ist Aus.
|
|
|
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 06:34 Uhr.
().
|